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Serbien, Bulgarien, Ostrnmelie«.
Sofia, 24. Nov. Ei ne Depesche des Fürsten Alexander ausZaribrod sagt: Der Feind griff das bulgarische Zentrum an, wurde aber zurückgewofen. Die bulgarischen Vorposten erreichten die Grenze. Die Serben räumten Trn.
Belgrad, 25. Nov. Die Vertreter der Mächte übergaben gestern eine Note, in welcher die Einstellung des Kampfes verlangt wird. Der König befahl das Aufhören der Feindseligkeiten. Die serbischen Kommandanten haben Ordre, den bulgarischen Kommandanten dieses mitzuteilen.
Aerges-WeirigkeiLen.
* Calw, 26. Novbr. Vergangene Nacht starb in dem benachbarten Alzenberg U. Burkhardt nach kurzem Kranksein an Blutvergiftung. Beim Holzfällen im Walde hatte er sich eine scheinbar ganz unbedeutende Contusion am linken Fuß zugezogen, welche er nicht weiter beachtete. Am letzten Sonntag verspürte er plötzlich heftige Schmerzen, mit deren Steigerung sich Bewußtlosigkeit einstellte. aus der er nicht mehr kommen sollte. Eine Frau und 7 Kinder stehen trauernd an seinem Grabe. Die Familie wird allgemein bedauert.
Stuttgart, 26. Nov. Zum Besten der hilfsbedürftigen Hinterbliebenen der am 2./3. Juni d. I. im Golf von Aden untergegangenen deutschen Korvette „Augusta" veranstaltet der Württemberg. Verein für Handelsgeographie nächsten Freitag, den 27. d. M. im oberen Museum (kleiner Saal) einen Vortragsabend, an welchem Herr E. Metzger über den Ausbruch des Krakatoa im Sommer 1883 und über den Orkan, dem die „Augusta" zum Opfer fiel, sprechen wird. Eine Reihe schöner Chromotypien und Pläne, aus einem großen, dem Krakatoa-Ausbruch behandelnden holländischen Werke, wird dabei zur Ausstellung und Erläuterung gelangen.
Hohenheim, 26. Nov. Am 20. Nov. d. I. beging die Akademie Hohenheim in herkömmlicher Weise die Feier ihres 67jährigen Stiftungsfestes, welcher auch Herr Kultminister Dr. v. Sarvey, der in Begleitung des Präsidenten Dr. v. Silcher hieher gekommen war, anwohnte. Die Festrede wurde von Prof. Sieglin über das Thema: „Die Entwicklung der Schafzucht in Württemberg" gehalten und es schloß sich an dieselbe die Preis- verteilung an. Die im Vorjahr gestellte Preisaufgabe wurde von dem Studierenden Fritz Pfaff aus Basel gelöst, es wurde demselben ein zweiter Preis, bestehend in 100 , zuerkannt. Bei dem Festessen in der Speise
meisterei wurde von Direktor von Voßler der erste Toast auf seine Majestät den König ausgebracht und ein diesbezügliches Telegramm alsbald nach Nizza abgesendet, welches noch am gleichen Tage huldvollst erwidert wurde. An das Festessen schloß sich ein Festkommers an, an welchem außer den Studierenden die Professoren und Beamten des Instituts teilnahmen und welcher in fröhlichster Stimmung verlief. Aus Anlaß dieses Stiftungsfestes wurde von Prof Dr. v. Wolfs ein Festprogramm über das Thema: „Grundlage für die rationelle Fütterung des Pferdes" verfaßt; dasselbe gelangte an diesem Tage zur Verteilung unter die Professoren, Beamten und Studierenden, sowie an zahlreiche Gönner der Akademie.
