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depots eingestellten 175,000 ^ nur 100,000 bewilligt; nur die Forderung zum Neubau eines Dienstgebäudes für das Artielleriedepot in Thorn (1. Rate 61,000 wurde, entgegen dem Komm.-Beschlusse auf Streichung, wiederhergestellt. — Bei dem württ. Etat (Neubau von Stallungen in Ulm 138,500 deren Streichung die Komm, gleichfalls beantragt) nahm der Bevollmächtigte v. Horion Veranlassung, sachlich die Forderung näher zu begründen, doch verhallte die Befürwortung unter Unaufmerksamkeit des Hauses vollständig, das bezüglich dieser, sowie der übrigen Ansätze des württemb. Etats den Komm.-Beschlüssen überall beitrat. — Zum Schluß gelangten die einmaligen Ausgaben im außerord. Etat zur Beratung, die gleichfalls fast ohne Debatte überall nach den Beschlüssen der Komm, zur Erledigung gelangten. Nur die von der Komm, gestrichene Forderung zur Errichtung einer Unteroffiziervorschule in Neubreisach (289,000 ^L) veranlaßte den K ri e g s m i n i st e r, nochmals seinen Standpunkt zur Sache darzulegen und zu betonen, daß die allgemeine Förderung der Unteroffiziere, wozu tüchtiges Material im Elsaß vorhanden sei, im Interesse der Armee notwendig sei. Dies sei an erster Stelle der Zweck der erneuten Regierungsforderung. Dazu kommen aber noch wirtschaftliche Interessen, da die in Neubreisach vorhandenen Kasernements mit geringen Kosten für den gen. Zweck hergerichtet werden könnten. Das Haus stimmte indes auch hier ohne weitere Debatte dem Komm.-Beschluß bei und genehmigte im Uebrigen auch die Einnahmen dieses Etats, womit dessen 2. Beratung beendet ist. — Der Präsident beraumt die n ä ch st e S i tz u n g aus 8. Jan. nachm. 2 Uhr an mit Wahlprüfungen und Etatsberatung als Tagesordnung.
Frankreich.
— Paul de Cassagnac schreibt im „Matin" gegen die Fortsetzung der Tonkinokkupation und erklärt, er thue dies aus reinstem Patriotismus für Frankreich, denn er wisse nur zu wohl, daß nichts der Republik mehr schaden könnte, als wenn sie das Blut ihrer Söhne und die Finanzen des Landes noch länger in fernen Expeditionen vergeudete. Er schließt seinen Artikel mit folgenden Worten: „China bereitet sich auf die nahe Revanche vor, das ist nicht zweifelhaft. Es organisiert sich, es rüstet, es spähet nach uns. Wird man sich um einer unfruchtbaren Okkupation willen einen neuen Krieg 3000 Meilen von uns zuziehen wollen, während die Wolken sich über Europa anhäufen? Der letzte chinesische Feldzug hat unsere Flotte kompromitiert, unsere Marine zerrüttet, unsere Arsenale geleert. Wird man so fortfahren? Auch ich liebe mein Land. Auch ich bin ein Patriot, obwohl ich keinem Turnverein angehöre und Herrn Döroulöde lächerlich finde. Auch ich träumte laut und im Stillen davon, die Rothosen wieder durch die Straßen von Straßburg und Metz ziehen zu sehen. Für dieses prächtige Schauspiel gäbe ich freudigund sogleich mein Vermögen und mein Leben. Und darum will ich nicht, daß Frankreich am Vorabende der Ereignisse, die uns überraschen können und in denen es gezwungen sein könnte, seine letzte Karte auszuspielen, an Blut und Geld ärmer und geschwächt werde. Ich weiß, was Mexiko uns gekostet hat, und wünsche nicht eine Wiederholung. So lange der deutsche Sieger auf französischem Boden steht, kann die nationale Ehre nirgends in der Ferne sein, weder in Anam, noch in Tonkin, noch in Kambodscha. Wenn die französische Fahne dort engagiert worden ist, so mache man sie wieder frei! Ich kenne nur eine begehrenswerte Kolonie: Elsaß-Lothringen. Und mein zusammengekauerter Patriotismus liegt an der Grenze hingestreckt, wie ein treuer Hund, der seine Thür geschlossen findet und wartet. Und wenn ich verlange, daß Frankreich dem Noten Fluß den Rücken drehe, so geschieht dies, damit es gelegentlich sein Gesicht gegen den Rhein wenden kann."
Tages-Werrigkeiten.
§ Gechingen,16. Dez. Mit reicher Beute beladen kehrten gestern unsere Jäger heiteren Mutes von der Jagd zurück. 5 Hasen und 3 Rehböcke wurden von wenigen Jägern erlegt. Die Krone gebührt Freund Geh ring, welcher auf ein äoudlo 2 Hasen und auf Einen Schuß — es ist wahrlich kein Jägerlatein — zwei Rehböcke niederstreckte. —
Stuttgart, 18. Dez. Heute früh hat die Weihnachtsmesse begonnen. Auf dem Marktplatz sind noch manche Buden unbesetzt, dagegen ist die Möbelzufuhr so stark, daß eine große Masse im Freien vor der Gewerbehalle aufgestellt werden mußte. Leichte billige Landware fand raschen Absatz an die Händler, wogegen es für die besseren polierten und Polstermöbel, noch an Käufern fehlte. Auch auf dem Markt und in den angrenzenden Straßen ist die Kauflust noch nicht im rechten Fluß. — Auch diesmal scheinen sich zur Messe wieder zahlreiche Taschendiebe von auswärts eingefunden zu haben. Einem auswärtigen Händler wurde in dem Gasthof, wo er logiert, eine größere Summe Geldes entwandt; doch ist der Dieb glücklicherwese in dem Augenblick, wo er, um seine Beute in Sicherheit zu bringen, mit dem Schnellzug nach München abreisen wollte, von Fahnder Frank festgenommen und verhaftet worden. Immerhin werden die Besucher der Messe gut thun, möglichst Vorsicht zu beobachten, um sich vor Schaden zu bewahren.
