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Diplomaten" (Hohenlohe?) gegenüber, daß es ihm scheine, gegenwärtig wüßten selbst diejenigen Kreise, welche doch eigentlich selbstständig entscheiden sollten, nichts Besseres zu thun, als eine byzantinische Liebe­dienerei gegen den inuthmaßlichen und oft sogar auch falsch berechneten Willen der Massen des Volkes zu pflegen. Die Furcht vor der Majorität beherrsche die Lage! Allerdings hat Fürst Bismarck überall dort, wo er etwas Außerordentliches schuf, stets gegen die Majorität und oft gegen den ganzen Nationalwillen überhaupt amkämpsen müssen. Fürst Bismarck habe aber Recht mit seinen Ansichten und denn auch den einheitlichen Willen, seine Pläne durch­zusetzen dieser einheitliche Wille fehlt aber eben der vielköpfigen Masse ganz und gar. Wo aber eine minder mächtige Persönlichkeit an der Spitze eines Staates gegen die Stimmenmehrheit oder auch gegen den Bolkswillen ankämpsen wollte, da würde die Sache nicht immer gut enden!

Graf Harry v. Arnim befindet sich, wie-der römische Korrespondent des ,.B. T." schreibt, in der That seit acht Tagen in Rom. Er ist körperlich sehr leidend.

Eine merkwürdige Heilung, die an die Behandlung Geisteskranker (mit fixen Ideen > erinnert, erzählt das Berl. Tageblatt. Eine junge Russin litt seit 6 Jahren an unstill­barem Erbrechen, neuralgischen Snnnerzen im Unterleib und Herzklopfen. Sie besuchte viele Aerzte in Deutschland, unter­warf sich vielen Kuren, keine tnilf. Rur eine von Professor Hegar in Frcibnrg erfundene Operation 'der Ovarien), sagte man ihr, tonne vielleicht helfen, die Overarion gehe zwar ans Leben und Tod, a .-er wenn sie gelinge, werde sie gesund werden, vr. Israel im jüdischen Krankenl,anle in Berlin gewohnte sie an diese Vorstellung, die Operation, sagte er, könne gelingen und werde ihr dann sicher helfen. Sie verlangte die Operation und vr. Israel traf umständlich alle Vorbereitungen dazu, chloroformirtc sic dann und machte die Operation zumScheine re., er machte nur einen leichten Einschnitt am Leibe, legte einen Verband an, Eis aus u. i. w kurz, that alles, um die Kranke in der Uebcrzeugung zu beseitigen, sie sei glücklich operirt worden. Auch ihre Umgebung und die anderen Aerztc stellten sich s», und der Erfolg? Die Russin glaubte an die gelungene Operation und war geheilt. Seit einem halben Jahr ist sie gesund.

Dortmund, 8. Juni. Bei der Explosion auf Zeche Neu Iserlohn blieben todt 19 und wur­den verwundet 7 Bergleute. Die Ursache der Ex­plosion ist nicht bekannt.

Stettin. Auf einem Gute in dem Dorfe Stolzenhagen brach vor einigen Tagen Abends ll Uhr Feuer aus. Das ganze Gut wurde ein Raub der Flammen. In dein Wohnhause, in welchem das Feuer zum Ausbruch kam, verbrannten der Gutsbe­sitzer Stoll. dessen Ehefrau und 3 Kinder.

Aus Eiderstedt wird derLothr. Z." be­richtet: Durch den Fischer Boi Feddors wurde am 20. v. Mts. bei St. Peter ein großer Stör ge­fangen. Derselbe hatte ein Gesammtgewicht von 500 Pfund, davon 307 Pfund reines Fleisch, der Kops wog 67 '2 Pfund, die Eingeweide 100 Pfund. Das übrige noch an den 500 Pfund Fehlende machten die Flossen und der Schwanz aus. OesterreichUngarn.

