Berlin, 9. Febr. Die „Presse" meldet: Im Arlbergtunnell fand eine große Dynamit-Explosion statt; mehrere Personen wurden getödtet.
Das „Berliner Tagbl." will aus Münchener diplomatischen Kreisen wissen, Beust sei von Paris abberufen und der österr. Gesandte in München, Baron Bruck, zu seinem Nachfolger bestimmt.
Mit ungewöhnlicher Spannung wird den' heute beginnenden Berhandlungen über die Kirchenvorlage entgcgengesehen. Unter den liberalen Parteien herrscht Uebereiustimmung, daß in der kirchenpolitischen Frage der Weg der „discretionären Vollmachten" nicht ferner zn betreten und daher der vorliegende Gesetzentwurf abzulehnen sei. Die Schrift „Canossa" von dem nationalliberalen Abgeordneten Götting-Hildesheim ist gerade zur rechten Zeit soeben in Berlin erschienen, um den Landtagsmitgliedern noch vor Eintritt in die Berathung des Kirchengesetzes in ausgedehnter Weise das nvthwen- dige Material an die Hand zu geben. Unterstützt durch massenhafte Thatsache», wird die Nothwendig- keit einer nationalen Erziehung der Priester nachgewiesen, die Geichichte und der Inhalt der Maigesetze recapitnlirt und der Beweis wiederholt, daß in keinem Punkte durch dieselben das katholische Gewissen bedrängt sein könne, so viel dies auch behauptet sein mag.
Die „Grenzboten" enthalten unter der Ueber- schrift „Tie Oftftiere in den Händen der Wucherer" einen Artikel, r ein ein entsetzliches Bild des wucherischen Treibens aufgerollt wird, wie es in allen größeren Garnisonsstädten die Offiziere umgarnt. Das Wuchergesetz vom 1. Juli 1880 scheint wenig Schutz zu bieten; dieser muß nach der Ansicht des Verfassers anderwärts gefunden werden, vor allem in der häuslichen Erziehung, weiche dem Lohne unbedingte Offenheit und wahres Vertrauen zur unverbrüchlichen Lebensregel zu machen suchen muß. In den österreichischen Armeen hat im Jahr 1869 Erzherzog Albrecht einen Darlehensfonds für Offiziere geschaffen, „um bedrängte Offiziere vor Wucherern zu bewahren." Auch für die deutsche Armee ist die Gründung eines solchen Instituts mehrfach angeregt worden. Der Verfasser hofft, daß cs zu Stande kommt: es wäre das „wirkjamstc Mittel, dem Geier die Krallen zn beschneiden."
In dcr Zcitmifl in Ruhlci suidci sich süigcudc „nachträgliche Anzeige": „Weil ich eS diesmal nicht für der Muhe werth hielt, bei unserer einzelnen liebgeliorencn Tochter zu annonciren — vor zwei Jahren waren dem Einsender Zwillinge geboren worden -- so ersuche ich alle diejenigen Reslenirenden, sowie auch passende Personen, welche gerne Pathenstelle versehen wollen, sich bis nächsten Svimabend bei Unterzeichneten zu melden. Auch auswärtige Reflektanten können ihr Porträt franko bis zur genannten Zeit an uns erst einsenden. Wochcnsnppen und sonstige Geschenke werden von Morgens sehr sriib bis Abends kurz vor der Polizeistunde mit dem grössten Tanke noch angenommen. Ehr. Gössel und Frau Geinabiin.
Oesterreich-Ungarn.
Währing b. Wien, 6. Febr. Am letzten Samstag Mittag wurden Josef Eder v. Streinsberg und seine Dienerin uns grauenhafte Weise ermordet, v. Streinsberg war ein Wucherer der schlimmsten Sorte und ans dem Umstand, daß die sämmtlichen Effekten und Werthpapiere des Ermordeten nicht angerührt waren, darf man schließen, daß ein Opfer seiner wucherischen Thätigkeit Rache genommen hat.
Prag, 6. Febr. Ein Krakauer Telegramm der „Narodni Lisch" sagt: Reisende ans Rußland theilen mit, daß in ganz Rußland eine förmliche Kriegsbewegung herrsche, insbesondere in Podo- lien und in Russisch-Polen; auch in Bessarabien konzentriren sich erhebliche Militärkräfte. Unter den Offizieren gilt ein Krieg für unvermeidlich. „Wir müssen beenden, was wir 1877 begonnen", heiße es. Skobeleff erhalte wegen.seiner Sensationsrede Grüße von allen Seiten zugesendet.
Budapest, 6. Febr. Ein ungarischer Kaufmann telegraphirt dem „Egyetcrtes", daß die russische Regierung bei den Londoner Kaufleuten sich erkundigte, ob sie innerhalb 6 Wochen 9000 Kilo Chinin liefern können; ebenso groß war der Bedarf der russischen Armee in dem letzten Kriege. Sechzehn russische Aerzte, zwanzig Kisten Charpie und Bandagen seien gestern in Rustschuk angekommen. Die Aerzte sagen unverhohlen, daß sie nach Bosnien gehen.
