Der Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberaruts-Bezirk Nagold.

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Lcfcheiiit wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag und Samstag, und kostet halbjährlich hier (ohne Trägcrlvkiii) l ^ ko in dem Bezirk 2 anßerhalb des Bezirks 2 40 4. Biertcljähr-

liches und Monatsatwmiernent nach Verhältnis!.

Samstag den 18. Februar.

^m..uonsgeouhr für die lfpaitige Zeile ans ge-!

! wohnlicher Schrist bei einmaliger Einrückung 9 ^l, j . ! bei mehrmaliger je 6 ->i. Die Inserate müssen > 1 l spätestens Morgens 8 Uhr am Tage vor der ,

> Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegcbcn !

sein. i

Amtlich e s.

N a g o l d.

Die Umlage des Gebartdebeandschaderrs für das Jahr 1882 betreffend.

Nachdem durch Verfügung K. Ministeriums des Innern vom 2. d. Mts , Regierungslatk Seite 72, bestimmt worden ist, daß bei den Gebäuden der dritten Klasse, welche die Negel nud die Grundlage für die Berechnung des Beitrags in den höheren und niederen Klassen bildet (Kgl. Verordnung vom 14. März 1853 tz. 12 os der Beitrag von Einhun­dert Mark Brandvcrsicheruugsanschlag nenn Pfennig

her cinzusenden.

Den 16. Februar 1882.

K. Oberamt. Güntner.

N a g o l d.

Kekanrrtmachirng.

Franz Kehle, Flaschner und Gemeinderath in Unterschwandorf, ist durch Decret KPKreisregierung vom 3. d. Mts., Ziffer 607, zum Schultheißen der Gemeinde Unterschwandvrf ernannt und heute als solcher der Gemeinde vorgestellt, verpflichtet und in sein Amt eingesetzt worden, was hiemit zur allgemei­nen Kenntniß gebracht wird.

Den 15. Februar 1882.

K. Oberamt. Güntner.

N a g o l d.

Selrarintmachirrrg, Impfwesen betreffend.

In dem Jahre 1882 tritt hinsichtlich der Ein- theilung der Jmpfbezirke und der für die einzelnen Orte bestellten Jmpfärzte eine Aeuderung nicht ein, was hiemit öffentlich bekannt gemacht wird.

Den 16. Februar 1882.

K. Oberamt. Güntner.

Die allgemeine politische Lage.

Jedermann, der in den letzten drei oder Vier- Wochen den politischen Nachrichten einige Aufmerk­samkeit gezolll hat, weiß, daß Europas politischer Zustand in dieser Zeit einen merkwürdigen, ja viel­leicht kritischen Charakter trug. Zuerst hörte und las man von authentischer Seite nur Friedcnsver- sicherungen, selbst Frankreich und Rußland, die nie­mals in einem besonders friedlichen Gerüche standen, sollten die- besten Friedensbürgjchaftcn bieten und dann kamen aus einmal die schwarzen Wolken am politischen Horizonte. Aus dem Aufstande der paar Hundert CrivoSciauer wurde eine Jnsurrection in Süddalmatien und der Herzegowina, der russisch^ Rubel und auch der englische Sterling sollten de/ Aufstand nähren, die Panslavistcu hetzten und Sko- beleff hielt seine bekannte Meisterrede für das Sla- venthum, daneben conspirirte auch Frankreich mit England in den eghptischen Angelegenheiten und wenn nicht Alles trügt, wurde eine bewaffnete Ein­mischung Frankreichs und Englands in die Angele­genheiten des Pharaouenlandes lediglich durch den Sturz Gambetta's vereitelt, welches Ereignis; auch eine dauernde Annäherung der chauvinistischen Par­teien Frankreichs und Rußlands verhindert haben soll. Nur noch wenige Tage sah man dann noch schwarz in die politische Zukunft und jetzt gilt die politische Lage Europcrs wieder für rosig und srie- denssicher, wenigstens vertreten die authentischen Quellen in London, Paris, Wien, Berlin und Pe­

tersburg ganz energisch diese Meinung und das mutz uns beruhigen.