Es herrscht in Oestreich-Nngarn ein unglaub­liches Sprachengewirr und diesem Uebelstande mag es wohl zu verdanken sein, daß für die ganze Mo­narchie noch keine einheitliche Sprache festgesetzt ist. Natürlich ist die deutsche Sprache das Hauptidiom und die Bemühungen des gegenwärtigen Ministen­ums. sie als solche geltend zu machen, erregen unter den Czechen, Böhmen, Slaven und Magyaren ein ohrenzerreißendes Zetergeschrei. Schließlich verraucht aber auch der wildeste Zorn und so sind denn auch die Magyaren theilweise zu der Ansicht gekommen, daß es nothwendig sei, eine Staatssprache zu be­sitzen und daß dies die deutsche Sprache sein muß, kann Niemanden zweifelhaft erscheinen; denn die Sprache ist sowohl durch ihre Verbreitung, wie durch ihre kulturelle Entwicklung und politische Geschichte ohne Conecurrentin zur Führerrolle designirt. Wenn in Oesterreich die Suprematie der deutschen Sprache verloren ginge, ginge damit der Staatsgedanke in Brüche.

In Nolsaßberg bei Wattens in Tirol verliehen der Bauer Stiglitz und sein Weib am 28. Mai, Morgens ihren Einzelhof, ibre Kinder von einem halben bis fünf Jahre lie­hen sie allein im Hause zurück. Da mit einem Male sieht das eine Stunde weit entfernte Weib ihr Anwesen in Hellen Flam­men stehen. Bis dasselbe und einige eben so weit entfernte Rachbarn an Ort und Stelle anlangten, fanden sie von dem ans Holz konstruirten Hause und Stadel nur mehr rauchende Trümmer. Von den vier Kindern fand man ein zwölfjähriges Mädchen in ziemlicher Entfernung von der Unglücksstätte halb erfroren im Grase liegen, die übrigen drei Kinder waren vcrbrannt.

Italien.

Rom, 8. Juni. DerKöln. Ztg." wird te- legraphirt:Der Pronuntius Jacobini hat Auf­trag erhalten, der deutsche» Regierung mitzutheiten, daß die Kurie bereit sei, neue Verhandlungen mit Deutschland anzuknüpfcn."

Frankreich.

Paris, 8. Juni. Ein höchst selten vorköm- mendes physiologisches Phänomen wurde in Lyon von Dr. Dumvnt an einem Mädchen beobachtet. Das junge Mädchen war gestorben und bei der Sek­tion zeigte sich, daß Brust- und Bauchoraane sich in vollständig verkehrter Lage befanden. Die Ein­geweide, obwohl von normaler Struktur und Form, fanden sich in ganz veränderter Lage, so daß die rechtsseitigen links und die linksseitigen rechts liegen. Das Herz lag rechts und an der Krümmung der großen Schlagader, die nach rechts ging. Milz und Magen haben ihre Stellen gewechselt. Da jedoch die Organe sonst normal gebildet waren, so hatte die seltsame Lage ihre Funktionen nicht beirrt. Das Mädchen war an einer Krankheit gestorben, die mit der seltsamen Gestaltung ihrer inneren Organe in keinem Zusammenhänge stand.

Paris, 8. Juni. Die Agence Havas dementirt die Nachricht, daß Hr. v. Hohenlohe definitiv in Berlin bleibe; der deutsche Gesandte werde im Sep­tember seinen Pariser Posten wieder antreten. England.

London, 8. Juni. Challemul-Lacvur ist definitiv zunl französischen Botschafter hier ernannt. Die Regierung erhielt ein Telegramm, welches auf Grund von Nachrichten, die von der indischen Grenze eingetroffen sind, den Beginn der Feind­seligkeilen zwischen China und Rußland an­kündigt. (T. Ehr.)

London, 8. Juni. (Unterhaus.) Die Re­gierung kündigt an, sie werde die Abschaffung der Prügelstrafe in der Armee und Flotte in nächster Session beantragen.

