waren, folgte mit großer Aufmerksamkeit der W/sstün- digen Rede und gewiß waren alle Zuhörer dankbar für den äußerst anregenden und sicher nicht spurlos verhallenden Vortrag.

Wildberg, I. März. Am letzten Sonntag bekamen zwei hiesige Metzger in einer Wirtschaft Streit, der bald in Thätigkciten ausartete und auch auf der Straße, nachdem sie das Wirthshaus ver­lassen, von Neuem losging. Metzger L. holte sein doppelläufiges Pistol und drückte dasselbe gegen sei­nen Widersacher ab, aber ohne zu treffen oder tref­fen zu wollen. Gestern nun wurde er ans K. Amts­gericht abgeliefcrt. (N. Tagbl.)

Stuttgart, 27. Febr. Auf dem Bahn­hose gab cs heute Nacht, wie man derN.-Z." berichtet, einen sehr lärmenden Auftritt. Ein Jn- fanterieoffizier von Lndwigsöurg, der ohne Zweifel Eile hatte nach Hanse zu kommen, erlaubte sich in seinem total bezechten Zustande den Scherz, das Glockenzeichen zum Abgang des Zuges zu geben. Als er von dem Portier deßwegen zur Rede gestellt wurde, bcnabm er sich in unqualifizirbarer Weise, so daß man ii:n auf die Bahnhof-Inspektion führen mußte. Hier darauf aufmerksam gemacht, daß sein Thun eine große Verwirrung im Bahndienste Hütte herbeiführen können, zog der Lieutenant den Degen und fuchtelte damit sehr verdächtig umher, bis es endlich gelang, ihn zu beruhigen. Ihre» Abschluß wird die Sache erst vor dem Militärgericht finden. Das Befind : des Frhrn. Lieutenant v. Thnmb, der in einem ^abelduell mit Hr. Hanptmann v. Röder, seinem "Nachfolger in oer Stellung eines Adjutanten bei Sr. K. Hoheit dem Prinzen Wil­helm, eine bedeutende Verwundung erhielt, ist, wie dasN. T." vernimmt, zufriedenstellend.

Gestern Morqc» lies; sich ei» chhahrigee Hnusknccht von Sluttgnr > beim sßosenstcuttnmiel vvm Zug iwersahre». Der Kops wurde ihm vom Rumpfe gelreimt.

Dem Schullheiheu Roller in Ailourg, QA. Calw, wurden kürzlich Nachts in seinem Wnldc ca. ?0v junge- jcihrigc Pflanzen durch Abhauen in Halver Hohe mit einem Schaden von 135 zerstört.

Bei Dieteuheim lies; sich die iOjahnge geistesge­störte Barbara Frank von da vom Zug überfahren; dieselbe fand ihren sofortigen Tod.

Brand fälle: In Beutelsan (Wangen) am Sonntag den 26. Febr. das Anwesen des I. Raufcisen z.schwarzen Hasen". Ein Schwein, ein Stück Jungvieh, die Hühner sowie fast die gesamte Fahrniß samt vielen Borräthen find mit zu Grunde gegangen; auch sollen über 300 ^ baares Geld ein Raub der Flammen geworden sein.

In Mannheim hat sich eine Versammlung von Arbeitern von der Tabaksbranche der Peti­tion der deutschen Cigarren- und Tabaksarbeiter ge­gen das Monopol angejchlvssen! Unbegreiflich, aber hoffentlich auch erfolglos. Denn das Monopol wird ja sicher den tüchtigen und fleißigen Arbeiter in dieser Branche nicht schädigen, da auch beim Monopol der Tabak fabrizirt und die Cigarren ge­wickelt werden müssen, wie zuvor. Daß aber der Staat seine Arbeiter gewiß nicht schlechter halten wird, als die bisherigen Fabrikanten, wird wohl Niemand in Abrede ziehen.

Bei der Strafkammer zu Offenburg wurde der Weinhündler M. Kahn nach zweitägiger Ver­handlung zu 1 Jahr Gefängnis; und in eine Geld­strafe von 3000 -,M, sowie in die Kosten vernr- theilt. Auch wurde die Konfiskation der vorhandenen Kunstweine und die Veröffentlichung des Urtheils in mehreren Zeitungen verfügt.

