Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oderamts-Bezirk Nagold.

Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag und Samstag, und kostet halbjährlich hier (ohne Triigerlolm) 1 60 -!, in dem Bezirk 2

außerhalb des Bezirks 2 40 -I. Vierteljähr­

liches und MonatSabonncmcnt nach Verhältnis;.

Dienstag den 3. Januar.

! Jniertionsgcbilhr jür die ispaltigc Zeile aus ge-! i wohnlicher Scbrisl bei einmaliger Einrückung 9 j ' bei mehrmaliger je 6 -!. Die Inserate müssen j spätestens Morgens 8 Uhr am Tage vor der! : Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegebcn ^ ! sein. !

t 882 .

Abonnements-Einladung.

Bestellungen auf denGesellschafter" für das erste Quartal nimmt jede Postanstalt entgeg en.

Amtliches.

De« Königliche» Pfarrämter«.

Am Mittwoch den 4. Januar Nachmittags Konferenz mit den unständigen Lehrern des Bezirks in EbHausen.

Altenstaig, l. Januar 1882.

K. Bezirksschulinspektorat. Mezger.

Neuzahr 1882.

Eilend ist dahin ein Jahr geschwunden!

Müde stieg es in das Grad der Zeit,

Wo so viele Ruhe schon gefunden,

Reich, wie es, an Sorgen und an Leid! Manche Hoffnung hat es mitgenommen,

Die an seiner Wiege uns gelacht,

Schwer und dunkel, wie bei seinem Kommen, Ist der Zukunft sternenlose Nacht!

An den Säulen deutscher Einheit rütteln Die Partei'n mit schonungsloser Hand,

Um die wen'gen Früchte abzuschütteln Von dem Baum der Freiheit! Armes Land! Was ist aus der blut'gen Saat geworden,

Diedas Volk in Waffen" hat gestreut? Weder in dem «Lüden noch im Norden Eine reise Frucht, die uns erfreut!

Paßt der Feind auch nicht an unfern Thoren, Wie so oft er frevlend es gethan,

In dem eignen Haus ward er geboren Und genährt von Ucbermuth und Wahn!

Blitz und Sturm umtobt die deutsche Eiche Und ihr Seufzen ist das Klagelied,

Das im neuerjchaff'nen deutschen Reiche Heut' durch alle edlen Herzen zieht!

Neues Jahr, wirst du die Klagen stillen,

Die im alten tönten laut und viel?

Wirst der Guten Hoffnung du erfüllen Und uns führen an des Friedens Ziel?

Wird verziehen sich die finst're Wolke,

Die des Vaterlandes Himmel deckt,

Und die Sonne auch dem deutschen Volke Scheinen, die des Glückes Blüten weckt?

Ach, so fragen heute Millionen Aengstlich an dem festverschloss'nen Thor,

Und wo Glaube und Vertrauen wohnen Hebt der Geist sich ernst zu Gott empor;

Zu dem ew'gen Herrscher, dessen Wille Fest das Schicksal aller Völker leicht,

Zu dem Vater, dessen Gnadenfülle Stets sich neu auf seine Schöpfung senkt!

Ja, zu ihm laßt uns den Blick heut' richten, Unser Hoffen willig ihm verträum,

Er allein nur kann das Dunkel lichten Und in die Nacht, in die wir zagend schau'n! Gott, der gütig hört des Bettlers Klage,

Und die Thränen seiner Kinder zählt;

Er allein löst endlich jede Frage,

Welche Völker hier auf Erden quält!

Was in jedem edlen Herzen lodert:

Recht und Wahrheit, Tugend, Menschlichkeit Dieser Abglanz seiner Liebe modert

Und vergeht nicht in dem Sturm der Zeit!

Wie auch Haß und Lüge sich bemühen Zu vernichten, was ein Gott uns gab;

Endlich wird die wahre Tugend blühen Triumphierend auf des Lasters Grab!

Und mit diesem Glauben laßt uns schreiten Muthig auf der neuerschlvsf'nen Bahn;

Treues Wollen, Festigkeit in Leiden,

Führt zum Ziele endlich doch hinan!