Aber was war das doch für ein wunderliches Stadium in der europäischen Politik? werden doch Biele immer wieder fragen: ist der europüffche Frie­den wirklich so wackelig bestellt, daß, wie die Schwarz­seher und Flunkerhelden behaupten, der Zündstoff zum Kriegsbrände berghoch :n allen Ländern Eu­ropas lagert oder war Alles nur eine jchreckiiche Komödie?.! Wir glauben enljchiedcu keines von bei­den war der Fall, weder wackelte der Weltfriede in dem erschrecklichen Maße, wie cs hier und dort vvrgespiegelt wurde, noch trieb man mir dem Kriegs- gejpenst Komödie, wohl stheilil uns aber die ein­fache Lhatsache Vorgelegen zu haben, daß die Chau­vinisten und alle diejenigen Persönlichkeiten iin Osten und Westen Europas, welche durch einen Welitrieg die Erfüllung ihrer theils ehrgeizigen, lheils wahn­sinnigen Pläne zu ermöglichen glauben, es einmal für nöthig fanden, mit dem Label zu rasseln, um zu sehen, ob ein ihren Zwecken günstiges Echo ent­stände. Aber Gott sei Dank sind wir in den maß­gebenden Staaten doch noch nicht so weit, daß des Hasses oder des puren Ehrgeizes wegen ein Krieg augesacht wird, wir haben auch noch Elemente, welche sich Kriege um solcher Zwecke willen ganz entschieden verbitten. So denken in erster Oinie ohne jeden Zweifel die Kaiser von Deutschland, Oesterreich und Rußland und ihre Rathgeoer m der auswärtigen Politik und ihnen schließt sich gewiß die Mehrheit ihrer Bokker au. In Frankreich ist auch Gambetta, dem man nicht ohne Grund kriegs­lustige Abenteuer zutraute, gestürzt und Rußland wird noch nicht allein von den Herren Jgnatieff, Skobeleff, Katkoff und Aksakvff beherrscht. Die Ju- triguen und Combinativnen der kriegslustigen Par­teien in Europa sind also jedenfalls hinsichtlich ihrer jüngsten Ziele zerschellt und sie werden sich erst wieder ein neues Feld suchen müssen, um ihre Ränke weiter zu schmieden, denn nationale Lebens­fragen, wegen welcher ein Bolk als ultima ratio zum Schwerte greisen muß, sind gegenwärtig nicht vorhanden. Aus diesem Grunde werden die An­zettelungen und Hetzereien der kriegslustigen Parteien hoffentlich auch noch öfters in Nichts zerfallen und s unserem Erdtheile wird dann noch manches Jahr der ! Frieden erhalten bleiben.

Die erledigte Stelle eines StnIionsmeisterS und Post- s expehitors in Erbach wurde dem Slalionsiiieister Dieterte f in Nvthenbach fsrüher in Nagold) übertragen, s DerSt.-Anz." enthält den Bewerberaufruf um die mit

j Beginn des neuen Schuljahrs zu besetzende Oberlchrerstelle an stchcr Seminarübungsschute in Nagold mit 220 O .L s l'Gehalt und der Verpflichtung zu einer Zahl von nöthigensalls ! I 32 Unterrichtsstunden in der Woche, lheils am «eminar fprak- j ! rische Methodik und Lehrübungen), theils an der Uebungsschule.

! T iS 8 e s - m e li l g k e i L e rr.

s Deutsches Reich.

! Nordstetten, O.A. Horb, 15. Febr. (Die ! Beerdigung Berthold Auerbachfs.j Die hier j j angckommene Leiche Auerbachs wurde gestern im > j Rathhause aufbcwahrt. Von diesem aus bewegte sich ! > heute Mittag 1 Uhr der Leichcnzug, voran die Schul- j ! fügend unter Anführung der Herren Lehrer, hierauf § ^ die bürgerlichen Kollegien, dann Männer mit umslor- s ; ter Fahne und Trauerschürpen, in der Hand mächtige i Palmen tragend. Nach diesen folgte der reichbckränzte j Leichenwagen mit Viergespann in Trauerflor. Hier- i auf die Leidtragenden, darunter besonders Frau Ber- j thold Auerbach, drei Söhne und eine Tochter, die

