stall zu Heppenheim zu bringen. Hier machte man aber, im Hinblick auf die strengen gesetzlichen Vorschriften und da das kreisamtliche Zeugniß fehlte, der Ausnahme anfang erhebliche Schwierigkeiten, zu­letzt gestattete man sic provisorisch. Die '-Schwester des Unglücklichen reiste mit dem nächsten Zuge zu­rück, um den Eltern die traurige Nachricht zu brin­gen und weiteres anznvrdnen.

In Karlsruhe wurde einem Arbeiter das zweifel­hafte Glück zu Tlieii, einen etwas reichlich bemessene» Fami­lienzuwachs zu erbalten, indem ihn seine Ehefrau mit Drillin­gen beschenkte. Um die Ucbcrraschnng nicht zu stark zur Wir­kung kommen zu lassen, erschien der erste Sprössling am 89. März, der zweite am 31. und der dritte am 2. April. Sv zu lesen in den StandeSbuchauszügen der dortigen Blätter.

Das bayerische Gutachten über das Tabak- Monopol ist nun in Berlin eingetroffen. Die daher. Regierung spricht sich in motivirter Weise gegen das Monopol aus, tritt aber entschieden für eine Erhöh­ung der Einnahmen ans dem Tabak ein und schlügt dazu schließlich die Fabrikatsteuer vor. Für daS Monopol lautet von den Gutachten der größeren Staaten außer demjenigen Preußen s nur das würt- tembergische. Dasselbe will aber die Erträgnisse den Einzelstaaten zur Verringerung der Matriknlarveilrägc und sonstiger Herstellung ihrer Finanzen überwie­sen wissen.

Am 2. d. M., Nawm. 4 llkr, verhaftete der Gensdarnl Schicket in Oberammergan einen eines Uhrendiebstahls verdäch­tigen Handwcrksburschen und wollte ihn in die Frohn Veste nach Garuisch abtlescrn. Als er mit seinem Arrestanten am Eltclerberg angel.'.ngt war, kamen zwei Vagabunden (jeden­falls Reisegefährten des Verbasteten), packten den Gensdarm unversehens und warten ibn über die Schntzmaner der Straße den Berg hinab. Er siet ca. 6-7 Meter tief hinunter. Zum Glück hielt ihn das Gewehr mit dem Bajonett im Falle auf, so daß er mit einigen leichteren Wunden und Hantschärfungen davonkam. Die Strolche machten sich davvn, wurden aber be­reits am 3. früh in Sccseld in Dyrot nntgegriffen und in die Frshnvestc MHv Garnisch eiugelieiert.

Berlin, 5. April. Nach derPost" ist die Einberufung des Reichstags ans den 27. April be­absichtigt.

Berlin, 6. April. Die neuesten Berichte über daS Befinden des Reichskanzlers lauten un­günstig. Die Aerzte empfehlen demselben längere Ruhe.

Dem Vernehmen nach beläuft sich die Zahl der in diesem Jahre zum Geburtstage des Reichs­kanzlers eingegangenen schriftlichen Glückwünsche aus 800.

Es ist darauf aufmerksam zu machen, daß demnächst neue Reichskassenscheine zu 50 Mark ausgegeben werden.

DemBerl. Tgbl." zufolge beschloß eine von 2000 Personen besuchte Versammlung in Berlin eine Resolution gegen daS Tabakmonopol und gegen jede Steuererhöhuug. Warum nicht gleich auch gegen jede Steuer überhaupt ?

Magdeburg, 8. April. Heute Nachmittag ist der vordere Kessel des der österreichischen Nord- west-Dampfschiffsahrts-Gesellschaft (früher Prager Dampfschifffahrtsgesellschast) gehörigen Dampfers Austria" explodirt. Leider hat die Katastrophe auch vier Menschenleben gekostet. (W. L.)

