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Lostet ein Hemd zu waschen?" fragte Exzellenz zuletzt scharf. Der Inten- danturrat legte salutierend die Hand an den Dreimaster und erwidert prompt, ohne mit der Wimper zu zucken:3^ Pfennig, Exzellenz!" Der Minister ist durch diese wie aus der Pistole geschossene Präzision nicht gerade ange­nehm berührt, brummt etwas vor sich hin, aber nachrechnen kann ers auch nicht. Er sieht sich nach einem anderen Opfer um und sein Auge fällt auf eine Tonne, in welcher die alten Nägel gesammelt werden.Herr Materi­alienverwalter , wie viel Nägel sind in der Tonne?" Na, was der Jnten- danturrat kann, denkt er, das kann ich auch. Salutierend legt er die Hand an die Mütze und erwidert, ohne mit der Wimper zu zucken:3722, Exzel­lenz!" Alles kämpft mit dem Lachen, Exzellenz kauen an den Lippen und um die Mundwinkel zuckt es. Doch die Dampfkessel des Maschinenhauses geben eine willkommene Ablenkung.Warum ist jener Kessel geschlossen?" Er ist schadhaft, Exzellenz!"Weshalb ist er noch nicht repariert?"Er ist erst gestern schadhaft geworden!"Lasten Sie öffnen!" Exzellenz stützen sich auf die Schulter ihres Adjutanten und lasten sich auf ein Knie nieder. Da steckt etwas drin, lassen Sie es einmal herausholen!" Ein zur Stelle befindlicher Arbeiter muß hineinkriechen. Nach einiger Zeit kommt ein Arm desselben zum Vorschein, der steif eine Schnapsflasche präsentiert. Der Arme selbst wagt sich gar nicht wieder heraus. Das Schnapstrinken auf der Werft ist verboten und der schadhafte Kessel schien dem Unglücklichen ein so sicheres Versteck für seinen Schnaps. Nun brach aber eine unbändige Heiterkeit los, Exzellenz selbst mußten laut mitlachen. Der strenge Minister war für heute entwaffnet und gab das weitere Inspizieren auf.

Ein alter Praktikus empfiehlt folgendes Mittel gegen Paletot- Marder in öffentlichen Lokalen. Jeder kehre die Aermel seines Paletots um, ehe er ihn aufhängt. Dann kann der Marder nicht schnell in den Pa­letot schlüpfen und erregt die Aufmerksamkeit der Gäste.

SetbfthrLfe bei Wevtehirngen.

(Schluß.)

Lister war so glücklich, Mittel zu finden, welche die Thätigkeit dieser Pilze vernichten. Mancher meint, solche Pilze seien so klein, daß sie nicht schaden; allerdings braucht man 30 Millionen Pilze zu einem Gramm, allein sie können doch schaden; wenn sie eine paffende Flüssigkeit finden, dann ver­mehren sie sich schrecklich. Ein einziger Pilz in Zuckerwasser hat sich nach 24 Stunden zu zehnmalhunderttausend Millionen vermehrt. Daß diese dann schädlich für eine Wunde sind, kann man sich denken. Da kann man sich vorstellen, was z. B. Zahnweh ist, wenn ein Pilz hineinkommt und sich so vermehrt! Es gibt Karbol, Borsäure, kurz 50 Mittel, welche die Thätigkeit dieser Pilze zerstören, aber es ist so sehr wertvoll, mit einem solchen Mittel den ersten Verband anzulegen, weil das Schicksal einer Wunde vom ersten Verband abhängt. Deshalb soll das Hausmittel, das beim ersten Verband angewendet wird, so geeigenschaftet sein, daß es die Vervielfältigung dieser Pilze verhindert. Wir haben den Wert dieser Mittel kennen gelernt; wir hatten in unseren Spitälern so viele Tode; an den einfachsten Kopfverletzungen sind uns die Leute gestorben, und jetzt stirbt uns kein derartiger Patient mehr! In München wird bekanntlich an Sonntag Abenden gern gerauft, man schlägt sich die Maßkrüge an den Kopf; die Getroffenen sind uns zu Grund gegangen, und der Thäter wanderte auf 5 und 6 Jahre ins Zucht­haus ; jetzt werden solche Wunden in 10 Tagen geheilt, kein Einziger ist uns mehr gestorben, und der Thäter bekommt jetzt ein paar Wochen, obwohl er nicht besser ist als früher. Er schlägt jetzt gerade so seinem Gegner den Maßkrug an den Kopf, wie früher, nur die Kunst hat ihm seine Strafe erleichtert.

Wie müssen nun diese Mittel angewendet werden? Das Mittel muß leicht transportabel sein, gut aufgehoben werden können, nicht zu teuer und nicht zu umständlich sein. In jeder Apotheke sind diese Mittel zu haben; ein solches Mittel, denReise- und Jagdverband", bestehend aus Jodoform

