zum Theil schwer, zum Th ei! leichter verwundet: man zweifelt an dem Aufkommen Mehrerer, Ein Polizist, der aus die Straße geschleudert wurde, mußte bewußtlos weggetragen wer­den. Die Ursache des Unglückes ist, wie festgeftellt worden, die Unvorsichtigkeit eines Kommis, der mit frei brennendem Lichte im Keller Benzin abzapfen wollte. Da die Explosion erst geschah, nachdem das Benzin schon einige Zeit brannte, vermuthet man, daß auch Pulver im Keller war. Der Besitzer des Geschäftes ist ebenfalls verwundet.

Pie rer'sch es Konversationslexikon. DerSt.- A." erläßt folgende Warnung: Das literarische Institut Bich- tcier, Lingenberg und Cie. in Gotba verbindet zur Zeit mit der Herausgabe einer neuen Auslage des Pierer'scheu Konver­sationslexikons den Bertrieb der Loose einer Lotterie des Renn­vereins für Mitteldeutschland in Gotba in der Weise, daß jeder Abonnent für die neue Ausgabe einen gegen 40 50 .L er­höhten Preis zu bezahlen bat, wogegen er mit dem Schluß- band oder Schußhest des Werksgratis" ein Loos der bezeich- neten Lotterie, oder wenn er aus dasselbe verzichtet, Bücher im Wertb von angeblich 8V ^ geliefert erhält. Da anzunehmen ist, daß auch in Württemberg der Versuch gemacht werden wird, in dieser Weise Loose der bezeichneken Lotterie abzusetzcn, so hat sich das Ministerium veranlaßt gesehen, die Bezirks­ämter und Ortsbehörden behuts entsprechender Belehrung der Zeitungsredaltionen und Buchhandlungen daraus hinzuweisen, daß die Lotterie des Rcmivereins für Mitteldeutschland in Gotha in Württemberg nicht znge lassen ist, daß durch die Verbindung des Lvosabtahes mit dem Vertrieb eines literari­schen Werkes der rechtliche Charakter des Unternehmens als eines Lotterieunternebmens nicht ausgeschlossen wird, und daß daher das Anbietern Feilhalten und Verkaufen der betreffenden Ausgabe des fraglichen Werks nach Art. 7 Zifs. 3 des Pol'. Str.-G. strafbar isr.

Berlin. Die deutschen Vegetarianer hielten in diesen Tagen hier ihren Kongreß ab, an welchem sich ein Fest-Diner reihte. Der erste Gang war Erbsfuppe, aus den Tischen vertheiit standen dazu Teller mit Schrotbrod und Schale:! mit Aepfelu und Apfelsinen. Auf die Suppe folgten Mohrrüben mit Kartoffeln, in Butter gekocht. Dann gab es Blu­menkohl mit holländischer Sauce und schließlich eine Mehlspeise. Die Zubereitung war eine tadellose, nur schien sich der Traiteur darin geirrt zu haben, daß er die Vegetarianer für sehr schwache Esser hielt. Das ist keineswegs der Fall, im Gegentheil dürfte ein Pflanzenkost-Esser verhältnismäßig große Quan­titäten nöthig zu haben. Vach der Suppe begrüßte Professor Baron die Gäste. Dann folgten Toaste auf Toaste, welche sämmtlich im Himderwasser aus­gebracht wurden, dem einzigen Getränk, welches es bei Tafel gab. Gesungen wurde viel, aber die Lie­der waren von demselben nüchternen Geist durch­weht wie die Reden.

In Betreff der jenigen ungeheuren Gerichts­kosten erfährt man. daß im Rcichsjustizamt bereits eine Revision nicht blos die Recht suchenden, auch die Recht sprechenden Kreise haben sich von der Un- haltbarkeit der jetzigen Zustände überzeugt, nament­lich dürfte zunächst eine Umgestaltung der Bestim­mungen über das Gebührenwesen der Gerichtsvoll­zieher in der Weise in Angriff genommen werden, daß diese Beamten ein festes Einkommen erhalten, die Vvllftreckungskosten aber im Verhältnisse des Exekutivnskosteuwesens bemessen werden. Eine be­treffende Gesetzvorlage soll zwar möglichst schleunig vor­bereitet werden, doch ist noch ungewiß, ob sie schon dem nächsten Reichstage wird vorgelegt werden können.

