den Ruf einer wackern, freundlichen und durchaus soliden Frau in hohem Grade genoß, fanden sich nicht weniger als 20 Stichwunden. Victora wollte mit der gräßlichen That sein Schuldbuch vernichten. Kalt, ohne Zeichen der Erregung nahm er das Urtheil auf. Die Anklage lautete anfänglich auf Todtschlag; die Verhandlung änderte aber die Auffassung des Staatsanwalts, der mm auf Mord plädirte, und die Geschworenen stimmten ihm bei.
Brandfälle: In Gaisbeuren lWaldsee) um 18. Okt. eine 2stvckigte Scheuer.
München, 14. Oklbr. Am 10. d. Mts. entdeckte man in RegenSburg in der Stiftskirche zu St. Emeran, daß' auf dem Dionysiusaltare der Glasschrein des dort ruhenden hl. Leibes des hl. Dionysius zerbrochen war. Bei näherer Besichtigung fand man, daß die Reliquien des Kopf-, Brust- u. Armschmuckes beraubt waren. Sogar die Glasaugen waren ausgebrochen. S-chon früher einmal ward in derselben Kirche ans einem anderen Altar eine Marienfigur, die in einem Glaskästchen verschlossen steht, ihrer „Opferthaler" beraubt.
Leipzig, 14. Okt. Morgen wird die Ausstellung der deutschen Wollenindustrie nach vorheriger Prämienvertheilung geschlossen werden. Man wird ungefähr 110,000 Besucher annehmen dürfen. Es sind aber auch ganz ansehnliche Käufe in Ausstellungsgegenständen abgeschlossen worden; während Amerika sich besonders für Wollwaareu, Tuch und Teppiche iutereisirte, hat die Maschinenindustrie sich besonders bei Rußland und England Anerkennung und Beliebtheit errungen.
Köln, 16. Okt. Aus dem VanEet der Stadt Köln im Gürzenich brachte der Oberbürgermeister Becker den Toast auf den Kaiser aus. Ter Kronprinz brachte folgenden Toast aus:
Indem ich die Stadt Köln zur endlichen Vollendung ibres herrlichen Domes beglückwünsche, bekenne ich gern, wie es mich freudig bewegt, die schone Feier dieses TagcS mit ihren Bewohnern an der Leite der- Kaisers und im Kreise erlauchter deutscher Fürsten und der Vertreter der freien deutschen Städte zu begehen: ich begriiste die Einsetzung des Schlußsteins unseres größten Baudenkmals als ein Zeichen deutschen Fleißes und deutscher Ansdauer, würdig der Zeit, welche unserem Volke die hcißersehnte Einheit gebracht, welche eS nach großen Thaten zur ruhmvollen Wiederherstellung von Kaiser und Reich geführt hat. Es war noch während eines glänzenden Abschlusses der vaterländischen beschichte, da der Bau de« Domes in Angriff genommen ward: in wechselnden Schicksalen hat sich dann Jahrhunderte lang das Leben der Deutschen bewegt, bis dem heutigen Geschlechte vergönnt ist, das Werk vollendet zu sehen. Möge es uns Allen eine Mahnung sein, jetzt und immerdar sestzukalten an unseren nationalen Gütern, an deutschem Sinn und Wesen, an deutscher Gottesfurcht, an deutschem Ernst in Kunst, Gewerbe und Wissenschaft, und möge cs ein Sinnbild sein und bleiben der deutschen Treue und Einheit. Wie das ganze Vaterland Theil an ihm hat, so möge cs bis in die fernsten Zeiten dauern ein deutsches Werk zu freudiger Erhebung eines großen glücklichen in Frieden geeinten Volkes! In dieser Gesinnung trinke ich auf das Wohl der Stadt Köln und des Vaterlandes! Der Toast wurde mit stürmischer Begeisterung ausgenommen. Die Aufhebung des Bankets erfolgte gegen halb 8 Ubr.
Köln, 16. Okt. Nach der „Bad. Landeszeitung" wäre gelegentlich der Dombaufeier auch der altkathvlische Bischof Dr. Reinkens, obwohl derselbe zu dem Festbauket aus dem Gürzenich nicht geladen war, zur Audienz bei dem Kaiser nach Schloß Brühl befohlen worden.
