Schmarotzer inehr!! Aechtes indo-persisches Insektenpulver. Zur Vertilgung jedes Ungeziefers." In der Gebrauchs-Anweisung wurde aus geführt, wie sich das Volk „des gefährlichsten Ungeziefers, das sich vom Blute des Volkes nährt, den Wucherern, Fabrikanten, Großgrundbesitzern, hohen Beamten u. s. w. erwehren könne." Im Verlaufe der Abhandlung werden alle andere Parteien außer der sozial. Arbeiterpartei Lumpenparteien und Schmarotzer und das Sozialistengesetz ein fluchtwürdiges genannt. Das Flugblatt trug oben eine Art Titelkupfer, das eine Wanze vorstellte. ES sah auf den ersten Anblick aus, als wäre es wirklich nur eine harmlose Anweisung zur Vertilgung des Ungeziefers. Die Verbreiter der Flugblätter sind bis jetzt nicht bekannt und werden es wohl auch nicht werden.
In Nürnberg ist das Maschinenhaus der Faber'schen Bleistift-Fabrik niedergebrannt.
Die Wolkenbrüche in der sächsischen Oberlausitz haben geradezu enormen Schaden angerichtet. Auch über 60 Todte sind zu beklagen. Tausende von Menschen sind nur mit dem nackten Leben davon gekommen. Großartige Wvhlthätigkeitskund- gebuugen finden statt. Gott lohn's! Die Verwüstungen nehmen einen Umkreis von 10 Stunden eilt.
Berlin, 22. Juni. Die nächste Volkszählung wird nach Beschluß des Bundesrathes am 1. Dezember d. I. in allen Staaten des Deutschen Reichs stattfinden. Wie bekannt, war von den Vorständen der deutschen statistischen Zentralstellen vorgeschlagen worven, mit derselben eine Aufnahme über die Zahl und Größe der landwirthschastlichen Besitzflächen und über den Viehstand zu verbinden. Da dieser Vorschlag aber nicht genehmigt worden ist, so wird sich die Volkszählung auf eine Aufnahme der Einwohnerschaft nach Zahl, Geschlecht, Alter, Beruf und Staatsangehörigkeit beschränken.
Zu der Berliner Conserenz dürfte bald Kanonendonner die Begleitung bilden. Türken und Griechen werden ihre Grenzfragen bald mit Blut und Eisen statt mit Feder und Dinte reguliren, und das etwas komische Schauspiel, daß die Vertreter der Großmächte in Berlin zusammensitzen und Beschlüsse fassen, deren Erfüllung durchzusetzen sie weder die Absicht, noch die Einigkeit haben, dürfte sich bald in ein Trauerspiel verwandeln. Ein Konstantinopeler Telegramm eines Berliner Blattes meldet, daß türkische Truppe» in beträchtlicher Anzahl nach Thessalien und Epirus dirigirt werden. Nach der griechischen Grenzlinie zu sollen achtzig Bataillone und zwar zwischen Larissa Janina concentirt werden.
Nichts ist komischer als die zweite Berathung über die kirchenpolitische Vorlage im preußischen Abgeordnetenhause. 8 l jeder Vorlage enthält gewöhnlich das Prinzip des Gesetzes; 8 1 wird abgelehnt; thut nichts, es wird sortberatheu! K 2 dito, aber — 8 3 wird angenommen! Dann wird auch 8 4 wieder angenommen und weiter fortberathen! Schließlich wird ein Torso der wunderlichsten Art herauskommen, aber — genug, um zu einer dritten Lesung zu gelangen und Zeit-zu gewinnen, um — zwischen zweiter und dritter Lesung noch irgend etwas zu Stande zu bringen. Kommt des dahin, dann schließt der Landtag am 26. Juni, wo nicht und mutz der Entwurf au das Herrenhaus, dann dürfte bis zum Schluß dieser heißen Session der 3. Juli herankommen. — Tröstlicher klingt es, wenn man erführt, daß vor seiner Abreise nach Ems der Kaiser noch eine längere Unterredung mit dem Cültusminister v. Puttkamer über den Stand der Kirchenvorlage gehabt hat. Man will in parlamentarischen Kreisen wissen, daß der Kultusminister dem Kaiser gegenüber die Hoffnung nicht aufgegeben hat, das Gesetz zu Stande kommen zu sehen.
