6V. Jahrgang.
Aro. 150.
AnÜ8- unä Intekkigenzbkatt für äen Kezir^.
Erscheint Dienstag, Donnerstag L Samstag.
Die Einrückungsgebühr beträgt 9 H p. Zeile im Bezirk, sonst 12 H.
8am8tag» äea 19. Dezember 1885.
Abonnementspreis halbjährlich 180 H, durch die Post bezogen im Bezirk 2 30 H, sonst in
ganz Württemberg 2 70 H.
ArrrMche WekannLnrachungen.
Calw.
An die Grtsvorsteher.
Diejenigen Ortsvorsteher, welche mit Vorlage der in Folge des Gemeindeangehifiigkeits-Gesetzes vom 16. Juni d. I. von den bürgerlichen Kollegien zu fassenden Beschlüsse noch im Rückstände sind, werden an deren sofortige Vorlage dringend erinnert.
Den 18. Dezbr. 1885. K. Oberamt.
Flaxland.
C a' l w.
An die GrLsvorsteher L Verwaltnngs-Aktnare.
Durch die Verfügung des K. Ministeriums des Innern vom 25. v. M. (Reg.-Bl. S. 533) ist die Umlage des Gebäuds-Brandschadens für das Kalenderjahr 1886 in der Welse bestimmt worden, daß bei den Gebäuden der 3. Klasse, welche die Regel und die Grundlage für die Berechnung des Beitrags in den höheren und niederen Klassen bildet (König!. Verordnung vom 14. März 1853 § 12 o), der Beitrag von Einhundert Mark Brand- versicherungs-Anschlag
neun Pfennig
zu betragen hat.
Ferner ist durch genannte Verfügung angeordnet worden, daß je die Halste der Umlage auf 1. April und 1. August nächsten Jahres an die Vravöversicherungskasse 'einzuliefern ist.
Die betreffenden Beamten werden deßhalb angewiesen, in Gemäßheit der bestehenden Vorschriften für den rechtzeitigen Abschluß der Katasterrevi- sionsgeschäfle und der Umlage in den einzelnen Gemeinden zu sorgen und die zu fertigenden Uebersichten spätestens auf den
1. Februar 1886
hierher einzusenden.
Den 18. Dezember 1835. K. Oberamt.
F l a x l a n d.
I e u i 1 l, e 1 o n. «Nachdruck verbaten.,
Der: Auswanderer:.
Erlebnisse eines Deutschen in Nord-Amerika.
Von Karl Zastrow.
(Fortsetzung.)
„Dank Euch schön für Euren guten Rat, Master!" sagte Borrmann trocken, „ist aber wohl lediglich meine Sache, was ich für meine Bedürfnisse anschaffen will und was nicht. Denke, daß ihr eben andere Natur habt, als ich. Ein Mensch ist eben von gröberem Stoff, als der andere. Das ist's."
„Ei! werft doch wegen meiner Eure paar Kröten in den Mississippi", polterte Wilm, „dann seid ihr sie ja mit einem Male los, aber kommt mir nachher nicht, wenn^s fehlt. Ihr scheint ganz und gar zu vergessen, daß es noch geraume Zeit hin ist bis zur Ernte und daß Ihr noch manchen schönen Dollar für meinen Schwarzen und für Eure Beköstigung zu zahlen habt."
„Das Letztere eben will ich vermeiden", gab Borrmann in ruhigem Tone zurück. „Ich werde von jetzt ab für meine Beköstigung selbst Sorge tragen. Es ist mir von jeher peinlich gewesen, so honetten Leuten, wie Ihr seid, beschwerlich zu fallen. Mit einer guten Büchse und einem guten Jagdmesser denk ich so viel Wild zu erlegen, daß ich der Mutter Wilm zuweilen ein Eichhörnchen in die Küche liefern kann."
„Aber laßt Euch nicht auf meinem Grund und Boden, nicht in meinem Walde erblicken!" rief der Farmer mit einem wütenden Blick.
„Seid ohne Sorge, es gibt noch freies Territorium genug, wo man ungestraft ein Wild erlegen kann", rief Borrmann, „um aber auf meine Bitte zurückzukommen, wollt Ihr mir Euren Wagen morgen leihen oder nicht?"
„Wenn Ihr einen halben Dollar bezahlt, soll Euch mein Aeltester in chie Stadt fahren, sonst nicht. Es sind nahe an 4 Meilen und die Pferde wollen auch leben, umsonst ist der Tod. Ihr werdet einsehen, daß ich außerordentlich billig bin."
„Es sei drum", rief Borrmann, obwohl es in seinem Antlitz zuckte vor innerer Erregung über den schnöden Eigennutz seines Wirtes. „Hier ist das Geld. Ich werde Euch an Eurem Fuhrwerk Nichts verderben."
Schwelgend strich Wilm den erlegten Betrag ein und ging hinaus, um
Calw.
An -re Slan-esiirnler.
