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Gages-Weirigkeiten.

Volkszählung. Ueber die Volkszählung vom 1. ds. liegen uns bis heute folgende Ergebnisse vor: Es zählen demnach in Württemberg:

125,510 Einwohner Stuttgart (-j- 8207),

33,604 E. Ulm (-(- 832),

(7757 E. Neu-Ulm (-j- 1),

16.300 E. Ludwigsburg (-j- 200),

15.300 E. Gmünd (-j- 1588),

12,545 E. Tübingen (-s- 806),

12,142 E. Göppingen (-j- 1292),

6115 E. Ebingen (-s- 606),

5300 E. Schramberg (-j- 729),

5185 E. Schwenningen a. N. (-j- 417),

5063 E. Feuerbach (-)- 402),

4812 E. Geislingen a. St. (-j- 910),

4729 E. Crailsheim (-s- 87),

4688 E. Calw (-)- 28),

4320 E. Waiblingen (-j- 202),

3870 E. Bietigheim 115),

3710 E. Fellbach (-s- 198),

3370 E. Balingen (-j- 118),

2921 E. Möhringen a. F. (-s- 175),

2695 E. Oberndorf (->- 88),

2648 E. Herrenberg (-j- 2),

2156 E. Leutkirch (-s- 65),

1713 E. Aidlingen (->- 27),

1677 E. Brackenheim (-1- 15),

914 E. Darmsheim (-)- 56).

N. Tgbl.

Stuttgart, 9. De;. Der Hofschauspieler und Regisseur Pauli spielte jüngst den Kommerzienrat Meier in dem v. Moser'schen Schwank Hektor". In den hiesigen israelitischen Krisen erregte es große Entrüstung, daß Pauli seiner Rolle einen gar zu markant jüdischen Anstrich gab, und es werden gegenwärtig Unterschriften für eine Beschwerdeschrift gesammelt, in welcher die königliche Intendanz ersucht wird, Herrn Pauli zu veranlassen, sich seiner Darstellung jüdischer Kommerzienräte in einer weniger Aergernis gebenden Weise zu entledigen. So schreibt man dem Frkf. Journal.

Stuttgart, 9. Dez. Neuerdings wird der Versuch gemacht, die Aborte vermittelst der Dampfkraft zu entleeren. Der Betrieb ist im Vergleich mit dem Handbetrieb ein außerordentlich rascher; btnnen wenigen Minuten ist ein Faß gefüllt. Wo sich große Gruben befinden: in Hotels, Fabriken u. s. w. ist der Lokomobilbetrieb in hohem Grade förderlich; nicht so trifft es zu bei den wenig umfangreichen Gruben der meisten Wohnge­bäude.

Tübingen, 8. Dezbr. Ende letzter Woche wurde in dem nahen Waldhausen bei dem dortigen Anwalt Maier ein Einbruch ver­übt. Um die Mitternachtsstunde vernahmen die Mägde in dem Zimmer, in welchem gewöhnlich größere Geldsummen aufbewahrt werden, ein verdächtiges Geräusch, standen auf und erblickten einen jungen Menschen in bäuerliicher Kleidung, welcher gerade auf einer hohen Leiter den Rückweg in den anstoß­enden Grasgarten antrat und sodann die Leiter umwarf. Hiebei verlor der Einbrecher einen Schuh, welcher die Spur auf einen 21jährigen Taglöhner desselben Orts leitete, der mit den häuslichen Verhältnissen des Anwalts be­kannt war. Die vorgenommene Durchsuchung ergab, daß der Verdächtige nur im Besitze von einem Schuh war, während einer seiner Strümpfe schmutzig und naß war; derselbe wurde daher an das K. Amtsgericht eingeliefert.

Gmünd, 8. Dez. Heute wurde der letzte der hiesigen Veteraner aus den napoleonischen Kriegen unter zahlreicher Begleitung zu Grabe ge­

tragen. Es war Dominikus Büchler, der ein Alter von über 90 Jahre erreichte.

