Maulbronn, 29. Dez. Man schreibt dem N. T." von hier: Am Christfest-Nachmittag trafen etliche Baganten in einem Wirthshause aus einem unserer Landorte zusammen. Der heilige Festtag war ihnen gut genug gewesen, um die umliegenden Orte mit deutscher Gründlichkeit durchzubetteln, und die Bettelfahrt mußte in der That ganz nach Wunsch ausgefallen sein. Denn bald begannen die sauberen Brüder ein lustiges Pokuliren, das bis in die späte Nacht hinein dauerte und mit einem Strauße in der Schlafkammer endete. Einer hat in der Herberge nicht weniger als 8 Flaschen Bier vertilgt und zwei Flaschen Branntwein bezahlt bezahlt mit einem Hemde, das er ein paar Stunden zuvor in einem Dorfe des Zabergüu'S erbettelt hatte, und außerdem mit einem stattlichen Haufen von Pfennigen.

In der Chevauxlegers-Kaserne zu Freifing hat eine Ratte einem schlafenden Soldaten ein Stück Fleisch ober dem Auge hcrausgefressen. (Muß ei­nen guten Schlaf gehabt haben.)

Berlin, 27. Dezbr. (Junggescllennoth.) Wie daSKl. Journal" erfährt, haben zwei hiesige Rentiers, die Herren Louis Ni. und ein in der Kvniggrätzer Straße wohnender Herr P., sowie ein Dr. B. ans Aachen sich erboten, Jeder 50,000 cIL zur Gründung einesJunggesellenheims", in wel­chem auch arme, alte und ernährnngsunfähigc Jung­gesellen unentgeltliche Aufnahme finden sollen, zu stiften. Sie behalten sich jebvch vor, die Statuten zu entwerfen und den Verwalter des Hauses, sowie einen Direktor zu ernennen. In einer bereits abge­haltenen Versammlung wurden eine Menge Klagen über die Leiden der Junggesellen laut. Namentlich den Vermietherinnen mit ihren Angriffen auf den Geldbeutel ihrer Miether und der weiblichen Welt im Allgemeinen, der kein Junggeselle zu alt sei, um nicht nach ihm zu angeln und ihn in die Ehe hinein zu eskamotiren, wurden verschiedene enmistungsreiche Reden gewidmet. In den Jnnggescllenverein wird nur derjenige aufgenommen, der wenigstens 30 Jahre alt ist. Vor diesem Alter ist jeder noch desllm- falls" verdächtig. Diesen Thatsachen gegenüber macht sich eine große Agitation für die Junggesellen­steuer bemerkbar, und werden gegenwärtig unter der Aegide einer Schriftstellerin, Frl. L., Unterschriften für eine Petition an den Fürsten Bismarck behufs Einführung dieser Steuer, welche sehr hoch bemessen werden soll, gesammelt.

Berlin, 1. Jan. Die eigenthümliche Enthül­lung der Nordd. A. Z. von vor einigen Tagen über eine Korrespondenz zwischen PiuS IX. und dem König Viktor Emanuel wird viel besprochen. Der König sollte den Papst über die Besetzung Roms durch die Italiener beruhigt haben, welche die ewige Stadt vor der Revolution schützen wolle, worauf der Papst vertraulich sein Einverständnis; erklärt habe, wenn er auch das Vorgehen des Königs öf­fentlich tadeln müsse. Der Brief soll in den Pa­pieren Antonellrs gefunden worden sein. Die That- fache wurde von der Germ, bestritten und auch in liberalen Blättern bezweifelt. Dies dahingestellt, ist die Frage von größerem Interesse, was mit jener Mittheilung bezweckt wurde. Manche glauben, es sei ein Wink für das Zentrum in dem Sinne, daß der Kanzler wegen der neuen Steuern, welche dem Reichstage zugehen sollen, sich an die Liberalen wen­den konnte. Doch wäre der Weg dazu durch eine solche geschichtliche Enthüllung jedenfalls ungewöhnlich.