München, 24. Febr. Das ganze Dörfchen Mittersberg ist abgebrannt.

München, 28. Febr. Der König übersandte heute dem Reichsrath und Stiftspropst v. Döllinger, welcher heute sein 83. Lebensjahr zurücklegt, wie all­jährlich, in einem Handbillete die herzlichsten Glück­wünsche zu dem Geburtsfeste. Der greise Gelehrte erfreut sich bei seltener Geistesfrische eines ausge­zeichneten Wohlbefindens.

Bezüglich des in Nürnberg kursireiide» Gerüchtes über eine Zopfabschneidcr-Asfciire erfährt derFränk. Kurier" von kompetenter Seite, daß die ganze Geschichte auf einer von dem betreffenden Mädchen erzählten Unwahrheit beruht. Das Mädchen kam am Samstag Ai argen in einen Friseurladen mit dem Ersuchen, ihr die Haare abznschneiden; als der Friseur erwiderte, daß es um die schonen Haare schade wäre, berief sich das Mädchen auf einen hiesigen Arzt, der dieses angeordnet hätte. Der Friseur nahm nun selbstver­ständlich keinen Anstand, dem Wunsche zu entsprechen, und nachdem das Mädchen kein Geld zur Bezahlung hatte, ließ es die Haare bei dem Friseur zurück. In der Schule erzählte das Mädchen die romantische Geschichte von einem Zopfab­schneider, der Lehrer erstattete sofort Anzeige bei der Polizei

und es wurden die polizeilichen Recherchen eingeleitet. Allein bald verwickelte sich das Mädchen iu Widersprüche und es wurde dann später der ganze wahre Sachverhalt entdeckt, nach­dem die Mutter des Mädchens in Begleitung eines Polizisten den betreffenden Friseur ausgesucht. Die Mutter erhielt die Haare ohne Vergütung zurück.

Göttingen, 27. Febr. Hentc früh sind die beiden Kinder des hiesigen Bankiers Fritz Beckmann, ein Knabe und ein Mädchen im Aller von 5 und 7 Jahren, in der Wohnung ihrer Eltern erschos s e n au fgesunden worden. Die letzteren selbst waren verschwunden. Gegen Mittag hat man sie eine halbe Stunde vor der Stadt ebenfalls erschossen gesunden. Die Ursache dieser grauenvollen Thal sollen die zerrütteten Geschüstsverhttiluisse des Beckmann sein.

Berlin, 28. Febr. DerReichsanzeiger" veröffentlicht die Ansprache des Fürsten Radziwill an den Sultan bei der Ueberreichung des Schwar­zen Adlerordens und die Antwort des Sultans darauf. In der Ansprache heißt es: Der Gesandte sei beauftragt, dem Sultan die Gefühle beständiger Freundschaft des Kaisers aiiszudrücten. Der Sul­tan sprach das aufrichtigste Verlangen aus, die zwischen beiden Reichen bereits bestehenden freund­schaftlichen Beziehungen zu erhalten und zu be­festigen. Er werde nicht ermangeln, Alles aufzu- snchen und auszusühren, was dieses Ziel im höchsten Maße verwirklichen könnte.

Die Berliner Polizei besteht gegenwärtig ans 3618 Personen, darunter 2971 Schutzmänner, 329 Polizei-Lieutenants und Wachtmeister, 244 Ver- waltnngsbeamte rc. Die Unterhaltungskosten für 1882/83 belaufen sich aus 6,079,365 Die Lon­doner Polizei ist Alles in Allem 10,500 Personen stark, kostet aber jährlich 80 Millionen Mark.

Pferdeschkächterci in Berlin. Nach den amtlichen Erhebungen der städtischen Gewerbedepu- I tation sind nn vergangenen Jahre in Berlin 6000 Pferde geschlachtet, und davon sind noch 400 Pferde abgerechnet für den zoologischen Garten. Zwei P s erd es chl achter schlachteten allein je 700 Pferde. Ein großer Theil des Pferdefleisches geht nach Thüringen.