Reutlingen, 9. Dez. Gestern abend kurz vor 7 Uhr waren 4 Männer von Ohmenbausen aus dem Heimwege vom Markt begriffen. Als sie nach Betzingen kamen, fiel einer derselben, der verheiratete Bauer M. Lumpp, an der Stelle, wo das Trottoir aufhört, wohl infolge eines Fehl­trittes, in die nahe vorbeifließende, sehr hochgehende Schatz. Sofort sprangen zwei seiner Begleiter ihm nach, allein sie erreichten den Unglücklichen nicht mehr, und gelang es dem vierten, welcher einige Schritte vorausgegangen war, kaum noch diese zu retten; einer davon war bereits dem Ertrinken nahe. Der Verunglückte konnte erst am Steg an der Schmidt'schen Fabrik aus der Schatz gefischt werden, war aber leider schon tot. Derselbe war ein ruhiger, nüchterner Mann und hinterläßt eine Frau und ein Kind.

Nottweil, 9. Dezbr. Die am Montag begonnene Gemeinde- ratswahl mußte, infolge zu geringer Beteiligung an diesem Tage, am Mittwoch fortgesetzt werden. Im Ganzen stimmten von 857 Wahlberechtigten 486 ab, es wurden die vier austretenden Gemeinderäte Gerber v. Langen mit 457, Kaufmann Wernz mit 376, Schreiner Braun mit 360 und Weber Kempter mit 355 Stimmen wiedergewählt. Politische Gesichts­punkte kamen bei dieser Wahl nicht in Betracht.

Ulm, 5. Dez. Generalmajor Ritter v. Hoffmann, der neu er­nannte Kommandant der Festung Ulm, war bis vor kurzem Kommandeur des in Metz garnisonierenden 4. bayerischen Infanterie-Regiments und gilt als einer der wissenschaftlich gebildetsten Offiziere der bayerischen Armee. Der General ist geboren am 2. Dezember 1832 zu Regensburg. Den Feld­zug 1866 machte er im Hauptquartier des Prinzen Karl mit, und im Feld­zug 1870/71 führte er als Hauptmann eine Kompagnie des Infanterie-Leib« Regiments und wurde zweimal am 1. September bei Bazeilles und am 8. Dezember bei Beaugency schwer verwundet. Im Jahre 1878 vertrat er die bayerische Armee bei den Manövern des 7. französischen Armeekorps unter Duc d'Aumale bei Vesoul und des 1. französischen Armeekorps unter Clinchant bei Arras; er erhielt das Offizierskreuz der Ehrenlegion. Außc - dem schmücken noch hohe in« und ausländische Orden die Brust des verdienten Offiziers. Er erwarb sich ein großes Verdienst durch sein Werk: Die Ge­schichte des k. bayr. 4. Infanterie-Regiments König Karl von Württemberg.

Wien, 9. Dezember. Von den Einbrechern beim Hofjuwelier Granich städten hat man unerachtet der eifrigsten Nachforschungen seitens der Polizei noch keine Spur, man glaubt, daß es hiesige gewandte Kasten­schlösser gewesen sein müssen, welche mit den ausländischen und zum Teil auch hier angefertigten Werkzeugen nach der Aussage von Sachverständigen in 7 Stunden die verschiedenen Thüren und Kassen erbrochen haben, während sodann 2 fachkundige Gauner die Juwelen aus den Etuis nahmen und die wertvollsten davon raubten. Alles dieses muß in größter Eile geschehen sein, weil sie noch vieles Wertvolle zurückließen. Nicht mit Unrecht vermutet man, daß die ganze Einbrecherbande ihre gegenseitige Bekanntschaft im Zucht­hause gemacht und dort den Plan für den großartig angelegten Einbruchdieb­stahl ausgeheckt und verabredet haben.

Kgl. Standesamt Kakrv.

Vom 4. bis 7. Dezember 1885.

Geborene:

4. Dez. Emilie Rosa, T. d. Friedrich Gehring, Steinhauers hier.

Getraute:

6. Dez. Ludwig Friedrich Linkenheil, Lakier von hier mit Barbara Marie Müller

von Neckarsulm.

Gestorbene:

4. Dez. Magdalene geb. Rupp, Ehefrau des Jakob Blind, Schneiders hier, 38

Jahre alt.

4. , Julie Stäub li, T. d. Jokob Stäubli, Werkführers hier, 3'/, Monate alt.

4. , Karl Ludwig Rüffle, Bäcker von hier, 3t Jahre alt.

7. Emma Mathilde Großmann, T. d. Gottlieb Großmann, Schuhmachers

von hier, 20 Wochen alt.

des mächtigen Urwaldes, welcher sich seitwärts etwa tausend Schritte vom j Wohnhause entfernte an die Maisfelder lehnte und in einem weiten Halb­kreise den dunklen Nahmen zu dem mondhellen Gemälde bildete.

