EinKorrespondent derNordd. Mg. Ztg." aus Dresden konstatirt, daß auch dort die Gegner des Monopols nach Bekanntwerdcn des Entwurfs in der Abnahme begriffen, die fortschrittlichen Ver­sammlungen sehr gering besucht und die fortschrittli­chen Hetzereien wirkungslos geworden sind. Es scheint doch, daß dem deutschen Volk allmählich die Augen aufgehen.

Berlin, 18. März. Der Kaiser ist gestern beim Verlassen des Akademie-Gebäudes aus der un­tersten Treppenstufe ausgeglitteu und hat durch den Fall eine leichte Kontusion des rechten Ellenbogens und Knies sowie des linken Knöchels erfahren. 19. Mürz. Der Kaiser nahm heute Vormittag die Vorträge entgegen und machte später seine regelmä­ßige Spazierfahrt.

Berlin, 20. März. Fürst Bismarck wird in allernächster Zeit, jedenfalls vor Ablauf des Mo­nats, nach Friedrichsrnh gehen und dort auch seinen Geburtstag feiern. Der ländliche Aufenthalt des Reichskanzlers wird wenigstens einige Wochen dauern. Es kann aber schon jetzt als wahrscheinlich bezeichnet werden, daß der Fürst zur Zeit der parlamentari­schen Verhandlungen über die wichtigen Vorlagen hieher zurückkehren wird. Die Gesundheit des Für­sten ist leider seit Wochen fortwährend schwankend. Im Ganzen fühlt er sich von den Nervenschmerzen, die ihn von Zeit zu Zeit peinigen, und von der Schlaflosigkeit, an der er noch immer leider, recht angegriffen. Die Aerzte hoffen indessen, daß das Leiden durch die frische Landlnft bald gehoben wer­den wird.

Berlin, 21 . März. Die Regierung erwartet aufs Bestimmteste die Annahme des Tabakmonvpols im Bundesrathe.

Berlin, 21 . März. Fürst Bismarck äußerte, wie man derA. A. Z." von hier meldet, zu einem Abgeordneten: Er habe jetzt wenig Zeit den inneren Angelegenheiten zuznwenden, alle seine Jorge gehöre der Bemühung, den europäischen Frieden vor Stö­rung zu bewahren.

Das dem Abgeordnetenhaus«: vorgelsgte Ver­wendungsgesetz schlägt vor: für die gänzliche Ab­schaffung der vier untersten Klassensteuerstufen 14Vr Millionen, für den Erlaß der Schulbeiträge und der Dotationen von Volksschulen 50 Millionen, für die licberweisnng der Hälfte der Grunü- und Gebände- stenern an die Kreise 04 Millionen, für Erhöhung der Beamtengehalte 25 Millionen. Zur Schaffung der Mittel hiefür würde die Bewilligung neuer Reichs­steuern im Betrage von 118 Millionen nothwen- dig sein.

Wie der Nat. Ztg. berichtet wird, hat der Reichskanzler vor einigen Tagen über den Tabak- rvonopolentwurf sich dahin ausgesprochen, daß er je­dem Versuch, die Entscheidung über diese Vorlage zu verzögern, mit allen Mitteln sich widersetzen werde, da es sein Wille sei, daß der Reichstag in seiner Frühjahrssession eine Entscheidung über seine Stel­lung zum Tavakmonopol abgebe.

DemBerliner Tagblatt" wird aus P et ers- burg gemeldet: Man Hort hier in den letzten Tagen gerüchtweise von einer Anleihe sprechen, welche Ruß­land in der Höhe von 1000 Millionen Franks in Frankreich kontrahiren wolle." Wenn das Gerücht wahr ist, so ist's ein großes Börsenmanöver und wenn's nicht wahr ist, so ist's ein kleines Börsenma- növer. Letzteres dürfte wahrscheinlicher sein.

Berlin, 20. März. Unterrichtete Finanz­kreise behandeln die Zeitungsnachricht von einer neuen Anleihe, welche Rußland in Paris be­treibe, als Erfindung.

