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Wevmischtes.
— Um die Bäume vor Raupen zu schützen legte ein Grundbesitzer bei Berlin um jeden Stamm einen Meter vom Boden entfernt einen drei Finger breiten Streifen gewöhnlicher Watte, und zwar, nachdem solche gespalten war, die rauhe Seite nach Außen. Es ist durchaus unmöglich, daß eine Raupe diesen Streifen überschreiten kann. Die Watte hält Monate lang und mit einer einzigen Tafel kann man einen ganzen Garten unbedingt schützen. Der beste Leim trocknet, dieses Mittel soll dagegen nie versagen.
— Beleidigung durch Photographie. Dieser Tage wurde in Ems ein Prozeß erledigt, der allgemeines Aufsehen erregt hat. Der Handelsmann M. aus dem benachbarten Orte F. war hier in einer Restauration eingeschlafen. Seine Gesichtszüge boten während des Schlummers ein so „bezaubernd Bildnis", daß mehrere Gäste den Wunsch aussprachen, dieses Bild auch in weiteren Kreisen bekannt werden zu lasten. Ein unter den Anwesenden befindlicher Photograph holte auf allgemeines Verlangen seinen Apparat und photographierte den müden Schläfer. Das Bild fand vielfachen Absatz und wurde zu allerlei Neckereien gegen den Handelsmann benutzt. Derselbe fühlte sich beleidigt, ließ einige der in den Handel gebrachten Bilder erwerben und stellte Strafantrag gegen den Photographen. Das Gericht verurteilte denselben zu 10 Strafe und in die Kosten, welche ungefähr 90 betragen; außerdem wurden Bilder und Platte gerichtlich eingezogen.
— Des Künstlers Erden wallen. Dem Richter des Bezirksgerichtes Landstraße in Wien, I)>. Bayer, wurde der engagementslose Schauspieler Franz Geringer als Häftling vorgeführt. Geringer, dessen Kleidung sehr defekt ist, macht vor dem Richter eine tiefe Verbeugung, legt die linke Hand ans Herz und steht wie in Gedanken versunken da. Richter: Erst kürzlich wurden Sie wegen Vagabondage und Bettelei abgestraft, und nun stehen Sie wieder da. Angeklagier (sehr pathetisch): Mein hoher Richter! Mit des Geschickes Mächten ist kein tzw'ger Bund zu flechten. Während der Eine mit irdischen Gütern überschüttet wird, muß ein Zweiter hungern. Fortuna hat ihm einst gelächelt, doch sich von ihm abgewendet, und er sinkt tiefer, tiefer. Richter: Sie haben gestern am abend gebettelt und wurden dabei
betreten. Warum haben Sie gebettelt? Angekl.: Ach, mein hoher Richter, wenn der Magen knurrt, da öffnet sich die Hand und der Mund, der sonst die Meisterwerke unserer Dichter recitierte, spricht bittende, ja bettelnde Worte. Auch mir hat einst die Sonne gelächelt; ich war ein großer Künstler, doch schwarze Wolken bedecken nun meine Sonne, aber ich verzage nicht, denn durch schwarze, finstere Wolken dringt die goldene Sonne durch. Richter: Sie sollten sich doch um Arbeit Umsehen. Angekl.: Leicht gesprochen, schwer gethan! Wo, wo nimmt man den, der an Geist wohl bedeutend ist, dessen äußere Hülle so schlecht ist wie die meine. Herr Richter, Jeder sagt, Vorsicht ist geboten, wenn man wen aufnimmt, und durch diese Vorsicht komme ich in den Abgrund, aus dem ich mich nicht mehr emporraffen kann. Der Richter verurteilt den Angeklagten zu einem Monat strengen, mit einem Fasttage in der Woche verschärften Arrests. Der Angeklagte rief freudig aus: „Nur Einen Fasttag in der Woche? Wie gütig, Herr Richter, bisher hatte ich sieben!"
— Eine Szene des Schreckens spielte sich vor wenigen Tagen bei einer Abendvorstellung im Zirkus Salamonsky in Moskau ab. Die Aussicht, ein Pferd auf dem Seil gehen zu sehen, hatte ein zahlreiches Publikum dahin gelockt. Der vierfüßige Akrobat wurde vom Direktor auf eine 30 Fuß hohe Plattform geführt, von welcher ein Seil, auf dem ein schmales Brett befestigt war, quer durch den Zirkus auf eine ähnliche Plattform führte. Zur Sicherheit hatte man unter dem Seil ein starkes Netz ausgespannt und das Pferd an einem breiten Gurt befestigt, von dem aus ein Seil durch eine an der Decke des Zirkus befindliche Rolle lief und das an seinem unteren Ende von mehreren Personen gehalten wurde. „Blondin" aber trat schon beim ersten Schritt, den er auf dem Seil machte, mit den Hinterfüßen fehl und stürzte, da der Gurt platzte, hinab auf das Netz, das durch die Gewalt des Sturzes samt den es stützenden Eisenstangen und den Männern, welche diese hielten, niedergerissen wurde. Es ist unmöglich, die aufregende Szene zu beschreiben, welche nun folgte! Es hing an einem Haar, daß die Panik nicht die schrecklichsten Folgen nach sich zog. Inzwischen hatte man das Pferd aus dem Netz befreit und Direktor Salamonsky führte dasselbe zum zweiten mal auf die Plattform, trotzdem fast das ganze Publikum dagegen protestierte. Das Pferd weigerte sich jedoch entschieden, das Seil noch einmal zu betreten; der Direktor mußte es endlich wieder hinunterführen.