Das Resultat der Volkszählung liegt jetzt im Ganzen vor. Nach demselben hat sich die Bevölkerung in durchaus normaler Weise sortentwickelt und hat diese Zunahme ganz be­sonders zu Gunsten der Städte und zwar der größeren statt- gesunden. Die ländliche Bevölkerung, welche noch vor 10 Jah­ren fast zwei Drittel der Bevölkerung ausmachte, bildet Mt nur noch die Hälfte der Bevölkerung. Der ganze Uebcrschuß der Geburten über die Sterbefälle ist demnach ausschließlich den Städten zu Gute gekommen und zwar unter diesen wieder den größeren Städten. Es haben sich infolge dessen die grö­ßeren Städte ganz bedeutend vermehrt. Deutschland hat gegen­wärtig schon 15 Städte, welche über hunderttausend Einwoh­ner haben, und zwar der Reihenfolge nach: Berlin, Hamburg, Breslau, München, Dresden, Leipzig, Köln, Königsberg, Frank­furt a. M., Magdeburg, Hanover, Stuttgart, Bremen, Danzig und Straßhurg. Uebcr 30 000 Einwohner haben die Städte Nürnberg, Barmen, Chemnitz, Düsseldorf, Elberfeld, Stettin und Altona. Aachen hat 86 000 Einwohner. Zwischen 70 und 80 000 Einwohner haben Crefcld, Halle, Braunschweig. Zwi­schen 60 und 70 000 Einwohner haben: Dortmund, Posen, Mühlhausen i. E., Augsburg, Mainz und Essen. Zwischen 50 und 60 000 Einwohner haben Cassel, Erfurt, Mannheim, Frankfurt a. O., Würzburg, Lübeck, Karlsruhe. Die Zahl der Städte über 50 000 Einwohner beträgt mithin jetzt 39 gegen 33 im Jahre 1875 , mithin jetzt 6 lstädte mehr.' Die Zunahme dieser Städte ist zum Theil sehr erheblich. Außer­

dem haben aber sehr viele Städte unter 50 000 Einwohnern einen ganz bedeutenden Zuwachs erhalte», so daß die Zahl der Städte .über 30 000 Einwohner sich sehr beträchtlich vermehrt hat. Es sind gegenwärtig nämiich zwischen 30 und 50 000 Einwohnern in Ganzen 26 Städte; mithin beträgt die Zahl sämmtlicher Städte über 30 000 Einwohner 65. Von allen diesen Städten ist nicht eine einzige in ihrer Einwohnerzahl znrückgegaugen, vielmehr haben sich sämmkliche vermehrt, und zwar zum großen Theile nicht durch Uederschuß der Geburten über die Sterbefälle, sondern durch den Zuzug aus den kleinen Städten und vom Laude.

Die Streitigkeiten der Presse, ob Rußland sich selbst oder speziell seine Nachbarn durch die Zoller- Höhung am meisten schädigte, bewegen sich aus ledig­lich doctrinärem Gebiete, da der Zoll doch wohl in jedem einzelnen Falle von demjenigen Contrahenten getragen wird, der der Bedürftigere ijr. In einer bestimmten Branche hat jedenfalls bis setzt Rußland den Kürzeren gezogen, denn die Nachfrage nach Produkten der deutschen Eisenindustrie hat in Ruß­land Angenommen. Die russischen Behörden zeigen sich aber so aktiv, nm diesen Jmpvrt lahm zu legen und werden dies bei erhöhten Kronspeicherab- gaben noch mehr zu thun sich bemühen daß diese Verbindungen sehr bald einschlafen dürsten. Ande­rerseits ist wohl kaum in Abrede zu stellen, daß die diesseitigen Holz-, Korn-, Hans- und Flachzölle vom deutschen Gewerbe getragen worden sind, ohne der Landwirthschast zu nützen und daß auf diesem Ge­biete eine Anwendung des Kampfzolls nicht gesucht werden kann. Ebensowenig scheint aber auch ein Entgegenkommen deutscherseits irgend welche Erfolge zu versprechen, und so wird denn gerathen, daß unsere Industrie den unabwendbaren Schlag ruhig über sich ergehen lasse. Das rst das vorläufige Er- gebniß der Discussion und klingt recht verheißungs­voll für die noch bevorstehenden Nachwirkungen nach­barlicher Wirthschaftspolitik.

Nach derNordd. Allg. Ztg." erhielt Bis­marck zum Jahresschluß ein Telegramm aus Ham­burg mit zahlreichen Unterschriften, wonach aus seine Gesundheit mit der festen Zuversicht getrunken wird, daß der innere Kamps um richtiger gedachte Be­steuerung Bismarck nvch größeren Ruhm bringe, dem deutschen Volke aber leichter zu tragende Be­steuerung.