DasBert. Tagbl." läßt sich aus Rom melden, Schlözers Abberufung stehe bevor, da seine Mission gescheitert sei.Unita Cattvlika" schreibt sogar: der Sieg des Papstes Leo über den Kaiser Wilhelm sei schon jetzt kein geringerer, als der Sieg des PapsleS Alexander über Kaiser Friedrich Bar­barossa , der in der Markuökirche zu Venedig vor dem Papste kniecnd ihn um Absolution anflehte.

Vom Fürsten Bismarck liest man, er habe zwei Majorale errichtet; daS eine mit dem Fürsten- titel und dem Lauenburger Besitz für den Grafen Herbert, das andere mit den Pommerischen Gütern für den Grafen Wilhelm.

Nichts muß schwerer sein als Handelsver­träge. Weder England, noch Frankreich, noch Deutschland und Oesterreich kommen zum Abschluß solcher Verträge, so lange sie auch darüber verhandeln.

Der Gesetzentwurf, betreffend das Tabaks­monopol, bildet das Ereignis; de-S Tages, und eS ist alle Aussicht vorhanden, daß die Frage nicht so bald von der politischen Tagesordnung verschwinden werde. An eine Zustimmung zu dem Entwurf ist seitens des jetzigen Reichstags nicht zu denken, und die Fragen, ob der Reichskanzler ein ablehnendes Votum ruhig hinnehmen und zu den Akten legen, oder ob er die Ablehnung zur Auflösung des Reichs­tags benützen wird, werden zwar von allen Seiten aufgeworfen, aber sie bleiben ohne Antwort. Der Berliner Korrespondent der MünchenerNeuesten Nachrichten" meldet, daß der Entwurf lebhaften Widerstand hervorgernfen habe, und verzeichnet fer­ner die Thalfache, daß namentlich Bennigsen sich sehr scharf gegen die Vorlage ausgesprochen und bemerkt habe, er verstände nicht, was der Reichs­kanzler bei der Einbringung der Vorlage sich gedacht. Auf alle Fälle werden Krisen aus der Monopolfrage emporwachsen, denen man nur mit schweren Besorg­nissen entgegensetzen kann."

DieBerliner politischen Nachrichten" veröf­fentlichen den umfangreichen Gesetzentwurf betreffend das Tabaksmonopol. Derselbe umfaßt in 8 Ab­schnitten 70 Paragraphen und schließt mit der An­gabe der für den Bedarf der Monopolverwaltung zulassenden Anbaubezirke. (In Württemberg wären es die Oberümter Heilbronn, Maulbronn und Ne- ckarsulm.)

Aus Serajewo schreibt ein Korrespondent derNordd. Allg. Ztg.":Es ist unbestreitbare Thatsache, daß von den Insurgenten Akte der grauen­vollsten Barbarei begangen werden; sie schänden nicht allein die Leichname gefallener Gegner, sondern

verstümmeln auch in unmenschlicher Weise diejenigen ^ Soldaten, welche das Unglück haben, lebend in ihre Hände zu fallen. Glücklicherweise", schließt der Bericht,treffen jetzt die Reservemannschaften ein.

Ueberall herrscht rege militärische Thätigkeit, und man darf sich der Hoffnung hingeben, daß dem

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Treiben der Insurrektion, welches jedem zivilisirten Menschen Abscheu cinflößeu muß, ein baldiges Ende

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gemacht werde."

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Altona macht die Entdeckung der Vernrtheilung eines Schuldlosen nicht geringes Aufsehen. Ein in Altona verhafteter Seemann gestand seinem Ge- s R! ^

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fangenwärter ein, daß er auf Veranlassung seines ^ ^

Kapitäns vor etwa 10 Jahren ein dänisches Schiff beim Kap Horn in Brand gesteckt habe, wofür er 150 Pfund Sterling erlstelt. In der Untersuchung 'A Z-Z" habe er einen andern mitfahrenden Matrosen ange- schuldigt, die That begangen zu haben, wofür dieser D 3 » in Kopenhagen zu 15 Jahren Zuchthaus vcrurtheilt sei. welche dieser auch bereits feit 10 Jahren ab- büße. Leider haben die Nachforschungen der Polizei in Kopenhagen die Richtigkeit dieser Selbstanklage - « ^ ergeben und ist bereits ein Polizeibeainter von dort eingetroffen, um den Verbrecher nach Dänemark zu überführen.

