welcher auch die Lehrer ein gut Theil beigetragen haben, und welche ja ein so befriedigendes Bild der Leistungsfähigkeit unseres schwäbischen Bvlks geboten haben, erblickt Redner hierin wie in unserer ganzen Zeitrechnung ein Streben nach Bildung und Vervollkommnung des Handwerkerstandes. Die Gewerbefreiheit habe nicht die Absicht gehabt, den Pfuschern Vorschub zu leisten, ihr Ziel sei Vorwärts: Der strebsame Meister solle nicht durch hemmende Schranken eingeengt sein. Die seitherigen Jrrlhümer der viel verschrieenen Gewerbefreihcit bedürfen freilich einer Rcmedur, so namentlich in den Innungen und unbestritten in den Lehrlingsprüfungen, aoer das Grundprincip müsse bleiben: kein Rüclschritt, kein Krebsgang, ja nicht einmal ein Stillstand. Ein großer Fehler sei die Produktion nur billiger Waare und das Halten zu vieler Artikel, also die Zersplitterung der Kräfte. Die ganze Kraft des Mannes muß für sein Geschäft eingefctzt werden, darum tüchtige Ausbildung des Nachwuchses in Schule und Werkstatt. — Herzlicher Dank der zahlreichen Versammlung folgte diesen packenden Gedanken, der Vereins-Vorstand betonte noch einmal die Wichtigkeit einer allseitigeu, beruflichen und allgemeinen Durchbildung der jungen Leute und fordeile zu besserer Benützung der Fortbildungsschule auf.
Egenhausen, 10. L'kt. Unser neuer Pfarrer, Herr Walz, hielt gestern in hiesiger Orlstirche seine ^ersre Predigt und Kinderlehre. Die Predigt fesselte durch t e schöne maßvoll-ruhige Klahrheit ihres Flusses, . ,,rch die beherzigenswcrthen Lehren und Betrachtungen aus dem vom Geiste einer edlen Sittlichkeit und Frömmigkeit durchhauehten Innern des Redners. — Ein schönes Zmanunentreffen war es, daß Tags zuvor, am Samsrag Mittag, zwei vom hiesigen Stiftungsrath bestellt gewesene, nach Maßgabe der Anordnungen des chrhllichen Kunstvereins von Herrn Maler Pilgram ui Stuttgart verfertigte Oelgemülde fLeinwand), „JesuS die Kinder segnend" und „die Bergpredigt" rechtzeitig ankamen, um ihren Platz an den bis jetzt völlig schmucklos gebliebenen Wänden zu beiden Seiten der Kanzel zu finden. Die Anschaffung derselben gründet sich auf ein von dem längst verstorbenen all Krv- uenwirtb Stickel dahier gestiftetes Vermächtuiß zu Zwecken der Verschönerung der Kirche, dessen nnge- wachsene Zinsen in Verbindung mir den Zuschüssen der Stiftungskasse und des christl. Kunstvereins in Stuttgart die Baarzahlung des Kunstwerkes ermöglichen. Möge der würdige Stifter Stickel bald weitere edle Nachfolger finden.
