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ten zu überwinden, ganz abgesehen von den großen finanziellen Opfern, welche dieselbe gekostet hat.

DaS wichtigste Ereigniß in unserer inneren Politik während voriger Woche war die im preußi­schen Abgeordnetenhause am Dienstag und Mittwoch stattgefundene große kirchenpolitische Debatte. Wenn man lediglich aus den zweitägigen Verhandlungen über die dem Obgeordnetenhause unterbreitete Vor­lage, betreffend die Abänderung der kirchenpolitischen Gesetze, einen Schluß auf das endliche Schicksal die­ser Vorlage ziehen wollte, so müßte man zu dem Resultate gelangen, daß die Ablehnung desselben in zweiter, resp. dritter Lesung mit großer Majorität erfolgen werde, denn mit Ausnahme der Redner der beiden conservativen Fraktionen erklärten sich sowohl das Centrum und die Polen als auch die liberalen Gruppen durch ihre Redner entschieden gegen die Vorlage; die Sprecher des Centrums betonten zu­meist die Nothwendigkeit einer gänzlichen Beseitigung der Maigesetzgebung, ehe sich über den Frieden reden lassen und die liberalen Redner, namentlich der fort­schrittliche Abg. Richter, sprachen sich entschieden für eine Revision der Maigesetzgebung aus. Trotz die­ser überwiegend ungünstigen Beurtheilung der kirchen- volitischen Vorlage läßt sich aber, wie schon erwähnt, über deren Schicksal noch nichts definitives sagen, vor Allem muß man das Ergebnis; der Berathung in der Commission, an welche die Vorlage verwiesen worden ist abwarten; auch ist Grund anzunehmen, daß die CentrumSpartei am Dienstag und Mittwoch noch nicht ihr letztes, entscheidendes Wort in Betreff der kirchenpolitischen Vorlage gesprochen hat.

Wenn ein General nicht weiß, was er thun soll, sagte Napoleon I-, so unternimmt er eine Recognos- cirung. Wenn die Volksvertreter nicht wissen, was sie mit einer Vorlage anfangen sollen, so überweisen sie dieselbe einer Commission von 21 Mitgliedern. Dies Schicksal ist auch der preußischen Kirchenvorlage im Abgeordnetenhause widerfahren.

Fünfhundert einundzwanzig Tage gefa­stet. Im Berliner Aquarium herrschte gestern große Ueberraschnng. Am 6. September 1880 hatte man daselbst eine südamerikanische Wasserschlange, boa murina, erhalten. Die Versuche, diese Schlange zu füttern, mißlangen. Sie verschmähte Kaninchen, Eich­hörnchen , Mäuse. Gestern früh endlich, nach 521 Tagen, in denen sie nur von Wasser gelebt hatte, verzehrte sie eine Taube, die man ihr als Leckerbis­sen in den Käfig gethan hatte.

Der Reichskanzler soll nach den heftigen Reden der Zentrumsmitglieder im preußischen Abge­ordnetenhause wiederholt erklärt haben, daß im jetzi­gen Stadium der Verhandlungen die Regierung ein Gesetz, welches definitiv die Maigcsetze abändert, nicht annehmen würde, sondern auf dem Boden der diskretionären Vollmachten fest stehen bleibe.

Die Berliner sind auf ihre Stadtbahn so stolz, daß sie dieselbe nur direkt hinter dem Gott­hardtunnel wollen genannt wissen. Rentabel ist sie sicher. Die Einnahme belief sich am ersten Tage bei einer Frequenz von beinahe 46 000 Menschen auf annähernd 9000 cM Angenommen, daß dies so bleibt (wahrscheinlicher ist aber eine Steigerungs, so ergäbe das eine jährliche Einnahme von Mill.

Dortmund, 8. Febr. In den benachbarten Ortschaften Wickede, Courl, Wassercourl sind die Pocken in bedenklichem Maße ausgebrochen. Wäh­rend vor 8 Tagen nur ein Pockenfall festgestellt worden ist, sind heute bereits 24 angemeldet.

