Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagald.

M 76.

Erscheint wöchentlich 3mal und kostet halbjährlich ! hier (ohne Trägerlohn) 1 60 -t, in dem Bezirk

j 2 ausjcrhall) des Bezirks 2 40 -I.

Samstag den 26. Juni.

Jnsertionsgebiihr für die Ispaltigc Zeile aus ge- ^ wohnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 bei mehrmaliger je 6 -4.

1889.

Abonnements-Einladung

ans denGesellschafter."

Mir dem 1. Juli beginnt wieder ein neues Abonnement für den Gesellschafter, weßhalb alle, die das in mehr als 1250 Exemplaren verbreitete Blatt in ununterbrochener Weise zu erhalten wün­schen, frenndlichst ersucht werden, ihre Bestellung noch vor Ablauf dieses Monats dem nächstgelegencn Post­amt, Eisenbahnstation oder betreffenden Postboten aufzugeben. Der vorauszubezahlende Abonnements­preis beträgt bei der Expedition halbjährlich 1. 60 (ohne Trägcrlohn), im Oberamtsbezirke (inclusive der Bestell- und Licferungsgebührj 2 und außerhalb desselben 2. 40: es kann aber auch vierteljähr­lich abonnirt werden.

Zn zahlreichein Beitritt laden ergebenst ein

die Expedition und Redaktion.

Amtliches.

Nagold.

An die evangelische« Ortsschntdehörden.

Zu Folge Erlasses des k. evangelischen Con- sistorinms vom 11. d. Mts. erhalten dieselben die entsprechende Anzahl von Exemplaren der Verfügung des kvnigl. Ministeriums des Kirchen- und Schul­wesens vom 22. v. Mts., betreffend die Handhabung der Schulzucht in den Volksschulen, mit der Weisung, jedem Lehrer ein Exemplar zuznstellen, wogegen das weitere Exemplar zur Benützung für die Ortsschul­behörde znrückzubehalten ist.

Da die Verfügung auch im Amtsblatt des kgl. evangelischen Consistoriums erscheinen wird, so be­dürfen die Ortsschnlinspektorate keines besonderen Exemplars.

Den 22. Juni 1880.

K. Gem. Oberamt in Schulsachen. _Güntner. _

Die erledigte evangelische Pfarrei Untcrreichenbach wurde dem Pfarrverweser Friedrich Klemm in Grabenstetten gnä­digst übertragen.

Tages-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

" Nagold, 25. Juni. Das in diesen Blät­tern auf gestern angekündigte und so sehr empfohlene Kirchenkonzert in hiesiger Johanncskirche von Herrn Organist Krauß, Hofmusilüs Huhn und Hofsänger Wagnerhattesichzahlreicher Theilnahmeüber 400 Zuhörer besonders sehr vieler Auswärtigen zu er­freuen. Die den Künstlern vorausgerühmte Vir­tuosität bewahrheitete sich vollkommen, denn wirklich gottvoll war das Orgelspiel des Herrn Krauß und zeigte derselbe nicht nur eine eminente Fertigkeit auf dem Manual und Pedal, auch die Registrirung mußte selbst den weniger Musikverständigen zur Be­wunderung des jungen Künstlers anregen. Nicht minder nahm die meisterhafte Handhabung der Viola durch Herrn Huhu alle Aufmerksamkeit in Anspruch und wurde besonders in dem Andante religioso (Gebet) der reine, volle, angenehme Ton dieses neuen Saiten-Jnstruments trotz der Orgelbegleitung be­merkbar. Erfreut schon jeder edle Gesang des Men­schen Herz, so mußte ein Bortrag, wie wir ihn von Herrn Hofsänger Wagner zu hören das Vergnügen hatten, uns doppelt angenehm berühren, denn die Kraft, Fülle und Reinheit seiner gut geschulten Stimme muß jedes Ohr freudig ergötzen und zur höhern Andacht stimmen, wenn der Vortrag gar noch ein religiöser ist. Und um das Konzert zu einem gelungenen, alle Zuhörer befriedigenden zu ma­