Potsdam, 8. April. (Sensationeller Pro­zeß.» Vor einigen Tagen wurde hier das Urtheil in einem Prozeß gefällt, der in den weitesten Krei­sen nicht geringes Aufsehen machte. Wie der An­klage zu entnehmen war, wurden nämlich seit Jah­ren eine Anzahl Familien von anonymen Briefen verfolgt, welche giftige Anschuldigungen, Verläum- dungen '.c. enthielten. Die Folgen dieser Briefe blieben in vielen Fällen nicht aus. Es traten Feind­schaften und eine Anzahl Unglücksfälle aus Ver­zweiflung in den heimgesuchten Familien ein. Die Frau des Landgerichtspräsidenten Zaucke in Pots­dam kam endlich als die Schreiberin dieser Briefe unter Anklage. Sie leugnete. Der Staatsanwalt beantragte gegen Frau Zaucke 4 Monate Gefängniß. Bei der Vertheidigung, welche die Angeklagte selbst führte, brachen die zahlreich anwesenden Damen in Schluchzen aus. Frau Zaucke betheuerte mit weni­gen Worten ihre Unschuld und schloß:Mag mich Alles verlassen, so bleiben mir doch Freunde genug: Gott, mein gutes Gewissen und die Wahrheit.!" Der Gerichtshof verurtheilte trotzdem Frau Zaucke zu 4 Monaten Gefängniß und zur Tragung sehr beträcht­licher Kosten.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 6. April. Wie alljährlich am Gründonnerstage, wurde auch heute von dem Kaiser und der Kaiserin im Cere- mouiensaale der Hofburg -ic Fnstwaschung an zwölf alten Männern und zwölf alten Frauen vollzogen. Dieselben wur­den in altdeutscher schwarzer Tracht mit brcitkrämpigen, niedri­

gen Hüten, um welche blaue Bänder geschlungen waren, in den Saal geleitet. Der gesammte Hof war anwesend.

Wien, 9. April. Es sind einige Fälle von fingirten Opfern der Ringthcaler-Katastrophe zur Kenntnis; der Behör­den gekommen. So wurde der ungarische Geflügelhündler Gertler, 35 Jahre alt, von seiner Frau als verbrannt ange­geben; derselbe hat sich aber von Wien, nachdem er mit seiner Frau die Verabredung über ihr weiteres Verhalten getroffen, nach Pest begeben und ist dort verblieben. Bon den Unter­stützungen, welche der Frau Beliy Gertler von Seite des Hilsü- kvmile's zugekommen, wurden bei ihrer Festnahme noch 130 fl. in ihrem Besitze gesunden. Bezüglich der Kinder Gertler'S war die Bestimmung getroffen wo.den, daß für jedes bis znm Ein­tritte der Volljährigkeit ein Erziehungsbeilrag von 252 fl. aus­gesetzt, beim Eintritt der Großjährigkeit aber einem jedem das Kapital von 6900 fl. Notenrente cinzuhändigen sei. Personen, die Frau Gertler zu wiederholtenmalen den Weg zu den Bureaux des Hilfskvmite's nehmen sahen, bemerkten, daß die Frau stets mit der traurigsten Miene vor dem Hilsskomite er­schien; allein nach dem Verlassen ües Lokales verschwand der Schmerz ans deu Zügen der so schwer heimgesuchten Frau u. aus der Straße prägte sieb bereits eine ungetrübte Heiterkeit in ihrem Gesichte aus. Dieser jähe Wechsel von Schmerz und Freude war es, der dem Magistratsralhe Peyfnß aufsiel.. Es wurden Nachforschungen gepflogen, die ergaben, daß Betth Gertler mit Joseph Gertler korrespondirte und daß dieser Jo­seph in Ungarn weile. Alsbald rüstete das Epekutivkomite einen Detektive ans und sendete ihn nach Pest. Dort wurde vollends alles klar: Ivseph wurde sestgenommen. seine würdige Hälfte wurde in Wien dingfest gemacht. - Der Betrug Gert- lers ist nicht der einzige ; ein zweiter Fall ist bereits konstatirt und man muß befürchten, daß das Hilsskomite wiederhvlt ge­täuscht wurde.

Am 6. d. starb in Marktl bei Lilienfeld in Nicderöst- reich im 71. Lebensjahr der Erfinder des ersten östreichischen HinterladnngSsystemS, welches bekannllich nach seinem Namen genannt wurde, Franz Wänzl.

In Ungar» und noch mehr in Rumänien hat der Nachtfrost den Weinstvck und die Obstdlüthc stark beschädigt, auch die Saaten wurden ziemlich stark mitgenommen. In der Gegend von Wien wurde die Blüthe der Kirschen, Pfirsiche, Nußbäume mehr als zur Hälfte vernichtet. Doch mar der Frost dort nicht fv stark, als in Ungarn.