Sehr zahlreiche Elsässer und Lothringer haben endlich den Berlinern ihren Gegenbesuch gemacht. Ein langer Extrazug brachte sie am 20. Morgens nach Berlin; er ging am 19. Morgens 9 Uhr von Basel ab und kam über Frankfurt und Nordhausen am 20. Morgens 8 Uhr in Berlin an. Das Billet 3. Classe kostete 28, das Billet 2. Classe 40 ZK. Die Theilnehmer können auf ihr Billet 8 Tage in Berlin bleiben und mit jedem Zuge zurückfahren. Die Elsässer wollen nicht nur die Fischerei- Ausstellung und Land und Leute in Berlin kennen lernen, sondern auch ihre uniformirten „Jungens" in der Garde in Berlin, Potsdam rc. sehen.
sAus der Rcichshauptstadt.s Eine entsetzliche Blatthat wurde am Samstag Abend von einem obdachlosen
Strolch in der Polizeiwache des 18. Reviers verübt. Der 52jährige arbeitslose Tischler Nietzel mar wegen Verübung groben Unfugs durch den Schutzmann Krüger auf der gen. Wache eingelicfert worden. Dort hatte man ihn, da er sich widersetzte, in eine Zelle eingesperrt. Hier tobte und schrie der Sistirte und vereinigte die Zelle in scheußlichster Weise. Als mau dies entdeckte, wurde Nietzel ausgesordert, die Verunreinigung zu beseitigen. Zu diesem Zweck wurde die Zelle geöffnet. Der Telegraphist Schutzmann Schulz saß während der ganzen Zeit an seinem Apparate und verzehrte sein Abend- brod, als Nietzel plötzlich an den Tisch trat, ein auf demselben liegendes Brvdmesser ergriff und es dem Beamten mit solcher Wucht ins rechte Auge stieß, daß die Spitze der Klinge hinten zum Genick wieder herausdrang und Schulz'mit kurzem Aufschrei leblos zur Erde stürzte. Nietzel benahm sich nachher unglaublich frech. Er erklärte, es sei ihm ganz gleichgültig, ob man ihn lebenslänglich einsperre oder gar einen Kops kürzer mache.
Oesterreich—Ungarn.
Aus Jgluu wird geschrieben: „Bor wenigen Tagen wurde von unserer Polizei eine aus mehreren schulpflichtigen Burschen bestehende „Räuberbande" eingefangen. Die ältesten der „Räuber" stehen im Alter von 13 Jahren, der Hauptinann war ein elfjähriger Bursche. Die kleine Baude war wohl or- ganisirt und verübte ihre schlechten Streiche meist am Abend. Die Bursche hatten es besonders auf die die Schwimmschule besuchenden Knaben israelitischer Abkunft abgesehen und diese mit dem Rufe: „Jud', das Geld oder das Leben!" überfallen und ihnen unter Androhung von Mißhandlungen die Baarschaft abgenommen.
Frankreich.
Paris, 22. -Juni. Im Senat »brachte der Justizminister heute den Amnestie-Entwurf ein. Der Senat nahm Art. 1 des Antrages auf Aufhebung der Militärgeistlichkeit an. — Die republikanischen Journale billigen einmüthig die Rede Gambetta's. Die Journale der Rechten zollen seinem rednerischen Talente Anerkennung. Fast die gesammte Presse meint, Gambetla könne den Posten eines Ministerpräsidenten nicht lange mehr ablehnen.