Schorndorf, 15. Dez. Am Sonntag fand die Beerdigung des in einem Alter von 40 Jahren überraschend schnell verstorbenen Oberamtsrichters Franck dahier statt. Eine zahlreiche Trauerversammlung gab dem Verewigten das Geleite zu der letzten Ruhestätte. Viele Staats-, Korporationsund Gemeindebeamte namentlich waren erschienen, um dem Kollegen, dem Vorgesetzten, dem Freunde rc. die letzte Ehre zu erweisen. Oberamtsrichter Franck war zwar erst seit 3'/- Jahren hier angestellt. Bei seiner Berufstreue und seinem gediegenen Wissen genügte aber diese kurze Zeit, um ihm ein volles Maß von Hochachtung und Vertrauen in allen Kreisen der Bevölkerung zu sichern.
Lauffen a. N., 16. Dez. Heute vormittag wollte der resignierte Schultheiß Kurz von Hausen a. d. Z. sich mit der Bahn nach Heilbronn begeben. Er war noch eine ziemliche Strecke vom Bahnhof entfernt, als der Zug anfuhr. Ohne Zweifel war es ihm unbekannt, daß derselbe hier 20 Minuten Aufenthalt hat, und so fing denn der alte, ziemlich beleibte Mann derart zu laufen an, daß er, als er im Bahnhof ankam, niederstürzte und, von einem Schlag getroffen, sofort tot war. Sein einziger Sohn wurde alsbald herbeigeholt, welcher unter großem Jammer den toten Vater mit nach Hause nahm.
Riedlingen, 10. Dezbr. Am 30. vor. Mts. hat der landwirtschaftliche Bezirksausschuß an den Fürsten Reichskanzler und den Deutschen Reichstag eine Petition um Einführung der Doppelwährung abgehen lassen; der Petition um Einführung des Wollzolls hat sich der Ausschuß nicht angeschloffen. — In derselben Sitzung richtete der landwirtschaftliche Bezirksausschuß an das K. Ministerium des Innern, Abteilung für den Straßen- und Wasserbau, die Bitte um Abstellung der neuen Manier der Straßenbeschotterung in Würfelform und um Rückkehr zur früheren Beschotterungsart, da erstere für den Verkehr insbesondere mit Rindvieh als höchst beschwerlich sich herausgestellt hat. — Heute nacht hat in einem hiesigen Gasthaus eine fremde Weibsperson, angeblich aus Hohentengen, OA. Saulgau, ein Kind geboren, das bei Ankunft der Hebamme tot unter der Bettdecke lag. Fragliche Weibsperson soll wegen Verdachts sahrläßiger Tötung dem Gericht übergeben worden worden sein.
Amtliche KkklUllltlnachutlgen.
Wiesen-
Berpnchtnng.
Am nächsten
Montag, den 21. d. M., vormittags 10 Uhr, findet auf dem Rathaus zu Liebenzell die Wiederverpachtung der staatseigentümlichen Wiesenparzelle Nr. 296, Obere Brühlwiese, auf der Markung Liebenzell, an der Staatsstraße zwischen dem Oberen und Unteren Bad, im öffentlichen Aufstreich statt, wozu Pachtliebhaber eingeladen werden.
Hirsau, den 16. Dezember 1885.
K. Kameralamt.
Rin ck.,
Revier Liebenzell.
Wegban-Accord.
Am Mittwoch, den 23. d. M., morgens 9 Uhr,
wird auf der Nevieramtskanzlei die Herstellung eines 300 m langen und 1,8 m breiten Schleifwegs im Staatswald Beutelstein bei Liebenzell im Accord vergeben. Kostenüberschlag und Plane liegen am Tage zuvor auf dem Revieramt zur Einsicht auf.
Privat-Aryeigerr.
Sonntag, den 2ü. Dezember, abends 8 Uhr,
hält der
Jüngkinggoerein
im Saal des Vereinshauses seine
öffentliche Weihnachtsfeier,
wozu Jedermann freundlich eingeladen wird.
Der Vorstand.
Holj-Verkauf.
Unterzeichneter verkauft nächsten
Montag, den 21. d. M.,
im Badwald
ein Quantum Bauholz, Gerüst-, Bau- und Hopfenstangen und Zaunstecken.
Zusammenkunft vormittags 10 Uhr beim finstern Brünnle.
Michael Harsch.
Calw.
MehrereSortenAepfel, gute Nüsse, Zwiebel und Urnenschnitze
sind billig zu haben bei
Friedrich Haas im Zwinger.
Gechingen.
Unterzeichnete verkauft am Thomasfeiertag, den 21. d. M., mittags 1 Uhr, eine Partie hartholzcne
Bretter
verschiedener Gattung. Das Holz ist gut trocken und kann sofort verarbeitet werden.
Fr. Spöhr, Schreiners Wwe.
Hirsau.
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Liebenzell.
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Carl Haisch z. obern Mühle.
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