Die Männer deutscher Abstammung und christ­licher Religion hielten am 30. Dezbr. in den Saien der Bockbranerei eine zweite Versammlung ab, be: der gegen 5000 Personen anwesend waren. Haupt­redner war wieder Henrici, er sprach unter anderem von demalten abgebrannten Professor Mommsen, in dessen Kopf ein Prozeß der Dekomposition vor sich gegangen sei", und schloß mit der Mahnung, die Judenblätter abzuschaffen, bei keinem Inden zu kaufen, keinen Juden zu wählen, und einmüthig für Ausnahmegesetze zu stimmen, welche die Juden vom Staats- und Militärdienst und vom Parlament ausscheiden und die jüdischen Geschäfte unter Staais- kontrole stellen.

Am 2. Januar waren 20 Jahre verflossen seit Kaiser Wilhelm den preuß. Thron bestieg. Am 23. Oktober 1857 war die Stellvertretung für den er­krankten König Friedrich Wilchelm IV., dem dama­ligen Prinzen vvn Preußen, übertragen worden, am 8. Oktober 1858 übernahm er die förmliche Regent­schaft, bis der Tod seines Königlichen Bruders ihn am 2. Januar 1861 auf den Thron berief.

Bei dem diplomatischen Empfange im kaiserli­chen Palais erschien der Kaiser in bestem Wohlsein und frischester Haltung. Interesse erregt es, als der Kaiser sich zu dem Vertreter Oesterreich-Ungarns wandte und demselben mittheilte, es bereite ihm Freude, durch Kaiser Franz Joseph davon benach­richtigt worden zu sein, daß daS Gerücht von einer Verschiebung der Hochzeit des Kronprinzen Rudolph unbegründet sei. Er (Kaiser Wilhelm) habe beschlos­sen, sich^ bei den Hochzeitsfeierlichkeiten in Wien durch seinen «ohn, den Kronprinzen, vertreten zu lassen, welcher deshalb nach Wien kommen würde.

Schalke, 28. Dez. Eine Riesenerbschaft macht gegenwärtig hier viel von sich reden. Als armer Mann wanderte, vermuthlich in den dreißiger Jahren, ein Arbeiter von Schlesien nach dem Cap der guten Hoffnung aus und kehrte 1845 nach London zurück, wahrscheinlich in der Absicht, von da nach seiner Heimat zu reisen. Er erkrankte indeß gleich in London und verstarb schon nach dreitä­gigem Aufenthalt mit Hinterlassung eines kolossalen Vermögens von mehreren Millionen Pfd. Sterl., welches er sich auf den Diamantfeldern am Cap der

Guten Hoffnung und später als Großgrundbesitzer erworben hatte. Damals, kurz nach seinem Tode, waren trotz aller Bekanntmachungen und Nachfor­schungen keine Erben zu entdecken, und erst kürzlich wurden der Frau eines Bergmanns aus dem be­nachbarten Bulmke, die eine Nichte des Erblassers sein will, zufällig Mittheilungen über die Erbschaft, welche ihr und einem in Amerika lebenden Bruder zufallen würde, gemacht. Selbstverständlich müssen vorerst die nöthigen Legitimationen, als Taufscheine u. s. w., beigebracht werden. Durch Vermittlung des Reichskanzleramts ist festgestellt, daß das ganze hinterlassene Vermögen bei der Englischen Bank zinsbar angelegt und dis jetzt ans die ungeheure Summe von 180 Millionen Mark angewachsen ist.

(Ehrlicher Dieb.) Vor 17 Jahren, schreibt dieRig. Ztg.", wurde einem Herrn, während er badete, sein Portemonnaie gestohlen. Vor einigen Tagen nun erhielt dieser Herr einen Geldbrief aus Moskau. Der Brief lautet wie folgt:Bester Herr: Ich fühle mich in meinem Gewissen verpflichtet, die von Ihnen entwendete Summe zurückznerstatten; ge­schehen vor etwa 17 Jahren beim Baden bei Rosen­bach. Der Inhalt Ihrer Börse war 10 Rubel in Baarem und mehrere Dampfbootbillets; ich taxire sie auf 2 Rubel und die Börse rechne ich auch 2 Rubel. Hier .empfangen Sie ergebenst das Geld. Sollte jedoch der angebebene Preis für Portemon­naie und Billets zu wenig sein, so bitte mir den Rest zu schenken. Verzeihen Sie mir die That!" So der Wortlaut des Briefes , der N. N. unterzeichnet ist und 14 Rubel enthielt.