Frankreich.

Toulon, 7. April. Heute früh fand im hie­sigen Hafen eine Torpedo-Explosion statt, wäy- rend 1t Matrosen ansfahren wollten, um einen Torpedo behufs eines Experimentes ins Meer zu lassen. Drei Matrosen wurden sofort getödtet, die acht anderen verwundet. (St.-A.'-

Enaland.

DieTimes" veröffentlicht einen Privatörief von Henry Byron, ehemaligen britischen Vizckvn- sills in Pvrtanprinee, worin bestätigt wird, daß die Pocken auf Hayli verheerend auftreten. Man be­rechnet, daß ca. 20,000 Personen der Epidemie er­legen sind.

Rußland.

Petersburg, 0. April. Großfürst Wladi­mir wird so theilt diePol. Corr." von beach- tenswerther Seite mit in kürzester Zeit wieder nach Petersburg zurückkchren.Dadurch wird daS kindische Märchen, welches seiner bedeutsamen Reise den Charakter einer Fahrt in's Exil octrohiren wollte, die beste Widerlegung erfahren. Zur Rück­reise dürfte sich dann der Großfürst wohl des We­ges über Berlin bedienen, um daselbst einige Tage zu verweilen. Sein Aufenthalt in der deutschen Hauptstadt uud der Verkehr mit den maßgebenden Faetoren der deutschen Politik wird zweifellos die glücklichen Wirkungen der Wiener Reise vertiefen u. befestigen. Er wird die letzten Nebelreste aus der Stimmung der Bevölkerungen verscheuchen helfen und den wahren Willen der leitenden St. Petersburger Kreise neuerdings zum Ausdrucke bringen."

Petersburg, 9. April. Das Journal de St. Petersburg veröffentlicht ein kaiserl. Reskript an den Fürsten Gvrtschakosf, welches denselben aus seinen Wunsch aus Gesundheitsrücksichten und seines hohen Alters wegen von der Leitung des Ministe­riums des Aeußern, unter Beibehaltung des Titels als Reichskanzler, entbindet und den Staatssekretär Giers zum Minister des Aeußern ernennt. Der Moskauer Ztg. zufolge beabsichtigt das Kriegsmini- sterium, sofort nach Schluß der dießjährigen Lager­zeit 37,500 Mann zu beurlauben.

Trotzdem in Moskau seit Monaten die Po­lizei Alles mit Argusaugen überwacht, namentlich den Kreml mit seiner Umgebung, die Einzugsstraße rc., brachten die Nihilisten es fertig, dicht beim Kreml in der Einzugsstraße, eine Mine, ähnlich jener in der Petersburgerkleinen Sadowaja", die nach dem letzten Attentat auf Alexander II. entdeckt worden, herzustellen. Sie wählten dort einenBlumenladen", von dessen Keller aus sie eine Mine unter den Stra­

ßendamm Vortrieben. In einem Blumengeschäft fiel "

es auch gar nicht auf, daß ganz offen ausgegrabene Erde transportirt wurde. Wenige Stationen dies­seits Moskau soll ebenfalls eine, bis unter die Halte­stelle der Züge, vom Stationsgebäude aus vorge- lriebene Mine aufgefunden worden sein.

Der russische General, der neulich meinte, die Russen könnten keinen Krieg führen, weil sie kein Pulver vorräthig Hütten, scheint doch im Jrrthum Asf gewesen zu sein. In Dünaburg haben die Soldaten nämlich noch welches gefunden und 240,000 Pfund §«§-3^ davon heimlich verkauft. Die Sache ist jetzt ans Licht gekommen und 300 Verhaftungen haben stattqefuiiden. »A! Wieder echt russisch.

DerGolos" meldet, daß in dem Dorfe Walegosolowa, 25 Werst von Anajew entfernt, am vorigen Sonntage, einem Markttage, 30 Buden- AAL' djischer Händler und 80 Häuser zerstört wurden.