„Amnestie wird allen Denjenigen bewilligt, welche wegen Verbrechen und Vergehen verurthellt sind, die in Verbindung mit den Insurrektionen von 1870 und 1871 stehen, ebenso allen Denjenigen, welche wegen politischer Verbrechen und Vergehen, sowie wegen Preßverbrechen und Vergehen verur- theilt, sind, die bis zum 19. Juni 1880 begangen wurden." Mit 333 gegen 140 Stimmen hat die französische Deputirtenkammer den bedeutungsvollen und vielleicht sehr folgenschweren Entschluss einer- vollen, unbeschränkten Amnestie gefaßt. Gam- betta, der Vater des Entwurfs und der energische Agitator für denselben, ist der Mann des Tages. In der Kammer sprach er auf's Wärmste für die Vorlage, nachdem er schon seit Wochen keine Gelegenheit unbenützt vorübergehen ließ und stets mit Nachdruck und mit dem Tone, der jeden Franzosen hinreißt, mit der Versicherung nämlich, daß Frankreich jetzt wieder den alten Platz im europäischen Konzert einnehme, für den Entwurf eingetreten war. England.
London, 19. Juni. Der Wiener „Presse" wird telegraphirt: Das hiesige Bankhaus Rothschild hat in offizieller Weise dem Finanzministerium in Petersburg erklären lassen, daß es die Anlehens- Unterhandlungen mit Nutz tand abbrechen müßte, wenn die gegen die Juden in Angriff genommenen Maßregeln nicht ihr Ende nehmen sollten.
Türkei.
Die albanesische Liga scheint noch eine Weile vor Europa demvnstriren zu wollen. Mit 5000 noch auszuhebenden Scutarioten hofft man die Armee auf 15,000 Mann zu bringen und soll dann die ins Auge gefaßte Aktion stattfinden. Aus dieser plötzlichen Einigung scheint die Absicht hervorzugehen, die türkische Herrschaft abzuschütteln. Jedenfalls sind die türkischen Jntriguen als gänzlich gescheitert anzusehen. Durch diesen plötzlichen Umschlag hat sich die Schreckenswirthschaft in Albanien von Neuem auf- gethan. Den Botschaftern auf dem Berliner Con- greß wird dadurch noch viel Kopfzerbrechen bereitet werden, denn die Türkei rüstet jetzt außerdem 40 000 Mann je mit 1500 scharfen Patronen ans, um die albanesischen Gebietstheile mit Gewalt zu besetzen, falls der Congreß ihr dieselben nicht zusprechen sollte. Gut ist nur, daß nach diesem entfernten Erdwinkelchen hin nicht gut civilisirte Truppen gesandt werden können, sonst hätten wir am Ende gar noch Gelegenheit, die bekannten Gewitterwolken am politischen Horizont in Gestalt eines fürchterlichen Weltkrieges Heraufziehen zu sehen.
Asieu.
Die russisch-chinesischen Kriegsrüstungen werden mit größtem Eifer betrieben und es scheint auf beiden Seiten wenig Hoffnung zu bestehen, den durch die Nichtratifizirung des Kuldschavertrages von Seiten Chinas heraufbeschworenen Konflikt friedlich beigelegt zu sehen. Wie der Bohemia geschrieben wird, kommen aus allen größeren Städten des himmlischen Reiches Meldungen von großartigen Rüstungen und militärischen Vorkehrungen. Am furchtbarsten ist die Wasserstraße nach Peking auf dem Peihoflussc bewehrt. Die Taku-Forts bei Tientsin, welche sie versperren, sind in neuester Zeit sehr stark befestigt und mit Krupp'schen Monstregeschützen versehen worden. Außerdem sind 7 chinesische Kanonenboote, worunter 4 ganz neue, mit riesigen Kanonen bestückte, große Schiffe sich befinden, auf den wichtigsten und geeignetsten Punkten des Flusses auf gestellt, und starke Massen europäisch gedrillter uud bewaffneter Truppen werden in den Umgebungen der Hauptstadt kouzentrirt.
