es ist nicht zu viel gesagt, wenn ich versichere, daß die Besucher der Ausstellung, an der auch Preußen betheiligt ist, sofern das Zollernländchen mit ausge­stellt hat, über Erwarten viel Schönes und Gedie­genes vorfinden werden. Der Schwabe versteht es für gewöhnlich schlecht, mit dem Seinen nach außen zu prunken. Um so mcyr wird der Fremde erstaunt sein, zu entdecken, welch großartiger Gewerbebetrieb in manchen Zweigen, sozusagen in aller Stille, bei uns blüht. Und diesmal haben wir uns auch nach Kräften Mühe gegeben, dies in verlockender Form zur Anschauung zu bringen. Wir leben in Tagen eines geläuterten Geschmacks; die Studien unserer Alterthumsforscher, unserer Kunstgelehrten haben Früchte im praktischen Lebe» getragen. Die Arbeit der Zeichenschule», Kunstschulen, technischen Lehran­stalten aller Art zeigt sich auf Schritt und Tritt in erfreulichen Ergebnissen. Dies, hoffen wir, wird auch an Form und Gehalt unserer Ausstellung er­kennbar sein. Gelagert ist sie bequem genug, mitten in der Stadt, umgeben vom blühenden und grünen­den Stadtgarten, ein paar hundert Schritte vom Bahnhof."

Graf im Bart, der sein Haupt jedem Un- terthan kühnlich in den Schoos; legen konnte und den darum die deutschen Fürsten als den reichsten rühmten, war kein Russe, Franzose oder Italiener, sondern ein Württemberger, Gras Eberhard, llhland hat ihn in seinem prächtige» vielbesungenen Liede verewigt und der Bildhauer Paul Müller hat das Lied in Marmor ausgeführt. Es stellt den Graf im Bart im Schooße eines Hirten dar. Die schöne Gruppe ist in den königlichen Parkanlagen ausge­stellt. Die Treue ist im deutschen Lande noch vor­handen, aber die Eberhards legen ihr Haupt nicht mehr mit Vorliebe in den Schovß von Hirten.

Ulm, 20. Mai. Par eünper Zeit halten zwei Knaben miteinander Streit, wobei der eine dem andern einen Hieb überS Gesicht gab, daß daS Blut ans der Nase drang: das sah der Vater des so Geschlagenen, ein kiesiger Bürstenbinder; er'sprang hinzu und steckte dein Angreiser eine Ohrfeige, al­lerdings mit solcher Vehemenz, daß der Kleine zu Boden fiel. Der Vater wurde von den Angehörigen des Gefallenen beklagt und mußte eine Ordnungsstrafe von 3 bezahlen. Er er­legte diese sür seine Verhältnisse schon ziemlich hohe Strafe, da wird ihm heute eine Sportelrechnung von 30 ^ zugestellt.

Karlsruhe, 20. Mai. Bis jetzt hatte man nur» Bittschriften zu verzeichnen, welche gegen den Hausirhandel sich richten; nun kommt die Weber- Innung zu Glauchau und bittet den Reichstag, dahin zu wirken, daß das Hausirgemerbe im deutschen Reiche nicht beschränkt werde.

Augsburg, l9. Mai. lieber den gemeldeten, im Walde bei Ltadtbcrgen verübten Mord wird noch Folgendes bekannt: Der mnlhmaßliche Mörder befand sich am Sonntag Nachm, mit der nun Ermordeten, seiner Frau, in einer nahe gelegenen Wirtbschast, wo eine Bauersfrau bemerkte, daß zwi­schen beiden ei» Wortstreit stattsand, wobei die Frau ihrem Manne wiederholt versicherte, daß er der Vater des zu erwar­tenden Kindes sei. Es scheint also Eifersucht das Motiv zu dem entschlichen Verbrechen gewesen zu sein. Ein 14jühriges Mädchen aus deni Dorfe sah den Thäter in der Nähe des Waldes liegen und neben ihm den abgeschnittenen Kopf. Als das Mädchen voll Schrecken nach Hause eilte, wollte man sei­ner Erzählung keinen Glauben schenken. Leider stellte sich's heraus, daß das Mädchen wahr gesprochen, doch der Mörder mit dem Kopf war fort. Die Kleider der Ermordeten wurden in der Nähe des ThatortS ausgesunden. Gestern soll der muthmaßtiche Mörder auf dem Gottesacker seines Wohnortes Pfersee sich erkundigt haben, ob die Ermordete schon begraben worden sei, auch soll er beim Bürgermeister in Stadtbergen selbst gewesen, überall aber zu spät erkannt worden sein. Ein im letzteren Fall mit sofort rcquirirtem Fuhrwerk verfolgender Gensdarm verlor im Walde wieder die Spur des Fliehenden. Derselbe soll im Gesicht stark zerkratzt sein, was auf eine hef­tige Gegenwehr der um ihr Leben kämpfenden Frau schließen läßt. Noch ist man des Mörders nicht habhaft, hoffentlich gelingt aber dessen Festnahme in Bälde, da sich derselbe aller Wahrscheinlichkeit nach in der nächsten Umgegend aufhält.

