Der „W. Mg. Z." wird aus Petersburg geschrieben: Offenbar in Folge der deutschfeindlichen Rede, welche Skobeleff bei der Jahresfeier der Einnahme von Geok-Tepe gehalten, hat derselbe seinen vor längerer Zeit bewilligten Urlaub angetreten undsist am 29. Jan. nach Paris gereist.
Schweiz.
Ra pp er sw hl, 30. Januar. Die katholische Kirche ist diesen Vormittag gänzlich abgebrannt. Das Archiv konnte gerettet werden.
Frankreich.
Paris, 1. Febr. Aus Oran wird gemeldet: Gestern führte eine französische Truppe nach dreitägigem 125 Kilometer langem Marsche eine große Razzia gegen die aufständischen Stämme bei Me- cheria aus. Sie nahmen 10,000 Schafe und 600 Kamcelc weg. Die Aufständischen verloren 90 Todte.
Paris, 1. Februar. Fast alle Journale billigen die ministerielle Erklärung, ausgenommen die der Intransigenten, welche die Vertagung der Revision tadeln. Die Stimmung der Kammer ist dem Ministerium günstig. Der „Tcmps" hofft, das Ministerium werde durch seine Timten die Erwartungen rechtfertigen, welche sein.e Erklärung hervorgerufen und endlich die Aera friedlichen Fortschritts und der Stetigkeit in der Regierung beginnen. Der „Rational" sagt, die Politik des gesunden Menschenverstandes sei gestern im Parlament eingczogen. Tie „Li- berte" meint, das Programm de Frchcinets sei von Vernunft und Patriotismus eingegeben.
England.
Die Verhältnisse in Irland sind bis jetzt keineswegs einer Besserung entgcgengcgangen. Die Grausamkeiten und Schandthaten mehren sich beständig und Einschüchterungen und Mordanfälle gehen ihren gewöhnlichen Gang. Die englische Regierung hat nun die in Irland stehenden Truppen wieder um einige Bataillone vermehrt, ob aber diese spontane Maßregel Erfolg haben wird, ist sehr fraglich. Uebrigens hat sich die Rachricht von einer in verschiedenen irischen Grafschaften entdeckten gefährlichen Verschwörung nicht bestätigt.
Rußland.
Petersburg, 30. Januar. Die RegierungS- vrgane entdeckte!!, daß im Bezirk Gdow die Sck- tirer. welche das Institut der Ehe verwerfen, in starker Zunahme begriffen seien. Im Bezirke No- Waja-Ladoga uiahe bei Petersburgs dagegen zeigen sich Sektirer, welche die Institution der Priester nicht anerkennen. Die Zahl der diesen beiden Kategorien angehörigen Mitglieder soll achttausend übersteigen. (W. L.)
Petersburg, I. Februar. Die Zeitungen melden, das Winterkorn in den Provinzen Charkow und Pultawa, sowie im Gouvernement Kiew ist zu Grunde gegangen. Im Frühjahr ist eine neue Saat erforderlich.
Türkei.
Konstantinopel. 24. Jan. Die Pforte hat der deutschen Botschaft nunmehr eine Liste der Beamten und Offiziere eingereicht, welche sie von Deutschland zu erhalten wünscht. Einen fähigen Offizier für die Intendanz, zwei für die Ausführung des Militärgesetzes und für die Einrichtung der Disziplin, einen Generalstabsoffizier, einen für Artillerie, einen für Infanterie, einen für Kavallerie, einen zur Organisation der Gendarmerie, einen, der das Mu- steschariat und die Direktion der Militärschule übernimmt. Alle Offiziere werden vom Majors- bis Oberstenrang gewünscht. Ferner je zwei Beamte für die Ministerien der öffentlichen Arbeiten nnd des Handels (Ackerbau). Von diesen soll einer als Mu- steschar (Unterstaatssekretär), einer als Professor beschäftigt werden.
Amerika.
Die nordamerikanische Presse bekämpft eifrig den Einfluß des deutscheu Elementes in Mexiko. Die Deutschen, meinen die eifersüchtigen Jankees, haben schon einen viel zu großen Antheil an der Ausbeutung des mexikanischen Handels und man muß sie verhindern, denselben ausschließlich zu monopolisiren. Wenn die „Cvrresp. Americ." sagt, die Mexikaner wollen von den Deutschen nichts wissen, so verkennt sie die Sachlage vollständig. Der Theil der mexikanischen Presse, der in nordamerikanischen Händen liegt, macht allerdings gegen die Deutschen Front, aber daß derselbe die öffentliche Meinung in Mexiko vertritt, muß entschieden bestritten werden.
Handel L Verkehr.
Augsburg, I. Februar. Bei der heut« vorgenom- melien Scrienzichuug des Lotterie-Anlehens der Stadt Augs- bürg wurden folgende 20 Serien gezogen: 38 Ivb 204 271 429 430 515 518 584 685 745 876 882 935 1029 1032 1164 1271 1297 2011.
