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Morgens und Mittags bis zum Arbeitsplatz unter Bedeckung geführt.

Hecker soll, einem amerikanischen Blatt zu­folge, in seinem Testament verordnet haben, das; feine Leiche geöffnet, fein Herz in einem Metallbe­hälter nach Deutschland geschickt und zu Mannheim in dem Gewölbe, wo sein Vater ruht, beigesetzt wer­den solle.

Am 22. dS. wird in München im kleinen Mu- semnssaale eine Altkatholikenversammlung statt­finden und werden hiezu die Mitglieder deS bayeri­schen LaudeSvereins zur Unterstützung der katholischen Reformbewegung eingeladen.

Man zählt dieses Jahr in Mittel-Europa nicht weniger als 9 grosse Ausstellungen, nemlich in Stuttgart, Frankfurt a. M.. Halle, Hannover, Braunschweig, Breslau, Brüssel, Lvudvn und Mai­land, darunter sind also 6 deutsche Ausstellungen, abgesehen von kleinen Spezial-Ausstellungen.

Die Krankheit der Krebse, als deren Ur­sache man einen kleinen Parasiten entdeckt zu haben glaubt, greift auch im nördlichen Deutscbland immer weiter um sich und richtet svlcbe Verheerungen an, das; der Nationalwolüstand Larunler leidet. So be­richtet man anS Stettin, das; im dortigen Regie­

rungsbezirk fast a: c in den fliesenden Gewässern

lebenden Krebse zu Grunde gegangen sind.

Berlin, IN. Mai. Ein er s cd ü N ern des Fnm i l i en- drama bat sich am Bußtage in drin Hanse WaUsrraße 16,;n- gcrragen. Seit dem 1. April d. I. bewohnt der 89jährige Buchbinder Alb. ' Srölir mir seiner trsj,'ihrigen Frau Erne­stine, gcb. Kretschmann, und den Kindern, zwei Söhnen und einer Tochter :m Alter von von 7, t> und Jabren. eine be­scheidene Hvävobnung i,n driuen Stockwerk des gene.nnien Hau­ses. Die Familie lebte i» Folge des Umstandes-. das; der Alnnn seit längerer Zeit durch eine unheilbare Krankhcit zTchwind- suchi) am Arbeiten verhindert war. in bedrängten Nerbäitnis- sen. Tie Frau hatte schon öncr zci N'achbarn geäußert, das; sie, im Falle ihr Mann stürbe, sicb und 'Allen das Leben neh­

men wurde. Gestern früh war die Frau zum lehienmale

gesehen worden, als sie Frühstück und Hteüikohlen einkanite. Gegen Mittag kam ein Freund zu Besuche. Trost mehrfachem Klopfen und Klingeln wurde ihm nicht geöffnet und derselbe kehrte am Abend 7 Uhr zurück. Da ihm auch jetzt nicht ge­öffnet wurde, so schritt man im Beisein eines Polizeiwachtmei- srers zur gewaltsamen Oefnning der Tbüre. Den Eintretenden bot sich nun, nachdem eine förmliche Slnblbarrikade beseitigt war. ein entsetzlicher Anblick dar. Das ganze Zimmer, dessen Fenster dich: verhangen und verstopft waren, war mit einem penetranten Kohlcngeruch cmgefüllt, während die ganze Fami­lie leblos sich im Zimmer befand. Der Mann, der allen; An­scheine nach 'chon vorher an der Schwindsucht eines natürlichen Todes glstorbcn, lag mit dem jüngsten festlich geputzten Kinde todt im Bett, eoen'o waren die beiden anderen Kinder mit bunten Bändern geschmückt und lagen todt einander umarmend im Belt, während die Frau am Fugende des Bettes zwischen dem Ofen auf einer Fnstbank fast und ebenfalls bereis ver­storben schien. Ter sofort lstnzngezogene Arzt Dr. Rösei kon- sraiirte b.i dem Mann und den drei Kindern den bereits- e!n- gelretenei! Tod, während bei der Frau noch Lebenszeichen ent­deckt wurden. Dieselbe wurde daher nach der Eharitö geschafft, ihr Zustand ist indessen boffiinngslos.