Aus dem neuesten Bericht vom Jnsurrektions- schauplatz ist zu ersehen, daß die Oesterreicher auf der ganzen hcrzegowimsch-montenegrinischen Grenze
von der Suttorina angefangen bis zur Grenze des Paschaliks von Novi-Bazar mit den Insurgenten im Kampfe stehen. Die Thatsache, daß Oesterreich mit dem Fürsten Nikita von Montenegro Freundschaftsbeziehungen unterhält, hindert nichts an der andern Thatsache, daß Oesterreichs Truppen mit den Montenegrinern sich jeden Tag herumschlagen; entweder existircn also jene freundlichen Beziehungen nicht oder hat der Souverän jede Autorität im eigenen Lande eingebüßt. Er hält sich in Antivari ans, von wo er Oesterreich täglich seiner Freundschaft versichert, während seine Unterthanen Oesterreichs Verwundete massakriren und verstümmeln. Der Fürst soll nicht mehr so populär sein wie früher. Die Montenegriner betrachten heute ihren Fürsten, wenn nicht mit Abneigung, doch mit vollständiger Gleichgiltigkeit. Die Montenegriner sollen die Politik des Fürsten satt haben, da sie glauben, daß der Fürst sich mehr als österreichischer Unter- than, denn als ein unabhängiger Fürst betrage. Ob wirklich ein Attentat auf den Fürsten stattgefunden , wie in einigen Zeitungen behauptet wird, ist noch unentschieden, aber so viel ist sicher, daß ihn der aktive Theil der montenegrinischen Bevölkerung gern außer Landes sehen würde.
Frankreich.
Paris, 5. Febr. Die Folgen der Pariser Börsen-Katastrophe treten noch täglich recht deutlich hervor. Die Comtesse de la Parouze, die in der großen Oper als Mademoiselle Heilbron früher die Pariser entzückte, hat sich, veranlaßt durch die enormen finanziellen Verluste ihres Gemahls, ge- nöthigt gesehen, ihr reizendes Hotel in der Rue Monceau und sogar ihre Eguipage zu verkaufen. Sie will die verlassene Künstlercarrisre wieder aufnehmen und ist sogar entschlossen, eventuell eine Tournee durch Amerika zu unternehmen. — Jeder Tag bringt die Meldung von neuen Selbstmorden. Ein Gutsbesitzer in Vineennes war schon längere Zeit trübsinnig gestimmt. Gestern Nachmittag häufte er in seinem Salon einen Stoß Holz auf, zündete denselben an und begann um die Flammen umher- zutauzen. ES gelang, die flammen 5 " löschen und den unglücklichen Irrsinnigen in Gewahrsam zu bringen. Er hatte an Ser Börse mehr als 200,000 Francs verloren und würbe schließlich vollkommen irrsinnig. Ein junger, talentvoller Mann, welcher eine erste Stellung in dem Geschäfte des äo
6dan§6 Delagaroe bekleidete, hat sich finanzieller Ursachen wegen erschossen. Eine Dame, die ihr ganzes Vermögen verloren, ist wahnsinnig geworden und hat sich aus dem Fenster gestürzt.
Prinz Victor Napoleon, der Sohn Plon- Plons und das künftige Haupt der Napoleouidcn, ist mit seinem Hofmeister in Heidelberg angekommen, um zu studiren; freilich ein bischen spät; denn für die anderen Studenten haben die Vorlesungen schon im Oktober angefangen. Schön ist's aöer doch, daß der Prinz sagt, erst studireu, dann potitisireu.
Die Regierung hat beschlossen, alle tunesischen „Aufständischen" nach dem Bagno von Neu-Catedo- nien zu senden. — Der Spekulant Lebaudy, der seit dem 15. Januar ungeheure Summen gewonnen hat, wurde gestern bezahlt. Er erhielt 31 Millionen. Die Haltung der Börse war heute ruhig, aber nur weil fast niemand Geschäfte machte. Die Wechselagenten und sonstigen Zwischenhändler (Coulissiers genannt) sind nicht zu beklagen. Ein jeder derselben gewann in den letzten zehn Jahren an Mäcklergeldern 100—400,000 Fr. monatlich, also mehr als 1—4 Millionen jährlich. Deßhalb konnten sie auch die furchtbare Krisis so leicht überstehen. Die Spekulanten dagegen sind größtentheils zu Grunde gerichtet.
Italien-
Der italienische Ministerpräsident Depretis hat in der Listenwahl bessere Erfolge erzielt, als sein oi-äsvant-College Gambetta. Depretis hatte in der italienischen Deputirtenkammer bezüglich der Annahme der Listenwahl ebenfalls die Cabinetsfrage gestellt und sein Entweder—Oder ist von dem gewünschten Erfolg begleitet gewesen, denn die Kammer hat am vergangenen Sonnabend die von der Regierung vorgeschlagene Tagesordnung, wonach die Kammer das Prineip der Listenwahl aeceptirt, mit verhältnismäßig großer Majorität angenommen. England.