Eckbolsheim im Elsaß, 31. Dez. Als heute früh die Eheleute Körkel von der Arbeit nach Hause kamen, fanden sie ihre 3 Kinder erstickt in den Betten. Der Brand eines mit Spreu gefüllten Kissens, welches sich am Ofen entzündete, hat dieses Unglück verursacht.

Bremen, 3. Jan. Heute Nacht ist ein Theil des Weserbahnhofcs, da das Bollwerk durch Hoch­wasser beschädigt war, in die Weser gestürzt. Ver­luste an Menschenleben sind nicht zu beklagen.

Oesterreich-Ungarn.

(Der Vorderarm fünfzehn Mal amputirt.) Ein österreichischer Landarzt, Or. med. Robert Ofner in Pohr- litz, erzählt in denWiener medizinischen Blättern" folgende schauderhafte, ihm auf der Landpraris begegnete Geschichte. Er wurde kürzlich nach der Wohnung eines Fabrikarbeiters ge­rufen, woselbst angeblich ein 24jährigcr Bursche plötzlich er­krankt sei. Bei seiner Ankunft fand er aus einer roh gezim­merten Bettstatt einen kräftigen 24jährigcn Burschen, die Hände in mit Bütt getränkte Fetzen gehüllt. Der Patient hatte Häcksel geschnitten und zwar mit einer Schneidmaschinc. bei welcher durch zwei Watzen das Stroh an das Ende einer Rinne vor­geschoben und daselbst durch ein au einem Schwungrade ange­brachtes schweres scharfes Messer in O-IM Centim. lange Stückchen guillvtinenartig zerschnitten wird. Die Maschine wurde durch Pferde betrieben in Gang gesetzt und konnte man dieselbe durch eine Druckvorrichiung jeden Moment zum Ste­hen bringen. Während nun der Arbeiter das Stroh vorschob, faßten die Walzen seine rechte Hand, die Finger kamen vor das Messer, wurden abgeschnitten und die Walzen schoben den Arm von Sekunde zu Sekunde um lchz Ctm. weiter vor, ein zweiter Schnitt erfolgte, auf Ipz Etm. ein dritter, und auf diese Weise schnitt die Maschine von dem Arm des Unglück­lichen Scheiben von Ipz Ctm. ab, die einzeln herabfieleu. Nach 15 Umdrehungen stand die Maschine still. Der Patient wollte mit der Linken das Rad aushaiten und dabei schnitt ihm das Messer noch die Daumenspitze auch dieser Hand ab. In seiner Verzweiflung hatte er vergessen, die Maschine durch scne Druck­vorrichtung zum Stillstehen zu bringen. In der Nacht hatte der Ortschirurg einen Nothverband angelegt, um den andern Morgen gemeinschaftlich mit den Aerzten aus der Stadt die regelrechte Operation zur Bildung eines normalen Stumpfes vorzuuehmen. Der betreffenden Operation ging folgendes Zwiegespräch voraus: Stadtarzt:Wie ist denn die Sache zu- aegangcn?" Pat.:Wie von einer Salamiewurst fiele» die Scheiben von der Hand.Sind Sie ohnmächtig geworden?"

O nein." --Hat Sie ein Frost geschüttelt, war Ihnen kalt?" -O nein."Haben Sie etwas geschlafen?" O ganz gut."Haben Sie Appetit?"Wenn ich nur etwas zu essen hätte!"Fühlen Sie Schmerz?" Nein."

Bei dieser Konstitution heilte denn auch die Amputations- wnnde nach wenigen Wochen ohne Karbolsäure und ohne moderne Wundbehandlung!

Italien.

Aus Rom wird derKöln. Ztg.) telegraphirt: Der Papst hat den deutschen Domkapiteln im Prin­zip erlaubt, Bisthumsverwalter zu wählen. Ein­zelne schwierige Fälle, z. B. Fulda, bleiben der Ent­scheidung des Papstes Vorbehalten.

Frankreich.

Paris, 2. Jan. Blanqui ist gestern Abend gestorben.

Paris, 4. Jan. Nach hier vorliegenden Nach­richten hält man die Ablehnung des Schiedsgerichts seitens der Pforte nicht für deren letztes Wort. Ruß-

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