chen, ließ es auch der Kircheugesangverein nicht an seinen Kräften fehlen und war hiebei besonvers der Chor:Kennt ihr das Land" sehr ansprechend. Der Ausdruck allgemeiner Befriedigung war fast aus jedem Gesichte zu lesen, wie aber auch das Bedauern laut wurde, daß von Seite der Stadt eine geringere Theilnahme als die der Auswärtigen bemerkt wurde. Wie wir hören, war die Gesammteinnahme des Con- zerts über 100 UL und sollen vom Reinertrag 20 Mark dem Krankeuverein zugewiesen werden, wofür den HH. Konzertgeberu noch besonderer Dank ge­bührt. Auf Einladung der Museumsgesellschaft hat­ten die ll Künstler Abends auch noch im Gasthof zum Hirsch gastirt, wo Herr Krauß durch mehrere Vor­trage zeigte, daß er, wie auf der Orgel so auch auf dem Elavier mit gleicher Virtuosität zu Hause ist. Auch hier wurde den liebgewonnenen Gasten allge­meiner Beifall gespendet. Illach einemAus baldiges Wiedersehen!" trennte sich die zahlreiche Gesellschaft in dem Gefühle eines verlebten wirklich genußreichen Abends.

Stuttgart, 22. Juni. DerStaatsanzeiger" enthält eine Verfügung des Ministeriums des Innern, betr. die Anordnung einer neuen Abgeordncteu- Wahl für den OderamtSdezirk Backnang aus den 22. Juli.

Tübingen, 23. Juni. ! S ch w n r g e r i ch t.) Anklage­sache gegen den 34 Jahre allen Bauern Jakob Mast von Bondorf, O.-A. Herrenbcrg, wegen Mords. Kurz vor ö Uhr gestern Abends ging die Lerhandlung dieses Falles zu Ende. Wie wir schon berichtet haben, sprachen die Geschwo­renen den Angeklagten des Mordes schuldig und lautete das Urtheil des Gerichts demgemäß nach Z 211 des St.-G.-B. auf Todesstrafe. Wir tyeilen in Nachstehendem über den Verlaus und das Ergebnis; der Verhandlung das Nähere mit: Am Bormittag des 24. Febr. d. I. zeigte das L-chultheißen- amt Bondorf dem Amtsgericht Herrenberg telegraphisch au, daß auf der Markung Bondors au einem Feldwege in dem nebenher laufenden Abzugsgraben die Leiche der 33jährigen ledigen Anna Maria Mast von Bondorf mit verschiedenen Kopfverletzungen gefunden worden sei. Sofort verfügte sich der Amtsrichter Pfeiffer mit dem Oberamtswundarzt Grundier (an Stelle des verhinderten Obcramtsarztes) an den 14Z Kil. von Bondors entfernten Ort der That, und nahm eine Lokal- inspcktion vor. Die Leiche, die inzwischen (polizeilich bewacht worden war, lag noch in dem schon erwähnten Graben. An dem Kopfe wurden mehrere Verletzungen entdeckt. Ans dcr Straße bcsanden sich Blutlachen, auch unter dem Kopfe der Leiche zeigte sich Blut. Als man die Leiche aufhob, zeigte sich auf deni (Boden des Grabens ein tiefer Eindruck, der darauf schließen ließ, daß die Getödtete hier mit Gewalt niedergedrückt worden war. Ferner fand man in dem weichen Boden (es hatte in der Nacht geregnet,) den ziemlich starken Abdruck des unteren VordcrfußeS der Leiche, woraus man weiter schloß, daß die Getödtete hier einen Stützpunkt gegen einen gegen sie ge­richteten Angriff gesucht hatte. Ans dem Wege entdeckte man Wagenspuren, die von der nicht weit entfernten Ragolder Straße hcrführten. Eine kurze Strecke hinter dem Platze, wo die Leiche lag, dem nahen Walde zu, fand man in dem Acker­felde neben dem Wege Eindrücke von Pferdehufen, welche durch ihre Zahl und Beschaffenheit darauf hinwiescn, daß zwei Pferde hier einige Zeit gestanden hatten. Im Laufe des Tages kam der Landjäger Alt von Nottenburg nach Bondorf. Ans die Kunde des Geschehenen begab er sich sofort an den betr. Platz und nahm daselbst die Maße von den Eindrücken der Wagen­räder und Pferdehufc. Da er gehört hatte, daß der Bruder der Getödteten, Jak. Mast, am Tage zuvor mit der letzteren nach Tübingen gefahren und ohne sie von da zurückgekehrt war, verglich er jene Maße mit den Rädern des Wagens und den Hufen der Pferde des Jak. Mast, wobei er fand, daß beide je ganz mit einander harmonirten. Es legte ihm dies dringen­den Verdacht nahe, daß der Bruder der Getödteten der Ur­heber ihres Todes sei. Es war ihm mitgetheilt worden, daß sich Jak. Mast am Morgen jenes Tages abermals nach Tü­bingen, mit Benützung der Eisenbahn von Rottenburg aus, begeben habe. Alt machte sich daher sofort wieder ans den Weg Rottcnburg zu. Er begegnete auf demselben dem ihm der Beschreibung nach bekannten Angeklagten und nahm ihn, nachdem er sich über seine Identität vergewissert hatte, fest. Willst läugnetc, von dem Verbleib der Schwester etwas zu wissen; sie sei in «ecbronn, wo sie den Abend zuvor gegen 11 llhr angekommen seien und wo er sich im Rosste noch kurze