Jetzt sind wir daheim", sagte der Farmer in einem Tone, dem man den Stolz des Besitzers anhörte,drinnen ist noch Licht. Man erwartet uns."

Sie schritten auf das Haus zu. Ein paar Hunde schlugen an. Gleich darauf wurde die Hausthür geöffnet und die düstere muskulöse Gestalt eines Negers wurde auf der Schwelle sichtbar.

Guten Abend, Red!" rief der Farmer,Alles wohl?"

Danke schön, Mafia!" antwortete der Schwarze, indem er grinsend seine blendend weißen Zähne zeigte,Alles gesund, gut, daß Mafia wieder daheim!"

Nun hör' Einer, wie das schwarze Vieh sich verstellen kann", rief Wilm, indem er die Stubenthür öffnete und seinen Begleiter eintreten ließ.

Borrmann sah sich in einem nicht allzu geräumigen, weißgetünchten Zimmer, das zum Teil von einem großen zweischläfrigen Bett und einigen roh zusammengeschlagenen Möbeln eingenommen wurde. Aus einem neben dem Ofen befindlichen Schaukelstuhl erhob sich eine ältliche Frau, welche den Beiden mit einem frostigen Lächeln entgegentrat.

Guten Abend, Mutter!" rief Wilm in leichter Verlegenheit,nun? zieh nicht ein so schiefes Maul, wie Du siehst, bring ich einen Gast mit!"

Das Auge der Frau wandte sich mit einem forschenden Ausdruck dem Fremden zu, der etwas verdutzt über den Ton, welcher zwischen zwei Ehe­gatten herrschte, an der Thür stehen geblieben war.

Er wird bei uns wohnen und essen", sagte Wilm.Ich werde ihm die kleine Kammer nach dem Walde zu einräumen", und seinen Mund dem Ohr der Frau nähernd, fügte er hinzu:habe ihm das schlechteste Stück von unserem Lande verkauft und ein vortreffliches Geschäft gemacht. Er hat zum Voraus bezahlt 75 Dollars reinen Gewinn."

Das kalte, starre Antlitz der Frau wurde um einen Grad Heller.Seien

Sie uns willkommen, Herr!" redete sie Borrmann an und streckte ihm steif ihre Hand entgegen,ich hoffe, es soll ihnen bei uns gefallen."

Ich denke Ihnen nicht allzulange beschwerlich zu fallen, Madame!" entgegnete der Deutsche, ich denke, mir auf meinem Grund und Boden selbst ein Häuschen herzustellen und mein eigener Herr zu sein."

Nun, Frau!" rief Wilm,sorge, daß wir etwas zu essen bekommen. Du kannst Dir denken, daß wir von der langen Tour hungrig und durstig geworden sind. Wo steck- !-, die Jungen?"

Die Frau ging hinaus und bald stand Maisbrot, Schinken, Butter und ein vortrefflicher K isfi: auf dem Tische. Gleichzeitig ging eine Stuben­thür auf und zwei junge Burschen im Alter von sechszehn und vierzehn Jahren traten in's Zimmer.

Na, Vater! bist wieder da?" riefen Beide aus einem Munde,was hast uns mitgebracht ""S Newyork?"

' Wilm langte sch^igend nach seinem in der Ecke gelehnten Ranzen und langte ein Paar standhafte Neiterpistolen, an denen auch das geübteste Auge nicht die leiseste Ziererei hätte entdecken können, außerdem aber zwei Pulver­hörner und zwei dauerhafte Wasserstiefel heraus.Hier", rief er, die Sachen auf den Tisch packend, mit triumphierendem Blick,da habt Ihr etwas, womit Ihr Euch das Sumpfwaffer und die Indianer vom Leibe halten könnt. Vor allen Dingen aber kommt her und gebt unserm Freunde hier die Hand. Der wird vorläufig bei uns wohnen."

Und mit uns auf die Jagd gehen und Eichhörnchen schießen, nicht wahr?" rief der vierzehnjährige Paul, indem er zutraulich seine Rechte in die des Gastes legte. Wie heißt Du denn eigentlich?"

Onkel Bormann heißt er", antworte Wilm, während der Angeredete dem Knaben die Hand drückte und ihm lächelnd sagte, daß sie gute Freunde sein wollten.

(Fortsetzung folgt.)