Calw, 10. Okt. fReichstagswaht.) Unser Bezirk, der seither in Herrn Kommcrzicnrath Stälin eine den konservativen Interessen ganz entsprechende Vertretung fand, wird denselben zu unserer Freude auch in den nächsten Reichstag senden. Gestern Nachmittag vereinigte sein Bericht über seine seitherige Thätigkeit als Landtags- und Reichstagsabgeordneter eine sehr zahlreiche Wählcrversammlung aus Stadt und Amt im Gasthos zum Waldhorn. Redner trat u. a. entschieden für indirektes Steuersystem auf, da auf dem Wege direkter Steuern nichts mehr zu erreichen sei, dem Tabaksmonopol würde er unter Umständen die russisch-amerikanische Fabrikatsteuer vorziehen, die deutsche Heeresmacht zu erhalten sei patriotische Ehrensache und Selbsterhaltungspflicht eines jeden Reichsbürgers. Als der Redner zum Schluß mit begeisterten Worten, aber doch zur Vorsicht mahnend auf die neuen großartigen Reformpläne deS Reichskanzlers zu sprechen kam und auf Grund persönlichen Verkehrs versicherte, daß den Kanzler gewiß nur ernste Sorge für das Ge- sammtwohl leite, wie auch für ihn als Abgeordneter immer die Liebe zum Vaterland bestimmt gewesen sei, so folgte dem ausführlichen Referat allgemeiner Beifall der Versammlung. Herr Kommerzienrath Stälin wurde darauf einstimmig als Kandidat für die bevorstehende Reichstagswahl proklamirt, wobei sich für diese Kandidatur auch früher entschiedene Mitglieder der demokratischen Partei erklärten. (Wie uns mitgetheilt wird, wird Hr. Stälin auch in unserem Bezirk sich in Nagold und Altenstaig seinen Wühlern womöglich in Abendversammlungen vor- stellen. Red.)
Stuttgart, 8. Okt. Der „Staatsanzeiger" enthält folgendes königliche Dankschreiben: Schloß Friedrichshafen, 5. Okt. 1881. Mein lieber Staatsminister des Innern Dr. von Sick! Dank dem einmüthigen und aufopfernden Zusammen
wirken aller Betheiligten, insbesondere der Stadtge- meinde Stuttgart und der Staatsbehörden, welche der Württembergfichen Lanbesgewerbeausstellung eine würdige Stätte bereitet, des Präzweinen uuo der Mitglieder des ELecutivausfchusfes, welche in unei- genützigster und umsichtigiler Wege ihre Kraft zum Besten des Werkes eingesetzt, insbesondere aber ver so zahlreich erschienenen Aussteller aus Württemberg und Hichenzollern, bie sämuulich das Beste, was Sie vermocht, mit Geschick und Geschmack zur Erscheinung zu bringen bestrebt waren, yar unsere Landes- aussieliung einen Erfolg errungen, der alle zuvor gehegten tLrwartungen uberlrifst. Es drangt Mich daher, setzt bei dem Schlüsse derselben allen, welche zu dem schönen Ergebnisse bcigetrageu, ebenso wie auch den Mitgliedern des Preisgerichts, die sich ihrer mühevollen und schwierigen Ausgabe mit Efier und Hingebung entledigi, Meinen Königlichen Dank und Meine volle Anerkennung anszusprechen. Ich wünsche von Herzen, das; die Ausstellung, die ein so befriedigendes Bild der Leistungsfähigkeit unseres Volkes geboten, durch die Eröffnung werterer Absatzgebiete für das Gedeihen unserer Industrie von uach- yaltigem Vonheck und durch die Belehrung und Anregung, die sie gewährt, von reichein Segen für die fernere Entwicklung derselben sein möge. Zugleich hoffe Ich aber auch, es werde die Anerkennung, die dem Geleisteten zu Theil geworden, für Alle ein Sporn sei, ans dem Angeschlagenen Wege weiter zu schreiten, aus daß wir eine würdige Stelle behaupten im friedlichen Wettkampfe der Völker zum Heile und zur Ehre der Schwäbischen Heimath und zum Ruhme des deulschen Vaterlandes! Indem Ich Sie beauftrage, von Vorstehende,n allen Belhelliglen Kenntniß zu geben, drücke Ich Ihnen, der Sie von Anfang an mit unverdrossener Hingebung für das Gelingen des Unternehmens gearbeitet, Meinen besonderen Tank aus und verbleibe, Mein lieber Staats-Munster des Innern Dr. von Sick, Ihr gnädiger König K a r l.