Der glückliche Erbe.
Novelle von Ed. Morris.
(Schluß.)
Mit dieser Abfertigung war der Landnachbar sehr unzufrieden, weil er nun schon im Geiste die ganze Erbschaft mit dem feinen Dämchen vertändeln und zur Auszahlung des ihm versprochenen Darlehens nichts übrig bleiben sah.
Um diesen Schifsbruch seiner Hoffnungen womöglich noch abzuwenden, warf er den Anker der Warnung von Neuem aus, doch dieser griff abermals in die Felscnbrust des Barons nicht ein und ward heflig zurückgeschlcudert. Daraus entstand ein förmlicher Zank; Herr Waidling rannte voll Erbitterung fort und schlug wie ein Sturmwind die Thür hinter sich zu.
Jetzt erschien Kauz in einer traurigen Gestalt. Er hatte sich die Stirn und den Mund mit einem Tuche verbunden und Thränen standen ihm in den Augen. Der Baron fragte, was ihm fehle. Kauz beklagte sich, der fremde Herr habe ihm Beulen an den Kopf geschlagen und diese Mißhandlung sei ihm um so empfindlicher gewesen, da er schon zuvor von unerträglichen Zahnschmerzen geplagt worden sei und nun doppelt daran leide. Er befinde sich dadurch, setzte er hinzu, so schlimm und krank, daß er unter- lhänigst bitten müsse, ihn bis zu eintreteuder Besserung zu beurlauben und indessen die Aufwartung eines anderen Dieners, den er für sich stellen wolle, zu genehmigen.
„O, das thut mir j: sehr leid!" sagte der Baron. „Ich will den ungeschliffenen Kerl lehren, sich au meinen Dienern zu vergreisen. — Und, Kauz! hast Du nicht draußen gehört, wie der freche Mensch das Fräulein von Riedau verunglimpfte? — Ja, ich müßte keinen Schalten von Klugheit besitzen und nicht mii der Lenormand gesprochen haben, wenn ich einem solchen Verleumder Gehör geben sollte."
Gleichgiltig zuckte Kauz die Achseln und trat ab. Ein anderer Üohnbedienier übernahm den verlassenen Posten.
Der Baron dachte nicht weiter an den Vorfall, schmückte sich zum Abendfesle und fuhr, der Abrede gemäß, gegen die Thecuerzeit zur Frau von Riedau. —
Er klingelte sanft — er klingelte stark — es ward ihm nicht aufgethan. Die Schauspielstunde schlug — er stand noch uneingelasseu am Vorzimmer.
Voll Verwunderung fragte er endlich im Hause, ob man die Damen habe ausgehen sehen. Er bekam zur Antwort, sie wären gegen Mittag ausgefahren.
Es mißfiel ihm sehr, daß sie, wie es ihm schien, eine Lustreise aufs Land gemacht und ihn davon ausgeschlossen hatten. Er stellte sich vor, sie würden, durch zufällige Hindernisse verspätet, sogleich am Theater abgestiegen sein.
Pfeilschnell fuhr er dahin, sie waren nicht da. Er wartete eine Stunde, jagte dann wieder nach ihrer Wohnung, fand sie so wenig wie vorher und erstarrte bei dem Gedanken, daß ihnen ein Unglück begegnet sei.
Es fiel ihm ein, die allwissende Lenormand darüber zu befragen, aber wie sollte er sie finden?
Er wußte weder den Namen ihrer Straße, noch den Weg dahin, den er nur zweimal, vom treuen Kauz geführt, im Dunkeln gegangen war.
Zum Unglück hatte er auch noch den neuen Lohnbedienten zu Hause gelassen und war also ganz hilflos. Dennoch unternahm er es, in dem nächtlichen Labyrinthe der fremden Stadt die Lenormand zu Fuß aufzusuchen. Er fragte alle Menschen, die ihm begegneten, nach der berühmten Frau. Einige gestanden kurz und rund ihre Unwissenheit, andere, die klüger und gefälliger sein wollten, wiesen ihn lächelnd zu zwanzig „klugen Frauen." So in der Irre herumlaufend, mußte er gegen Mitternacht noch froh sein, daß er sein Hotel wiederfand. Doch an Ruhe und Schlaf war nicht zu denken.
In der frühen Morgenstunde, in welcher sich mit Anstand ein Damenbesuch ablegen ließ, flog er wieder ins Haus der Frau von Riedau, um den Nachtschwärmerinncn, die er jetzt unfehlbar zu treffen dachte, eine scharfe Sittenpredigr zu halten.