Feinschmecker, die sich durch gute Zeugnisse auswci- seu Wunen, werden zu einem auserlesenen Male in Berlin ge­laden. Auf die Tafel soll nur kommen, was jeder Erdtheil Seltenes und Feines hat, z. B. indianische Vogelnester, frische Brodfrüchte und Bananen aus Bermuda. Das Gedeck kostet 80 .H, ohne Wein.

Ans Quedlinburg wird derThür. Z." geschrieben: Kommt da vor einigen Tagen eine fein gekleidete Dame in Begleitung eines Dienstmädchens, welche ein schlummerndes, verschleiertes Kind trägt, in das hiesige J.'sche Schnittwaarcn- geschäst. DieGnädige" macht verschiedene Einkäufe, bemerkt aber zu ihrem Schreck, ihr Portemonnaie vergessen zu haben. Während sie unter Mitnahme eines Packeis von dannen eilt, wartet das kindtragende Mädchen im Laden. Endlich wird ihm die Zeit bis zur Rückkehr der Frau zu lang, es wird ängstlich, da ihrer Herrin etwas zugestoßen sein könnte, legt das schlummernde Kindchen auf ein im Laden stehendes Sopha, ergreift ebenfalls ein Packet und läuft zum Laden hinaus um nicht wieder zu kommen. Das schlummernde Kind erwies sich als eine Strohpuppe.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 20. März. Am 22 . findet zu Ehren des Kaisers Wilhelm ein Galadiner bei Kaiser Franz Josef statt. Die militärischen Fachkreise veran­schlagen die Kosten der in Bosnien und Herzego­wina erforderlichen stabilen Befestigungen auf fünfzig Millionen.

Schweiz.

Bern, 18. März. Dem Millionär Bürki hier wurde ein Knabe geraubt. DieN. Z. Z." erfährt darüber: Am Freitag gegen 4 llhr holte ein Frauen­zimmer den siebenjährigen Knaben ans der Schule ab, unter dem Vorgeben, seine Mutter warte auf dem Waisenhausplatz auf ihn, um mit ihm spazieren zu fahren; von dort wurde er in einer Droschke fort- gcbracht. Abends erhielt Bürki durch einen Dienst­mann einen Brief mit der Anzeige, daß der Knabe gut aufgehoben sei, daß er denselben aber nicht mehr lebend treffen werde, wenn er nicht 50,000 Fr. in der Nähe des Weyermannshauses niederlege. Bis jetzl waren alle Nachforschungen fruchtlos. Die Po­lizei, von dem Verbrechen sofort benachrichtigt, er­mittelte rasch den Droschkenführer, welcher das Weibs­bild und den Knaben bis zu einer außerhalb Bein liegenden Bierbrauerei geführt, sowie denjenigen Dienst­mann, welcher den Brief bestellt hatte. An der Hand der so gewonnenen Anhaltspunkte gelang es bis gestern Abend, in der Umgegend von Bern 2 Individuen dingfest zu machen, welche sich jenes Weibes zur Ausführung des Kindcrraubs bedient hatten und den Aufenthalt des Knaben vcrriethen. Es war derselbe nach dem sogen. Rehhag, etwa 1 Stunde von Bern entfernt, in ein abgelegenes Haus gebracht worden und konnte durch Gensdarmen im Laufe der letzten Nacht noch den bekümmerten Eltern übergeben werden.

Am 12 . Mürz sind wieder 2 Feuerlünder an Lungenentzündung in Zürich gestorben, so daß nur noch 2 Männer, 1 Frau und 2 Kinder am Leben sind, welche noch kurze Zeit ausgestellt werden. Dänemark.

Wie derSt. James Gazette" ans Kopen­hagen gemeldet wird, versichert man dort, Kaiser Alexander habe vollgiltige Beweise dafür erhalten, daß die Nihilisten ihre Mordpolitik gegen den Zaren und die Kaiserliche Familie anfgegeben haben. In­folge dessen habe er beschlossen, die deportirtcn po­litischen Verbrecher, sowie auch einige der zum Tode vernrtheilten zu begnadigen. Der Kaiser glaubt jetzt in der Lage zu sein, Gerechtigkeit mit Milde paaren zu können.