Die Blicke wenden sich mit besonderer Auf­merksamkeit der Mission Mr. Göschens nach Cvn- stantinopel zu, besonders da derselbe nicht sofort vom Sultan empfangen wurde. Man konnte in dieser Verzögerung eine Demüthigung des Ministe­riums Gladstone erblicken, da es aus diese Sendung von vornherein einen etivas starken Ton gelegt hatte. Der Mann muß erst gesunden werden, wei­cher den Sultan, das Serail oder die hohe Psorte in Gutem zu etwas überreden könnte, was sie nicht bereitwillig zu thun entschlossen sind. Mr. Göschen kann nur dem Sultan ein ungeladenes Pistol aus die Brust setzen, allein der Monarch weiß, daß das Ding nicht losgeht und kennt den Kniff aus Er­fahrung. Eine Lösung, welche Griechen, Bulgarien, Serben, Montenegriner und Albanesen befriedigt und gleichzeitig Rußland und Oestreich nicht beunruhigt, wird ohne Zweifel ein wunderbares Stück Arbeit sein.

In Schottland ist ein Staatsanwalt mit 1000 Pfund öffentlichen Geldern nach Amerika durchgebrannt. Solch ein Fall dürfte nicht oft vor­gekommen sein.

Rußland.

Wie es scheint, haben die russischen Sozia­listen ihre Taktik geändert; einestheils, weil sie das Bedürfniß fühlen, ihr Schlachtfeld fern von der un­mittelbaren Aktion der von dem energischen und ge­wandten Grasen Loris Melikoff präsidirten obersten Kommission zu etabliren und andererseits, weil sie ihr Schreckenssystem sich gegen sie selbst kehren sehen. Dies hindert indeß nicht, daß noch immer einige tobsüchtige Angehörige der Partei der Polizei zu schaffen machen. So zirkulirt derP. C." zufolge in Petersburg das Gerücht, daß man jüngst eine aus dem Auslande kommende Nihilistin verhaftet habe, welche eine Quantität Maikäfer und Heu­schrecken mit sich gebracht haben soll, die sie in den nördlichen Gouvernements verbreiten sollte. Es ist bekannt, daß diese Thiere sich mit phänomenaler Raschheit ausbreiten, und daß die Gouvernements im Süden von Rußland, welche davon infizirt sind, im heurigen Jahre von einer vollständigen Hungers- noth bedroht werden. Dagegen verspricht in den nördlichen Gouvernements die Ernte eine sehr er­giebige zu werden. Es wäre sonach der Zweck die­ser nihilistischen Missionäre, auch in diesen Gouver­nements eine Hungersnoth hervorzurufen, um sie in ganz Rußland allgemein zu machen, weil man dadurch die Bevölkerung zum Aufstande zu

treiben hofft. Gewiß wurde niemals ein teuflischer Plan von einem menschlichen Gehirne ausgedacht, und man frägt sich; ob man es nicht mit wüthenden wilden Bestien zu thun habe.

(Ein Wolf im Bethause.j An einem Feiertage, als gerade die altgläubige Gemeinde des Dorfes Jclisarowa, Kreis Bogorodsk, Gouvernements Moskau. im Bcthause ver­sammelt war, ka«r ein Wolf aus dem' naheliegenden Walde in das Bcthaus gelaufen, stürzle sich aus die Andächtigen, ver­wundete 4 Personen und lief dann wieder hinaus. So erzählt wenigstens dieRussk. Wed."

Amerika.

AuS New-Jork schreibt man vom 20. Mai: Im April sind über 50000 Einwanderer gekommen und in diesem Monate wird sich die Zahl vielleicht noch um 10000 höher stellen. Vorgestern trafen 4 Dampfer mit über 3000 Personen an einem einzigen Tage ein. Der Arbeitsmarkt in der Stadt und in der Umgegend ist überfüllt und Einwanderer, die nicht genügende Mittel besitzen, um nach dem Westen zu reisen, oder hier einige Monate auf eigene Kosten zu verweilen, sind übelberathen. Eine Einwanderung, die indessen Bielen weniger als willkommen erscheint, ist diejenige der sich aus Kalifornien nach dem Osten vorziehenden Chinesen. In den letzten' 3 Monaten hat die Chinesenbevölkernng von Ncw-Uork sich von 5000 auf 7000 Köpfe vermehrt. Die Chinesen arbeiten größtentheils als Wäscher, und zwar so gut und so billig, daß den Waschfrauen das Hand­werk binnen Kurzem vollständig gelegt sein wird."