Ein bekannter Halsabschneider in Berlin hat aus Furcht vor dem neuen Wuchergesetz sich zwar nicht selbst den Hals abgeschnitten, aber sich doch am Spiegelhacken anfgehüngt. Das war sehr unbe­sonnen: denn die Juristen sagen, das neue Gesetz habe leider! sehr seine zwei Seiten; desto besonnener zeigte er sich in dein hinterlassenen Briefe an seine Frau, welcher lautete:Die mich durch das Wucher­gesetz drohenden Verluste kann ich nicht überleben; liebe Frau, Du hast keine (Wucher-) Zinsen genommen, Du kannst alles einklagen."

Nach dem Spezialkorrespondenten derN. Fr. Pr." soll Fürst Bismarck bei dem Diner die Lage gekennzeichnet haben: Er hoffe, die gegenwärtigen Berathungen würden wie der Kongreß den Frieden kräftigen und die Verhältnisse auf der Balkan-Halb­insel konsolidiren. Der Kanzler ist bemüht, zwischen dem sranzösischen und dem österreichischen Stand­punkte zu vermitteln, und es hat den Anschein, daß dies gelingen werde. Von der Pforte heißt es, sie wolle dem Waddington'schen Vorschläge nicht oppo- niren, sofern dabei die Wünsche der mahomedanischen Albanesen nicht ignorirt werden. Bei dem Diner waren die Fürsten Bismarck und Gräfin Rantzau anwesend. Bismarck war bei bester Laune. Das Diner währte bis 8 Uhr.

Für die Weltausstellung in Melbourne beträgt die Gesammtzahl der deutschen Aussteller

1276, so daß Melbourne ungefähr doppelt so stark beschickt sein wird, als es Sidneh vom deutschen Reiche aus gewesen ist. Die Ziffer beträgt für Preußen 790. Sckchsen 140 Aussteller, Baden 98, Bayern 84, die Hansestädte 59, Württemberg 31, Hessen 19, die kleineren Bundesstaaten zusammen 55 Aussteller. Kollektiv-Ausstellungen deutscher Firmen haben Preußen, Sachsen und Baden geliefert.

Fast alles Wesentliche und außerdem alles Unwesentliche, das die Blätter in Bezug auf die Nachconferenz bringen, hat der Telegraph bereits vvrweggenommen; wir können nicht einmal mehr melden, daß der östreichische Botschafter zu Fuß nach dem Conferenzlokal wandelte, während die Vertreter der übrigen Mächte im offenen Wagen sich dahin begaben, oder daß die Botschafter Deutschlands, Frankreichs und Qestreichs Karten und Schriftstücke bei sich hattest, diejenigen Englands und Rußlands dagegen nicht und dergleichen. Die Mitglieder der Conferenz sind auch diesmal übereingekommen, über ihre Beschlüsse Stillschweigen zu beobachten. Na­türlich wird dies nicht hindern, daß wiederum, wie beim Congreß, stets, und zwar auszuverlässigster Quelle", z. B. aus dem Munde von Bedienten, die an der Thür gehorcht und einige Worte ausgeschnappt haben, die angeblichen Beschlüsse noch semmelwarm ans den Markt der Oeffentlichkeit gebracht werden; wenn sich dann später auch herausstellt, daß die mitgetheilten Versionen größtentheils ungenau oder nicht verständlich waren, so schadet das nichts, denn sie sind mittlerweile längst vergessen.