Zeit anfgcbaltcn habe, voransgelansen und habe sie von da ab nicht mehr gesehen. Mast wurde zunächst nach Rvltenbnrg gebracht und andern Tages ans "Amtsgericht Herrenberg ab- geliesert. Bei der gerichtsärzllich vorgenommeuen Sektion der Getödteten zeigte es sich, daß derselben, ebne Zweifel durch lräilig geführte Stöße auf die Brust, das Brustbein und zu­gleich damit ü Rippen eingedrückt und daß ferner durch star­kes Anpresseu der Leber an die Wirbelsäule eriiere geborsten und dadurch eine tödtliche Verblutung berbeigesührt worden war. Am Kopfe und den Armen der Leiche fand sich außer­dem eine ziemliche "Anzahl Blutunterlaufungen und Hanl- schürfungcn, welche vermuthlich tbeils durch den Stic! einer Peitsche, von welcher ein Thei! am Thalort nusgeinnden ward, theils durch den scharfkantigen Kopslhcil eines Mefferhestes herbcigeführt worden war. Bei dem Angeklagten wurde ein Messer gesunden, welches an der bezcichnelcn Stelle geronnenes Bütt zeigte. Außerdem fand man die Kleider, welche er am Tage zuvor getragen, stark von dem lehmigen Boden, wie er sich am Orte der That befand, beschmutzt, und auch tkeilweise mit Blut befleckt. An der Leiche wurden Spuren von ge­leisteter Gegenwehr nicht entdeckt, namentlich waren die Hände derselben nicht geschloffen. Im Graben, wo die Leiche gelegen hatte, wurde später noch ein Knopf gesunden, welcher genau zu dem Peitschenstiel des Angeklagten paßte und einen Blut­flecken an sich trug. Auch an dem Spreuersack, den der An­geklagte als Wagensiy benutzt hatte, zeigten sich Blutfleckein Der Angcschnldigte Jak. Mast leugnete anfänglich jede Schuld an dem Tode der Schwester beharrlich ab. Eines Morgens ließ er sich jedoch zum Verhör melden und gab, indem er er­klärte, er wolle jetzt die Wahrheit sagen, folgendes an: Er habe am Montag den 23. Februar d. I. zu seinen, Rechts­vertreter in seiner Scheidnngsangelcgenyeit mit seiner Ehefrau, von der er schon seit einiger Zeit getrennt lebt, dem R.-A. Kiese in Tübingen sich begeben wollen, weicher ihm geschrie­ben habe, er müsse 44 ^ Vorschuß für Gerichtskostcn zahlen. Er habe zwar kein Geld gehabt, jedoch beabsichtigt, Herrn Kiese zu ersuchen, er möge das Geld inzwischen für ilm ans- lcgcn. Seine Schwester habe mit ihm gehen wollen, um sich in Tübingen einen Dienst zu suchen, da es ihr nicht mehr bei ihm und seinem Bruder Job. Mast, bei welchem sie wohnte, gefallen habe. Da das Wetter sehr schlecht gewesen sei, habe er gesagt, sic solle heute dableiben. Die Schwester habe jedoch erklärt, wenn er sie nicht mitnehme, laufe sie hintendrein. Er­hübe sic in Folge dessen mitgenommen und sie seien Nachm. 