Ans den Vereinigten Staaten von No rdamerika liest nran seltsame Dinge. Als Bewerber um den Präsidcntenstuhl tritt der General Grant wiederum auf. Er hat eine zweijährige Reise um die Welt mit Weib und Kind gemacht, ist überall mit Pomp ausgetreten und die ungeheuren Kosten hat eine Aktien­gesellschaft aufgebracht, deren Mitglieder seine An­hänger sind und die nun ihre Dividenden erwarten d. h. fette Aemter aller Art. Dazu ist nöthig, daß Grant wieder Präsident wird. Viele Leute aber seiner eigenen Partei denken an die grauenhafte Corruption unter der früheren Präsidentenschaft Grants. Grant war ein guter Feldherr, hat aber kein Verwaltungs­talent; eine Bande von Abenteuern und Gaunern hatte sich an ihn herangedrängt, welche ihre Aemter schamlos ausbeutete. Ein Srandal folgte dem andern. Der Kricgsminister des Diebstahls, der Marineminister des Betruges und Aemterschachers, der erste Privat- secretär Grants der Mithülfe bei ungeheuren Steuer­unterschlagungen gerichtlich überführt, so gings fort Woche für Woche. So würde es leicht wieder gehen und deshalb sind die meisten Deutschen drüben gegen eine Wahl Grants.

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(Eine Mahnung für die Landwirthschast.) In einem Bericht über die Düsseldorfer Ausstellung mach! die Elberf. Ztg." folgende beherzigenswerthe Bemerkung :Zwei Dinge scheinen uns ein trauriges Licht aus den Niedergang der deutschen Landwirthschast zu werfen. Der Umstand, daß sie nicht mehr im Stande ist, den Bedarf der Nation an guter, wohlfeiler Butter zu decken, so daß die Erfindung von Sur­rogaten rentabel erscheinen konnte, und daß Deutschland all jährlich für viele Millionen Lire Eier aus Italien beziehen muß. Wir wissen nicht, ob diese bedauerlichen Erscheinungen auf Trägheit und Einsichtslosigkeit des deutschen Landmsnnes, namentlich des kleineren Bodenbesitzers, zurückzuführen sind, oder ans allgemeinen Verhältnissen beruhen, fürchten aber, das Erstere annehmen zu müssen, insbesondere wenn wir an die Intelligenz und Rührigkeit des französischen Bauern gerade ans dem Gebiete der Geflügelzucht denken.

UebcrdieEriitcaussichteninNorddeuschland liegen nach dem Berl. Tagebl. ungünstige Berichte vor. Be­sonders ist in Folge des am IS. v. M. eingetretenen Frostes die Roggenernte als empfindlich geschädigt zu betrachten. Auf schwerem Boden hat der Roggen, soweit es sich bis jetzt über­sehen läßt, nicht allzusehr gelitten, aber auf leichtem, sandigem Boden ist derselbe größtentheils erfroren, so daß er bereits vielfach abgemäht wird, um für Lupinen und Aehnliches Platz zu machen. Am meisten gelitten haben die Provinzen West­preußen, Posen und in der Provinz Brandenburg speziell der Regierungsbezirk Frankfurt a. O. Auch Niederschlcsien und Pommern sind ziemlich scharf mitgenommen worden, während aus der Provinz Sachsen und Oberschlesien die Nachrichten verhältnißmäßig befriedigender lauten. Auch im Königreich Sachsen, sowie in Sachsen-Mtenbnrg wird sehr stark über Frostschäden geklagt. Was die Sommerfrüchte, Gerste, Hafer re. anbelangt, so steht es mit diesen wesentlich besser, wenn schon auch hier kalter Wind und trockenes Wetter viel Schaden angerichtet haben, und man glaubt für diese Fruchtgattungen noch sehr viel von künftigem gutem Wetter hoffen zu dürfen.

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Allerlei.

Ein kurioses Märchensprichwort. Wir finden ein solches in denInternationalen Titula­turen," welche -O. Freiherr von Reinsberg-Dürings- feld herausgegeben. Daselbe lautet folgendermaßen: In Böhmen und Polen erzählt man, der Teufel

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