I>ie Behandlung der Aettlerblgkert (des Dickwcrdens) geschieht in der neuen Zeit durch Entziehung aller leicht Fett bildenden Substanzen (Brot, Kuchen, Mehlspeisen, Kartoffeln rc>), sodann darf während deS Essens nichts, im Allgemeinen wenig, Bier gar nicht, getrunken werden. Bon größter Wichtigkeit für Alle, welche zu Fettansatz neigen, ist es aber, daß sie für tägliche ergiebige Leibesöffnnng sorgen und werden hierzu von den Aerzten die Apotheker R. Brandt's Schweizerpillen (erhältlich 1 in den Apotheken) als das beste Mittel empfohlen, da sie sicher und angenehm wirken. Man achte auf das weiße Kreuz in rotem Feld mit dem Namenszug R. Brandt.
Amtliche Kkkmmtmachunsev.
OLeramt Calw.
Materiallieferung.
Die Lieferung des Unterhaltungsmaterials für die nachstehend verzeich- neten Staatsstraßen und Markungen wird in einzelnen Losen
Mittwoch, den 2. Dezember 1. I.> vormittags 9 Uhr,
auf dem Rathaus in Calw im öffentlichen Abstreich veraccordiert.
1. Für die Straße von Tübingen nach Calw Nr. 85: in der Markung Deckenpfronn von Kilometer 25.800 bis 28.900,
„ „ „ Gültlingen „ „ 28.900 „ 32.100,
„ „ „ Stammheim „ „ 32.100 „ 35.627.
U. Für die Straße von Böblingen nach Calw und Calmbach Nr. 102' in der Markung Althengstett U. von Kilometer 18.962 bis 21.000,
„ „ „ Calw l. „ „ 21.000 „ 23.072,
„ „ „ Hirsau l. „ „ 25.600 „ 26.248,
„ „ „ Hirsau II. „ „ 26.248 „ 28.675.
Ul. Für die Straße von Calw nach Nagold Nr. 108: - in der Markung Waldeck von Kilometer 5.759 bis 6.400,
„ „ „ Holzbronn „ „ 6.400 „ 9.700.
IV. Für die Straße von Pforzheim nach Calw Nr. 109: in der Markung Dennjächt von Kilometer 2.871 bis 5.873.
V. Für die Straße vom Bahnhof Teinach bis Bad Teinach Nr. 127: in der Markung Sommenhardt und Teinach
von Kilom. — bis 3.312.
Der Inspektion nicht bekannte Accordsliebbaber haben sich mit gemeinde- Tätlich beglaubigten Vermögens- und Fähigkeitszeugnissen zu versehen.
Calw, den 24. November 1885.
K. Straßenbau-Inspektion.
Kluppet.
Martinsmoos.
Nachdem die
IwanWvokkftrecAung
in das unbewegliche Vermögen des Wirts und Bäckers Johann Georg Keck von hier unterm 21. d. M. eingestellt worden ist, so findet der auf den 7. Dezember d. I., vormittags 10 Uhr bestimmte Liegenschaftsverkauf nicht statt.
Den 23. November 1885.
Namens des Gemeinderats: Hilfsbeamter Dipper.
Prirmt-Aryeigeu.
Ein schwarzer
Herrenschirm
wurde verwechselt und kann umgetauscht werden bei
Bäcker Schnüerle.
8eür süße 8peekkmtzekn, Kirn- seknitze, serbische Zrvetsekgen,
Citronen unä Nüsse
empfiehlt
D. Herion.
Nächsten Sonntag und die ganze Woche über backt
lilUKoubretMlu
Heller.
Lod.IlllLbl'Qti
bei C. Störr's Witwe.
UsäieiriLl-
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Wöingutsdesitrsr e. 8 tsin, in kiräö- 6 en>v bei (Ungarn) LösitLsr äer 7 ^Vtzinlmrsstz Uo 8 ru, Kult 83 , 8 sn- emk, Molcut, 0 mlu 8 , sseketv unä Vvre 8 , bin ieb in äor an-
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Ocrselbs sinnst sieb niebt nur als LtLrkunAsmittsI kur lleoon- vslv 8 ventvn, llinäer unä 6 rci 8 e, sonäsrn uued als
uuä vsLsort'w'siu.
L 68 tüti^un§ äcr xrö 88 t 6 n Uni- vermtüts-Lkemilikr Veut 8 eklanä 8 ai 8 g-ueb 6 ertiticst ä 68 »agierst von ^räö-öenys, lio^on boi äom Ilntor^oiobnoton öur ssoü. Liimielit uuk. kl. 8 t« 1 n, ^.potboksr, Oulrv.
„Likienmilchseife"
beseitigt sofort alle Sommersprossen, erzeugt einen wunderbar weißen Teint und ist von höchst angenehmem Wohlgeruch. Preis L Stück 50 Pf. Zu haben bei
A. ZSertschinger.
Calw.
Dankend für das mir seit vielen Jahren geschenkte Vertrauen bitte ich, bei der demnächst vorkommenden G"- meinderatswahl mich nicht mehr in Vorschlag bringen zu wollen, da ich eine auf mich fallende Wahl nicht mehr annehmen würde.
Den 25. November 1885.
K. Lorrch, 86U.
Ein ordentlicher
VieMtterer
wird gesucht zu sofortigem Eintritt. Wo? sagt die Red. ds. Bl.
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9 Tage,
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Mit den neuen Schnelldampfern des
Norddeutschen Lloyd
kann man die Reise von Bremen nach Amerika
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machen. Näheres bei dem
Haupt-Agenten
und dessen Agenten:
Gvnst Schall a/M., Galw, Iranz I. Decker in Weikderstadt, Karl Wöhrke a M. in Leonberg, Hottkob Schmid in Aagokd.