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bel der Volksmenge seinen Einzug in die unbeschreib­lich schön geschmückte Stadt, wohnte sodann der Einweihung der neuen Seewarre bei und begab sich darnach in die Blumesausstellung.

Der Kaiser ist in Itzehoe in der Billa des Kommerzienraths de Voss sürstlich logirt. Er soll geäußert haben:ES scheint, man will mich hier förmlich verwöhnen, so elegant wohne ich in Ba­belsberg nicht. Ja Schleswig-Holstein muß doch ein sehr reiches Land sein, den Eindruck empsange ich jetzt wieder. Und wie viele wohlgenährte Leute habe ich heute schon gesehen.»

Gc-bwciler, 12. Septbr. Gestern ereignete sich hier ei» trauriges F-amiliendrama. Der Lohn des Briefträgers Deluntscb, Sekundaner des hiesigen Gymuasinms, verlangte vom Vater Taschengeld. Als der Vater Herausgabe weigerte, kam es zu unerquicklichen Erörterungen. In Folge deren de- drohte der Sohn den Vater mit einem Stocke. Dies versetzte den letzteren dermaßen in Ausregung, das; er mit einem zur Hand 'liegenden Revolver aus 'einen Lohn einen Schuß av- qab, welcher denselben in die Seile traf. Zn der größten Be­stürzung über seine unselige Thar hängte der Baier sich ans. Den hcrbeigeeilten Nachbarn gelang es, den Erhängten noch rechtzeitig vom Stricke zu lösen. Der junge Delnnlsch ist in der verflossenen Nacht seiner Verletzung -wiegen. D.r ins Be­wußtsein zurnckg.brachte Vater befindet sich ui Gewahrsam.

Oesttrreich-Uilgnm.

Wien, irr. S,ut. Die Türken räumen La­rissa, Trikala aus Puula, welche sofort von Griechen besetzt werden. Es geht Alles ruhlg vor sich.

Die österreichisch-ungarische Armee krankt noch immer au gewissen eigeurhümlicheu Ucbelstaudeii, nue ein Borsall bee. ist, der in Ungarn groge Aufregung hervorgehoben .. :r. Derselbe besteht kurz darin, 0ay ein Offizier der gemeinsamen Armee, Hauplmaiin Lendl, sich in einem Peslher llrestnurant sehr abfäl­lig über die ungarischen Zustande und jpeciell die ungarische Verfassung äußerte und sodann einen Ka- meraden, den Gcnie-Liculcnaur Goczcl, fragte, ob derselbe bei einem Kampfe gegen die ungarische Ver­fassung ans die Ungarn schießen iaffc» wurde. Goc- zel verneinte schließlich die Frage und wurde von dem zusammengctretenen Offiziers Ehrengerüchte des­halb seines Offizierscharacters für verlustig ertlärt. Der Vorfall ist nach mehr als einer Beziehung lehr­reich für die Verhältnisse in der österreichisch-unga­rischen Armee und spricht gerade nicht für eine lleber- einstimmnng in den politischen Anschauungen der öster­reichischen und der ungarischen Offiziere.

Italien.

Dem klerikalenFrantznis" wird ans Nom, jedoch nur unter Vorbehalt, telegrapyirc, in römi­schen Kreisen gehe das Gerücht, dag der nrockus vi- vsiläi zwischen Deutschland und dem Vatikan auf folgenden Grundlagen yergcstellt sei: Die Erzbischöfe von Polen und Köln geben ihre Entlassung. Ein Ninuins geht vor der Hand nicht nach Berlin; aber em preußischer Geschäsislrager soll in Rom mit dein stlligen Stuhl untersuchen, welchen Ver­änderungen vder Milderungen die Maigesetze in ge­wissen Punkten zu unterziehen waren. Wie inan derM. Ztg." von Berlin meidet, soll Erzbischof Melchers bereits ans sem BiSthnm verzichtet Häven. Schweiz.