Holzhausen, 18. Mai. Die anläßlich des letzten Brand Unglücks hier stattgefundene Unter­suchung hat ergeben, daß ein KU/sjähriges, unehe­liches Mädchen das Feuer angelegt hatte und zwar, um aus dem Hause, woselbst es in Pflege gegeben war, wegzukommen.

Berlin, 17. Mai. In Reichstagskreisen wurde heute der Ausspruch eines kaiserl. Leibarztes über das angebliche Befinden des Kaisers ver­breitet. Danach macht der Kaiser heute ganz den Eindruck, als sei er durch Wiesbaden volle 10 Jahre jünger geworden, es bleibe bloß schwer, festzustellen, ob seine geistige oder physische Kraft sich mehr ver­jüngt habe. Der Kaiser unterziehe sich in diesem Jahre den militärischen Besichtigungen mit einer Elascicität, wie sie ihm seit 1870 und 1871 nicht mehr eigen gewesen sei.

Berlin, 20. Mai. Wie verlautet, wird im Bundesrathe ein Gesetzentwurf auf Monopoli- sirung der Herstellung von Dynamit vorbereitet.

Berlin, 20 . Mai. Aus dem hiesigen Ost­bahnhof kamen gestern 400 jüdische Auswan­derer aus Rußland an, die sich nach Amerika begeben wollen. Bei dem großen Umfang, den die Judenhetze in Rußland erlangt hat, ist die Aussage der Reisenden, es würden ihnen noch viele Auswan­derer folgen, nicht unwahrscheinlich.

Der deutsche Protestantentag, der sich die Bekämpfung hierarchischen Wesens zur Aufgabe ge­macht hat, tagt vom 8 . 10 . Juni in Berlin, ge­wissermaßen in der Höhle des Löwen. Am 9. Juni öffentliche Hauptverhandlung über dieGlaubenS- gerichte in der evangelischen Kirche." Referent Dvm- prcdiger Fcickhöfer aus Bremen;Die Aechtung der Protest. Theologie", Nef. vr. Holsten aus Heidel­berg. Am 10. Juni:Die Stellung der Kirche der Reformation zur bürgerlichen Gesellschaft" (Geh.- Rath vr. Bluntschli aus Heidelberg.) Zum Schluß Festmahl im Wintergarten des Centralho­tels und AuSftug nach Potsdam und Wannsee.

Wenn 4 Deutsche znsaminenkominen, haben sie minde- deslenS drei verschiedene Ansichten zu vertreten. Aehnlich scheint eS auch mit dem Antrag des Freiherrn v. Varnbü- jer, betr. die Abänderung des Unterstützungswohnsitzgesetzes, zn gehen. Bei uns im Süden ist jedermann sich darüber klar, daß ein zweijähriger Aufenthalt als NcchtSgrund zur Anspruch- nähme deS Unterstützungswohnsitzes die Gemeinden schwer schä­digt, den Armen in ewige Zwangswanderung versetzt, die Mo­ralität der Armen ruinirt und geradezu eine Pflanzstätte der Sozialdemokratie ist, weil mit dein Mangel einer Heimat auch die Liebe zur Heimat anfhört. Vinn soll diesem Jammer und dieser Quelle der Vagabondage eine noch größere Ausdehnung verliehen werden! Zu dem Anträge des Abg. Freiherrn v. Varu- buler und Genüssen, die Revision des Gesetzes vom V. Juni 1870 über den Unterstlltznngswohnsitz betreffend, hat nemlich der Abgeordnete Graf Udo zn Stolverg-Wernigerode nachfol­genden Abänderungsantrag gestellt: unter Ablehnung des An­trages des Freiherrn v. Barnbüler den Reichskanzler zn ersu­chen, im Interesse der Verminderung der Zahl der Lanoarmeu das Gesetz vom tz. Juni 1870 über den Unterstützungswohn­sitz in dem Sinne einer Revision unterziehen zu wollen, daß 1) der Unierstützungswohnsitz dnrch eineneinjährigen" Aufent­halt-nach zurückgelegtem 21. Lebensjahre" erworben wird stz 10 des Gesetzes); 2) der Verlust des UnterstützungSwohn- sitzcs eintrilt dnrch die aus Grund der Nr. 1 erfolgte Erwer­bung eines anderen Unterstützungswohnsitzes und wenn eine solche nicht erfolgt ist, durch einezweijährige" Abwesenheit nach zurückgclegtem 21. Lebensjahre" (K 22 des Gesetzes.)