DieN. A. Ztg." schreibt:Unsere Leser werden aus den Berichten über den jüngsten Mini­sterwechsel in Frankreich ersehen haben, daß Gam- betta eigentlich recht wenig betrauert von der öffent­lichen Bühne zurückgetreten ist. Unter diesen Um­ständen ist es besonderer Bemerkung Werth, imGo- los" zu lesen,daß man in Rußland nicht weniger als in England den Fall des französischen Ministe­riums mit Gambetta an der Spitze bedauere, denn für Rußland sei eine feste und nationale Politik Frankteichs durchaus wünschenswerth."

Es erregt allenthalben Aufsehen, daß die Nordd. Mg. Z." neuestens wieder mit besonderem Fleiße alle die Kundgebungen registrirt, welche in Rußland von panslavistischer Seite ausgehen und einen besonderen Grad von Gehässiigkeit gegen Deutsch­land zeigen. Es ist kein Zweifel zuläffsig, daß Jg- natieff sich fest genug im Sattel glaubt, um seinen panslavistischen Neigungen freieren Lauf als bisher zu lassen. Heute gilt es Deutschland, gestern war

es Oesterreich, das man brüskirte kurz, man legt es ordentlich darauf an, die panslavistische Propa­ganda lebendiger zu gestalten, die Aufmerksamkeit der Russen durch Gaukeleien von Größe und Märchen vonheiligem Berufe" nach Außen abzulenken, um die innere Misere zu vergessen. Die Hetzereien ha­ben einen bedenklichen Grad angenommen angesichts der Thatsachen, daß die Slaven des Balkan darin eine Unterstützung Rußlands gegen Oesterreich erbli­cken müssen. Man wird kaum fehl gehen, wenn man annimmt, daß derkalte Wasserstrahl" in Bälde nach Petersburg gelangen wird.

Oesterreich-Uugaru.

Wien, 9. Febr.Glas Crnogorza" veröffent­licht eine Rede des Fürsten Nikita, worin sich der­selbe aufs Entschiedenste gegen jede Unterstützung der herzegowinischen Brüder ausspricht nnd die strengste Neutralität für die Pflicht Montenegros erllärt.

Wien^ 10. Febr. DiePresse" und das Neue Wiener Tagblatt" melden gerüchtweise aus Cattaro, daß der mehrere Millionen betragende, im vergangenen Monat nach Antivari gebrachte Fami- lienschatz des Fürsten Nikita in bisher nnaufgeklär- ter Weise verschwunden sei.

Linz, 8. Febr. Das Dorf Lauterbach bei Kirchdorf ist heute morgen abgebrannt. Zwei Men­schen sind bei dem Brande umgekommen. Der Scha­den beträgt über 30 000 Gulden. (W. L.)

Wie manche Schlacht, die als verloren in alle Himmelsgegenden gemeldet worden, durch einen Zwischenfall wieder hergestellt wurde, so ist es auch mit der als verloren gesagten Schlacht des österr. Cabinets Taaffe gegangen: es ist einstweilen alles wieder im alten Geleise und vos einem Cabi- netswechset nicht mehr die Rede.

Frankreich.

Paris, 10. Februar. DerJntransigeani" bringt eine Depesche derAgence Continentale", der- zufolge in hohen russischen Militärkreisen ein Zusam­menstoß mit Oesterreich als unvermeidlich betrachtet wird.

Das französische Cabinet de Freycinet hat seinen ersten parlamentarischen Waffengang am vo­rigen Montag glänzend bestanden. Die Minorität, welche das von Gatineau beantragte Vertrauensvo­tum für das Ministerium verweigerte, bestand nur aus 67 Mitgliedern, und setzte sich aus Anhängern der äußersten Linken. Gambettisten jund Conservati­ven zusammen. Das Vertrauensvotum der Depu- tirtenkammer beweist, daß sie vorerst keine neuen parlamentarischen Krisen wünscht und daß man in Frankreich froh ist, das Cabiuet de Freycinet zu be­sitzen. Man ist daher bestrebt, alle hiefür hinderli­chen Fragen einstweilen bei Seite zu lassen und so ist denn auch das Revisionsproject in Bausch und Bogen auf die lange Bank geschoben worden.