Schwanden, 12. Lepk. Der erste- Bergsturz in Elm erfolgte gestern Abend um 5y, Uhr, der zweite uni 7 Uhr, der dritte heute Morgen uni 8 Uhr. Die nvch stehenden Häu­ser sind verlassen, weit nach Aussage der Ingenieure noch ein weiterer großer Slurz erjotgen wird. Feisbiöcke sind sag eine Stunde weit geschleuderr worden. Die «ernst staut sich am Bergsturz und hat sich bereits einen anderen Weg gesucht. Es ist herzzerreisend, die Leute zu sehen, welche ihre Angehö­rigen suchend oder deren gewissen Tod bektagcnö, nn der statte des Unglücks hcrnmirren. Heule traf ich eine,Bauer, sagt der Berichterstatter, der am -Weftaühang des -vhaleS seinen Wohnsitz hat. Er sagte, er habe zwei verheirathete Brüder im Uuierihale gehabt. Die Frau des einen lag im Wochenbett und schickte darum ihre zwei älteren Kinder zu ihm hinüber. Gestern mm gingen seine Frau und seine Mutter zur Wöch­nerin hinüber und nun liegen sie alle, Frau. Mutter, Brüder, Schwägerinnen unter den Trümmern. In einem jener neuen Häuser an der Landstraße wurde ein Tanfmahl gehalten, an welchem 15 Personen theilnahmen. Sie alle haben den Tod gesunden mit einziger Ausnahme des Vaters des Säuglings, der mitten in der Freude über den neuen Zuwachs seiner Familie sein ganzes Familienglück zusammenbrechen sah und nun allein in' der Welt dasteht, betrauernd, vermissend Alles, was ihm auf Erden lieb war. Die bis jetzt ausgegrabenen 25 Leichen waren meistens bis zur Unkenntlichkeit entstellt.

Elm, 13. S-ept. Das Elend ist groß. Ueber- all herrscht Jammer. Die Leichen in der Kirche sind grauenvvll anzusehen. Es sind nur noch einzelne Gliedmaßen und unerkennbare Muskel- und Kno- chenmasseul Der Anblick der Schuttmassen ist grau­senerregend. Eine eiserne Brücke, deren Eisengewicht 230 Centner beträgt, ist vom Luftdruck aufrecht in die Höhe gestellt worden. Bis heute werden 114

oder 115 Personen vermißt. Wahrscheinlich sind noch mehrere andere todt. Der materielle Schaden ist underechenbar.

Elm, 13. Scptbr. Die Gefahr scheint be­seitigt, die Bewohner lehren nach Elm zurück. Es sind keine neuen Rutschungen erfolgt. Die Regie­rung hat gestern an Ort und Stelle beschlossen, angesichts der allgemeinen Flucht der Bewohner den Berg untersuchen zu lassen. Der Bnndesrath hat Ooeriugenieur Salis zur Verfügung gestellt.

In der Waadt wird diesociale Bewegung" von den Mägden in Fluß gebracht. In Morges Häven nämlich die dort in Dienst stehenden Köchin­nen, Mägde, Dienstmädchen eine Versammlung ge­hauen, um die Schritte zu beralheu, welche einen höher» Lohn und eine Verminderung der Arbeits­zeit, namentlich am Adeuv, herbcisühren könnten. Frankreich-

Anläßlich der großen Herbstmauöver aus dem Festlauve zieht die Times eine Parallele zwi­lchen oer französischen und der deutschen Heeres- machl. Frankreich hade es nicht einmal verstanden,

die nvthweudigcn Unlernehiiiung an

ruppcu zu der kleinen Tuiiis- Orr und Stelle zu bringen, und dazu sei es mit der Kriegsfuhrnug ui Afrika unbe­kannt. Es habe aber nicht vermocht, aus seiner großen territorialen Militärmasse ein bewaffnetes Expeditionskorps auszutcsen, wie England in seinem afghanischen Kriege, seinem Zuiu-Feldzuge und sei­nem Transvaal-Kriege gechan. Enn Heer, welches nicht in Bewegung gesetzt und gehandhabt werden könne in dem Augenblicke, wo man seiner bedürfe, sei um nichts besser, als ein Körper ohne Leben. Tie Deutschen verständen bas; ihnen sei das Leben mehr als der Leid. Man wirb dieses llrtheil gewiß nichl unbegründet finden.