Altona. Ein hunvertunozeyn Jahre alter Mann hat am 17. dS. seinem Leben durch einen Sprung in den Stadtgraben ein Ende gemacht.

Dessau. Die 13jährige Tochter des Häus­lers S. aus dem Dorfe Alten, eine stunde von hier, war von ihrer Mutter nach Dessau geschickt, um ihrem hier in Arbeit stehenden Bruder Wäsche zu überbringen. Nachdem sie diesen Auftrag ausge­führt hatte, begab sich das Kind auf den Rückweg. Am nächsten Morgen fand man den entseelten Kör­per des Mädchens am Wege, sie war erwürgt und hatte außerdem einen tödtlichen Stich in der Brust. Sie war das Opfer eines bestialischen Verbrechens geworden. Zwei Strolche, von denen einer erst kürzlich aus dem Gefängnisse entlassen ist, sollen der That verdächtig und bereits zur Haft gebracht sein, j

Greifenhagen. Vor Kurzem wurde einem Bauer eines benachbarten Dorfes aus der Räucher­kammer der von einem frisch geschlachteten Schwein herrührende Schinken gestohlen. Vor einigen Tagen nun erkrankte ein Dorfbewohner und auch dessen Frau und zwei Kinder wurden bettlägerig. Der herbeigerufene Arzt erklärte die Krankheit für Tri­chinose und drang darauf, daß die Kranken ihm mittheilten, woher sie das Schweinefleisch, welches sie genossen, bezogen hätten. So gestand endlich der Mann, daß er die Schinken dem Bauer aus der Räucherkammer entwendet habe. Der bestohlene Bauer verzieh dem Dieb, da infolge dieses Geständ­nisses er und seine Familie vor einer schrecklichen Krankheit behütet worden sind.

Wittmuild. Man hak wohl schon davon gehört, daß in früherer Zeit mitunter sogar Kirchenglocken geraubt worden sein sollen, aber die Ausführung des Kunststücks, so ziemlich eine ganze Kirchenvrgel zu stehlen, mar unserem Zeitalter Vor­behalten. Die Orgel in der hiesigen Kirche war einem Orgel­bauer zur gründlichen Reparatur anvertraut und zur Aus­führung dieser Arbeit eine bestimmte Frist festgesetzt worden. Als diese Frist sich dem Ablauf nähert, sieht man sich einmal wieder nach der Orgel um und findet, daß fast sämmtliche metallene Orgelpfeifen, man sagt mehrere hundert an der Zahl, sammt dem Künstler verschwunden sind und von der Orgel nur das leere Gehäuse stehen geblieben ist.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 19. Mai. DemB. T." wird von hier gemeldet: Aus Rußland kommende verläßliche

Berichte bezeichnen die Judeyhetze als ungemein ernste Angelegenheit, weil dieselben lediglich die Vor­spiele zu weit größeren Unruhen politisch­kommunistischer Natur bilden. Ueberall tauchen Emis- säre auf, welche mit dem bäuerlichen Element nichts gemein haben. Unter dem Emissären seien angeblich auch deutsche Sozialisten (?). Die Polen nehmen eine entschieden abwehrende Haltung gegen diese Um­triebe an. In sämmtlichen Warschauer Kirchen wurde gestern ein Aufruf des Erzbischofs Sotkiewicz verle­sen , worin die Gläubigen aufgefordert wurden die Ruhe zu bewahren und die Juden zu beschützen.

