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Brandfälle: Am Ostermorgen in Lustbronn, Gemeinde Stuppach, ein Bauernhaus. Der Bauer ist versichert, ebenso die Magd. Der Knecht dagegen ist nicht nur nicht versichert, sondern hatte noch 2000 §16. in Sparkassenscheinen in einer Schachtel im Kasten zurücklassen müssen. Glücklicherweise wurde ein großer Theil, wenn auch beschädigt, wieder aufgefunden.
Wiesenfelden, 18. April. Unlängst wurde der 70jührige Bach, vulgo „Doktor Eisenbart", begraben. Der Mann hatte sich vor zwei Monaten höchsteigenhändig mit einem Beil seinen kranken Fuß amputirr, welcher ihm unsägliche Schmerzen verursacht haben muß, denn, wie er sich geäußert, waren die Schmerzen nach dieser „Kur" fast verschwunden.
Mei> deii, 15. April In der gestrigen Rächt brach in dem Fabrik-Etablissement der Jserlobncr Firma Kissing u. Möllmann in Rcnwalzwerk (Bösperde bei Menden) Feuer im Maschinenraume ans. Trap der grünten sAnslrengnng der herbeigceillen Löschmannschaften war Rachmiltags 3 Uhr das große Etablissement bis ans die Mauern niedcrgebrannt und nur die Drahtweberci konnte gerettet werden. Der Schaden beträgt mindestens 2 Mill. Mark: das ganze Werk war für ungefähr 3 Milt. Mark versichert. Durch dieses Brandunglück sind gegen 600 Arbeiter, die meistens stundenweit von der Fabrik entfernt wohnte», außer Brod gekommen.
Berlin, 7. April. Nach der Nationalzeitung brachte eine der während der Beisetzung Alexander's II. in Pe:ersburg anwesenden fürstlichen Persönlichkeiten die Rede auf eine Rußlanv zu gebende Verfassung: hoch erstaunt darüber brauste der Czar mit den Worten auf: „Wozu bin ich denn da?" Ais ihm erwidert wurde, daß nur ein Theil der auf ihn drückenden Last durch ein Parlament abgeuommen würde, wurde der Czar unwillig, ließ sein Gegenüber stehen und schlug die Thür zu. — Außer Lord Dufferin wünschen noch andere Diplomaten Petersburg wegen der uugemülhlichen Atmosphäre zu verlassen. Der Czar sei entschlossen, seinen eigenen Weg zu gehen.
Berlin, 16. April. Es ist, schreibt die Allg. Ztg., ein cigenthümliches, aber keineswegs unerfreuliches Zeichen der Zeit, das; der Reichskanzler gewissermaßen am Vorabend der Eröffnung der Pariser Münzkonferenz zu Gunsten der Doppelwährung den Bundesrath mit dem Anträge befaßt: 15 Millionen Mark zur weiteren Ausprägung von Einmarkstücken zu verwenden, also den Bestand der NeichSsilbermünzen um etwa 16 bis 17 Millionen zu vermehren. Der Antrag des Reichskanzlers hält sich dabei vollständig innerhalb des Rahmens der Münzgcietzgebung. Auffallend ist cs, daß der Antrag des Reichskanzlers wegen weiterer Ausprägung von Silbermünzen gerade jetzt unmittelbar vor Beginn der Pariser Müuzkonfercnz an den Bundesrath gelangt ist. Unter diesen Umständen werden etwaige Befürchtungen, welche durch die Betheiligung Deutschlands an der Konferenz hervorgerufen fein könnten, noch mehr in den Hintergrund treten. Aber abgesehen davon ist der Antrag des Reichskanzlers ein sehr beachtenswerther Wink an die Adresse der Konferenz, vielleicht in dem Sinn, das; von Seiten Deutschlands bestenfalls nur die Zustimmung zu Verabredungen zu erwarten ist, welche sich auf das Maß der etwaigen Silberverkäufe beziehen.
Das Memorial diplomatique bestätigt, daß die deutsche Reichsregierung eingewilligt habe, die thessalischen Gebietstheile Behufs der Wiederabtretung an Griechenland anzunehmen. Ehe sich die deutsche Reichsregierung auf diesen Vorschlag einließ, machte sie den übrigen Mächten hievon Mittheilung. Durch diese Art des Vorgehens wird die Auslieferung des fragl. Gebiets an Griechenland erheblich beschleunigt.
Die „Els.-Lothr. Ztg." schreibt: „Da gegenwärtig die zur Unterdrückung des Vagabundenthums in Deutschland zu ergreifenden Maßregeln den Gegenstand vielfacher Erörterungen bilden, dürfte die Nachricht besonderes Interesse beanspruchen, daß im französischen Justizministerium gegenwärtig ein Gesetzentwurf ausgearbeitet wird, nach welchem Jeder, der zum zehnten Male wegen Vagabondage oder Diebstahl bestraft wird, auf Lebenszeit in eine überseeische Strafkolonie transportirt werden soll. Dieses Mittel ist allerdings durchgreifender, als die Suppenvereine für oder vielmehr gegen Landstreicher, mittelst deren man sich jetzt in Württemberg zu helfen sucht." Es ist nicht klar, ob mit diesem letzten Satz diese „Suppenvereine" diskreditirt werden sollen, oder was dieser Satz sonst besagen soll, da der „Eli.-Lothr. Ztg." einerseits bekannt sein wird, daß
das deutsche Reich keine überseeischen Strafkolonien besitzt, und da es ihr andererseits bekannt sein könnte, daß die in Württemberg getroffenen Einrichtungen gegen das Vagabundenwesen sich bewährt haben.