Eine Altonaer Deputation, bestehend aus den Herren Knüppel und Genossen, hatte sich nach Berlin verfügt, um dort an zugehöriger Stelle über den Zollanschluß Altonas zu disputiren. Bei ihrer Rück­kehr statteten die Herren einen längeren Bericht üvec die Unterredung ab, welche sie mir der Excellenz Hvsmann gehabt haben wollten. Einige Tage später kam aus Berlin die Erklärung des Ministers Hosmann, daß er mit den Depunrten überhaupt kein Wort gewechselt Härte. Darauf große ^Ent­rüstung unter den Deputieren, und in den Hamburg- Altonaer Zeitungen erschien unter allen höchsten Bekrästigungssormeln die Behauptung, daß die Unter­redung doch Wort für Wort stairgesunden habe. Schließlich stellt es sich heraus, daß die Herren aus Verfehen statt bei der Excellenz Hosmann bei bei Excellenz Puttkamer in die Thür gejchueit waren u. Puttkamer für Hofmann gehalten hatten. Jetzt wird es auch begreiflich, daß der falsche Staats­sekretär wider Willen der Deputation erklärte, er könne in der Sache wenig tyun es wäre aller­dings noch correkter gewesen, wenn er stattwenig" Nichts" gesagt hätte. Räthselhaft freilich bleibt, daß der Jrrthum sich nicht aufklärte; offenbar war Herr v. Puttkamer, oer sehr liebenswürdige Manie­ren hat, zu höflich, der Deputation zu sagen: Aber was zum Henker wollen Sie denn bei mir? sondern begnügte sich, über die sonderbaren Vorstellungen der Altonaer von den ministeriellen Ressortoerhült- nissen im Stillen zu lächeln. (Kaum glaublich).

(Reichsgerichts-Entscheidung,) Das Anbieten von Loosen in Privativ ohnnngen an bettebige unbe­stimmte Personen, wobei sich also das Anbieren nicht ans einen bestimmten, durch eine Jndividualbeziehnng des Berufes, der persönlichen Bekanntschaft, gemeinsamer Interessen, Verbindung und anderer ähnlicher Begrenzungen fest abgeschlossenen Kreis beschränkt, ist nach einem Erkenntnis; des Reichsgerichts, 1. Strass., vom 12. April 1880 als öffentlich veranstaltete Lot­terieausspielung aus z 286 des Str.-G.-B. zu bestrafen, falls diese Veranstaltung ohne obrigkeitliche Erlaubnis; erfolgt ist. Im demselben Erkenntniß hat auch das Reichsgericht den Satz ausgesprochen, daß eine Lotterie im Sinne der erwähnten Strafbestimmung veranstaltet und damit das Vergehen vol­lendet ist, sobald der Plan bekannt gegeben und Loose au­geboten sind, auch wenn es gar nicht zur Ziehung kommt, und nur ein Theil der planmäßigen Loose untergcbracht worden ist.

Ein polnische Zeitung stellt folgende gottvolle Betrach­tung an. Alle Volks-Hymnen fangen mit Gott an. Die Polen (?) singen:Gott erhalte Polen;" die Oestcrreicher: Gott erhalte Franz den Kaiser;" die Engländer:Gott erhalte unsere Königin" u. s. w.; das preußische Volkslied aber fängt an:Ich bin ein Preuße." Das preußische Ich steht überall oben vorn an, das ist der Götze in Preußen, schließt der edle Pole, der nie an sich denkt.

Frankreich.

Paris, 15. Juni. (Ein netter Botschafter.) Challemel-Lacour, der neuernannte Botschafter Frankreichs am Hofe von St. James, ein intimer Freund Gambetta's, war bekanntlich seither französi­scher Gesandter in Bern. Seine Beförderung auf den Londoner Botschafterposten wirbelt viel Staub auf. In der gestrigen Sitzung des englischen Par­

laments interpellirte der Homeruler Mac O'Donnel die Regierung, ob ihr bekannt sei, daß Herr Chal- lemel 1871 wegen Theilnahme an der kommunistischen Plünderung eines Klosters und Bereicherung bei der­selben zu einer Geldbuße von 100 000 Fr. als der für seinen Raubantheil veranschlagten Summe verur- theilt worden sei. Gleichzeitig kommt ein legitimi- stisches Organ mit der bereits wiederholt angedeuteten Enthüllung, daß Vater, Großvatter und Oheim Challemel's wegen gemeiner Verbrechen verurtheilt worden sind. Das Blatt ist an die englischen Mi­nister wie an die Diplomaten von London und Paris versandt und die Redaktion desselben bietet derRep. Frantz." höflich eine Wette von 3000 Fr. darauf an, daß die behaupteten Thatsachen wahr seien. England.