israelitische Geistlichkeit, heimathlichc und auswärtige Begleiter, darunter Vertreter der Burschenschaft Germania" in Tübingen, Doppelquartett der aka­demischen Liedertafel daselbst; ferner De. Epcellenz Finanzmiuister v. Ellstädter von Karlsruhe und Frciher von und zu Pullitz. Auf dem israelitischen Friedhöfe angekommen, erfolgte der Gesang des Dvp- peiquartetts der alten Liedertafel Tübingens:lieber den Sternen wohnt Gottes Frieden." Hieraus Grab­rede des Rabbiners I)r. Silberstein von Mübrin- gen, erhebend, feierlich, wahr: Gebet von Vor­sänger und Lehrer Strauß in Nordstetten. Pro­fessor 1)r. Bischer von Stuttgart sprach über Auer­bachs Leben und dichtcrisc! e Bedeutung, dann folg­ten kurze Worte von S. Marx aus Berlin, ein Freund und Verehrer Auerbachs, überAuerbach als Mensch und Freund"; Professor I)r. Köstlin von Tübingen legte im Aufträge der dortigen Hochschule einen Kranz auf das Gra?, Die Todtenfcier endete mit einem Gesang der akademischen Liedertafel. Consolenzschrcibeu und Depeichen liefen ein von Sr. M. dem König von Win ttemberg, Prinz Weimar K. H. u. s. w.

Stuttgart, tk. Febr. Heute Vormittag stand der 2Kjährige Weichenwärter Karl Anjel von Maichingen vorder 2. Strafkammer, welcher den Eijenbahnzusammensto s; anl 20. Novbr. Abends vor dem hiesigen Bahnhof verschuldet hat, in Folge dessen bekanntlich Schriftsetzer Oswald gcstor» bcn ist. Der Strafantrag lautete auf t Jahr 6 Monate Ge- fängniß. Das Urtheil dem Strafantrag entsprechend, sowie Kosten der Verhandlung.

Stuttgart, 12. Febr. Die Einberufung der evang. Landesshuvde soll, wie man der N.-Ztg. schreibt, unmittelbar bcvorstehen. So viel man hört, soll durch dieselbe das Werk der Kirchenvcrfassung seinem Abschluß entgegengeführt werden. Nach man­chen bis jetzt laut gewordenen Stimmen scheint je­doch die Frage des Ausbaus der Kirchenverfassung im Sinne völliger Selbstständigstcllung der kirchlichen Gemeindevertretung in ländlichen Kreisen sehr schwa­chen Sympathien zu begegnen.

Eßlingen, 15. Febr. Einem hiesigen Ge­schäftshause kamen schon seit längerer Zeit bald grö­ßere, bald kleinere Summen Geldes aus der Kasse abhanden. Letzten Samstag Nacht wurde die Diebin in der Putzfrau, welche Laden und Comptoir reinigte, ertappt. Sie wurde alsbald festgenommen und ge­stand nun, daß sie im Ganzen mehr als 500 (auf einmal allein 200 c/U) entwendet habe.

In Crailsheim und Satteldorf ließ die Steuerbehörde dieser Tage wegen Verdachts der Kapitalsteuergefährdung Haussuchungen vor­nehmen. In einem Fall soll man eine ganz bedeu­tende Defraudation, man spricht von 150,000 -,/L, ermittelt haben.

Brandfälle: In Rosenfcld 5 Häuser in der Nähe der Kirche, darunter das des Schullehrers Mayer. Das Feuer brach in einem Hause aus, in welchem die Kinder allein zu Hause waren, wäh­rend Mann und Frau ortsabwesend waren: in Oggelshausen (Riedlingen) am 13. Februar das Haus des Privatiers Laux zum größten Theil: in Langenargen am 15. Febr. die Baumann'sche Mahl- und Lohmühle, genannt Mittelmühle. Das Feuer wurde durch einen 5jährigen Knaben durch Anzüuden von Stroh eingelegt.

Karlsr u h e, 13. Febr. In der ersten Kam­mer wurde folgende Interpellation eingebracht: Hat die Regierung Kenntniß von der hochgradigen Ver­schuldung des kleinen und mittleren Bauernstan­des aller Landesthcile? Ist die Regierung bereit, eine Enquete zu veranstalten und gestützt darauf