und des Reichskanzlers und gegen jede Vergewaltigung der Einzelstaaten. II. Für die Freiheit der Mcinungsäußening in Wort und Schrift; gegen jede Abänderung der Straf-, Preß- oder Vereinsgesetzgebung in sreiheitsfeindlicher Richtung, sowie gegen alle Ausnahmegesetze und Maßregeln zum Nach- Ihcil einzelner Parteien, Konfessionen oder Bevolkerungsklassen. HI. Für die Herabmindcrung der öffentlichen Lasten und für Ersparnisse, insbesondere beim Militäretat. für die Herabse­tzung der Präscnzzeit und ehrliche Durchführung der allgemei­nen Wehrpflicht, für die Herabsetzung der Gerichtskosteu, für die Ausrechterhaitung der Civilstandsgesetzgcbung und für die Oesfentlichkeit des Militär-,erichtsverfahrens. IV. Für die Aus- Hebung aller Zölle und Steuern auf nothwendigc Lebens- und Genußmittcl; gegen das System der indirekten Besteuerung, gegen das Tabaksmonopol und überhaupt gegen jede stärkere Belastung des Volkes. V. Für eine stetige und gerechte, daS Volkswohl und nicht nur EinzelinNressen fördernde Zollpoli­tik; für die vertragsmäßige Regelung der internationalen Han­dels-, Arbeits- und Rechtsverhältnisse, für die Reform der Aktiengcfetzgebung, jedoch gegen jede Unterstellung der Genos­senschaften unter Staatsaufsicht: für gleichmäßige und wohl­feile Frachttarife. VI. Für eine gesunde Sozialpolitik zum Wohlc der armen und arbeitenden Klassen unter den nöthigeu wirthschaftlichen, freiheitlichen und verfassungsmäßigen Bürg­schaften, für obligatorische Unfallversicherung der Arbeiter durch den Unternehmer, für Verbesserung der Gesetze über Frauen- und Kinderarbeit; gegen die Beschränkung der Gewerbesreiheit und Freizügigkeit, gegen die Verkürzung des KoaliliouSrechts, überhaupt gegen jede Art von wirthschnftlichcr Reaktion. Un­terzeichnet ist der Aufruf von etwa !00 Männern, namentlich ans Süddcutschland: aus Württemberg sind es die Herren: I. Fischer Stuttgart, C. Freislebeu Heidcnheim, G. Groß Cannstatt, A. Hühnlein Hall, L. Haller Tübingen, I. Hauß- mann Stuttgart, Dr. Th. Kerner Weinsberg, W. Kispert Heilbronn, Ä. Krämer Cannstatt, Fr. Kreuser Reutlingen, Dr. Leipheimer Stuttgart, A. Mager Ulm, C. Mayer Stuttgart, R. Mecbold Heid: beim, W. Ostertag Heilbronu, Fr. Payer Stuttgart, Fr. R, > .r Ellwangen, E. Sänger Ulm, C. Schüller Stuttgart, G. S.nnitzer Hall, G. Schütz Gmünd und G. Stierlen Unterlllrkhcim.

Dortmund,. Sept. DieWestfälische Zeitung" meldet: Aus der ZecheZollern" fand Nachmittags eine Explosion schlagender Wetter statt Bis jetzt wurden 4 Dodte, 7 schwer und 10 leicht Verwundete ermittelt. Von den schwervcrwun- deten sind weitere fünf noch gestorben. Die vermnrh- liche ExplosionSursache ist das Schlesien vor einem Orte, wo das Schießen ausdrücklich verboten ist.

Bei dem großen bürgerlichen Festmahl in Itze­hoe machte der Kaiser neulich die politisch wichtige Aeußerung:Ich bin jetzt in Danzig gewesen, was dort zwischen dem Kaiser Alexander und uns verhan­delt wurde, wird hoffentlich noch mehr zur Beseiti­gung des Friedens in Europa beitragen Helsen. Da­von bin ich überzeugt."

Das plötzlich und unerwartet eingetretene Hoch­wasser des Rheines hat 6500 Morgen der Ge­markung von Lampertsheim in der Rheinpfalz^ über­schwemmt und die noch ansstehende Ernte vollstän­dig vernichtet; der Schaden belauft sich auf minde­stens 100,000 cckL

Oesterreich-Ungarn.