Die französischen Staatsmänner sind uner­müdlich darin, die Schleichen iyrer Beredlsamlett zu ziehen, oft aber dringt der Redestrom schon Dagewe- senes wieder. Bedeutungsvoll ist aber jedenfalls die Rebe des Mimstcrprcisideuten Ferry ui St. Bis, in welcher er die Niederlage der Jmransigeuten' und Monarchisten bei den letzten Wahlen eonstaürt, welche letzlere vielmehr die Zustimmung des Landes zu der bisherigen ministeriellen Politik bekundet hätten. In Bezug aus die 'nächsten Ausgaben der Regierung be­zeichnen: Ferry die Reform des Nichterslandes und die Herabsetzung der Militärdienst--Zeit als die erstell der vorzunehmeuvcn Reformen. Aus der Rebe ver­dient außerdem noch hervorgehoben zu werden, daß der Muttslerprasidcut in der neuen Kammer mir Sicherheit aus ein regierungsfreundliche Majorität aus den Reihen der Linken und der republikanischen Vereinigung rechnet, die vieloezweiselte Allianz zwi­schen Ferry und Gamvetta scheint sich demnach zu vollziehen.

Kugliittd.

London, lv. Sept. Von der Insel Cypern sind am 6. ds. OOü Sliict Bauen hier augvkommen, die sür Ka­nada bestimmt sind. Je. London gestattete mau den Bienen einen kleinen Ausflug, daun wurden sie mips bleue verpackt und ans dem Dam'pser Sarduuan nach Ontario eingeschifft. Die Thiere sind in kleinen Kästchen uniergebracht, welche zum THAc mir Bielall ausgekleidet sind uud einen genügenden Vor­rat!; von Honig und Wasser enthalten. Eine ähnliche Sen­dung langte im vorigen Jahre wohtvehalten in Kanada an, und haben sich die kleinen Auswanderer binnen Kurzem akkli- inatisirt.

In London gibt man weder dem türkischen Reiche nvch seinem Vasatlenstaate in Afrika eine lange Lebensdauer, und man betrachtet Egypten als eine Erschast, die man am liebsten noch vor dem Tode des jetzigen Besitzers in Empfang jneh- men würde. Aber man möchte sie nicht mit Frank­reich theilen, dessen tunesische Skreiszüge jenseits des Kanals mit Mißtrauen und Argwohn beobachtet werden. DieN. Fr. Pr." schließt einen Artikel über die egyptische Frage mit folgenden Sätzen: Noch hat Deutschland nicht gesprochen, und Fürst Bismarck, der vor zwei Jahren entscheidend in die egyptischen Angelegenheiten Angriff und Ismail Pascha durch seinen berühmten Protest gegen des Letzteren finanziellen Staatsstreich unmöglich machte, wird wohl jetzt nicht schweigen, sondern mit der Meisterschaft, die ihm in der auswärtigen Politik stets treu geblieben, einen Weg angeben, auf dem die egyptische Frage gelöst werden kann, ohne daß Europa ihretwillen in schwere Verwicklungen geräth."

Eine Londoner Depesche des Berl. Tagebl. von heute besagt: Die egyptische Krisis wird stünd­lich ernster, nicht blos weil die aufständischen Ober-

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sten mit der Herbeirufnng aller Beduinen zum Kampf gegen die Europäer drohen, sondern weil schon auf das Klarste der Gegensatz der Anschauungen zwischen Frankreich und England über die Angelegenheit vor­liegt, was die Beruhigung erschwert' und die Lage sehr verwickelt. Times und Standard beharren auf einer türkischen bewaffneten Intervention und erklä­ren eine gemeinsame französisch-englische bewaffnete Intervention wegen der »nvermeidlichcn Reibungen für absolut unmöglich.

Rußland.

St. Pcterburg, 13. Sept. Die Ageuce ^ Russe meldet: Der Leiter der auswärtigen Angele- K

genheiten, Staatssekretär Gch. Rath Giers, oer- Di

sandte ein drahtliches Rundschreiben an die Vertreter Rußlands im Ausland. Dasselbe betont schließlich, daß die Zusammenkunft für die Beständigkeit der zwischen beiden Ländern in ihrem gegenseitigen In­teresse, sowie im Interesse des allgemeinen Friedens bestehenden Beziehungen Zeugnis; ablege. Wie die Ageuce Russe weiter meidet, überreichte General v.

Werder im Augenblicke der Abreise dem Staatsse­kretär, Geh. Rath Giers, eine hohe Ordensauszeich-

NNtlg.

Türkei.

Die egyptische Krisis scheint bereits wieder beigelegt zu sein. Wie man Wiener Blättern ans Kairo iclegraphirt, hat Scherst Pascha ein neues Ministerium gebildet. Die Armee gab die schriftliche Erklärung, sich unterzuvrdnen und die Notabeln übernahmen schriftlich die Garantie für die Anf- rechterhaliung deS Gehorsams in der Armee. Die Beendiguiig der Krstis ist, wie man glaubt, wesent­lich der Furcht vor der türkischen Okkupation zu verdanken, für deren Ankunft bereits Vorkehrungen in Alexandrien ungeordnet waren.