Frankreich.

Paris, 19. März. Gestern wurden zur Feier des 18. Mürz (Commune) in Paris 22 Bankette veranstaltet, an denen sich au 4000 Communarden betheiligten. In allen Festsälen Prangte die rothe Fahne und überall wurden Trinksprüche auf die Commune und die russischen Nihilisten ausgebracht.

Paris, 20. März. Aus Algier wird ge­meldet: Im Nation al-Theater brach heute Nacht um drei Uhr Feuer aus. Das Theater ist vollständig niedergebrannt. Menschen wurden nicht beschädigt.

Ein politisches Cvmpliment ist gerade so viel Werth wie ein anderes. 1854 (im Krimkrieg) machte Napoleon in seiner Thronrede dem Kaiser von Oesterreich das Cvmpliment:Ein durch die ritterlichen Gesinnungen seines Beherrschers verjüng­tes Reich hat sich von der Macht, die seit 40 Jah­ren Europas Unabhängigkeit bedrohte, losgesagt." Diese Macht war Rußland. Etwa nach vier Jah­ren kündigte derselbe Napoleon demselben Oesterreich zur Neujahrsüberraschung den Krieg an und nahm ihm die Lombardei.Mit einem Leichnam, sagte er damals, verbündet man sich nicht." 1870 war der Wind wieder umgesprungen, Napoleon rechnete auf Oesterreichs Bündniß und Hilfe, aber die Preußen und Deutschen waren zu schnell mit ihren Siegen.

Ein Domherr als Dieb. Aus Tournai wird über großartige Unterschlagungen berichtet, die am dortigen Bisthum begangen worden sind. Es handelt sich um eine Summe von 2 Millionen Franken. Der Urheber dieses kolos­salen Diebstahles ist ein Domherr, Namens Bernaert, der gleichzeitig Schatzmeister des Seminars und Sekretär des Bis- thums war. Der sehr ehremverthe Herr Canonikus hat sich aber leider bereits seit mehreren Monaten aus dem Staube gemacht und soll sich nach Amerika gewandt haben.

England.

London. Am Montag Abend wurde in der Halle des sozialdemokratischen Klubs in der Rosen­

straße, Bezirks Soho, eine Versammlung abgehalten, um die meuchlerische Ermordung des Zaren Alexan­der II. feierlich zu begehen. Eine gemischte Gesell­schaft von Personen verschiedener Nationalitäten, einschließlich einiger Frauenzimmer, hatte sich einge­funden. Deutsch war der überwiegendste Part in diesem Sprachengewirr, und Exemplare eines sozia

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listischen Journals, in dieser Sprache gedruckt, fanden

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einen guten Absatz. Es wurden Reden in englischer, A V ( französischer und deutscher Sprache 'gehalten. Der "dbßffKs erste Redner schlug die Annahme einer Resolution §Z.Z''Hrs vor, deren Wortlaut sich nicht wiedergeben läßt. HZ,

Der Antragsteller bemerkte, es habe in der englischen HA lionen

Geschichte eine Zeit gegeben, wo das Volk es für "'öiD

nöthig fand, den Kopf Karls I. von seinem Rumpfe ff » nesfal

zu haue», und in der französischen Geschichte befinde ^ ^ ^wünsä

sich ein zweites Beispiel in der Person Ludwigs XVI.,

und das russische Volk habe sich, obgleich mit grö- rsrs^>" Felix ßcrer Gefahr, zu der Nothwendigkeit getrieben ge- ff ^ 8^3 3^ sich e sehen,ein gleiches Exempel zu statuiren. Dieses ^SK^««-wärts Raisonnement wurde von den Anwesenden mit bru- "'Uff talem Beifallsjauchzen begrüßt, welches sich wieder- z W-Az^S holte, als der Sprecher in noch bestimmterer Aus- ' 3 ff

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drucksweise hiuzufügte, daß die Versammlung zu dem'^S'^ Zwecke zusammenberufen worden, um das Jahresge- düchtniß jenesRuhmestagcs" zu feiern. Noch 3 A weitere Reden in ähnlichem Stile folgten, und die ^ Resolution wurde selbstverständlich angenommen.