Ju Budapest stud einer Gräfin in wirklich unerhörter Weise zwei kostbare Diama» tritt gc abgeschwiudclt worden. Während einer Pause im Theater stellte sich ihr ein Lakai in reicher Livre vvr und erbittet sich im Namen der Gräfin Z. einen der ganz gleichen Diamantringe. Die Gräfin sei von dem Feuer der Diamantringe ganz entzückt und sic wolle ihren Ge­mahl, der morgen verreise, bitten, ikr einen ähnlichen zu be­stellen. Rack Schluß der Vorstellung trifft unsere Gräsiu die Gräfin Z. und es ergibt sich, daß an der Geschichte nichts wahres ist. Die Polizei wird benachrichtigt und schon am an­dern Morgen stellt sich ein Polizeibeamter bei der Beschwin­delten ein mit einem Schreiben vom Pvlizeidirector des In­halts, daß cs gelungen sei, den Dieb noch in der verflossenen Nacht zu verhaften. Da derselbe jedoch läugue, sei cs entwe­der nölhig, daß die Gräfin sich unverzüglich zum Polizeiamt begebe oder aber den zweiten Ring mitschicke, um die Richtig­keit des ersten gestohlenen festzustelleu. Da es noch früh war, befand sich die Gräfin in der Morgentoilette, sie konnte also nicht gleich kommen. In ihrer Herzensfreude händigt sie dem Polizeibeamten den Ring ein und begibt sich später nach dem Polizciamt. Wer beschreibt aber ihren Schrecken, als man ihr hier erklärt, daß man von der Sendung des Polizeibeam­teu auch nicht daS Mindeste wisse! Dieser Polizist und jener Lakai waren also ein und dieselbe Person d. h. der Schwind­ler, der mit unerhörter Schlauheit und Frechheit die beiden Ringe au sich zu bringen gewußt.

Schweiz.

Auf der AlpGorneru", Kanton Uri, hat ein Bergsturz eine Heerde Schafe, 200 Stück, ver­schüttet. Nach der Kronik wurde vor hundert Jah­ren an gleicher Stelle ein Sennten Vieh sammt Hirten ebenfalls durch Bergsturz vernichtet.

Elm, 14. Sept. Dem neuesten Tagesbericht der Schw. Grenzpost von der Unglücksstütte entneh­men wir Folgendes: Die überlebenden Bewohner sind bereits wieder nach Elm zurückgekehrt. Trotz der drohenden Gefahr sind die Leute nicht zu be­wegen, ihre Heimatsstätte zu verlassen, sie wollen auf ihrem heimatlichen Grund und Boden lieber sterben, als denselben verlassen. Die meisten Be­

wohner halten sich allerdings nur des Tages in den Häusern des nicht verschütteten Dorftheiles auf und begeben sich des Nachts in die benachbarten Gemeinden. Die Gefahr eines weitern Sturzes ist noch nicht vorüber. Ein Sachverständiger, welcher den Berg zur Untersuchung von der andern Seite bestiegen hat, schätzt die Steinmasse, welche sich noch loszulösen drvht, auf ein Fünftel der bisher herun­tergestürzten; freilich genug, um auch den Rest des Dorfes zu verschütten. Bewundernswerth ist daher der Muth der auf den Trümmern arbeitenden Men­schen, welche fortwährend Sprengungen vornehmen, um dem neuen Lauf des Sernst immer freieren Durchgang zu verschaffen. Neue Erdstöße haben bis jetzt nicht jtatlgejnnden. Allerdings fällt bestän­dig Gestein und Schutt herab, Staubwolken auf­wirbelnd , aber es sind dies nur kleinere Stücke, die sich in die unten liegenden großen Felsstücke ein- schieben.

Frankreich.

Paris, 16. Sept. DemOrdre" zufolge wurde nach einem langen Familienrath bei der Prin­zessin Mathilde die Abreise des Prinzen Jörvme Napoleon nach Kvnstantinopel beschlossen. Wäh­rend der Reise svll ein Manifest mit dem Verzicht Jsrvme's ans seine Thrvnansprüche zu Gunsten sei­nes ältesten Sohnes Viktor veröffentlicht werden. Einer Meldung aus Tunis zufolge reist der entlassene Premierminister Mustapha Pascha am Montag nach Frankreich ab. General Sabatier ist seit vier Tagen bei Zaghuan im Kampfe mit starken Schaaren Aufständischer. Letztere wurden zurückgewvrsen, die Franzosen hatten nur geringe Verluste.