Köln,16.Okt. (Dombaufeier2.Tag.) Gestern Nachmittag fanden öffentliche Festkonzerte auf dem Heumarkt, Neumarkt und Alten Markt statt, am Abend prachtvolle Beleuchtung der Stadt mit elektrischer Beleuchtung des Domes. — Die Ankunft des kaiserlichen Paares fand heute Vormittag kurz vor 11 Uhr mit dem König von Sachsen und den Prinzessinen des königlichen Hauses statt. Alle begaben sich sofort nach dem Kaiser-Pavillon auf dem Domhos, wo die hier wohnenden Fürstlichkeiten bereits versammelt waren. Wenige Minuten später zog der historische Festzug an dem Kaiser-Pavillon vorüber. Der Festzug, aus mehr als tausend Personen und mehreren hundert Pferden bestehend, machte einen prachtvollen Eindruck. Derselbe stellte die folgenden drei Momente aus der Baugeschichte dar: Grundsteinlegung 1248, Einweihung des vollendeten Chors 1322, Grundsteinlegung zum Ausbaue des Domes 1842. Ein rührender Moment war es, als in der letzten Abtheilung Pagen der deutschen Reichslande Eichenkränze an das Postament der Büste Friedrich Wilhelm IV. hängten, dann vor Kaiser Wilhelm sich aufstellten, verbeugend huldigten, indessen die Kaiserhymne gesungen wurde. Kaiser Wilhelm weinte vor Rührung. Die Schluß
gruppe bildete ein Wagen mit dem vollendeten Dome, von der „Germania" überragt, umgeben von mit Siegeskrünzen geschmückten Kriegern, darunter auch Bayern, wachsen und Würtremberger. Nach Beendigung des Zuges brachte der Oberbürgermeister ein Hoch auf den Kaiser aus. Alles stimmte ein. Die ganze Versammlung sang die „Wacht am Rhein", dann „Heil Dir im Siegeskranz". Der Kaiser und die Kaiserin sind um 1 llhr unter dem Donner der Geschütze und den begeisterten Zurufen der Menscheumassen nach Brühl zurückgekeyrt, von wo um 3 Uhr die Rückfahrt nach Baden-Baden erfolgte.
Berlin, 14. Okt. Angesichts der Einweihung des Kölner Domes gedenkt die „Rat. Ztg." eines Zwischensalles, der sich bei der un Fahre 1842 durch König Friedrich Wilhelm IV. vollzogenen Grundsteinlegung zum Fortbau des Domes ereignete. Der König hatte alle oeuischen Fürsten zur Bethei- ligung Ungeladen, und die in den Grundstein einzulassende meiallene Gedenktafel erwähnte denn auch u. A., daß „im Beisein der Könige Ernst August von Hannover und Wilhelm von Württemberg" die Feier vollzogen worden sei. Beide Fürsten aver zogen eS schließlich vor, nicht zu erscheinen; da jedoch die Zeit zu kurz war. um die In« Ichrisl noch zu ändern, >v wurde sie wie sie war, eingemauert. So kann es Vorkommen, daß auch amtliche Schriftstücke Unrichtiges »iltlheiten.
Berlin, 18. Oktbr. Die Aussichten auf eine friedliche Lösung der Dulcigno - Krage sind wieder getrübt, da der alte Grenzftreit uneoer auftaucht. England besteht auf der Abrretung weiterer Grenz- dlftrikte, währeno Deutschland uno Oesterreich sich mir der vlogen Abtretung Dulcigno'ö begnügen wollen. Die Unterhandlungen zwischen den Mächten über diese Frage haben noch nicht zu Resultaten geführt. — Alle Kombinationen über einen Ausgleich mit Rom, welche an die Berufung Jaeobini's geknüpft werden, sind hinfällig. Die preußische Regierung ist weniger als je zu Unterhandlungen mit Rom geneigt, und wirb ein Entgegenkommen von Seiten der Kurie abwarten.
Lasier ist gestern in Rom eingetroffen.
Die „Prov.-Corresp." kommt auf die social- politischen Prvjecie des Reichskanzlers zu sprechen; wesentlich Neues erfährt mail aber aus dem Artikel nicht. Man wird aus der Zurückhaltung des halbamtlichen Blattes schließen dürfen, daß die Projecle noch ziemlich weit von der Vollendung entfernt sind und daß selbst in den äußeren Umrissen die Einzelheiten noch nicht festftehen. Es stimmt dies auch mit anderweiten Meldungen überein; es wird sogar bezweifelt, ob die Vorlagen über Arbeitsversicherung und Jnnungswesen schon die bevorstehende Reichstagssession beschäftigen werden oder erst den neugewählten Reichstag. In letzterem Falle dürfte Sie Frage bei den Wahlen eine große Rolle spielen. Allein wenn auch bei der großen Schwierigkeit des Gegenstandes die Aufstellung sormulirter Gesetzentwürfe sich verzögert, so darf an dem Eifer und Ernst, mit dem der Reichskanzler diese Fragen betreibt, nicht gezweifelt werden.
