Der Gesellschafter.
Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
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Erscheint ir-schentlich 3mal und kostet halbjährlich hier (ohne Trägcrlohn) 1 60 , in dem Bezirk
2 außerhalb des Bezirks 2 >5 40
Samstag den 14. August.
Jnsertionsgebiibr für die ispaliige Zeile aus ge- ! ivöbnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 ,
bei mehrmaliger je 6 -4. §
1880.
Die Wahl des approbirten Arztes Anton Römer von Stetten, OA. Ulm, zum Stadtarzt in Haiterbach, wurde bestätigt.
Seine Königliche Majestät haben vermöge Höchster Entschließung vom 8. Aug. den Oberregierungsrath v. Luz bei der Centralstclle für Gewerbe und Handel, von der Stelle eines Mitglieds des Oberbergamts auf sein Ansuchen in Gnaden enthoben und diese Stelle dem Ministerialassessor Regierungsrath Bockshammer gnädigst übertragen.
Vom 30. August d. I. an werden die.Landpostboten- fahrten zwischen Herrcnberg und Oberjettingen auf dem Wege über Haslach, Sindlingen und Untcrjetlingen mit folgenden Kurszeilen zur Ausführung gebracht: aus Herrenberg um 7 Uhr 30 Minuten Abends (nach Ankunft des Zugs 226), in Obcrjcttingcn um 9 Uhr 40 Min. Abends, aus Oberjcttingen um b Uhr Morgens, in Herrenberg um 6 Uhr 4L Min. Morgens (zum Anschluß an die Züge 220 und 221).
TageS-Nerrigkeite».
Deutsches Reich.
s'.j Haiterbach. In dieser gesegneten Erntezeit, wo das Psalmwort so freundlich uns vor die Augen gestellt ist: „Du krönest das Jahr mit deinem Gur und deine Fußstapfen triefen von Fett. Die Auen stehen dick mit Korn, daß man jauchzet und singet", werden wir in unserer Gemeinde oft gar ernst an ein anderes Erntefeld gemahnt, wo der Tod die Sichel anschlägt. Es sind nun allein in den letzten 4 Wochen 4 schnelle, ja plötzliche Todesfälle, welche gar ernst die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens uns gezeigt haben. In der Mitte des letzten Monats, da war es eine Frau in der Blüthe ihrer Tage, die mitten aus freudigem Schaffen und Wirken heraus ihrem Manne und 5 unmündigen Kindern durch einen heftigen Krankheitsanfall nach 24 Stunden entrissen worden ist. Acht Tage darauf brachte man einen ledigen Schreiner, der freilich schon etliche Monate herein brustleidend gewesen war, der aber an dem freundlichen Sommermorgen einen Gang ins Freie gemacht hatte und hier von einem Blutsturze befallen worden ist, seiner betagten Mutter als Leiche ins Haus. In letzter Woche verunglückte eine 64jäh- rige Frau, welche nach lOjähriger Abwesenheit einen Besuch in der alten Heimath gemacht hatte und die nun in dem Kreise der Ihrigen auch fleißig mit Hand anlegen wollte beim fröhlichen Erntegeschäft, durch einen Sturz durchs Garbenloch. Nach 2 Stunden hatte der Tod sie von der irdischen in die ewige Heimath abgerufen. Und am Dienstag Abend starb ein schon betagter Maurer eines jähen Todes. Schon war die Arbeit vollendet, schon winkte der Feierabend zur Ruhe — da beim Abbrechen des Gerüstes Wales die letzte Stange, die noch zu entfernen war, welche dem alten Manne so schwer auf den Kopf fiel, daß er nicht mehr zum Bewußtsein erwachte und schon um die 8. Stunde verstorben ist. Wahrlich, Moses, der Mann Gottes, hat Recht, wenn er sagt: Es führet schnell dahin, als flögen wir davon.
/X Altenstaig, 11. Aug. Wir hören aus sicherer Quelle, daß einem Bauern und Viehhändler in Egenhausen gestern Nachmittag unmittelbar nach dem Mittagessen und nach Entfernung sämmtlicher Hausbewohner in das Erntegeschäft eine lokalkundige Person in dessen Wohnhaus eingebrochen, mit einem Instrumente die Commode gewaltsamerweise geöffnet, der Inhalt der darin aufbewahrteu Schreibtafel und des danebenliegenden Geldbeutels mit gegen 200 <46. weggenommen worden sei. Das eingedrückte Lädchen am Hinterhause diente dem Dieb zum Ein- und Rückzug. Das Geld bestand in einem Hundertmarkschein, einigen Kronen und in Silbermünzen. Möge der freche Dieb ermittelt werden.