Be; I i u, 14. Mai. In einem hiesigen fürstlichen Hause sind aus einer Kassette Pre ii o se» im Werthe von 60,000 .L gestohlen worden. Das mit einem kleinen, ganz feinen Schlüs­sel zu öffnende Schloß der Kassette ist unversehrt geblieben und man glaubt annehmen zu dürfen, daß ein Herr ans der Ge­sellschaft bezw, eine dem betreffenden fürstlichen Hanse nahe­stehende Persönlichkeit a In Nikolai Ko »staut inv- wlisch in Petersburg -- den Diebstahl ausgeführi habe. Augenblicklich wird bei Schlossermeistern nachgesorschl, ob nicht von einem derselben auf Bestellung ein so kleiner seiner Schlüs­sel, wie er zum Erschließen der Kassette noihwendig war, an- gefcriigt worden sei. Aus Wunsch der bestohlenen Fürstlichkeit werden die Nachforschungen sehr sekret geführt, da befürchtet wird, daß sonst vielleicht unliebsame Familicnverhttltnisse auf­gedeckt werden könnten.

Berlin, 14. Mai. Aus den Kreisen der Zigarren-Arbeiter und Tabaksinteressenten ist jetzt, wie von hier geschrieben wird, die erste Bittschrift an den Reichstag gelangt, welche um Einsübrung des Tabaksmonopols ersucht.

Berlin, 14, Mai. Als eine der nächsten Ausgaben, welche der Reichskanzler in die Hände zu nehmen beabsichtigt, wird die Verstaatlichung des gesamwten Versicherungswesens bezeichnet, worüber bereits umfassende Vorarbeiten im Reicbsamt des Innern gemacht worden seien.

Berlin, 17. Mai. Minister Mittnachts jüngste Anwesenheit in hiesiger Stadt wird vielfach mir der Ausarbeitung eines Tabakmonopol-Ge- setzeniwurss in Verbindung gebracht. Aus Paris wird gemeldet: Italiens Botschafter Cial- dini demissionirie. (N. T.)

Der Reichstag, der heute seine Sitzungen nach kurzer Unterbrechung wieder ausgenommen hat, er­ledigte das Versassungsabänderungsgesetz in dritter Lesung. Trotz der Erklärung des Staatsministers v. Börticher, das; der Bundesrath dem Anträge,

daß der Reichstag alljährlich im Oktober zusam- menbcrufen werden solle, nicht zustimmen könne, ge­langte dieser Antrag gleichwohl mit geringer Mehr­heit zur Annahme, ebenso die aus der Regierungs­vorlage gerettete Einsetzung vierjähriger Gesetzge­bungsperioden. Die Vorlage erhält, da der Bun- desrath derselben seine Zustimmung versagt, nicht Gesetzeskraft.

Die Konservativen in Berlin rüsten sich zum bevorstehenden Wahlfeldzug; sie erlassen neuestens die Ausfvrdernng an ihre Gesinnungsgenossen, 60,000 cM als Wahlfonds zur Bekämpfung der Fortschrittspartei und Sozialdemokraten in Berlin zusammcnzubringen.

In der Provinz Hannover bildet die Bienen­zucht noch ein Gewerbe, das seinen Mann nährt und zunftgemäß bei einem als Meister geltenden Bienenzüchter erlernt werden muß. Nach der Zäh­lung von 1873 befanden sich in der Provinz Han­nover nahezu 330,000 Muttervölker. Im Amte Fallingbostel waren mehr Bienenvölker vorhanden als Einwohner. Die Bienenzucht bringt der Pro­vinz bei mittelmäßigen Erträgen mindestens 700 000 Mark für Wachs und 1 320 000 bis 2 740 000 All für Honig. Am blühendsten wird die Bienenzucht in der Haide (in den Landrvstcien Lüneburg, Stade und Ostfrieslaud) betrieben. Auf der nahe bevor­stehenden land- und forstwirthschaftlichen Ausstellung in Hannover wird die Bienenzucht stark ver­treten sein.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 15. Mai. Der Direktor des Burg- theaterS, Hvfrath Franz Dingelstedt, (früher in Stuttgarts, ist heute gestorben.

Lemberg, 14. Mai. AnS Drohobycz wird unterm 12. Mai gemeldet: In der gestrigen Nacht brach i» der Eeresinfabrik Goldhammer und Waag­mann ein großer Brand aus. Der Schaden ist zwar unbedeutend, dagegen sind leider sieben Ar­beiter todt. Die Ursache des Brandes soll in dem Oeffuen der mit Benzin gefüllten Reservoirs zu su­chen sein. Der Brand ist in der Nacht ansgebrochen, wo die Tagarbciter im Lokale schliefen, weßhalb die Anzahl der Verunglückten noch nicht genau zu kou- statiren ist.