Aber er läutete eine halbe Stunde lang mit der Thürglocke seine letzte Hoffnung zu Grabe. Wie zer
malmt schlich er mit wankenden Knieen in das Hotel zurück und sandte zu Kauz einen Eilboten mit dem Befehl, entweder sogleich selbst zu kommen oder ihm der Lenormand's Wohnung anzugeben.
Der Bote brachte nach langem Ausbleiben die Hiobspost, Kauz sei nicht zu Hause und auch nirgends zu finden.
Halb wahnsinnig ließ der Baron den Hotel- wirth rufen und entdeckte ihm die ganze Geschichte.
„Ich bedaure Sie, Herr Baron!" sagte dieser achselzuckend, „Sie sind allem Ansehen nach einer Bande von Gaunern in die Hände gefallen. Soviel ist wenigstens gewiß, daß sich die berühmte Enkelin der ebenso berühmten Lenormand hier nie aufgehalten hat."
„Die Person, die sich dafür ausgab, war eine doppelte Betrügerin, und sein „Astarot" wahrscheinlich das Geschöpf eines Hohlspiegels oder einer Zauberlaterne."
„Aber ich bitte Sie," fiel der Baron hier ein, „die Stimme, die Helle, deutliche Geisterstimme, die ich in dieser Stube, wo ich und Kauz -allein waren, hörte: wie erklären Sie mir die?"
„Sehr leicht, Herr Baron!" sagte der Wirth. „Kauz ist, wie ich genau weiß, ein fertiger Bauchredner, der in Astarots Namen sprechen konnte, ohne daß Sie die geringste Bewegung seine Mundes bemerkten. Der ränkevolle Bube war unstreitig des «Lchclmenbundes Stifter und Haupt und hat sogleich, als er gestern die leider nur zu begründete Warnung des Herrn Waidling belauscht batte, mit den drei Landstreicherinnen, die Flucht ergriffen. Doch ich hoffe, wir wollen die saubere Gesellschaft bald einholen. Ich werde sofort zum Polizei-Präsidium eilen, um Steckbriefe ausfertigen zu lasten."
„Nein, das will ich durchaus nicht!" rief der Baron. „Ich schenke der Treulosen das mir abgelistete Gold, das ich bei meinen übrigen Vermögens- Verhältnissen verschmerzen kann. Ach, könnte ich nur sie auch vergessen!"
Er bedeckte seine nassen Augen. Der Wirth verließ ihn und zeigte trotz des Verbotes den Vorfall an. Der Polizeicommissar fand vor allen Dingen für uöthig, die Gewißheit des Raubes zu erörtern und deshalb die Wohnung des Flüchtigen zu untersuchen. Hierzu wurde der Baron eingeladen.
Er schalt, daß der Wirth seinem Willen entge- gengehandelt halte, ging aber mit.
Man öffnete die Zimmer; er stürzte voran nach der Kammer hin, in welcher sich der Geldschrank befand ; dieser stand offen und jauchzend rief Herr von Hall:
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„Da stehen ja die Geldsäcke noch!"
Sie wurden entsiegelt; man fand Steine und Sand — die Goldrollen waren verschwunden.
Der Einrede des Barons ungeachtet, flogen nun telegraphische Steckbriefe nach allen Weltgegenden aus; sie fruchteten aber nichts, als daß aus mehreren großen Städten die Nachricht einlief, die vorgebliche Frau von Riedau habe auch dort schon unter- anderen Namen ähnliche Streiche gespielt. — Die falsche Lenormand war nirgends zu entdecken.
Und so hatte denn unser Baron in der Hauptstadt Nichts mehr zu schaffen. Er begab sich recht ernüchternd auf sein Landgut zurück und rühmte sich hinfort seiner Klugheit nicht weiter.
Allerlei.
— (Sonderbare Leute.) In England exi- stirt bekanntlich eine religiöse Sekte, deren Mitglieder sich die „sonderbaren Leute (peouliar xsoxls) nennen und die in Krankheitsfällen ärztlichen Rath verschmähen und nur auf die Hilfe Gottes vertrauen. Unter den Umständen kommen sehr oft Todesfälle unter ihnen vor, die leicht hätten vermieden werden können, wenn ein Arzt zu Rathe gezogen worden wäre und nicht selten haben sich darum die Hinterbliebenen der Verstorbenen wegen fahrlässiger Tödtung zu verantworten. Ein ähnlicher Fall beschäftigte dieser Tage das Leichenschaugericht für Kent. Der achtjährige Sohn eines Arbeiters Namens John Mvrbh in Plumstead bei London war an den Pocken erkrankt. Statt einen Arzt kommen zu lasten, ließ Morby einen Aeltesten der Sekte holen, der, als er kam, seine Hände auf den Knaben legte und inbrünstig zu Gott betete, das Leben des Kindes zu retten. Wenige Stunden später starb das Kind. Im Laufe der Verhandlung entspann sich zwischen dem Leichenschauer und der Mutter des
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