2 Uhr zusammen per Wagen nach Rottendnrg und von da, nachdem sie das Gefährt im Schiff eingestellt, mit dem ö- Uhr-Zug nach Tübingen gefahren. Seine Schwester habe ihn gebeten, er solle nicht zu seinem Advokaten, sondern mit ihr gehen, er könne ja am andern Tage wieder hernnterfahrcn. Er sei nun mit ihr zunächst in eine Wirthschast an dem Eisen- bahnübergang oberhalb des Bahnhofes (der Beschreibung nach Bindcr's Bierhalle) gegangen und habe dort die Kellnerin nach einem Dienst für die Schwester gefragt. Dieselbe habe er­widert, man brauche bei ihnen zwar eine Magd, die Schwester sei jedoch dazu zu (lahm. Nicht besser sei cs ihnen in einer Wirthschast am Eingang der Neckarbrücke gegangen, dort habe man gesagt, die Schwester sei zu alt, in einer dritten Wirth- schaft oberhalb der Neckarstraßc, wo sie auch angefragl hätten, habe man erklärt, sie sei zu träg. In sämmtticben 3 Wirth- schaften soll die Schwester, während er meistens Bier und nnr in der letzten Wein trank, zusammen 2^2 Schoppen getrunken haben. Sie seien nun wieder nach dem Bahnhof gegangen u. mit dem 7-Uhr-Zua nach Rottenburg zurückgcfahren. Dort hätten sie sich imSchiff" noch längere Zeit ausgchaltcn und Bier und Wein getrunken, wobei man mit der Wirthin über den gesuchten und nicht gefundenen Dienst gesprochen habe. Gegen 10 Uhr seien sic sortgefahrcn und gegen 11 Uhr in dem 6 Kil. entfernten L-eebrvnn aiigekommen. Unterwegs hätten sie nicht viel gesprochen. Am Rößle in Scebronn habe er angc- halten, um auf kurze Zeit einzukehren. Seine Schwester habe erklärt: sie gehe nicht mit hinein, wenn er nicht bald wieder komme, fahre sie allein fort. Er sei hineingcgangen und habe den in der Stube anwesenden Brauknecht hcransgeschickt, um, die Schwester am Fortfahrcn zu verhindern. Als er nach eini­ger Zeit wieder herausgekommen sei, um weiterzufahrcn, sei die Schwester schon eine ziemliche Strecke zu Fuß fortgegangcn gewesen, von Weitem habe er sie noch gesehen. Er habe sie jedoch mit dem Wagen wenige Schritte vom Ort cingeholt und gehalten, um sic aufsteigen zu lassen. (Forts, folgt.)

Brandfälle: In Schwenningen am 21. Juni wieder 2 Häuser.

Göppingen, 21. Juni. Gestern wurden hier­nach demSchw. M." auf vielöegangenen Spazier­wegen sozialistische Schriften umhergestrent, von denen eine Anzahl in die Hände der Polizei gelangt ist. Das eine Flugblatt rrng den Titel:Keine