Kiel, 27. Februar. Ans Berlin ist, wie der .,A. A. Z." geschrieben wird, der Befehl ergangen, die Vorarbeiten für die großartige Landbefeftigung von Kiel baldigst zu beginnen und mit größtem'

Eifer zu betreiben und die hierzu eingesetzteFe- stnngsbaii-Commisston", welcher namhafte Ingenieure und Artillerie-Offiziere zngetheilt wvrden sind, soll am 1. April constitnirt sein, um sofort dann in Thätigkeit zu treten. Den Hauptplan zur Befesti­gung Kiels durch mehrere starke Landforts auf den umliegenden Höhen entwarf bekanntlich der General- feldmarschall Gras Moltke, der mit mehreren höheren Generalstabs-Offizieren sich deßhalb im letzten Herbst mehrere Tage in Kiel anfhielt. Die spezielleren Pläne wurden aber in Berlin von dazu comman- divrcu Ingenieur-Offizieren ausgearbeitet, nachdem der Reichstag die dazu nöthigen Gelder bewilligt hatte. Durch Anlage der neuen Forts bei Friedrichs- vrt ist der Kieler KriegShafen vor einem Angriff von der See her gut geschützt, jetzt bedarf es nur noch der Vertheidigungen ans der Landseitc, und man hofft, in zwei Jahren die Vollendung aller Arbeiten erreicht zu haben. Sobald die Befesti­gungen von Kiel ganz fertig sind, wird auch Rends­burg aufhören, ein befestigter Waffenplatz zu sein, und die bekannten Werke auf denDüppeler Höhen" und bei Augnstenburg auf der Insel Alfen sollen dann geschleift werden.

Oesterreich-Ungarn.

Die WienerPresse" zollt der ruhigen, vor­sichtigen Leitung der Gesammtoperation der österrei­chischen Truppen auf dem Jnfurrektionsschau- platze volle Anerkennung. Was die Taktik betreffe, welche von Seiten der kaiserl. Truppen eingeschlagen wurde, so liege so sagt das Blatt das schönste Lob darin, daß sie keine einzige Schlappe erlitten haben, was in einem Guerillakriege nur ausnahms­weise Vorkommen dürfte. In 28 Gefechten und Scharmützeln vom 16. Januar bis 18. Februar ver­loren die Truppen 116 Mann an Todten und Ver­wundeten darunter 10 Offiziere, ein Beweis, wie sehr die Truppe geschont wird und wie tapfer sich ihre Führer exponiren. Die Operationen der

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nächsten Zeit werden wohl (aus klimatischen Grün- den) einen kurzen, leicht begreiflichen Stillstand er­fahren, aber wenn sie sich bei der Fortsetzung der Auktion in der bisherigen Weise weiter entwickeln und es sei gar keine Ursache, das Gegentheil anzn- nehmen so werde wohl die Niederwerfung der Insurrektion in zwei bis drei Wochen als beendigt anzusehen sein.

Die Ott'sche Millionenerbschaft ist nun­mehr den Verwandten des Erblassers in Zimmern gerichtlich zugesprochen. Dieselbe beträgt ca. 3 Mil­lionen Gulden, in welche sich in 6 Stämme einge- theilte 59 Seitenverwandte theilen, so daß auf den Kopf je nach dem Verwandtschaftsgrad 10 000 bis 200 000 fl. fallen.

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Rom, 1. März. DerKöln. Ztg." wird ge­meldet: Die Verhandlungen mit der Kurie kommen nicht von der Stelle infolge der übertriebenen Vor­stellungen, welche die Kurie von dem Einflüsse hegt,

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