England.

London, 9. Febr. Das deutsche SchiffLi - fette" sank auf einem Riff bei St. Johns. Sicher ist, daß fünf Mann incl. des Kapitäns untergegan­gen sind. Es wird brfürchtet, daß alle an Bord befindlichen Personen ertrunken sind.

Amerika.

Washington, 8. Febr. Das Repräsentanten­haus hat einen Gesetzentwurf angenommen, welcher jede Person, die sich der Vielweiberei schuldig gemacht, als unfähig erklärt, einen Sitz im Congreffe einzu­nehmen. Die Vorlage, die jetzt an den Senat geht, hat den Zweck, den Vertreter von Utah, Mr. Cannov, d eff e n Wahl angefochten wird, au szus chli eßen .

Handel L Verkehr.

Calw, 7. Febr. Nach dem unterm 2. ds. ausgegebe- neu Rechenschaftsbericht der Kreditbank für Land Wirth- schnft nnd Gewerbe in Calw i,E. G.) für das Jahr 1881 beziffert sich der Gcsammtumsatz auf 1 147 702 darunter 578 334 Einnahmen und 569 367 Ausgaben. Der er­zielte Reingewinn beträgt 8093 wovon eine Dividende von 60jg zur Vertheilung gelangt und der Rest von 155 dem Rescrvekonto überwiesen wird. Die Zahl der Thcilnchmer be­trägt 444 gegen 428 im vor. Jahr.

Tübingen, 10. Febr. Der heutige Viehmarkt war so ungewöhnlich stark befahren, wie man sich solches seit langer Zeit nicht mehr erinnert. Der Verkauf ging sehr leb­haft bei annehmbaren Preisen. Ochsen waren zugcführt ca. 700800 Paar und wurden verkauft: Mastochscn zu 35 -40 Karolin, Zugochsen zu 2535 Karotin per Paar: Kühe 305 Stück, verkauft zu 150 250 per Stück; Schmalvieh 300 Stück, verkauft zu 80140 Länierschweine 300 Stück, verkauft zu 2040 .L; Milchschwcine 1200 Stück, verkauft zu 2030 siil pr. Paar. Ein Auf- oder Abschlag gegen bisher war nicht zu bemerken.

Rottenbnrg, 7. F-cbr. Bei der heutigen Rinden- Vcrsteigernng aus hiesigem Rathhause wurden 7000 Bü­

schel Grobrindc, sowie 1<XX) Büschel Glanzrinde von der Stadt zum Verkauf gebracht. AuS Grobrinde in metrischen Büscheln wurde lautN. T." per Büschel ein Mittelpreis von 90 aus Glanzrinde, welche nach dem Gewicht abgegeben wurde, per Ctr. S 75 4 erlöst. Die Hauptkäufer waren Gerber aus Reutlingen und Horb. Der Handel in Hopfen­stangen ist auf dem Bahnhof gegenwärtig sehr lebhaft. Preise: Qualität 1. Klasse 75 4>k, 2. Klaffe 65 Xl, 3. Klaffe 4055 Täglich langen 56 mit je 1000 Stangen bela­dene Eisenbahnwaggons an.

Allerlei.