Oesterreich-Ungarn.
In czechischen Kreisen will man wissen, daß noch im. Laufe dieses Jahres die Krönung des Kaisers Franz Josef zum König von Böhmen statt- sinden wird. Unmittelbar an diesen Akt würde sich die Krönung des Kronprinzen zum König von Ungarn schließen.
Brünn, 18. April. Ein Schreiben aus Rom meldet, daß die polnische Partei im Vatikan mit Ledochvwski an der Spitze die Verhandlungen mit Rußland zu hindern suchte; Jaco- bini erklärte jedoch, der Papst werde sich von Niemanden in Maßnahmen hindern lassen, die ec als im Interesse der Kirche gelegen erachte.
Italic».
Rom, 19. April. Nachdem die Bemühungen zur Neubildung eines Cabinets zu keinem Resultat gesührt haben, hat die Krone das Entlassungsgesuch sämmtlicher Minister zurückgewiesen und Cairoli hat nach einigem Sträuben den Vorsitz wieder angenommen. Das alte Ministerium bleibt also schießlich unverändert in Amte. Die Kammer ist für nächsten Mvntag einberufen. Die Regierung will alsdann sofort ein Vertrauensvotum beanspruchen.
Das Haus Rothschild soll die italienische 600 Millionen-Anleihe endgiltig abgelehnt haben; deutsche und englische Bankiers haben der Regierung bereits Anträge gemacht, die Anleihe zu übernehmen. Bestätigt sich diese Nachricht, dann hätte Italien keine allzugroße Rücksichten mehr auf Frankreich zu nehmen.
Frankreich.
Paris, 18. April. Die „Republique Fran- xmise" meldet, das Ministerium habe die Absicht, die Kammer um Bewilligung der zu einem Versuche, die A rmec zu mobilisire n, erforderlichen Mittel zu bitten.
Paris, 20. April. Barthelemy St. Hilaire eröffnele die Münzkonferenz mit einer Rede, worin er die auswärtigen Vertreter willkommen hieß. Die Gegenwart derselben bezeuge das Vertrauen der Nationen. Der Minister koupatirte die Wichtigkeit der Kvnfereuzarbeilen, deren Zweck sei, den Nvrmalstand der Geldeirkulativn wiederherzustellen und der Rückkehr verhängnißvoller Krisen vvrzubcugen. Auf den Vorschlag des amerikanischen Delegirten Evarts wird Finanzmmister Magnin zum Präsidenten der Konferenz ernannt. Magnin setzte die Fragen auseinander, um welche es sich handle. Er erklärte, damit das Silber seinen früheren Werth wiedererhalte, sei es nothwendig, daß es wieder wie früher als Münze an Seite des Goldes zugelasseu werde; es handele sich für niemanden darum, Opfer zu bringen oder zu verlangen, es handele sich einfach darum, aufrichtig und in richtiger Erkenntniß der Sache Resolutionen zu fassen, welche allen Theilen gleich günstig seien. Nach der Konstituiruug der Konferenz wurde eine Kommission ernannt. Wenn dieselbe ihren Bericht fertig gestellt haben wird, findet eine neue Sitzung statt. — Fünfzehn Staaten sind auf der Münzkonferenz vertreten: Deutschland, Oestreich, Belgien, Dänemark, Spanien, Nordamerika, Frankreich, Großbritannien, Griechenland, Italien, Holland, Portugal, Rußland, Schweden und die Schweiz. Die Delegirten Englands u. Italiens sind noch nicht eingetroffen — Der Finanzminister Magnin schlug vor, daß die Delegirten eines jeden Staates einen Kommissär für eine fünfzehngliedrige Kommission wählen. Nächste Sitzung Sonnabend.
Die kriegerischen Operationen gegen die Krumirs werden nicht eher beginnen, bis die Artillerie aus Frankreich angekommen ist. Die Zwischenzeit wird nun von den Zeitungskorrespondenten wacker zu Erfindungen aller Art für das Sensa- tionsbedürfniß der Leserwelt benutzt. Es finden sich in den Spalten der französischen Zeitungen schon die geheimnißvollen Anspielungen auf italienische Agenten und Spione, welche den Einheimischen in Algier und den Krumirs Pulver verkaufen; ja es fehlen nicht einmal die Berichte von blutigen Schlägereien zwischen französischen und italienischen Arbeitern in den Pariser Werkstätten, wobei natürlich immer die Italiener den Kürzeren ziehen, und dergl. Späße mehr.