Stuttgart, 10. Okt. Gestern Abend Punkt 5 Ubr fand der Schluß der Würtlemb. Landesgewerbe-Ausstellung statt. Schon von 0 Uhr ab hielt das Publikum die Gallerien und Parterreplützc besetzt, welche die Aussicht auf die Fontäne gestatten, um welche sich das kurze «chauspiel des Schlusses abspielen sollte, zu dem kurz vor 5 Uhr säiipntlrche 3 Musikkapellen erschienen. Mit dem Vortrage des König-Karl-Marsches begann die Schinßfeier; nach diesem warf Präsident Dr. Jobst einen kurzen Rückblick ans die so gelungene Ausstellung und mit dem Wunsche, daß ste zum Segen von Gewerbe und Handel des Landes werde, dankte er für das von allen Seiten entgegengebrachte Interesse für die Ausstellung. Hierauf ergriff S. H. Prinz Weimar das Wort und erklärte Namens S. M. des Königs die Ausstellung für geschlossen. Auch er gab dem Wunsche deS Königs, dag die Ausstellung der Industrie und dem Handel Württembergs von dauerndem Nutzen sein möge, Ausdruck, und schloß mit einem begeisterten Hoch auf den König, das jubelnd von den Lausenden, welche den Redner umstanden, ausgenommen wurde und an das die Nationalhymne sich anschloß, mit derem letzten Ton die Ausstellung erst als geschlossen zu betrachten war, denn nun strömten die Massen nach dem Ausgange dem Garten zu. Ueber eine halbe Stunde dauerre es, bis das Haus sich entleert hatte. Im Garten und Keller entwickelte sich hierauf zum letztenmale ein großartiges Leben. Alle 3 Kapellen spielten und zeitweise war kaum durchzukommen, wo immer man sich auch bewegen wollte; denn es waren allein 6500 Besucher mit Tageskarten und ebenso viele Abonnenten anwesend. Die Konzerte dauerten bis 10 Uhr Abends, neben der elektrischen Beleuchtung erfreute bengalisches Licht das Publikum, in welchem alle Theile des Gartens abwechselnd schwammen, was zauberhaft schön aussah.
Stuttgart, 10. Oktbr. (Landesgewerbe- Ausstellung.) Wie groß war die Zahl der Besucher? Die Frage wird sich wohl nicht mit größerer Präcision beantworten lassen. Zahlend eingetreten sind in runder Summe 550,000 Personen. An Abonnementsgeldcrn wurden ca. 150,000 eingenommen. Nehmen wir an, daß bei den Abonnenten jede Mark einen ömaligen Besuch bedeute, was sicherlich zu wenig ist, so bekommen wir schon einen Besuch von 1,300,000 Menschen, welche im Stadtgarten eingetreten. Nun sind aber die Be-
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suche jener, welche eigentlich Studien gemacht, der Aussteller, der Fachleute, der Jury-, der Komitemit- glieder, der Berichterstatter noch gar nicht gerechnet.
Der Ertrag wird annähernd zu 250,000 ^ angenommen werden dürfen; dabei ist aber die Lotterie inbegriffen. Eine nähere Berechnung wird vielleicht erst nm's Neujahr sich aufstellen lassen.
Brandfülle: In Laupheim, am 7. Oktbr. das Wirthshaus „zum dürren Ast"; in Klein- Bettlingen (Nürtingen) das Brauerei- und Stall- gebüude eines Gemeinderaths; in Buchhorn bei Weinsberg eine Scheuer sammt Stallung.
Baden-Baden, 8. Okt. Der Kaiser empfing gestern den Bischof Räß von Straßburg nebst zwei Domkapitularen von Straßburg und Metz in halbstündiger Audienz. Das Befinden der Kaiserin ist zusehends besser, sie geht täglich Vormittags und Nachmittags im Walde spazieren.
In der Höhe und der Tiefe baut fick König Lud- w i g seine Schlösser. Vorige Woche hat er sein neues Schloss auf der Insel des Herrnchiemsee zur Probe bezogen, cs erinnert sehr an das Schloß in Versailles, liegt im Innern der Insel und ist mit dem See durch einen Kanal verbunden. Er kam nin Mitternacht an und lieh das Schloß durch Tausende von Flammen erleuchten. Wenn das Geld reicht, wird das Feenschloh von einer Kirche und einem Theater „flankirt" werden.