Das Bolk goß Photogen auf die Buden und zün- dete dieselben an. Ein Theil der christlichen Bevöl-

kerung trat den Unruhestiftern entgegen. o>«3

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Die Ge>v erbe bank in Vaihingen hatte im Jahr 188t einen Umsatz von 9,235,000 Der Reingewinn be-

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trägt 17048 wovon 12,778 .L als Dividende vcrthcilt wurden. Dieselbe beträgt bpzN». Auffallend ist die rapide 3 A Abnahme der Mitgliederzahl seit I8S0, es sind 150 mehr aus-, als cingeirete». Gegenwärtiger Stand 793. Ob die in der Generalversammlung am ti. April beschlossene Abänderung der

Statuten geeignet ist, dem fortwährenden Austritte Einhalt zn_

lhun, wird von mit der Sachlage Vertranten sehr in Zweifel gezogen, um sv mehr, als der Krach der Vvlksbank in Stutt­gart wieder aufs Nene das frühere bestandene Mißtrauen ge­gen die Gewerbebank ansfrischte.

N ü rnbe r g, 8. April. jH opfen.j Exportwaare wurde zn 65- 75 .ti, Kundschasts- und bessere Hopfen meist zu 80

115 gehandelt. 1880er gingen in kleinen Pusten zu 35

55 ab. Im Allgemeinen ist das Geschäft anhaltend ruhig und der Preisstand unverändert.

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Allerlei.

Waschen des Kaffees. Schon vor Jah­ren empfahlen Bewohner des Kap der guten Hoff­nung das Waschen des Kaffees, indem sie aiff die unreinliche Beyandlnng desselben seitens der Neger binwiesen. Befolgt man diesen Rath, so wird- man sich überzeugen, daß durch das Waschen des Kaffees ein Schmuu entfernt wird, von dessen Dasein man vorher keine Ahnung hatte. Zudem besitzt der ge­waschene Kaffee eine größere Kraft, als der mige- waschcnc, nur darf er nicht zu braun geröstet oder gebrannt werden. Die Mühe des Waschens selbst ist gering. Man sucht zunächst die schlechten Bohnen,

Stcinchen und allen Unrath anS, worauf der Kaffee 12 mal mit lauem, aber nicht heißem Wasser ge­waschen wird und trocknet ihn dann auf ein reines Tuch oder Papier gebreitet. Vorrath zu waschen ist nicht vortheilhaft, da er leicht Feuchtigkeit behalten und dann schimmeln würde. Bei sehr theurem Kaffee bemerkt man auch hierbei sebr oft, daß derselbe ge­färbt ist: daß Wasser wird grünlich und hinterläßt auf dem Papier, wo er getrocknet wird, dergleichen Flecke zurück. Jedenfalls ist die Farbe der Gesund­heit nachtheilig und verdient schon in dieser Beziehung das Waschen des Kaffees alle Beachtung.

Eherecht in Tunis. Als vor einigen Jahren der Bey von Tunis in Hammam en Lief Gericht hielt, erzählt von Hesse-Wartegg in seinen Kulturbildern ans Tunis, trat ein Maure mit einem ziemlich umfangreichen Sacke in den Händen vor den Z

Thron des Bey und ließ daraus, ohne ein Wort d« «'!.-» zn sprechen, zwei menschliche, noch blutende Köpfe rollen den eines Mannes und den einer Frau.

Schweigend blickte der Bey auf die Köpfe, dann den Mauren an und gab dann das Zeichen der Frei­sprechung. Der Selbstankläger war ein betrogener Ehemann, der auf alte orientalische Traditionen fußend, in der ersten Aufregung beide Schuldige getödtet hatte und nun vor den höchsten Richter trat, um ihm seine That nicht mit Worten, aber durch Vorzeigung der Häupter der Schuldigen vor­zutragen. Der Bey mußte das Herkommen respek­tieren und sprach deßhalb den Rächer seiner Ehre frei. Seit jener Zeit ist aber kein solcher Fall mehr vorgekommen, weil die betrogenen Männer es meist vorziehen, ihre Frauen an den Verführer zu anstän­digen Preisen zu verkaufen, wozu ihnen gesetzlich das Recht zusteht.

Ein heißblütiger Ehemann bemerkte von der Straße aus, daß seine Gattin ein Kinderhemdchen an's Fenster zum Trocknen gehängt hatte.Weib! Was bedeutet diese Fahne am Fenster?" Ruhig antwortete sie:Das ist unsere Unionsflagge, liebes Männchen." Er war beruhigt.

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