Den Standesämtern sind mit der Post die Formulare zu den Standesregistern 8. 0. (Haupt- und Nebenregister) und zu den Familienregistern zugegangen.
Die den Sendungen angeschloffenen Bescheinigungsbogen sind nach Empfang der Formulare zu unterzeichnen und alsbald hierher einzusenden. Den 18. Dezember 1885. K. Oberamt.
F l a x l a n d.
'UoLitifctze WachrticHLen.
Deutsches Reich.
Berlin, 16. Dez. Der Reichstag hat unerwartet schon heute die Ferien angetreten, nachdem zuvor die Beratung des Militäretats in ziemlicher Eile zu Ende geführt worden. Zunächst gelangten die noch ausstehenden Kapitel der fortdauernden Ausgaben des preuß., sächsischen und württemb. Etats überall nach den Beschlüssen der Budgetkomm, debattelos zur Erledigung. Dann wurde in die Beratung der einmaligen Ausgaben im ordentlichen Etat eingetreten. Zu einer längeren Debatte führte noch die Streichung mehrerer Ansätze für Kafernenbauten. Zunächst handelte es sich um die zum Neubau eines Generalkommandogebäudes in Posen eingestellte 1. Baurate, 300,000 deren Streichung die Komm., wenn auch unter Anerkennung des Bedürfnisses, aus finanziellen Rücksichten beantragt. Staudy (Posen, konf.) trat diesem Vorschlag unter Darlegung der geradezu unwürdigen Verhältnisse, unter denen das Generalkommando leide, entgegen, während Meyer-Halle (d.f.) geltend machte, daß das Bedürfnis gar nicht streitig sei, es handle sich lediglich darum, ob der Bau nicht noch ein Jahr lang aufgeschoben werden könne. Oberstlieut. Schulz glaubte diese Frage verneinen zu müssen. Die Forderung selbst wird abgelehnt. — Eine Reihe von Ansätzen zur Errichtung neuer Kasernement, darunter zur Projektbearbeitung für den Neubau einer Kavalleriekaserne in Darmstadt, wurde in Ueberein- stimmung mit der Komm, mit Rücksicht auf die finanzielle Lage gestrichen, auch von den zu größeren Neu- und Retablissementsbauten auf den Remonte-
John zu benachrichtigen und anspannen zu lassen. Eine halbe Stunde später rollte der Wagen auf dem holprigen Wege hin, welcher in die Stadt führte.
Das mannigfaltige bunte Leben und so manches Neue, was der Deutsche hier an seinem Auge vorübergehen ließ, zogen ihn bald von den trüben Bildern ab, die noch immer seine Seele beherrschten, und als er spät am Abend mit einigen soliden Möbeln und Gerätschaften einer guten Doppelbüchse-, Kugeltasche, Pulverhorn und Schießbedarf zurückkehrte und später alle diese Herrlichkeiten in seinem kleinen, sauberen Stübchen in ziemlicher Symetrie aufstellte, fühlte er sich zum ersten Male wieder frei und im innersten Herzen froh und es lag eine gewisse Festigkeit und Würde in seiner Haltung, als er kurz vor dem Schlafengehen noch eine Weile auf und abging und sich an demMnblick der erworbenen Schätze weidete.
Drittes Kapitel.
Es war auch in ^er Frühe des folgenden Tages, als Borrmann, seine Büchse auf der Schulter und genügenden Mundvorrat in der Tasche, sich in die unwegsamen Gründe des Waldes vertiefte. Die feierliche Stille, welche rings herum herrschte, in Verbindung mit der anmutigen Walvnatur, erfüllte ihn mit Ehrfurcht gegen den Schöpfer aller dieser großartigen Wunderwerke und hielt Anfangs jeden Gedanken an die Tiere des Waldes, welche zu erlegen er sich aufgemacht hatte, fern. So schritt er weiter und weiter und die Gegend nahm immer mehr einen düstern, wilden Charakter an. Es war bereits mittag, als er sich in einer ziemlich steil abfallenden Schlucht befand, durch welche «der Fluß, welcher schon in der Nähe seines Blockhauses vorüberfloß, in wilderem Rauschen seine Wasser zwischen steilen, wildbewachsenen Ufern hinwälzte.
Die großartige Scenerie bewog ihn, stehen zu bleiben und sich im Anblick derselben eine Zeit lang zu erholen. Eben wollte er sich auf das duftige Farrenkraut, welches aller Orten emporwucherte, setzen, als ein starkes Geräusch seine Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Das Knacken und Brechen der Zweige, untermischt mit einem schrillen Ruf und einem dumpfen Brummen schlug an sein Ohr. Er sprang hastig auf, spannte den Hahn seines Gewehrs und schlich, die Finger am Abzüge, 4näher. Um die wild in einander geschlungenen Dornenhecken biegend, die wie eine gewaltige Mauer ihn von dem Schauplatz des Kampfes trennten, hatte er plötzlich einen Anblick, der sein Blut erstarren machte. (Forts, folgt.)