Reutlingen. 22. Nov. Ein schwerer Unglücksfall hat gestern Nachmittag eine hiesige Familie betroffen und einen großen Teil der Stadt in nicht geringe Aufregung versetzt, als sich wie ein Lauffeuer das Gerücht in der Stadt verbreitete, Schuhmacher H. jun. hat seine Frau e r - stochen. Der Hergang ist dem „Schw. Merk." zufolge, folgender: Der Mann kaufte einen Wagen Holz und ließ dasselbe vor dem Hause abladen. Der Preis für das Holz erschien der Frau zu hoch; sie machte ihrem Mann Vorwürfe. Dieser blieb ruhig, ließ die Frau reden und begab sich in sein Geschäftslokal. Auch in das Arbeitslokal drang die Frau zweimal und überhäufte ihren Mann vor Gesellen und Lehrjungen mit beleidigenden Ausdrücken. Der Mann arbeitete ruhig weiter. Zum drittenmal kam die Frau, schimpfte
Wie diesem Weibe ums Herz sein mußte! Was aber war von allem, allem ihre größte Pein? — Die schwere unversöhnliche Verdammung, die sie ihm zugeschleudert hatte zur Stunde seines größten Elendes. Sie weiß es gut genug, wie sehr er sein Kind geliebt hatte, wie unmöglich ihm die Absicht, dieses Kind zu töten, zugeschrieben werden konnte, wie unsagbar qualvoll ihn Vaterherz und Gewissen nun foltern mußten. Und da er die Hände erhoben hatte zum Weibe, daß sie ihn nicht verlasse in diesem größten Unglücke, das je auf einen Menschen niederbrechen kann — da hat sie ihn verstoßen.
Zum Fenster hinaus fiel ihr suchender Blick. Da sah sie dort oben am Bergesrand, in der letzten Abendhelle des Himmels, die drei Kreuze stehen.
— Mögen wir durch die Erinnerung dessen, der unschuldig am Kreuze litt, in den Widerwärtigkeiten des Lebens Trost und Stärke finden! — Das Kreuz breitet jetzt seine Arme aus, um uns zu empfangen. Lieben wir die Menschen, die gleich uns ringen und leiden; richten wir uns gegenseitig auf.
Diese Worte des Predigers wurden lebendig in dem Gemüte des Weibes — wie ein scheinbar totes Samenkorn lebendig wird im durchfurchten Erdreiche.
Und herzerschütternd erscholl in ihr der Ruf: „Martha!" den der Gied ausgestoßen hatte, als sie ihn davonsührten. — Es war ihr Mann, ihr einzig geliebter Mann gewesen!
Sie lief aus dem Hause und den Männern nach, dem Gied verzeihend und um Verzeihung bittend an seine Brust zu sinken.
Aber die Schergen mit ihrem Opfer waren nicht mehr einzuholen. Martha irrte wie verloren in der nächtigen Gegend umher.
Und nach zwei Tagen, als das Kind begraben war, fand sie sich beim Gerichte ein und verlangte, daß man sie zu ihrem Gatten ins Gefängnis
und drang endlich auf den Mann ein, um ihm einen Schlag zu versetzen. Derselbe wendete sich um, teils um den Schlag abzuwenden, andernteils auch die Frau aus dem Arbeitslokal hinauszudrängen, behielt aber leider sein bei der Arbeit benütztes Zuschneidemeffer in der Hand. An der Thüre sank die Frau zusammen, der Mann, der sie halten wollte, stürzte mit ihr nieder. Ein Arbeiter eilte herzu und führte die Frau zu ihrem Bette, worauf sie an demselben niedersank und tot war. Ein Arzt, der alsbald geholt wurde, konstatierte den Tod durch einen Stich in die Lunge. In größter Bestürzung begab sich der Mann alsbald in das Amtsgericht und zeigte den Unglücksfall an. Allgemein bedauert man hier den unglücklichen Mann und dessen ganze Familie, namentlich dessen Vater, der hier allgemein geachtet ist und im Gemeinderat sitzt, ob dieses jähen Unglücksfalles.
Metzingen, 24. Novbr. Der Mangel einer Badanstalt in hiesiger Stadt ist schon sehr oft beklagt worden, denn die Benützung einer solchen in Reutlingen ist mit Opfern an Zeit und Geld verbunden. Um so freuoiger wurde es begrüßt, als Seisenfabrikant G. A. Bazlen den Entschluß faßte, neben seinem Fabrikgebäude an der Erms eine Badanstalt zu errichten. Dieselbe ist im Rohbau schon fertig.
Saulgau, 19. Nov. Auf dem Jagdgebiet des Großgrundbesitzers Herrn Alfred Ettmaier in Tissen wurden an drei Jagdtagen 29 Rehe erlegt.