In Algier ist die Lage höchst schwierig, und der Gouverneur Grevh hälc es für das Klügste, seine Würde niederzulegen. Die Grenzstümme sind in vollem Aufstande und die mohamedamjchen Hin­terlande senden erhebliche Unterstützung. Ein Zu­sammenwirken der aufständischen Tune>en mit den algerischen Stämmen ist bereits nachweisbar und, wie immer bei allgemeinen Aufständen der Araber, fehlt es nicht an geschickten Führern. Die Fran­zosen befinden sich, weil sie in geringer Zahl sich zu weit in das Innere des Landes vorgewagt ha­ben, an einzelnen Orten in verzweifelter Lage, ein­geschlossen und von Zufuhren aögeschnitten. Die Araber vermeiden die offene Feldschlacht, überfallen aber alle kleineren Abtheilungen; eine Art aufreiben­der Gnerrillaseldzug, bei dem der französische »ölan« keinen Zweck hat, ermüdet und schwächt die franzö­sischen Truppen. Die Republik ist daher genöthigt, so bedeutende Verstärkungen abzusenden, daß die Kosten des Feldzuges in keinem Verhültniß zum Gewinn des endlichen Sieges stehen, der überhaupt, wenn nicht fraglich, so doch erst in Jahren in Aus­sicht steht.

In Tunis war gestern das Gerücht verbrei­tet, daß 10,000 Insurgenten den General Sabatier angegriffen und ihm eine Schlacht geliefert Hütten, die 48 Stunden dauerte. Von beiden Seiten seien die Verluste groß gewesen, aber von dem Resultat weiß man nichts, da, wie gesagt, die Verbindungen unterbrvchen sind. Es wird hier bedauert, daß der General Sabatier sich nicht angesichts der schwieri­gen Umstände, in denen er sich befand, gegen Tunis zurückgezogen habe, ebenso wie Correard es gethan. Es wäre das eine halbe Niederlage gewesen, die sich jedoch durch den Marsch gegen Keruan mit verstärk­ten Truppen gleichzeitig von Tunis und Susa aus hätte gutmachen lassen. Jetzt hat man möglicher­weise eine verlorene Schlacht zu beklagen, welche den Fanatismus der Araber auf's Höchste entflam­men wird.

Der Stadt Tunis fehlt es an Wasser, weil der Kanal abgeschnitten ist. Die Kolonne des Ge­nerals Sabattier wollte sich nach einem mißglück- Versuch, die von den Insurgenten abgelenkte Wasser­leitung wiederherzustellen, in der Richtung nach Tunis zurückziehen, wurde aber von überlegenen Feinden angegriffen und lagert jetzt zu Megrim un­weit Zaghuan. Sie ist von Tunis abgeschnitten. Es geht das Gerücht, sie sei von Arabern umzingelt. Italien-

Rom, 15. Sept. Der Kanonikus von St. Peter, Graf Campello, hat ein Schreiben an den Kardinal Borromeo gerichtet mit der Erklärung: da der gegenwärtige Pabst ebenso wenig wie sein Vor­gänger für eine Versöhnung der Kirche mit dem Va­

terlande wirke, so trete er nach zehnjähriger Ueber- legung znm Protestantismus über. Der Ueber- tritt hat gestern in der Methodistenkirche stattgefunden.

Rom, 16. Sept. DerK. Z." wird telegra- phirt: Im Vatikan herrscht große Freude über die erlangte Herstellung einer Preußischen Gesandtschaft. Die Frage der Bischof sitze ist, wie ich bestimmt höre, noch nicht erledigt und soll weiteren Verhand­lungen Vorbehalten bleiben.

England.

(Ein Elephant als Restaurant.) In South Atlantic City erbaut man augenblicklich einenElephanten" von 55 Faß Höhe, 35 Länge und 22 in der Breite. Das Ding soll zum Restaurant dienen. In den beiden Hinterfü­ßen führen Wendeltreppen in die im Bauch befindlichen Säle. Die Stvßzähne diene» als Abzugsröhren für Rauch und Dunst aus der im Kopf eingerichteten Küche. Aus dem Rücke» wird ein Pavillon eingerichtet, der als Aussichtsterrasse und Rauch salon dient. Der Preis dieses seltsamen ans Holz construirten Gestelles ist auf Doll. 28000 veranschlagt.