Was auch in der Zukunft Urne lieget:

Glück und Frieden, Kummer oder Leid, Unaufhaltsam geht und unbesieget Immer vorwärts doch der Geist der Zeit!

Und wir müssen vorwärts mit ihm schreiten Auf der Wahrheit und des Rechtes Bahn;

Glück und Liebe suchen zu verbreiten,

Sollen Glück und Liebe sich uns uah'n!

O, dann wird die Ernte unsrer Saaten Froher Muth und das Vertrauen sein,

Daß der Menschen Streben und Berathen Gott, der höchste König, lenkt allein!

TageS-Neuigkeiren. Deutsches Reich.

Nagold, 2. Jan. Im abgelaufeuen Jahre sind hier, den gestrigen Mitthcilungen in der Kirche zufolge, 120 Kinder geboren und getauft worden, nemlich 69 Knaben und 51 Mädchen. Darunter sind 8 unehliche Kinder, also 6,6"/o. Konfirmirt wurden 23 Söhne und 21 Töchter. Trauungen fanden 16 statt. Gestorben sind 55 Personen, 27 männlichen und 28 weiblichen Geschlechts, worunter 20 Perso­nen über 14 Jahren.

7-^ Altenstaig Stadt, 1. Januar. Aus den Verhandlungen des hiesigen Privat-Spar­vereins vom 27. Dez. 1881 im Gasthaus z. Hirsch entnehmen wir folgendes: Es betragen die Einnah­men 76,980 Mark 31 Pfennig, die Ausgaben 71,627 <M 24 somit Passiv-Remanet des Kas­siers 5353 7 Bei der Neuwahl des Kassiers

und der beiden Controleure wurden wießer gewählt: Als Cassier I. Luz, junior und als Controlcure die Herren Holzhändler Maier und Wacken Hut. Die Frage, ob Einlagen von den neugegründeten Pfennigsparkassen angenommen werden sollen, wurde laut Abstimmung verneinend beantwortet. Die Frage des K. Steuerkollegiums wegen Eintragung ins Handelsregister wurde dahin entschieden, die Eintra­gung zu unterlassen. Dem Anträge des Kassiers, demselben einen feuerfesten Kassenschrank beschaffen zu wollen, wurde dahin entsprochen, vorerst eine feuerfeste Kassette im Wege des Koukurrenzausschrei- bens anzuschaffen. Anwesend waren circa 30 Mit­glieder. ' Ans der Bermögensberechnung Pro 1. Juli 1881 tragen wir noch nachAktiva 223,207 ^ 69 ,

Passiva 215,831 ^ 96 , Rest 7375 73 L.

Laut Vorgang betrug das Aktiv-Vermögen vorher 6939 ^ 51 '^Z. Es erscheint somit eine Vermö- gcnszunahme von 436 22 L. Die Verwal­

tungsgebühreil des Cassiers betragen von 195 915 Mark 19 Pfennig Gesammtvermögen laut Sratuteu V»°/o mit 653 05 L.

Stuttgart, 27. Dez. Einige der nun voll­zogenen Ergänzuugswahlen zum Landtag haben der Volkspartei neuen Zuwachs gebracht. So ist Mini­ster Holder in seinem bisherigen Wahlkreis Göppin­gen durch einen demokratischen Mühlenbesitzcr ersetzt worden, dem die Partei u. A. in sein Programm geschrieben hat, das; er auf die Instruktion der Buu-

desbevollmächtigteu durch die Kammer hiuarbeiten werde.

Stuttgart, 30. Dcz. Des Verbrechens der Wucherei augeklagt staub gestern der Frucht- und Mehlhändicr Ehr. Bclz von Ludwigsburg vor der 2. Strafkammer des Landgerichts. Er hatte einem armen Schneider zwei mal 30 -E geborgt, d. h. je 44 baar gegeben, wofür dieser monatlich 6 Zins zahlen mußte, so daß er binnen 1b Monaten 180 bezahlt Hai. Der Angeklagte behauptet zwar, diese Monalszahlnngen seien Abzahlungen vom Kapital gewesen, allein der Zeuge be­schwor, daß es Zins war und so wurde der Angeklagte zu 2 Monaren Gefäugniß und 200 Geldstrafe vernrtheilt.