Der Entschluß der Krumir, sich mit den Fran
zosen nicht zu schlagen, sondern sich zu unterwerfen, hat die kriegslustigen Franzosen sehr unangenehm berührt. Helfen wird es die Krumir nicht viel. Wohl mit Recht sagt ein Korrespondent der „Köln. Ztg.": „Und wenn Abgesandte der Krumir den Franzosen eutgegenziehen in Sack und Asche, mit Ochsen und Eseln, init Geld und Knöpfen der für den Einfall Hingerichteten Führer, so wird das alles auch nicht den geringsten Eindruck machen. Die Franzosen wollen die Ruhe im Krumirlande nicht nur Herstellen, sondern sie wollen sie auf ihre Weise Herstellen, und nicht nur im Krumirlande, sondern auch in Tunis. Frankreich ist nicht abgeneigt, sich das ganze tunesische Gebiet, das zwischen der Medscherda, an welcher die Eisenbahn nach Tunis herläuft und an dem Meere liegt, abtreten zu lassen und zu Algerien zu schlagen. Die Krumir würden von Frankreich wie die Kabhlcn behandelt, wo Wege und Forts zur Niederhaltnng angelegt wurden."
Belgien und Holland.
Mo ns. Ein Bauer im Dorfe Havay, dem sein Kind und seine Kuh gestorben waren, glaubte sich behext. Eine „kluge Frau", die er zu Nathe zog, befahl ihm, diejenige Frau, die ihn am nächsten Morgen zuerst besuchen würde, zu verbrennen. Er errichtete einen Scheiterhaufen in einem Zimmer. Sonnabend brachte ihm eine Bäuerin Nachricht aus Maubeuge, wo sie den Tag vorher gewesen war. Er warf die Frau auf den Scheiterhaufen und zün-^ detc ihn an. Das Opfer schrie nach dem Pfarrer. Da der Bauer glaubte, daß die Frau sich den bösen Geist austreiben lassen wollte, so ließ er den Pfarrer holen. Der Letztere kam gerade noch zeitig genug an, um die Frau von einem schrecklichen Tode zu retten. Glücklicherweise sind die Brandwunden nicht sehr gefährlich. Der Bauer wird natürlich der wohlverdienten Strafe nicht entgehen.
England.
London. Aus Rillington wird der kaum glaubliche Fall gemeldet, daß ein Mädchen von noch nicht ganz 10 Jahren jüngsthin einem Kinde das Leben gegeben habe. Die Vigilance-Association beabsichtigt , eine Verfolgung des Vaters eintreten zu lassen. Rußland.
Petersburg, 19. April. Wie verlautet, wurde dem Henker Frvloff wegen seiner Ungeschicklichkeit eine Strafe von hundert Knuten hieben zudiktirt.
Petersburg. Bei einem unter dem Vorsitze des Kaisers stattgefundenen Miuisterrathe, zu dem auch mehrere andere hohe Würdenträger zugezogen waren, rief der einflußreiche Graf Stroganoff aus: „Noch 200,000 Nihilisten müssen gehenkt werden." Freilich entgcgnetc ihm Loris-Melikoff, daß durch solche Schreckensmaßregcln gewiß noch zwei Millionen Nihilisten geschaffen werden würden; jedoch die Ansichten Stroganoff's, daß vorläufig nur von- einem unbedingten Schreckensregiment Rettung zu erwarten sei, fand die zahlreichere Zustimmung.
Das kleine Schloß Gatschina, wo gegenwärtig der Czar residirt, stand seit über hundert Jahren leer. Jetzt ist ein sechsfacher Truppencor- don um das Schloß aufgestellt.
Amerika.
New-Nork. I» Iowa starb jüngst eine Frau infolge eines freiwilligen 47tagigen Fastens, das sie Ende Februar begonnen hatte. Sie zählte 52 Jahre, war hoffnungslos krank und entschlossen, ihrem Leben durch Aushängern ein Ende zu machen. Während der ersten 33 Tage nahm sie sogar nicht einmal Wasser zu sich: später trank sie täglich etwas Wasser, allein nichts Anderes kam über ihre Lippen.
Kaum 6 Wochen befindet sich der Präsident der Vereinigten Staaten, Garfield, im Amte und schon herrscht in den Regierungskreisen eine Zerfahrenheit, die einer permanenten Ministerkrisis gleicht. Bekanntlich verdankt Garfield seine Wahl dem Zusammenwirken verschiedener Fraktionen der republikanischen Partei, denen er während der Wahlkampagne Versprechungen gemacht haben muß, Versprechungen, die er jetzt wohl nicht in der Lage ist, zu halten, denn bei der Verthcilung der Beute stellt es sich heraus, daß mehr Kandidaten vorhanden sind, als Stellen. Die Befehdung des Präsidenten, welchem Schwachherzigkeit und „Knieschlottrigkeit" vorgeworfen wird, ist demnach eine heftige. Sein Verhalten wird bereits in Blättern, die ihn unterstützten, als „das Land schädigend" bezeichnet. Man hält seine Ernennungen fiir ungeschickt und undankbar.
Handel L Perkehr.
Ehlingen, 19. April. Dem „N. Tagbl." wird vom
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