Die Plenarversammlung der Lehrer in Freudenstadt. (Korrespondenz.) Schon letzten
Sonntag, noch mehr aber am Montag und Dienstag prangte die Feststadt im Festschmnck, es galt dem festlichen Empfang des Würltemb. Votksschullehrer- vereins. Die Vorversammlung fand den 9. d. M. in der schön verzierten, geräumigen, Hellen Turnhalle statt, den Lesern bekannt ats Ausstellungshalle. Nach den Vorverhandlungen, welche von 3—7 Uhr dauerten, begann das Festbankett uu gleichen Raum, gewürzt durch Toaste, Gesänge und gute Vortrüge der städtischen Musikkapelle. Dienstag den 10. August tagte die Hauptversammlung mit circa 400 Lehrern. Nach einer Besichtigung der Kirche und Anhörung einer Bach'schen Fuge cröffnete der Vorstand d,e Verjamm- lung mit Gefang und einem kurzen „das walte Gott". Hr. Stadtschultheiß Hartranft von Freudensladt begrüßte die Versammlung im Namen der Stadt, welche sich geehrt fühle, die erste große Versammlung in ihren Mauern begrüßen zu dürfen. Hr. Dekan, Bezirksschulinspekrvr Ellwanger von Freudenstadt, ries den Gästen ein herzliches Willkommen zu im Namen der Lehrer seines Bezirks, welchen es bei ihrer oft von der Welt abgeschlossenen Lage doppelt lieb sein müsse, un Verkehr mit Kollegen neue Berufsfrische zu holen. Len 1. Gegenstand der Tagesordnung bildete ein höchst gediegener und feiner Vortrag des VereinSvvrstands: Hrn. Hartmann von Ulm, welcher die Frage beleuchtete, ob und warum die Neuzeit den Bestrebungen der Volksschule und ihrer Lehrer weniger Sympathie entgegenbringe als früher und bittet die Lehrer um strenge Pflichterfüllung und kollegiales Zusammenhalten, dir. 2 richtete sich gegen verschiedene Angriffe der Presse, besonders des Beobachters gegen die Lehrer und deren Züchtigungsmodus. Eine kleine Majorität wünscht Repressalien (wenigstens im Vereinsorgan) zu nehmen, eine große Minorität schlug vor, zu schweigen und sich nicht als Verein in diesen Handel zu mischen. Der 3. Punkt, die Berathung der Vereinsstatuten anbetreffend, wurde dadurch abgekürzt, daß dieselben — weil schon vorher oft und viel durchgesprochen — 6n bloe angenommen wurden. Ein 4. Gegenstand, der vom Sprachunterricht handelte, fiel wegen Zeitmangel aus. Bei dem vorzüglichen Festessen in der Post galten die offiziellen Toaste Sr. Mas. dem König und königlichen Haus, dem Kultminister und der Regierung und der gastfreundlichen, schönen Stadt der Freuden. — Weitere Toaste auf die Lehrer (Hr. Stadtschultheiß H.), auf den würzigen Schwarzwald, aus Vereinsvvrstand und Sekretair wollen wir nur kurz andeuten. Dazwischen spielte die städtische Kapelle 8 Piecen. Nur zu schnell entschwanden die schönen Stunden, ein kleiner Theil der Gäste blieb in Freudenstadt oder wanderte dem Kniebis zu, das Gros der Schulmonarchen benutzte den Abendzug. Freudenstadt hat in der That viel geleistet, um feine Gäste zu befriedigen, aber auch der Himmel machte nach gewaltigen Regenschauern wieder ein freundlicheres Gesicht.
Als Predigttext für die kirchliche Feier des bevorstehenden Höchsten Geburtsfestes Ihrer Majestät der Königin in den evangelischen Kirchen des Landes, welche Feier zu Folge Höchster Anordnung wieder am vorhergehenden Sonntag den 5. September- begangen werden soll, ist, wie wir vernehmen, die Stelle Phil. 4, 0 „Sorget nichts, sondern in allen Dingen lasset eure Bitte im Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kund werden".
