ung sei deshalb unabweislich. Graf Holstein ist für die Vorlage. Staats­minister Bötticher sagt noch ausführlicheres Material für die Kommission zu. Eine Bezugnahme auf die frühere Ansicht Moltkes sei jetzt unzutreffend; früher wollte man statt einen Kanal bauen zunächst die Flotte vergrößern. Heute, wo die Flotte vergrößert sei, fei der Kanal eine Notwendigkeit, der Hauptgesichtspunkt für die Regierung sei die Landesverteidigung. Zahlreiche Vertretungen des Handelsstrndes hätten das auch als berechtigt anerkannt, das Finanzerträgnis sei vorläufig unberechenbar; eine gesetzliche Regelung der Tarisfrage sei unmöglich; wenn man die Vorteile des Kanals anerkenne, dürfe man sich durch die Kosten nicht abschrecken lassen. Graf Behr ist für den Kanalbau, wenn ein solcher zur Erhöhung der Wehrkraft notwendig sei. Bamberger weist auf die Mangelhaftigkeit der Begründung hin. Hammacher erwartet ziemlich erhebliche Einnahmen aus dem Kanal; die Gründe für und wider würden in der Kommission ihre richtige Würdigung finden. Blos ist namens der Sozialisten für die Vorlage, weil der Arbeits­losigkeit damit etwas abgeholfen werde. Windthorst erklärt die Vorlage für wünschenswert, man müsse jedoch die Ansicht Moltkes, sowie die Finanz­mittel berücksichtigen und dürfe auch über dieser Vorlage nicht andere wichtige Dinge außer Acht lasten. Die Vorlage geht an eine Llgliedrige Kommission. Schluß der Sitzung. Dienstag: Zucker st euergesetz.

Hages-Werrigkeiten.

* Calw. In voriger Woche hatte ein hiesiger Bürger das Unglück, durch einen Schlittschuhläufer auf der Straße derart zu Boden geworfen zu werden, daß besten Schulter durch den Sturz schwer verletzt wurde. Ein gleicher Fall passierte am Sonntag auf dem Brühl, woselbst ein Mäd­chen auf dieselbe Weise den Fuß zweimal brach. Beide Fälle mahnen die Schlittschuhläufer sowohl, aber auch die mit Bergschlitten fahrende Jugend, zu größerer Vorsicht.

Böblingen, 11. Januar. Unsere beiden bloß 5 Minuten vom Bahnhofe gelegenen Seen, von denen der eine ca. 8, der andere 13 Morgen groß ist, sind gegenwärtig wieder mit einer starken, beinahe schneefreien Eis­decke versehen, welche Alt und Jung günstige Gelegenheit bietet, sich dem Vergnügen des Schlittschuhlaufens hinzugeben.

Stuttgart, 12. Jan. Mit Zustimmung der beiderseitigen hohen Eltern und mit gnädigster Einwilligung Seiner Majestät des Königs und Sr. Durchlaucht des regierenden Fürsten zu Schaumburg-Lippe haben Sich Seine Königliche Hoheit Prinz Wilhelm von Württemberg mit Ihrer Durchlaucht der Prinzessin Charlotte zu Schaumburg-Lippe verlobt. Die hohe Braut, geboren den 10. Oktober 1864, ist die* Tochter des Prinzen Wilhelm zu Schaumburg-Lippe zu Nachod in Böhmen und der Prinzessin Bathildis, einer Tochter des verstorbenen Prinzen Friedrich von Anhalt. Seine Majestät der König sind mit der ganzen Königlichen Familie durch diese Verbindung mit innigster Freude, welche sicher auch im Lande den lebhaftesten Widerhall finden wird, erfüllt und hegen die Zuversicht, daß der Entschluß des Prinzen zum Wohls des Landes gereichen werde.

W. Staatsanz.

Eßlingen, 9. Januar. Der zweite Gewinn (10,000 von der Frauenkirchbaulotterie kam, wie die Eßl. Ztg. berichtet, nach Ulm in die Hände eines Sattlerlehrlings, welcher davon einen schönen Gebrauch machte, indem er seinen vier Geschwistern je 1000 °^> schenkte und den Rest für künftige Zeiten verzinslich anlegte.

Heilbronn, 9. Januar. Heute konnten die ersten Sprechversuche mit dem Telefon mit Stuttgart angestellt werden, welche den Beweis lieferten, daß diese neue Einrichtung eine wohl gelungene ist. Einzelne Ver­suche fielen sogar, wenn man die weite Entfernung berücksichtigt, überraschend gut aus. In etwa 8 Tagen soll der allgemeine Verkehr am Platze und zu­gleich auch mit Stuttgart eröffnet werden. Bis jetzt sind es in hiesiger Stadt nur 18 Teilnehmer. Da diese neue Einrichtung aber in Geschäfts­kreisen schon viele Sympathien gewonnen hat, so bedarf es gewiß nur einer

er den Violinkasten, der auf einem Brette über der Thür seinen Ehrenplatz hatte, herunter, nahm eine alte, doch fihr gut erhaltene Geige nebst Bogen heraus und fing damit an, das Instrument höchst geschickt zu stimmen.