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Uillien-

Rom, 17>, Mai. Der König hat das Ent- lassungsgcjuch des Kaöinets angenommen und be­auftragte Sella mit der Neubildung desselben; Sella nahm diesen Alliftrag an.

In Rom hat der Vertrag mit dem Vey, nach­dem sein Inhalt bekannt geworden, einen völligen Sturm hervorgcruien, der sich hauptsächlich gegen daS Ministerium Achtele. Das letztere hat auch be­reits, wie der Ministerpräsident Cairoli am Samstag Nachmittag in der Kammer erklärte, seine Entlas­sung ein gereicht. Die Kammer vertagte sich auf diese Erklärung hin unter großer Erregung. Der Rücktritt des Kabinets Cairoli ist daS Eingeständniß, daß sich die bisherigen Leiter der auswärtigen Po­litik Italiens in der Bcurtheiliing der Haltung Frank­reichs haben täuschen lassen. Auf den Gang der Dinge in Tunis dürfte Italien nunmehr allen Ein­fluß verloren haben, da cs keinen Krieg mit Frank­reich riskiren kann. Wie man derTimes" von Pa­ris meldet, sondirte Italien ans die Nachricht von dem Abschlüsse des Vertrages andere Regierungen, ob nicht Frankreich den Vertrag einer Konferenz vorlegen solle, wie früher Rußland denjenigen von San Stefano. Fürst Bismarck habe jedoch ener­gisch ablehnend nach Rom telegraphirt.

Frankreich.

Paris, 13. Mai. Die Zufriedenheit über die rasche Beendigung des tunesischen Konfliktes ist all­gemein. Man glaubt, daß die Mächte das mit dem Bey getroffene Abkommen gutheißen werden; höchstens England und Italien werden einige wirkungslos blei­bende Einwendungen erheben. Der Bey setzte ein neues Ministerium ein. Das Korps Breart wird nach Frankreich zurückkehren.

Paris, 14. Mai. Das Ministerium des Auswärtigen hat heute Mittheilungen ans Wien, St. Petersburg und Berlin erhalten, in denen von den drei Kabineten die gute Aufnahme des Vertrages zwischen Frankreich und Tunis bezeugt wird. Von Seiten Italiens und Englands erwar­tet man jedoch ein diplomatisches Vorgehen und glaubt, daß die Kabinete von Rom und London besonders Aufschlüsse über Biserta verlangen wer­

den; Frankreich wird jedoch, wie verlautet, keine Verpflichtung in Bezug auf diesen Hafen, welcher der Schlüssel Tunesiens sei, übernehmen.

Paris, 15. Mai. Wenn man den Angaben desJntransigeant" glauben kann, so sollen die Nihi­listen es jetzt besonders darauf abgesehen haben, die Kaiserin von Rußland in Schrecken zu halten, da sie die Hoffnung nicht aufgeqeben haben, auf diesem Wege dem Zaren eine Äenderung seiner' Politik ab­zuringen. Dieser Tage habe die russische Kaiserin, als sie ihr Gebetbuch anfgeschlagen, um im Gebet die Noth und den Kummer dieser für das russische Kaiserhaus so trüben Zeit zu vergessen, eine Zeich­nung gefunden, die eine niederträchtige Drohung versinnbildlichte, eine Drohung, die wir nicht nuzu- deutcn vermögen. Die Kaiserin sei beim Anblick dieser gezeichneten Drvhnng ohnmächtig znsammengesnnken und befinde sich seitdem wieder in einem traurigen Zustand nervöser Aufregung. Den Thäter oder die Thäterin habe man trotz aller Nachforschungen nicht ausfindig zu machen vermocht.

Als die Punkte, welche Frankreich ans Grund des Vertrags vom 12. Mai besetzen wird, werden Bizerta, Kef, Bedscha und die Insel Tabarka be­zeichnet. Mit dem Besitze dieser vier Punkte ist das ganze Land militärisch in der Hand der Fran­zosen. Neben der Militärhobeit gehen auch die diplomatische Vertretung und die Finanzverwaltung

der Regentschaft ans Frankreich über, so daß dem_

Bey im Wesentlichen eben nur das Recht bleibt, in seinem Harem frei zu schalten, soweit ihm dasselbe nicht durch die verminderten Einnahmequellen ver­kürzt werden solle.