Das englische SchiffAtalanta" , welches als Schulschiff mit mehr als 300 jungen Seeleuten in See geschickt worden wvr, Ende Januar von Bermuda nach England zurücksegelte und seitdem verschwunden, jedenfalls mit Mann und Maus unter- gegangcn ist, war nach der vor der offiziellen Unter­suchungskommission abgegebenen Aussage einiger Matrosen, die vor der Heimreise wegen Krankheit oder aus anderen Gründen von demselben entlassen worden waren, ein an großen Mängeln leidendes Schiff. Es bleibt daher unbegreiflich, wie die mit so vielem Hochmuthe auf andere Länder herabsehende und jeden Unfall kritisirende englische Marinever waltung eine solche Anzahl junger Leute einem der­maßen seeuntüchtigen Schiffe anvertrauen konnte, daß ein alter Seemann erklärte, er wolle lieber mit einem leichten Fischerboote über den Ocean segeln als in der Atalanta.

Eine Zeichnung für die Hinterbliebenen der Mannschaft des als untergegangen betrachteten Schul­schiffes Atalanta ist eröffnet worden. Es befanden sich einschließlich der Offiziere 280 Personen an Bord der Atlanta. Außer 28 Wittwen sind etliche hun­dert Waisen, sowie arme Eltern und andere Anver­wandte zu versorgen.

Im königlichen Spital in Birmingham ist der Arzt der Chirurgie, John Clay, durch eine Anzahl von Experimenten zu der Ueberzeugung gelangt, daß der für unheilbar gehaltene Krebs ohne chirurgische Operation mittelst Terpentin aus Chios oder Cypern nicht mir aufgehalten, sondern sogar geheilt werden könne. Sein Bericht ist imLazet" vom 27. März veröffentlicht. Der Mann kann, wie Jenner, ein Wohlthäter der Menschheit werden, wenn er Recht behält.

Rußland.

Privatnachrichten von der chinesischen Grenze bestätigen, daß ernste Vorbereitungen für den Kriegs­fall getroffen werden. Die Aussichten für eine sriedliche Erledigung des Streites werden immer geringer.

Kandel L Verkehr.

Vvm Svnntag den 20. d. M. einschließlich an bis ans Weiteres werden die fahrplanmäßigen Lokajzllge 184 und 181b der Bahnstrecke PforzheimCalw an Sonn-, Fest- und bürgerlichen Feiertagen ans die Bahnstrecke CalwTeinach aus­gedehnt. Lvkalzng 184. Calw Abg. 2.12 Uhr Nachm. Teinach Ank. 2.19 Uhr Nachm. Lvkalzng 181k. Teinach Abg. 2.22 Uhr Nachm. Calw Ank. 2.27 Uhr Nachm.

Ulm, 18. Juni. sWollmarkt.j Zweiter Markttag, Vormittags. Der Verkauf seit gestern Nachmittag sehr leb­haft, bereits zwei Drittheij der Lager verkauft. Der Aufschlag gegen die vorjährigen Preise bewegt sich zwischen 10 und 24 per Centner.

Ulm, 19. Juni. (Wollmarkt.) Lctzer Markttag. Unter steigenden Preisen wurden gestern Nachmittag sämmtliche Restlager ausverkauft und bleibt deßhalb für den heutigen Tag nur noch die Verpackung und Verwiegungen. Die Preise stellten sich folgendermaßen: Bessere Bastard 170)190, Bastard 154/170, Rauh Bastard 130/150, Deutsche 133/145.

(Hessische 25-Gulden-Loose.) Nach einer aus- gegebenen offiziellen Liste sind von Hessischen 25-Gulden-Loosen, deren Ziehungen überhaupt jetzt beendigt sind, noch nahezu 2000 Stück zur Einlösung nicht vorgezeigt, darunter auch die Nummer 89,173 mit einem Gewinne von 10,000 Gulden. Außerdem sind 758 Stück angegeben, welche bereits verjährt sind und keinen Anspruch mehr auf Einlösung haben.

Dem Weltpostverein werden vom 1. Juli an neu beitreten: Die centralamerikanische Republick Ecuador, die füdamerikanische Republik Uruguay, diesBahamainseln in West­indien und zwei zur sranzösischen Kolonie gehörige Faktoreien, Grand-Bassan und Assinie, Geldanweisungen und Werthpa­piersendungen sind jedoch noch nicht für die genannter Länder zugelassen. _

Zirm Refovmattorrsfest 1880. Jeder 25. Juni ist für uns evangelische Christen ein Fest­tag, da am 25. Juni 1530 unsere Väter zu Augs­burg vor Kaiser und Reich in der Augsburgischen