Kandel L Derkehr.
Ueberlingen, 19. Juni. Auf den letzten Viehmärk- tcn sind die Viehpreisc gesunken.
Unerläßlich.
Etwas Haffen oder lieben Muß der Mensch in diesem Leben,
Denn sonst ist sein ganzes Streben Ohne höh'ren Werth geblieben.
Lieber ernst und cbrlich hassen,
Als dem Feinde Freundschaft lügen:
Lieber ehrenvoll erliegen.
Als sich ehrlos kränken lassen!
Alles Große, Edle, Wahre Liebe du von ganzer Seele,
Ob dir auch Ermunt'rung fehle,
Unverbrüchlich bis zur Bahre!
Wem sein liebes Ich nur thcuer,
Wer zum Hassen zu devot ist —
Aehnlich einem schwanken Boot ist Ohne Anker, Mast nnd Steuer:
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Jedem Sturme preisgcgeben,
Wird cs bald auf's Riff getrieben. — — Etwas hassen oder lieben M nß der Mensch in diesem Leben!
Räthsel.
1.
Bon vornherein da scheint es schier Ein glattes und geschmeidig Thier;
Gar Mancher liebts als Leckerbissen,
Bei schlechtem Magen kannst's vermissen,
Und iß'st Du's, ninimts sein hartes End, Ist in ein Unthicr umgewend't,
Erscheint Dir Nachts mit argen Plagen, Drückt Dir die Brust bald, bald den Magen.
2 .
Solch hartes End ist freilich schlimm,
Drum weg damit! Ein sanftres nimm!
Da ist hinweg das Nachtgcsicht
Und vor Dir liegt cs Tag und Licht,
Du siehst im Hellen Sonnenschein Viel Schlösser, Berge, groß und klein.
Auch Buchenwälder, grüne Au'n Und Dörfchen, lieblich anzuschau'n.
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Allgemeiner deutscher Bersicherungsve rei n Stuttgart, Unfall-, Jnvaliditüts-, Kranken-, Bcr- sorgungs- und Sterbekasse. Die ajlgemclne Wehrst ficht, auf die wir Deutsche stolz sind und der wir zum großen Theii unsere gegenwärtige Machtstellung verdanken, bereitet anderseits aber vielen Familien große Sorge, sei es, daß der Sohn Einjährigsrciwilllger werden sollte oder einer dreijährigen Dienstzeit entgegcnfieht. In jedem Falle erwachsen den Eltern oder Erziehern große Kosten, durch Equipirung und Erhaltung der Einjährigen, durch Verlust des Verdienstes und die nöthigen Zuschüsse an die dreijährig Dienenden. Man hat deshalb die Militärdienst-Versicherungen mit allgemeiner Freude begrüßt, welche sorgsamen Eltern Gelegenheit gibt, mittelst kleiner regelmäßiger Beiträge sich ein größeres Kapital für die Militärzcit ihrer Kinder zu sammeln. Wird der Versicherte s. Z. nicht ausgehoben, so erhält er die bezahlten Prämien auf Heller und Pfennig zurück. Ebenso werden auch die bezahlten Prämien bei etwaigem Todesfälle oder späterem Unvermögen des Versicherten zurückbezahlt: die Zinsen fallen jedoch in allen Fällen den Dienenden zu. Auf diese Weise vermehrt sich das Vermögen derselben beträchtlich, so zwar, daß die Versicherten beim Eintritt in's Heer nicht nur die versicherte Summe, sondern im Alter von 25 Jahren nochmals einen fast ebenso großen Betrag erhalten, den letzteren als Gewinn au» dem angesammelten Vermögen. Der „Allgemeine Deutsche Vcrsicherungsvcrein Stuttgart" hat diese Versicherung Angeführt und die vielseitige Betheiligung, welche sie findet, beweist am besten die Zweckmäßigkeit derselben. Statuten nnd Prospekte versendet der genannte Verein gratis.