Marbach, 23. Nov. Das von Hofbildhauer v. Hofer der Gemeinde Pleidelsheim geschenkte und am 5. Juli ds. Js. daselbst eingeweihte Denkmal, die beiden im Krieg gegen Frankreich im Jahre 1870 gefallenen Grafen Taube darstellend, bildeten in den letzten vier Monaten einen bedeutenden Anziehungspuukt für die Bewohner der Umgegend. Nach den Aufzeichnungen in den zwei aufgelegenen Fremdenbüchern zu schließen, wurde dieses Kunstwerk seit seiner Enthüllung von etwa 8000 Besuchern bewundert. Gegenwärtig wird an einer desselben würdigen Umfriedigung gearbeitet.
WevrnifrHLes.
— Wie die Schweizer „Grenzpost" meldet, erhielt ein Basler Schuhmachermeister, der in dem Lieske prozeß als Zeuge vor Gericht nach Frankfurt geladen worden, aber nicht erschienen war, was, wie es scheint, von anarchistischer Seite verübelt worden ist, einen Drohbrief, unterschrieben vom „Rächer- komite", in dem ihm sein Todesurteil angekündigt wird.
— Die klassische Kellnerin. Gast (zur Schankmaid): „Wissen Sie, wer Göthe war?" — Antwort: „Jo freili!" — Gast: „Und Schiller?" — Antwort: „Natürlich!" — Gast: „Nun, wer waren denn die beiden?" — Antwort: „Jetzt werd' ich das nicht wissen! Zwei Gipsfiguren sind's!"
— Im Eisenbahnkoupee zwischen Budapest und Wien entwickelt sich folgende Unterhaltung zwischen einem gemütlichen Ungarn und einem Reisenden, der sich gegen den gern ein Geepräch anfangenden Ungarn sehr zugeknüpft verhält. Ungar: Belieben auch nach Wien zu reisen? Reisender: Ja. Ungar: Belieben in Wien zu bleiben? Reisender: Nein, ich gehe nach Prag. Ungar: Belieben in Prag zu bleiben? Reisender: Nein, ich gehe nach Hamburg. Ungar: Belieben in Hamburg zu bleiben? Reisender: Nein, ich gehe nach Amerika. Ungar (dem Reisenden verständnisvoll zublinzelnd) : Belieben eisernes Kassa gestohlen zu haben.
Kgl. Standesamt Katn».
Vom 20. bis 21. November 1885.
Geborene:
21. Nov. Hedwig, T. d. Ernst Hippelein, Kaufmanns hier.
Getraute:
21. „ Ludwig Mohl, Eisenbahnkondukteur von Urach mit Johanna Widmaier
von hier.
22. , Julius Vogt, Schlosser von Weilderstadt mit Anna Rentschler von hier.
Gestorbene:
20. . Franziska geb. B r eunin g, Witwe des Kaspar Kämm er er, gew. Tuch
machers hier, 82 Jahre alt.
23. , Katharine Hammel, ledig, von hier, 78 Jahre alt.
21. . Katharine Schöning, ledig, von hier, 35 Jahre alt.
schließe. Sie sei die Ursache, daß er Wilderer geworden, die Vorsorge für Weib und Kind habe ihn dazu verleitet. Sie sei auch die Ursache an dem Unglück mit dem Kinde. Sie habe die Mutterpflicht vernachlässigt, da sie das Haus verließ; das Kind gehörte der Mutter zu und nicht dem Manne, dem jene Sorgfalt, deren ein junges Wesen bedürfe, nicht angeboren sei, dessen Obliegenheit es sei, das tägliche Brot zu schaffen. So stehe die Sache und sie wolle nun ihre Strafe haben.
Darauf war einiges Hin- und Wiederschreiben bei Gerichte; endlich kam ein Bescheid vom Gutsherrn sowohl an das Gericht als auch an das Forstamt: Von seiner Seite aus sei der Holzer Gied auf freien Fuß zu setzen, über diesen Wildfrevler habe der Himmel gerichtet. Nach dem, wie ihm der Mann geschildert worden und was vorgefallen, sei er überzeugt, daß derselbe von nun ab das Wildern lassen werde. Damit auch der äußere Anlaß dazu entfalle so seien ihm die Arbeiten im Oberschlagwalde zu übergeben.
So ist es denn auch geschehen.
Der Gied und die Martha leben im Schirmthale fort und arbeiten, und sind eins fürs andere. Von jenem Sonnenwendentage spricht Keines mehr ein Wort; doch gewiß ist, daß sie ihn nicht vergessen haben. — Auf dem Berge stehen die drei hohen Kreuze — bei unseren armen Menschen im Thale will sich aber die Dreizahl nicht mehr finden.
Sie tragen es mit Ergebung.