Stuttgart, 10. Aug. Der Schlosser Peter Sannwald von hier, welcher die Stelle des Kassiers der Central-Kranken- und Sterbekasse für Metallarbeiter Deutschlands bekleidete, ist mit dem Baar-
bestand der Kasse von ca. 3000 Mark von hier verschwunden. Das Gerücht, welches von einer bevor- fstchenden Auflösung der genannten Gewerkschaft um- »läuft, wird ohne Zweifel auf die Entfernung Sann- waldS zurückzuführen sein.
Stuttgart, 11. Aug. Die Innsbrucker Liedertafel, 45—50 Mann stark, auf einer Sün- gerfahrt nach Coln begriffen, traf heute Vormittag 9 Uhr 15 Minuten mit der Bahn hier ein und wurde auf dem Perron des Bahnhofs durch den Stuttgarter Liedcrkranz mit Gesang und Begrüßungsrede empfangen. Dieselbe besuchte während ihres Stuttgarter Aufenthalts das Schützenhaus, die Föhr'sche Villa, die Marienkirche, das Mörikedcnkmal und die Lieder- halle, wo die Tyroler Sänger am Schubertdenkmal unter Vortrag des Schubcrtliedes „die Nacht" einen prächtigen Kranz von Edelweiß mit roth-weißer Schleife niederlegten.
Stuttgart, 12. August. Heute früh wurde der Weber Christian Burger von Maichingen, der, wie wir seinerzeit berichtet, seine zwei Kinder ermordet hat, von Böblingen her hier eingeliefert.
Ulm, 9. August. Am letzten Samstag wurden von der Polizei einem Händler 14 Körbe unreifen Obstes konfiszirt und nach Einholung eines Gutachtens des Oberamtsarztes vernichtet. Außerdem wurde der Händler der Staatsanwaltschaft zur An- zeigeZgebracht. (Also aufgepaßt, ihr Obsthändler!,
Karlsruhe, 10. Aug. Nachdem sich der oberbadische und unterbadische Verbandstag der badischen Erwerbsgenossenschaften bei ihren Versammlungen in Donauefchingen und in Lahr, sowie verschiedene Handelskammern, unter ihnen auch die Mannheimer und die Karlsruher, gegen die Beschränkung der allgemeinen Wechselfähigkeit ausgesprochen haben, ist nunmehr auch die Heidelberger Handelskammer in gleichem Sinne vorgegangen.
Großes Aufsehen erregt der Umstand, daß König Ludwig von Bayern sich geweigert hat, die Adresse, welche die Kammer ihm zum 700jähri- gen Jubiläum der Dynastie Wittelsbach gewidmet, aus den Händen des Präsidenten seiner Landesvertretung entgegenzunehmen. Indem der König seinen Minister Lutz ermächtigte, ihm bei diesem Anlaß als Stellvertreter zu dienen, verurtheilte er zugleich alle jenen loyalen Kundgebungen, welche bei diesem Anlaß für das regierende Haus in L>cene gesetzt wurden.
Bei einem polnischen Bettler und Schnorrer, der in Bad Schwalbach festgehalten wurde, fanden sich Papiere im Werthe von 7900 Mark und an Münzen in 2 Beuteln 5160 Mark. In der Tasche trug er eine goldene Uhr mit Kette und zwei silberne Uhren.
Seine Majestät der Kaiser haben Allergnädigst geruht, im Namen des Reichs den Königlich Preußischen Staatsminister und Minister für Handel und Gewerbe, Staatssekretär des Reichsamts des Innern Hvfmann zum Staatssekretär in Elsaß-Lothringen mit dem Prädikat „Excellenz" zu ernennen.
Berlin, 7. Aug. Bei einer gestern abgehaltenen Versammlung von Kaufleuten wurde als that- sächlich behauptet, daß in Berlin monientan 13 000 Handlungsgehilfen ohne Stelle sind. Die Aeltesten der hiesigen Kaufmannschaft haben sich bereit erklärt, Mittel und Wege an die Hand zu geben, um unter thätiger Mitwirkung der Prinzipale einen Hilfsfonds znsammenzubringen.
Anknüpsend an die neulichc Versammlung stellenloser Handlungsgehilfen in Berlin bemerkt die Böhmcrt'sche „ Sozial-Corrcsp.": Unter unserer