Die Wechselsreiheit wird nicht beschränkt werden. Die Reichsregierung hat ihr Vorhaben aus- gegeben, weil die ganze Handels- und Gewerbe-Welt sich gegen die Beschränkung ausgesprochen hat.
(Ein Zeichen der Zeit.) Ein Berliner Gtasermeisier suchte durch Annonce einen jungen Mann zur Instandhaltung seiner Bücher für zwei Nachmittage in der Woche. Schon am nächsten Vvrmitttag waren ans die Annonce 439 Offerten von Leuten fast aller Stände cingegangen.
Dem Berl. Tagebl. wird aus Rom telegra- phirt: Ein neuer Konflikt zwischen Frankreich und dem Vatikan ist ausgebrochcn. Ersteres verlangt: alle neuen Bischöfe sollen künftig die zum Konkordat erlassenen sog. organischen Artikel, welche der Vatikan nie annahm, vor der Jnstallirung anerkennen.
Straß bürg, 13. Okt. Im Reichslande mehren sich die leider nur zu gerechtfertigten Klagen über das Umsichgreifen der Branntweinpest seit der Annexion. Der Konsum des zum größten Theil aus Norddeutschland eingeführten Kartoffcl- schnapses und die Falle von Säuferwahnsinn mehren sich in erschreckender Weise. Der enragirt französische und der denkfaule Theil der Bevölkerung schreiben dies einfach den Deutschen, den Prussiens zu. Ein großer Theil der bessern Klasse aber gibt sich in anerkennenswerther Weise Mühe, dem Uebel zu steuern. Immer aber soll bei allen Vorschlägen der Staat aushelfen: er soll die Steuer auf Branntwein erhöhen, die Steuer auf Wein ermäßigen u. s. w. Wir glauben dem gegenüber richtig zu urtheilen, wenn wir das Umsichgrei- fen der Epidemie nicht dem billigen Branntwein zuschrciben, sondern der geringen moralischen Widerstandsfähigkeit der Bevölkerung mit ihrer geringen Schulbildung. In Deutschland ist der Schnaps noch viel billiger als hier, und doch hört man dort nichts von Branntweinpest. Die Schule nur kann hier einen erfolgreichen Widerstand gegen den Alkoholteusel ins Leben rufen. Uud auch für die Kirche eröffnete sich da ebenfalls ein weites Feld segensreicher Thätigkeit, wenn der Klerus
nicht eben von seiner rcichsu»freundlichen Politik zu sehr in Anspruch genommen wäre. Eine andere Klage, die namentlich die oberelsäßische Presse jetzt viel beschäftigt, bilden die betrügerischen Manipulationen von Handelsleuten, wodurch Landleute schwer geschädigt und in vielen Fällen vollständig ruinirt werden. Abgesehen von den Wuchergeschäften mit den einfältigen Laudlcuten, die ja allbekannt sind und wohl überall Vorkommen, bestehen die jetzt besonders florirenden Geschäfte in dem Abkausen von zu erwartenden Erbschaften für ein Spottgeld und unter Vorspiegelungen, die den Schaden des Erben bis zur Erbantretung geschickt verdecken. So hat kürzlich eine arme Familie im Obcrclsaß, die eine Erbschaft von mehreren tausend Mark gemacht halte, nicht einen Pfennig erhalten, weil sie in der Noth, ihrer Meinung nach, einen kleinen Theil von der zu erwartenden Erbschaft verpfändete, bei Lichte besehen aber alles verschrieben hatte. Das Gericht konnte nicht helfen gegen die Dummheit. Eine andere Frau, die ein Vermögen von 80,000 Franks besaß, schwindelten „Handelsleute" alle ihre Staatspapierc unter den lächerlichsten Vorspiegelungen für den 2bmal niedrigeren Betrag ab. Die Frau verlor Alles und die „Handelsleute" wurden wegen Mangels von Beweisen vom Straßburger Gericht sreigesprochen. Auch hier Hilst nur die Schule, damit die Leute bei Zeiten lernen, nachzudenken und ihre Lebensstellung zu sichern.