Amerika.

New-Uork, 12. Sept. Ein östlicher Orkan brachte der atlantischen Küste große Regenschauer.

Auch in den Weststaatcn scheint die Dürre beendet.

Longbranch, 13. Septbr. Die Heilung der Wunde Garsields schreitet günstig fort; der allge- « meine Zustand ist befriedigend. Dc. Bliß erklärt die Befürchtung der Eiterbildung in der Lunge für be­seitigt uud ist überzeugt, daß die Kugel jetzt völlig eingesackt ist.

Handel L- Verkehr

4 ''" Altensiaig Stadt, 14. Septbr. Der gestrige N ic!> :>i arkt zeigte ziemlich-Leben. Es wurde sehr viel Vieh, namentlich F-etwchsen, zngetrieben und sind auch ziemlich viel Käufe erfolgt. Die Preise sind sehr gedrückt: in der Hoff­nung, daß viele Thiere in Folge eintret.cuden Futtermangels doch bald verkauft werden müssen, halte-! die Käufer, unter welchen wir viele israelitische Handelsleute entdeckten, mit den Preisen zurück. Unter anderen! wurden folgende Preise be­zahlt: für ein Paar schwere Ochsen 4446 Karolin, für eine Kuh lt>0 Nch für 1jährige 60-78 -80, mitunter 100 Der Sch weine markt war sehr stark befahren, Preise in Folge dessen und der geringen Kauflust wie der allgemeinen Geldklemme sinkend. Die Wirthsleute machten schlechte Ge-qz »Z schäfte, da die Marktlente nach Hauie eilten, um das gute Z ^ A3» Wetter zum Oehmden zu benützen. Auch die Kramer machten 8-Z.HZZ wie gewöhnlich keine guten Geschäfte. -- Die fortwährende Z" .2. ff.-Z' -Nässe lhut unsern Kartoffeln nicht gut, sie werden schwarz uud " ^ krank, wenn sie nicht ganz verfaulen. Auch unsre Gartcnge- '

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wächse zeigen ein trübes Gesicht. Es fehlt überall die liebeZ-Z ll LE Sonne. § L

Stuttgart, 15. Sept. (Obstmarkt.) 700 SäckeDH'st-S' Mvstobst L, 4 bis 4 40 pr. Ztr.

Eßlingen, 13. Sept. Auf dem Güterbahnhof hos-^zzAJ" sischeS Mo st o b st 3 5V per Ctr. A S

Böblingen. Frühhopseu 125 Späthopfen 100' '

Mark per Ctr. - Aidlingen. Frühhopsen 130lch Spät- hopsen 100110 ttL per Ctr. In Nagold wurde ein Kauf^^ ->^ zu 160 in Gündringen zu 200 pr. Clr. abgeschlossen.- Kg S» Tettnang, 13. Sept. (Hopfen.) Je nach der Schön- D ' Ad heit der Waare zwischen 60 und 115 ttL pr. Ztr. "

(Für Bienenzüchter.) Mit dem heurigen Volksfest K

in Cannstatt und dessen landwirlhsch. Ausstellungsgegenständen n

wird dieses Jahr eine bicnenwirkhschaftliche Ausstellung von und für Biencnfrcunde des ganzen Landes verbunden werden.

Es soll dies ein praktisches Lebenszeichen des neu gegründeten Landesvereins sein. Die Ausstellung wird im Schiehhaus n. den angrenzenden Lokalitäten in Cannstatt stattfinden und le- ^ bende Bienenvölker jeder Gattungen, Bieneuwohnnngen aller Art, alle zur Bicnenwirthschaft nöthigen Utensilien sowie Bie- nenprodnkte, Honig und Wachs, umfassen.

Allerlei.

(Die Entfernung der Erde von der Sonne.) Nach dem amerikanischen Journalof Scince" vom Juni 1881 ist die Entfernung des Erd­mittelpunkts von dem Sonnenmittelpunkt auf Grund der amerikanischen Beobachtungen des Venusdurch­gangs vom Jahre 1874 berechnet und zu 148,103,000 Kilometer gefunden worden.