Nun geben Sie Acht, Massa Borrmann!" rief er,Red wird den Takt mit dem Fuße stampfen und jedesmal, wenn der Red aufstampft, schlagen Massa mit der Faust auf den Tisch. Auf diese Weise spielen wir ein Dutzend Stücke durch und die Sache muß gut gehen; vorwärts, Mafia!"

Das seltsame Konzert begann. Der Neger stellte sich in Positur und der berühmte Aankee-Dodle, jenes in Amerika überall bekannte Tanzstück raste durch den engen Raum des Stübchens. Man hörte, wie im Neben­zimmer, welches von der Familie des Wirtes unseres Red bewohnt wurde, ein paar Kinderstimmen in Helles Jauckzen ausbrachen und gleich darauf die Thür von den pochenden Fäusten der Kleinen beinahe gestürmt wurde, was ein behagliches Lächeln auf dem Antlitz des Negers wachrief.

Dieser arbeitete nun mit einem Eifer darauf los, als gelte es, mit dem Ertrage seines Spiels ein Dutzend Menschenleben vom Hungertode zu retten und der Deutsche, welcher zum ersten Male in seinem Leben einen geigenden Neger sah, konnte sich trotz seiner Verstimmung eines Lächelns nicht erwehren, als er die eigentümliche Haltung beobachtete, in welcher der Schwarze seine Weisen vortrug, sowie die Grimmasten, mit denen er sein Spiel begleitete.

An dem ganzen wuchtigen Körper des Negers war so zu sagen nicht eine Muskel, welche nicht mitgespielt hätte. Mit den Füßen stampfend, daß der Fußboden dröhnte und die Fensterscheiben klirrten, mit dem Kopfe gleich­zeitig den Takt nickend, mährend der Oberkörper wie ein Rohr hin- und her­schwankte , dazu hin und wieder kreischende, gurgelnde Töne, mit welchen er seine Zufriedenheit over seine Freude über die seiner Meinung nach vortreff­lichen Melodien ausdrückte so gewährte Red beinahe das Bilv eines boshaften, neckischen Dämons, von einem Geiste der Finsternis gesandt, um

Aufforderung Seitens der betr. Behörde, um derselben viele neue Abonnenten zuzuführen. Erst dann wird der Wert dieser Einrichtung den Teilnehmern auch voll zu gut kommen.

Man schreibt demN. Tagblatt" aus T u t t li n g e n, 10. Jan.: Zum Zwecke der Erzielung einer Einigkeit in der schwebenden Frage hat am letzten Freitag nachmittag das Komite in Thalheim dem hiesigen Konnte für die Errichtung eines MaxSchneckenburge r-Denkmals in freundnachbarlicher Weise einen Besuch abgestattet, welcher das erfreuliche, für die Sache selbst gewiß ersprießliche Ergebnis hatte, daß nunmehr zwischen hier und Thalheim eine vollständige Einhelligkeit im Sinne der Förderung der patriotischen, all­gemein deutschen Angelegenheit obwaltet. Das Denkmal soll hienach in Tuttlingen als der Bezirksstadt errichtet werden, und die Landgemeinde Thal­heim, wo die Wiege des Dichters derWacht am Rhein" stand, soll in durch­aus würdiger Weise bedacht werden. Ferner soll das Komite hauptsächlich nach außen hin ourch gewichtige Persönlichkeiten verstärkt werden, ein Ge­danke, welcher der Verwirklichung der Sache, die ja, wie schon hervorgehoben wurde, keine lokale und keine nur schwäbische, sondern eine allgemein deutsche ist, zweckdienlich sein dürfte. Mögen nun, nachdem die wichtige Angelegenheit gedeihlich geklärt ist, die Beiträge reichlich fließen, und so der bereits angelegte Grundstock im Betrage von etwa 1000 ^ sich bald wesentlich erhöhen!

Pfullendorf, 6. Jan. Während des letzten Wahlkampfes hatte der katholische Pfarrer Mattes in einer Predigt (nach dem ultram. Pf. Boten) folgende Aeußerung gethan:Ich sage es offen, die Nationallib., die in anderen Gegenden schmähliche Niederlagen erlitten haben, sind unsere gefährlichsten Feinde, sind die ärgsten Feinde der Kirche. Sie gebrauchen alle Mittel, um wieder emporzukommen, sei es in der Kammer oder sonst. Wer solche Menschen unterstüzt, begeht einen Mord an der hl. kath. Kirche. Wer einem Zweiten ein Messer in die Hand gibt, damit er einen Dritten ermorde, begeht selbst einen Mord, wer einem Dieb einen Schlüssel in die Hand gibt, damit er stehle, begeht selbst einen Diebstahl. Und gerade so verhält sich, wenn jemand seine bürgerlichen Rechte mißbraucht und einem Manne zu einem Amte verhilft, von dem er weiß, daß er die Kirche unter­drücken werde." Das Schöffengericht hat nun den geistlichen Herrn wegen dieser Predigt zu einer Geldstrafe von 80 vtL und in die Kosten verurteilt.