Stuttgart, 30. Dezbr. Gestern Vormittag II Uhr fand ans dem Pragfriedhoi die Beerdigung des verstorbenen Professors am Realgymnasium Dr. Gotthils Werner statt. Dem rcichgcschmnckien Sarge folgte außer den Verwandten das gesammic Lehrerkollegium der Anstalt, welchem sich eine Anzahl von Lehrern der anderen hiesigen Lehranstalten ange­schlossen hatte, ferner die Mitglieder des Jünglingsvereins äl­tere Abtheilnng, eine größere Anzahl von Schülern u. sonstige F-reunde des Verstorbenen.

Stuttgart. Ein hiesiger hervorragender Physiker empfiehlt, ausgebend von der Thatsache, daß fast sämmtliche llnglücksfälle in Theatern in den letzten Dezennien von der Gasbeleuchtung her­rühren, die Einführung des elektrischen Lichts. Derselbe würde auch von offenen elektrischen Flam­men (mit Glasglocke wie im Stadtgarten) nichts befürchten. Unser Physiker sagt: Ich würde einen Gesetzentwurf Vorschlägen, lautend: Einziger Para­graph: In allen Räumen, welche mehr als 1000 Personen fassen, ist Gasbeleuchtung verboten.

In Cannstatt hat der Entenwirth Bürkle, welcher in der letzten Zeit religiöse Bücher kolportirte, seine Ehefrau, mit welcher er schon seit längerer Zeit im Unfrieden lebte, mit einem Revolver in die Brust geschossen, wodurch dieselbe eine tödtliche Verletzung erlitt. Der Thäter wurde verhaftet.

Loffenau, 27. Dezbr. In vergangener Nacht wurde dem braven Sohn des Schlossers Schwcikhardt von einem hiesigen Burschen mit einem eichenen Prügel die Hirn- schaale cinge sch lagen, so daß derselbe hoffnungslos dar­nieder liegt. Der Thäter befindet sich in den Händen des Gerichts.

Meimsheim, 28. Dez. Ein hiesiger Bürger, der am 23. d. Mts. eine Wirthschast besuchte, wurde dort von seinem Sohne abgeholt und hierauf derart mit Schlägen traktirt, daß er nach 2 Tagen starb. Die K. Staatsanwaltschaft Heilbronn ist bereits eingeschritten.

Creglingen. Ein 68jähriger Bauer von Oberrim­bach ging am Freitag vor dem Christfest nach Spielach, um Geschenke für seine Enkel cinzukaufen. Er wurde am anderen Morgen früh, ans dem Wege liegend, erfroren anfgesundcn.

Brand fälle: In Haidgau (Waldsee) am 28. Dezbr. das ganze Anwesen, bestehend in dem Wohn- und Oekonomiegebäude des Bauern B. Heine, wobei 7 Stück Vieh mitverbrannt sind.

Das Schwurgericht zu Freiburg verhan­delte am 17. d. Mts. einen Straffall, der auch für weitere Kreise einiges Interesse bieten dürfte. Po­lizeisergeant Warth in Freiburg hatte im Sommer dieses Jahres den amtlichen Auftrag erhalten, bei einigen Viktualienhändlern in der Stadt Erhebungen wegen ausgelassener Butter zu machen. Warth voll­zog diesen Auftrag nicht selbst, sondern betraute einen Schutzmann mit demselben, stellte aber in der nach- herigen Meldung die Sache so dar, als ob er den Befehl ansgeführt habe. Als nun einer der Viktua­lienhändler der gegen ihn erlassenen Strafverfügung sich nicht unterwarf und die Angelegenheit zur schöf- feugerichtlichen Verhandlung kam, bestätigte Warth die volle Richtigkeit der von ihm verfaßten Meldung auf abgelegten Eid hin und beging auch nvch die Thorheit, nach der Schöffengerichtssitzung den betref­fenden Schutzmann aufzusuchen und oemselben An­weisungen zu ertheileu, welche Aussagen er machen solle, wenn er ebenfalls als Zeuge vernommen