Amerika.

lieber den Versuch, den Verbrecher Gui- teau zu erschießen, wird aus Washington ge­meldet: Die Mannschaften der Gefängnißwache ent­schieden durchs Loos, wer Guiteau erschießen solle, wenn er am Fenster seiner Zelle erscheine. Das Loos siel auf den Sergeanten Mason, der sofort zur That schritt. Während er das Fenster beob­achtete, rief er aus:Da ist er", und feuerte sein Gewehr ab. Mason, der bereits 19 Jahre dient und sich während dieser Zeit musterhaft betragen hatte, stellte sich dem Capitün der Wache mit den' Worten:Ich feuerte den Schuß, Capitän. Ich be­absichtigte den Schurken zu tödten. Ich ließ mich nicht anwerben, um einen Mörder zu bewachen." Mason wurde verhaftet. Als die Wachmannschaften die Zelle Guiteau's betraten, fanden sie ihn auf den Knieen in entsetzlicher Angst. Er schrie:Was wollen diese Männer? Wollen sie mich ermorden?" Die Kugel streifte sein Ohr, ging durch seinen Rock und schlug in die Zellenwand ein. Guiteau wurde nach einer andern Zelle gebracht, wo ihn ein von außerhalb abgefenerter Schuß nicht erreichen kann.

Kandel L Werkehr

Tübingen, 16. Sept. Mostobst ca. 300 Säcke: Aepfel 5 50-i bis 6 Birnen (Wadelbirnen) 89

Untcrtürkheim, 15. Sept. Der heutige Faßmarkt war sehr lebhaft. Der Preis bewegte sich zwischen >3 und 16 für 3 Hektol.

Mergentheim. Die Hoffnung ans einen guten Wein - schreibt man demJpf" ist noch nicht im Sinken, son­dern nur die Lese verschoben. Die Quantität hat gewonnen, auch die Reife der Trauben ist fortgeschritten. Die Obsternte fällt ganz befriedigend, theilweise recht gut ans.

Eise np reise. Die Saar- und Moselwerke haben ihre Preise sür: Gewalztes Stabeiscn, Fagoneisen, Bandeisen, > Eisen, Schmiedeisen-Fabrikate um 20 ^ per 100 Kilo; die Nassauer und Rheinischen Werke: Rassinirtes Eisen um 30 N Federnstahl um 1 .6! 50 Gewalzt und geschmiedet Griff­stahl 1 25 Zinkbleche um 1 älii pr. 100 Kilo erhöht.

--

0,-8 KB -> §2.

8 As

iS'

8 ««

' iS«,

-Ui

- Ss-

3 -'

s

! Z!Z!

-r s es «

? ZA-

es es??? A Ln Z

-- AÄÄ

o

88 /L

3

'S

.-3

-s-

'-S

3

-rs

Eva'»Tochter.

(Fortsetzung.) ^

Meinen Vater klagt man an? Wer? Was^EWI sagt man gegen ihn? Gnädigste Baronin, sprechen D-Zg--- « Sie; ich komme von Sinnen! -ZAUM ^

Um Gott, Sir Hope, ich muß Ihre kindli- ZA ^ chen Gefühle schonen; ich würde davon Nichts er-^K»)j » wähnt haben, wenn ich nicht geglaubt hätte, die Ge-A^MA rächte wären auch Ihnen zu Ohren gekommen!H-ZZM Reden Sie, Baronin! O mein Vater, meinZ-A^- unglücklicher Vater!

Erst mäßigen Sie Ihren Schmerz, Sir!»»^5'K Man sagte mir, Herr Albert Hoffmann habe sich nicht um sein Geschäft gekümmert, habe kostspielige Projekte K 8^;^ gemacht, habe unsinnige Erfindungen durch bedeutende- Geldopfer unterstützt und habe dadurch nicht nur sei- - ' nen, sondern auch den Ruin vieler andern Familien Z mit herbeigeführt. ?

Jedes einzelne Wort der Dame bohrte sich wie ein Dolchstich in das Herz des Sohnes. Er kämpfte mit sich selbst, ob er der Baronin Etwas erwidern >

sollte; endlich aber trat er dicht vor sie hin und sagte:

Es scheint, als wenn das Schicksal es be­stimmt hätte, daß wir gegenseitig uns die tiefsten j

Wunden, die Herzenswunden schlagen sollten. Nicht mein Vater trägt die Schuld an seinem Ruin; er ' ahnte denselben sicher bis zu der Stunde nicht, wo der alte Mann Hinaufstieg in sein Atelier, um dort angesichts seiner Maschine, seines Stolzes, des Pro­dukts vielen Grübelns und Kopfzerbrechens seinem Leben ein Ende zu machen. Die Schuld an seinem Untergange tragen drei Personen: Sein Sohn, auf den der Vater alles Vertrauen setzte, dem er die Lei-