Halle a. d. S., 8. Oktbr. Das Defizit der hiesigen Ausstellung beträgt ca. 50,000
Berlin, 8. Oktbr. Es wird der Wiener D.
Ztg. gemeldet, daß die Vorarbeiten bezüglich des Tabakm Duopols nahezu vollendet sind und die Regierung ihren bezüglichen Gesetzentwurf noch im Laufe dieses Jahres übermitteln wird. Fürst Bismarck stndirt jetzt das riesenhafte Material, da er die Vorlage persönlich im Parlamente zu vertreten gedenkt.
Berlin, 9. Oktbr. Seitdem die Sicherstel- lung der Armen und Schwachen gegen Alter und Invalidität aufs Tapet gebracht ist, hatzwar noch Niemand verrathen, wie dieses ungeheure Prv- ject ausgesührt werden soll; nur über daS Eine ist man einig, daß die Ausgaben, welche zur Ausführung erforderlich sind, Hunderte von Millionen Mark betragen. Anfangs wollte Herr Professor- Wagner sich mit dem Ertrage des Tabaksmonopols begnügen, den er aut 160 Millionen Mark veranschlagte. Vorgestern aber hat Herr Wagner nach denr Bericht des „Reichsboten" seinen präsumtiven Wühlern erklärt, „ob die ganzen Kosten des Staatszuschusses zur Altersversicherung vom Tabaksmo- nopol u. s. w. gedeckt werden sollten und können, das wisse man nicht; nur das sei gewiß, daß der Ertrag der Tabaksteuer nach den Plänen des Reichskanzlers mit dazu verwendet werden solle." Die 160 Millionen Mark, welche in Form des Monopolbetriebs ans der Tabaksteuer gezogen werden sollen, reichen also nach den Absichten des Reichskanzlers noch lange nicht aus, um auch nur eine der großartigen Ideen anszusühren! -
Berlin, 10. Okt. Eine kaiserliche Verordnung ruft den BundeSrath zum 20. Oktober ein. —
Der Reichsaiizeiger erklärt die Meldung verschiede- ner Blätter von besonderen Vorbereitungen zumHDTZs. fünfzigsten Geburtstag des Kronprinzen jeder Begründung entbehrend. - Der Kronprinz werde, wies alljährlich, seinen Geburtstag in ländlicher Zurückge- HZ Zs» « zvgenheit im Kreise seiner Familie verleben. AD äUH
In den Vordergrund der politischen Betrach-TS tung drängt sich heute die — weil von der Polit.^^Z^f Korrespondenz gebracht, doppelt bemerkenswerthe — Ankündigung eines angeblich für die nächste Zukunft-c,-° bevorstehenden Ereignisses, dessen wirklichem Eintritt kaum mindere Tragweite beizumessen wäre, als einer^ Regentenbegegnung, wie sie ja gleichfalls von bern- ^ ^
fener Seite, allen Abläugnungen zum Trotz, in Aus- ^
sicht gestellt wird. Es handelt sich um nichts Ge- 8
ringeres, als den Plan einer Zusammenkunft zwischen Bismarck und Gambetta. Die » Polit. Korrespondenz sieht sich in der Lage, versichern zu können, daß dieser Plan in leitenden Kreisen, besonders in denen von Paris, als eine schon demnächst „aus den Rahmen der bloßen Möglichkeit heraustretende Wahrscheinlichkeit" angesehen und lebhaft erörtert werde. Legt man sich die Frage vor, was wohl Gegenstand der Verhandlungen zwischen Bismarck und Gambetta sein könnte, so spricht die Vermuthung in erster Linie für Ordnung der ägyptischen Angelegenheit, die stündlich verworrener und beängstigender wird. Die diplomatischen Agenten Frankreichs und Englands haben in Kairo Ver- ' Wahrung eingelegt gegen etwaige Abmachungen zwi-
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