Das englische Parlament ist am Dienstag den 7. Februar zu einer voraussichtlich stürmischen
Session zusammengetreten. Unter den inneren Fra- «»-
gen ist es neben verschiedenen Angelegenheiten weniger allgemeiner Natur besonders die irische Frage, welche der conscrvativen Opposition Gelegenheit zu Angriffen auf das Cabinet Gladstone geben wird, denn die bisherigen Maßregeln der englischen Re- gierung haben nicht dazu beigetragen, Irland all- ^°°-> mählich friedlicheren Zuständen wieder entgegenzuführen. Auch die halb und halb verunglückte englische Politik in Egypten wird den conservativen Rednern jedenfalls eine Veranlassung sein, dem Cabinet Gladstone scharf zu Leibe zu gehen.
Rußland.
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Petersburg, 4. Febr. Der 11jährige Sohn «s-8 3
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des Hofraths Noshin hat sich selbst entleibt. Erd« hat einen Brief an seine Eltern, in deren Abwesen- heit er sich das Leben nahm, zurückgelassen, worin er sie um Vergebung anfleht und „unglückliche KA Liebe" als Grund seines Selbstmords angibt. Ein zweiter Brief trug die Adresse des Gegenstandes seiner leidenschaftlichen Liebe.
Serbien.
Am Empfindlichsten leidet wahrscheinlich Serbien unter dem Bonteaux-Krach, da dieser Staat den erwähnten französisch-österreichischen Finanzmann zur Finanzierung seines Eisenbahnbaus erwählt - " hatte. Man spricht von 40 Millionen Francs , da sie in Form serbischer Eisenbahn-Obligationen in dem Schlunde der Union generale verschwundenseien. Es liegt zwar ein Pariser Telegramm vor, nach welchem Serbien nichts verlieren werde. Aber dieses Bernhigungstelegramm ist vom 6. d„ während sich Tags darauf in dcr serbischen Skuptschina das Ministerium weigerte, auf dies fällst ge Interpellationen zu antworten.
Türkei.
Aus Koustautniopcl wird über Paris gemeldet, daß die Pforte bedeutende militärische Vorbereitungen im Stillen trifft, um einer Krise in Ost- Numelien, deren Ausbruch zu befürchten sie Anlaß hat, nachdrücklich begegnen zn können.
Amerika.
Washington, 6. Febr. (Prozeß Guitean.) Guitean hat bis zum letzten Stadium seines Prozesses jene trotzige und groteske Haltung behauptet, die er während der ganzen langwierigen Verhandlungen zur Schau trug. Als der Gerichtspräsident Cox ihn aufforderte, sich zu erheben, um das Ur- theil des Gerichtshofes zu vernehmen, sagte er:
„Ich bitte Ew. Ehrwürden, den Urtheilsspruch so lange als möglich hinauszuschießen." Präsident: „Stehen Sie auf. Haben Sie irgend etwas gegen die Verkündigung des Urtheils einzuwenden?" Gui- teau erwiderte: „Ich bin des mir in der Anklageacte zur Last gelegten Verbrechens nicht schuldig. EL war Gottes Handlung, nicht die meinige .... Die amerikanische Nation wird sich im Blute wälzen, wenn mein Leichnam in die Grube gebettet wird. . .
Ich fürchte mich nicht vor dem Tode. Ich stehe hier als Gottes Mann. Tödten Sie mich morgen, wenn Sie wollen. Ich bin Gottes Mann und bin dies von Anfang ab gewesen." Der Präsident verurtheilte
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ihn hieraus in einer ausdrucksvollen Ansprache dazu, am 30. Juni zwischen 12 und 2 Uhr Nachmittags im Washingtoner Gefängniß gehängt zu werden. Giütean stand ungerührt da, als der Präsident sprach; aber als derselbe geendet hatte, schlug er mit der Faust heftig auf den Tisch und rief aus: „Möge Gott Erbarmen mit Ihrer Seele haben. Ich ziehe es vor, da zu stehen, wo ich stehe, als da, wo die Geschworenen und Ew. Ehrwürden stehen. Ich fürchte mich nicht, zu sterben. Ich stehe hier als Gottes Mann. Gott der Allmächtige wird Jedermann verfluchen, der betheiligt daran war, diese ungerechte Entscheidung zu Wege zu bringen. Nur Gutes ist aus Garfield's Beseitigung erwachsen und das wird das UrtheilDer Nachwelt über meine Inspiration sein. Ich mache mir nicht das Mindeste aus dem Urtheil dieser verdorbenen Generation. Ich möchte lieber tausend Mal in meiner Lage sterben als in der Jener, welche mich zu Tode gehetzt haben. Ich werde triumphirend zur Gloire hinaufsteigen; aber dieser elende Schuft Corkhill wird ewig in der Hölle zubringen, wo der Teufel sich auf ihn vorbereitet." Guitean wurde hierauf während eines heftigen Schneegestöbers nach dem Gefängniß zurückgeführt.
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