Aus dem badischen Oberland, 9. Januar. Das frei­sinnige Volksblatt in Lörrach schrieb auf Neujahr:Wie wir ver­nehmen, hat das Christkindchen auch da und dort Steuerzettel natürlich verlängerte gebracht. Das gehört nun eben nicht zu den Weihnachtsfreuden. Ein mit solchem Zettel beglückter lhat dabei den Aus­spruch, daß er nunmehr auch das freisinnige Volksblatt lesen werde." Ob dieser neue Abonnent infolge dessen weniger Steuern zu zahlen hat, ob er durch diesen Entschluß zufriedener wird, bleibe dahingestellt. Es ist ja zur Genüge bekannt, daß durch das neue Einkommensteuergesetz nur die höheren Besteuerten betroffen wurden, während die unteren Volksklassen, namentlich der Arbeiter- und Bürgerstand, wesentliche Erleichterung in Bezug auf das Steuerzahlen erfahren durften. Die Absicht des freisinnigen Volksblatts, die Zahl der Unzufriedenen zu vermehren, kennt man ja nur zu gut. Viel richtiger und den Thatsachen weit eher entsprechend ist die Korrespondenz der Konst. Ztg., welche vom Schwarzwald folgendes mitteilt:In unserer Wald­gegend, wie im unteren Rheinthal haben die neuen Steuerzettel deren Zahler überrascht und zwar angenehm, da jeder Bürger 3, 4 bis 9 weniger zahlen muß, als voriges Jahr. Die Bewohner dieser Gegend sind der Re­gierung sehr dankbar und können es nach den vorhergegangenen Agitationen kaum begreifen. Möge diese wohlthätige Wirkung des neuen Steuergesetzes überall anerkannt werden."

Aachen, 11. Januar. Heutigen Nachrichten derFranks. Ztg." zu­folge werden bei dem Brande der Kayser und Biesing'schen Wollfabrik 1 7 Personen vermißt, die wohl alle eines schrecklichen Todes gestorben sind. Das Feuer verbreitete sich mit rapider Schnelligkeit und schnitt jedem Fliehenden den Weg ab. Durch die Fenster zu entkommen, war unmöglich

die Menschheit in einen Strudel wirbelnder Lust zu versenken und sie dann am Orte ewiger Nacht erwachen zu lassen.

Borrmann hatte in Deutschland so häufig den besten Konzerten bei­gewohnt und in seiner Jugend einen so vortrefflichen Musik-Unterricht genossen, daß er der leichten Aufgabe, die Red an ihn stellte, vollständig gewachsen war. So erklärte sich denn auch nach einer Stunde der Neger für vollstän­dig zufriedengestellt, was er dadurch bewies, daß er den Kollegen mit den überschwänglichsten Lobsprüchen überhäufte.Nun Alles gut, Mafia!" rief er..unser Maestro wird sich freuen, wenn der Red ihm sagt, daß ein Pauken­schläger da. O, Mafia! es wird Alles gut werden! Nur unverzagt, es bringt Geld, und das ist in Amerika die Hauptsache.

Der Deutsche lächelte traurig vor sich hin. Er mochte dem guten Schwarzen die Freude nicht verderben und schwieg daher, obwohl es ihm war, als sei seine ganze Zukunft in undurchdringliche Nacht gehüllt, sein ferneres Leben ein albernes Possenspiel, jenes thatkräftigen, ernst strebenden Mannes unwürdig. Indessen sah er vor der Hand keinen anderen Ausweg, und so beschloß er, sich in das Unvermeidliche zu fügen, mit dem Vorbehalt, sofort zu einer seiner Bildung angemesseneren Beschäftigung zurückzukehren, falls sich ihm eine solche über kurz oder lang darbieten sollte.

Mit dem Versprechen, am Abend zur festgesetzten Stunde in dem Ball­hause zu sein, trennte er sich dann von dem schwarzen Gefährten, um die wenigen Stunden, welche ihm noch blieben, der Ruhe zu pflegen.

Sechstes Kapitel.

Es war eine wunderliche Gesellschaft, unter welche der Deutsche am Abend dieses Tages trat, nachdem ihm von dem Klarinettisten Fitz, welcher in seiner Eigenschaft als Dirigent der Kapelle den stolzen TitelMaestro" angenommen hatte, die Erlaubnis zur Mitwirkung erteilt und ein Anteil am Verdienste zugesichert worden war. Fitz war ein alter, heißblütiger Mulatte, der mit seiner kleinen, quiekenden Klarinette das ganze Orchester überkreischte,