Auch die polnischen Blätter verdammen die Juden­hetzen. Die Straßen Warschaus durchstreifen Tag und Nacht Patrouillen. Viele Verhaftungen haben stattgefunden.

Italien.

Nizza, 20 . Mai. Gras Harry Arnim ist gestern Abend in der Villa Aimee gestorben. (Er war geboren den 3. Okt. 1824 zu Moitzelfitz, seit 1864 Gesandter in Rom, wurde 1870 in den Gra­fenstand erhoben, führte 1871 als deutscher Kom­missär die Verhandlungen des Frankfurter Friedens, war 1872 Botschafter des deutschen Reiches in Pa­ris, 1874 aber wegen Jntriguen gegen Bismarck, dessen Nachfolger er durch die konservative Partei werden wollte, abberufen. Am 4. Oktober 1874 wegen Veröffentlichung und verweigerter Herausgabe von Depeschen verhaftet, wurde Arnim am 19. De­zember zu 3 Monaten Gefängniß verurtheilt, welche das Kammergericht auf 6 Monate erhöhte. Seitdem lebte Arnim im Anslande, von wo er 1875 die Schrift ?rc> Rilülo erließ. Nochmals wurde er in ovutuinaoiam wegen Landesverraths zn 2 Jahren Zuchthaus verurtheilt.)

In Italien herrscht eine große Erbitterung gegen Oesterreich und Deutschland, weil man in die­sen Neichen für dieunerhörte Vergewaltigung", welche die Franzosen in Tunis in Szene setzen,we­der Verständlich noch Angen und Ohren" zu haben scheine. Die Italiener begreifen nicht, das; sie jetzt die Früchte einer jahrelangen perfiden Politik ernten, die sie vollständig isolirte. Weder Oesterreich noch Deutschland fühlen sich berufen, gegen das Abkom­men zwischen den Franzosen und dem Bey von Tu­nis zu prokestireu, die Interessen der beiden Mächte werden dadurch nicht geschädigt. Für Italien aber die Kastanien aus dem Feuer zu holen, auf eine solche Zumuthung kann man in Wien und Berlin nur mit lautem Lachen antworten. Die Zeiten sind vorüber, in denen man an der Spree Italien zu Gefallen sich exponirte, die italienische Allianz hat seit der Erstehung des deutsch-österreichischen Bünd­nisses alle und jede Anziehungskraft verloren.

Schweiz.

Luzern, 18. Mai. Wie gemeldet, ist mit dem Prato-Kehr-Tunnel am 16. d. M, her letzte Tunnel der Gotthardbahn durchgeschlagen worden. Dieses ^ Ereigniß ist von nicht zu unterschätzender Bedeutung,^ indem damit die letzten eigentlichen Bauschwierigkei-AH,H « ten beseitigt sind und der geringe verbleibende Bau-A'Z.W' » rest einer raschen Beendigung entgegengeführt wer- 7 ! D ^ den kann, so daß es ein Leichtes sein dürfte, dem^Igb ' Programme mit Eröffnung der Bahn im Juni näch-^H^ sten Jahres bedeutend voranzukommen. Die Zahlst A der Tunnels an der Gotthardbahn beträgt neunund-» vierzig mit einer Gesammtlänge von etwa vierund-A Mh; zwanzig Kilometern, was mit dem Haupttunnel zu-°b^ «8 sammen etwa neununddreißig Kilometer macht.

Spanien. 3

Madrid. Ein Patent auf Drillingsgeburten' 3 '? scheint die jetzt 43 Jahre alte Gattin eines Arztes ' « zu Fuentamajor vom Schicksal erhalten zu haben. D

Diese Dame hat ihrem Mann zum achten Male mit "

Drillingen beglückt ... wenn die spanischen Zeitungen nicht lügen.

Frankreich.

Paris, 18. Mai. Der halbamtliche Tele­graph erklärt sich wegen Ausbleiben von Nach­richten beunruhigt über den Fortgang der militäri­schen Operation und befürchtet einen Aufstand im Rücken der französischen Truppen.

Paris, 19. Mai. Meldungen aus Italien lassen die dortige Lage als sehr ernst erscheinen; es ist keine Aussicht auf ein lebensfähiges Kabinet vor­handen. In Mailand fand ein zweiter Krawall statt, wobei das Militär angegriffen, mehrere Personen verwundet und viele verhaftet wurden.

Paris, 20 . Mai. Bei Mater fand am 18.

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