General Bvnrbaki bat die für den Uebertritt ans der 1. in die 2. Sektion des Generalstabs festgesetzte Altersgrenze erreicht und ist demgemäß außer Aktivität gesetzt. Diese Maßregel hat in Frankreich böses Blut gemacht, da aleichzeitig Ge­neral Farre in der 1. Sektion belassen wurde.

Der Figarv hat eine Subskription aufErrichtung eines ehernen Denkmals für Bvnrbaki im Namen der Armee" eröffnet und setzt dieselbe trotz Bourba- krs Protestation fort.

Die Franzosen sind ganz entzückt über den Fürsten Bismarck, der nach einer Meldung aus Nom gegen den italienischen Antrag, zur Regelung der TnmSfragc einen .Kongreß der Mächte einzube­rufen, energisch Verwahrung eingelegt hat. -Um io ärgerlicher sind darüber die englischen Blätter, welche die Franzosen ängstigen möchten mit der Behaup- tung, hinter Bismarcks Unterstützung stecke eineFalle". zZ

Makedonien. ^ ^

(Wie es in Makedonien zugeht.s Ein Or. § -s Marulis in Serres hat die dortigen Schulen für ' Christen so gehoben, daß 380 Knaben und Mäd-

chen sie besuchen. Zum Dank dafür wurde er - ^

vom Patriarchen und der Synode in Bann gethan --

(er ist wahrscheinlich nicht orthodox-griechisch): 1000 ^ ^

Pfund Sterl. boten seine Feinde für seinen Kopf,§ZZE§ -- Räuber fingen ihn und ließen ihn als notorischen «

Wvhlthäter der Armen und Waisen für nur lOOUHST S' Pfund wieder frei. O schönes Land, wo die Rän-^! jgs S ^ bcr 90°/o nobler sind, als der Patriarch!

Rußland.

Petersburg, 14. Mai. lieber den jungst hier ver-E^^siT hasteten Such anow erfährt dieKöln. Ztg." folgendes: Su-.^-L---H chanow war Marineoffizier und ist auf Empfehlung eines Ad-^^IH jutanten Baranows, Wesselago, dem Stadlhauptmann Bara-^^??^ nvw zukommandirt gewesen, weßhalb er auch die Hinrichtung' ' uttxZ

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mit angesehen hat. Suchanow hat bänfig bei Baranow gc-^-^'E

speist, und man ist durch einen reinen Zufall ans die Spuren Ä 2 seiner verbrecherischen Thätigkeit gelangt. Jessi Hclfmcrnn,-- ^3,^7: die zum Tode vcrnrikeiltc Nihilistin, sagt aus, zu ibr sei in 3 S''

die Wohnung Nawrotzki's öfter ein Marineoffizier gekommen, dessen Name ihr unbekannt sei, dessen Personalbeschreibung sie i

aber geben konnte. Bei einem Besuche des Gefängnisses durch i

Baranow und Suchanow man staune nicht erblickte Jessi Hclfmann den letzteren und gab an. der Begleiter des Stadt- haupimannS ähnele sehr ihrem früheren Besucher. Als Bara- ^

now das mitgetheilt ward, erklärte er cs für Unsinn. Loris Mclikoff aber setzte im Stillen die Untersuchung fort und fand heraus, daß im Oktober dem Marineoffizier größere Partien Dynamit ans der Kronniederlage verabfolgt seien, über deren Verbleib die Bücher nichts angaben. Es fehlten ans den be­treff. Niederlagen 20? Pud (beinahe t Eir.s Dynamit. Ans Fragen hierüber wurde Suchanow zwar verlegen, allein er wickelte sich durch Ausflüchte ziemlich heraus. Weitere Nach­forschungen ergaben, daß noch größere Quantitäten der Krone gehörigen Dynamits fehlten. Da die Verdachtsgrnnde sich mehrten, schritt man zur Verhaftung und Suchanow gestand schließlich auch ein, Dynamit zur Sprengung deS Winterpala­stes geliefert, ebenso sich an der Legung der Mine in der Klei­nen Gartcnstraße mit Rath und 4 chat'betheiligt zu haben.

St. Petersburg, 14. Mai. Prinz Peter ' von Oldenburg ist heute Abend gestorben. Durch

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