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 16. Okt. In Folge der Ermordung des österreichischen Dragomans in Prizrcnd wurde der dortige österreichische Konsul von dem Minister des Aeußern, Baron Hcchmerle, angewiesen, abzureisen und die Pforte wurde aufgefordert, dem abreisenden Konsul ausreichenden Schutz zu gewähren. — Einer Meldung der „Polit. Corr." zufolge ist der Mord des Dragomans anläßlich eines Diebstahls erfolgt. Die Pforte hat auf telegraphischem Wege die energische Verfolgung des Mörders angeordnet.
Brünn, 15. Okt. Das „N. W. T." schreibt: Nach hier eingetroffenen Nachrichten erwartet man in Troppau das Eintreffen des deutschen Kronprinzen mit großer Suite, um den Kaiser Franz Josef gelegentlich dessen Reise in Schlesien zu begrüßen.
(Ein braver Mann.j Franz Gerstorfer und Anton Blanger sind Bauern in Gurten; sie waren immer getreue Nachbarn und desgleichen, bis jüngst einmal Streit ausbrach und Gerstorfer den Blanger so arg verschimpfirte und dessen Bäuerin sogar mit einer „Watschen" traktirte, daß bittere Feindschaft aus- brach und Blanger den Gerstorfer verklagte. Ger- storfcr kam auch zwei Tags ins Loch. In derselben Nacht aber fiel die Sündfluth vom Himmel, die halb Mähren unter Wasser setzte und auch das Dörflein Gurten. Blangen rettete sich und die Seinen mit knapper Noth auf einen Hügel und dankte seinem Schöpfer. Da fällt ihm Weib und Kind des Nachbars ein, der im Loch sitzt. Haben sie sich gerettet? Er ruft und schreit hinüber; keine Antwort. Mit eigener furchtbarer Lebensgefahr bricht er sich Bahn durch das Wasser bis zum Häuschen. Des Nachbarn Weib und Kind haben sich in's Dachstübchen geflüchtet, er klettert hinauf: „Nachbarin, weil ich Ursache bin, daß Dein Mann in dieser Unglücks-. nacht Dir nicht helfen kann, will ich's Prokuren. Gib mir geschwind Dein Mädchen! Er faßt's und setzt sich's auf den Rücken und zum andern Mal bricht er sich Bahn bis zum Hügel. „Nun die Bäuerin noch, Niemand darf sterben meinetwegen," sagte er, und man machte zum dritten Mal den Todesgang, diesmal mit noch zwei todesverachtenden Männern, die ihn nicht im Stiche lassen wollen. Die Bäuerin sitzt auf dem Dache, sie reichen eine lange Stange hinaus. „Halt fest, wir halten!" Sie faßt sich ein Herz und mit der Stange unterm Arm und mit beiden Händen sich haltend springt sie in die Fluth. Auch sie bringen die drei wackern Männer mühsam an's Land. Wie sie auf die Knie stürzt und ihren Retter und Feind segnet, bricht ihr Häuslein zusammen, die Fluthen tragen's fort. Anton Blanger aber sagte: „Dieweil halt' Dein Mann im Loch steckt und nicht gekonnt hat." (Die Geschichte vom bravsten aller Männer ist extra dem Kaiser nach Wien geschrieben worden.)
Die k. Kurie in Pest beschäftigte sich in der vorigen Woche mit der Affaire eines Mannes, der sich bereits vom sechsten Weibe wegen „unversöhnlichen Hasses" scheiden lassen will. Es ist dies ein Gutsbesitzer aus dem Somogyer Komi- tat, der, wie seine Frau versichert, an „Ehcschcidungsmanie" leidet.
sRoher Uebermuth.j Allgemeine Entrüstung erregt in Lemberg folgender Vorfall: In einem Hause der inneren Stadt unterhielten sich in der Wohnung eines jungen Edel- manncs mehrere Herren mit Kartenspiel. Mitten in dieser Unterhaltung wurden sie nach ihrer Ansicht durch einen Werkelmann gestört, der im Hofraumc seine Weisen ertönen ließ, und gericthen darüber in großen Zorn. Und da geschah es, daß der junge Graf Drohojeski ohne Warnung und ohne vorhe-