Der Essig als Heilmittel. Der Essig hat neuerdings in der Heilkunde die Bedeutung eines gewichtigen Heilmittels erlangt. Besonders dienen die Waschungen des Rückgrates mit Essig dazu, ver­schiedene Schwächezustände des Körper- zu beseitigen und überhaupt äußerst belebend und wohlthuend auf denselben einzuwirken. Ferner ist Essigwasser ein ausgezeichnetes Mittel, um alle faulenden Orga­nismen aus dem Mund und dm Nasenhöhlen zu entfernen und spüle m«n zu diesem Zwecke die ge­nannten Organe täglich mehrere Male mit Essig­wasser aus. Nach Berichten französischer Aerzte hat sich eine Mischung aus 1 Liter Gerstenfchleim, 10V Gramm gewöhnlichen Essig und 120 Gramm Ho­nigsaft bei Typhuskranken als ein ausgezeichnetes Heilmittel bewährt. Mit dieser Mischung gurgle sich der Kranke Anfangs Kveimal täglich hinterein­ander, wasche sich auch damit den Mund tüchtig aus, tauche hierauf einen kleinen Schwamm hinein und sauge von der Feuchtigkeit soviel als möglich durch die Nase ein. Wenn diese Methode gleich im Anfänge der Krankheit angewendet, bei den ersten Syiaptomen, dann nimmt die Krankheit gewöhnlich keinen schlimmen Verlauf und werden folglich die Patienten selbst die obigen Vorschriften ausführen können. Es wäre erfreulich, wenn dieses einfache und probate Heilverfahren im Interest der leidenden Menschheit durch die Presse allgemein bekannt ge­macht würde.

- Gegen Zahnschmerz. Unter den inr MünchenerAsrztlichen Jntelligenzblstt" enthaltenen Skizzen aus der chirurgischen Klinik des Herrn Pro­fessor Dr. v. Nußbaum befindet sich folgende Mit­theilung über Behandlung des Zahnschmerzes:Es gibt zwei Arten von Zahnweh; das gewöhnliche kommt von einem cariösen Zahn, in welchen Luft und Speise eirrtritt, etwas Morphium innerlich und Chkvrzink (1 zu 5 Wasser) auf Baumwolle in den Zahn und hierauf ein Wachskügelchen gelegt, wird Linderung bringen, falls sich der Kranke nicht zum sofortigen Ausziehen des Zahnes entschließt. Die zweite Art Zahnweh kommt von Periostitis der ca­riösen Zahnwurzel; empfindet der Zahn Schmerz, sobald wir ihn berühren oder mit einem harten Gegenstand daran klopfen, so können wir die Diag­nose Periostitis machen; in diesem Falle ist Jod- Tinktur die Panacee; man bestreicht mit dieser ein- bis zweimal in 24 Stunden energisch das Zahn­fleisch und spült den Mund mit lautem Wasser aus; selbst wo bereits Anschwellung des Kiefers eingc- treten ist, wird oft noch dieses Verfahren helfen und das lästige Zahnweh heilen."

Gegen kalte Füße hilft tägliches Ab­waschen derselben mit kaltem Wasser oder Abreibeu mit einem nassen Handtuch. Dieses leichteste und bequemste Mittel befreit für immer von jener Qual; Filzschuhe u. a. sind völlig überflüssig bei regelmä­ßigen kalten Waschungen.

Wie das Volk spricht.Ruhe ist die erste Bürgerpflicht", sagte der Rentier. Da war er erst um 12 Uhr aufgestanden.Bezwinge dein Herz", sagte der Bankier. Da gab er trotz seines Mitleidens nichts für die Armen.Dem habe ich eins versetzt", sagte der Verschwender. Da hatte er seine Uhr zu dem Verwalter des Leihhauses getragen.

Es fällt kein Meister vom Himmel", sagte der betrunkene Schuster Spitzle. Da siel er einstweilen vom Stuhl.Fremde Verdienste soll man zu schätzen wissen", sagte der Hausknecht. Da hatte er den Kellnern ihre Ersparnisse gestohlen.Das nennt man pünktlichen Gehorsam", sagte der Oberst. Da wurde ihm ein Sohn gerade in dem Augenblicke geboren, als die Schildwache ,,'raus!" rief.

;Stati des Trinkgeldes.;Ein schönes Ver­gnügen das, wenn man am Sonntag-Nachmittag und bei sol­cher Kälte eine volle halbe Stund' den Gaul halten muff!"

-Was hast Du denn bekommen?" -Dumme Frag! Was werd ich bekommen haben? Kalte Füße!"

Auflösung des Räthsels in Nro. 17:

Zweifel.