Rußland. _

Petersburg, 19. März. (Theaterbrand.) Ge­stern Abend 9 Uhr stand plötzlich das Operetten-Theater De­in i d o w - G a r t c n in Hellen Flammen. Das Fener brach kurz

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nach Beginn der Vorstellung in der Damen-Garderobe ans

und ergriff sehr bald den ganzen Holzbau. Die Schauspieler haben nur das nackte Leben gerettet, andere Unglücksfälle sind noch unbekannt. Das Theater war für 60,000 Rubel versichert, die Kasse jedoch konnte nicht gcrrcttet werden. Daß kein Ver-

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lust an Menschenleben zu beklagen ist, verdankt man nur dem ._

Umstande, daß das Feuer in dem oberen Raume ausbrach. AZ ZD Im andern Falle hätte sich hier die Ringtheater-Katastrophc " wiederholt.

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DiePolitische Korrespondenz" bringt einen ^3'^.) merkwürdigen Konstantinopeler Brief, welcher eine Z Z'»K U bedeutsame Umwälzung in Aussicht stellt. Die S3 Pforte", das Großvezierrat, soll ganz abgeschafft KKstffL werden, der Sultan würde diktatorisch regieren und solcherart direkt liberale Reformen durchführen.

Die auswärtigen Vertreter würden alsdann direkt AZL mit dem Palais des Sultans verkehren. Momentan bestehe eine Krisis aus der hohen Pforte. Die Ent­scheidung dürfte bald erfolgen.

Australien.

(Das Eldorado der D i e n stm ädchen) dürfte Austra­lien sein, weil dort die Schwierigkeit, ein Dienstmädchen zu miethen, trotz des hohen Lohnes von 10 .Hl und mehr wöchent­lich, immer größer zu werden scheint. Die Angelegenheit wurde sogar im Parlamente der Colonie Süd-Anstralieus zur Sprache gezogen und es wurde einstimmig der Antrag angenommen, den Generalagenten der Colonie in London anzuwcisen, daß er so viele Dienstmädchen wie möglich auf Staatskosten sende.

Die Herren dcS Parlaments rühmten sich, wie rücksichtsvoll ihre Mädchen behandelt würden. Einer sagte sogar aus, daß er ihnen seine Pferde und Kutschwagen, wenn er diese nicht selber gebrauche, immer gerne zur Verfügung stelle.

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Stuttgart, 20. März. fLandesprodukteubörsc.j Die Preise stellten sich heute Pr. 100 Kilogramm wie folgt: Wal­zen batcrischcr .Hl 25.9026.50, russischer ^l 23.7525.50, kalifornischer ^tl 26.50, indischer .Hl 22, Haber -^l 16.60 bis .kL 17.20. Mchlpreise Pr. 100 Kilogramm: Nr. 1: 3638,

Nr. 2: .« 34 36, Nr. 3: .H! 31.50 bis ^ll 33, Nr. 4: .Hl 26-28.

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3 §

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Im Uarrenklelde.

(Fortsetzung.)

Felix holte tief Wem. Er hatte sehr wohl be­merkt, daß Dr. Horbing bezüglich seiner Willenser­klärung im Jrrthum sei.

Sie haben Recht, Herr Doktor," sagte der Kranke daher»die Sache kann ganz kurz abgemacht werden. Also bitte, schreiben Sie:Der Endesunter­zeichnete, Karl Felix von Wenkheim, erklärt sich hier­mit zur Uebernahme der Erbschaft seines verstorbenen Onkels Victor von Wenkheim unter der ihm bekannt gewordenen Bedingung bereit."

Schon in der Mitte des Satzes war der Bür­germeister von seinem Sitze emporgeschnellt, hatte sich hart umgewandt und betrachtete den Dictirenden nun mit großen Augen:

Sie nehmen an?" fragte er überrascht.

Gewiß, Herr Bürgermeister," entgegnete Felix mit geheucheltem Erstaunen über die Verwunderung des Andern.

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