und Salizyl, habe ich zusammengestellt. Ist man z. B. in eine Nadel hinein­gefallen und hat sich die Hand aufgeristen, so nimmt man ein Quart gewöhn­liches Master, wirft die Hälfte des Salizylpulvers hinein und dann hat man die Flüssigkeit, welche das Leben der Pilze zerstört: jetzt müssen Sie Ihre eigenen Finger desinfizieren, denn daran können auch Pilze hängen, nehmen dann ein Bäusche! Watte und desinfizieren die Wunde. Ihre Finger dürfen Sie vorher ja nicht abtrocknen, denn auch am Handtuch können Pilze hängen. Nach der Desinfizierung der Wunde nehmen Sie ein Bäuschel Jodoform und stäuben etwas in die Wunde hinein, legen dann wieder Salizylwatte auf und darüber Guttapercha und dann die Binde. Die Wunde ist dann von Pilzen befreit und kommt auch von der Seite etwas Luft hinein, so werden die Pilze sofort durch Jodoform und Salizyl zerstört. Ein noch einfacheres An­tiseptikum ist ein Gläschen konzentrierter Karbolsäure. Bekommen Sie z. B. beim Bcotschneiden eine Schnittwunde und Sie haben bloß Karbol, dann gießen Sie in ein Quart Master einen Eßlöffel Karbolsäure, zerstören unter Zuhilfenahme von Watte den Pilz und machen einen Überschlag mit Lein­wand in Karbol getaucht; da aber Karbolsäure etwas zu stark für die Wunde ist, so soll man die Leinwand in kaltes Master tauchen und über dieselbe kommt dann Guttapercha. Beim Wechseln des Verbandes macht man es wie das erste Mal. Ist die Wunde groß und ein Arzt notwendig und ist es zweifelhaft, ob die Wunde gut versorgt ist, so haben Sie einen guten Ratgeber am Krankenthermometer (nach Celsius), der in keiner Familie fehlen soll, wenn man weit entfernt ist vom Arzt, denn er gibt einen sicheren Be­weis, ob der Kranke in Gefahr ist. Die Temperatur für den Gesunden ist 36 Vs bis 37>/z Grad; wenn keine höhere Temperatur, die man unter der nackten Achselhöhle messen kann, vorhanden ist, so besteht keine Gefahr. Jede Stich-, Schnitt-, Schuß- und Quetschwunde kann man mit einem solchen Ver­band behandeln, aber bei der Verbrennung ist es etwas Anderes. Da liegt die Gefahr in der Größe der Fläche, in welcher die Haut zerstört ist. Es kann ein Patient nur rot sein und er muß doch sterben, weil die Fläche zu groß ist; ein Anderer dagegen hat eine tiefe Brandwunde z. B. an der Hand, und er stirbt doch nicht. Die Künstler, welche im Kolosseum verunglückten, sind uns alle neun gestorben, obwohl wir uns alle erdenkliche Mühe gegeben haben. Der Herzschlag hat allmählich aufgehört wie bei einer Vergiftung, und da waren Leute dabei, die gar nicht einmal stark verbrannt waren; sie waren nur rot, aber mhr als ein Drittteil der Körperfläche war verbrannt und, wenn das der Fall, ist der Tod unaufhaltsam. Man weiß nicht, warum diese sterben; als wahrscheinliche Ursache wird die Hautausdünstung angesehen. Im Uebrigen darf man auch bei Brandwunden die antiseptischen Mittel an­wenden. Eine der gefährlichsten Verwundungen, welche oft bei Bergpartien vorkommt und welche früher immer einen traurigen Ausgang nahm, ist die Zersplitterung des Knochens neben der Wunde. Diese Art von Kranken ist vor Jahren immer gestorben, wenn nicht eine Aputation vorgenommen wurde, aber jetzt stirbt kein Einziger, wenn er rechtzeitig in die antiseptische Behand­lung kommt. Ist ein Knochen zersplittert und das Fleisch zerrissen und der Verunglückte hat ein solches Verbandzeug, so braucht er nur ein Glas Wasser, um dis paar Pilze zu zerstören. Bindet dann ein Freund die Wunde gut zu und benützt vielleicht Stöcke oder Regenschirme als Schindel, so hat er den Freund gerettet, dem morgen kein Mensch mehr helfen könnte. Der erste Verband ist der wichtigste und deshalb sind auch diese Hausmittel so wertvoll.

Mitgeteilt von dem konzessionierten Bezirksagenten Ernst Schall in Calw: Der Postdampfer .Ems- vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welcher am 28. Oktbr. von Bremen abgegangen war, ist den 6. November, 6 Uhr abends, wohlbehalten in New-Pork angekommen."

Wev vcrfcH

und sicher einen lästigen Schnupfen, Husten und Katarrhe beseitigen will, nehme die nun allerwärts in Anwendung kommenden W. Voß'schen Katarrhpillen. Voß'sche Katarrhpillen sind erhältlich in den Apotheken. Jede ächte Schachtel trägt den Namenszug vr. weä. Wittlinger's.

Amtliche Bekanntmachungen.

Martinsmoos, Gerichtsbezirks Calw.

I. Zwangs-Verkauf.

Das K. Amtsgericht Calw hat unterm 22. Oktober 1885 gegen Johann Georg Keck, Wirt in Martiusmoos, die Zwangsvollstreckung in dessen unbewegliches Vermögen angeordnet, und der Gemeinderat als Vollstreckungs­behörde hat am 31. Oktober 1885 folgende Liegenschaft zum Zmangsverkauf bestimmt:

P.Nr. 128. 34 A 11 qm Wechselfeld in den Buhleräckern,

St.-A. 3 fl. 15 kr. gemderätl. Anschlag 450 137. 31 a 06 qm Wechselfeld daselbst,

St.-A. 2 fl. 14 kt. gemderätl. Anschlag 350 205. 1 b» 36 » 70 qm Wechselfeld, Wiese und Laubholz­

gebüsch, in Mädern,

St.-A. 12 fl. 08 kr. gemderätl. Anschlag 1400

2200 ^

Mit Leibgeding der Gg. Fr. Schaibfle, Bäckers Wwe., belastet.

Die Liegenschaft kommt am

Montag, 7. Aezenrbev 1885, vormittags 10 WHv, auf dem Kiesigen Rathaus im erst e n öffentlichen Aufstreich zum Verkauf, was mit dem Bemerken bekannt gemacht wird, daß als Verwalter Gemeinde­rat Schlecht hier und zur Verkaufskommission der Unterzeichnete und Schult­heiß Gabel hier, und in deren Verhinderung Gemeinderat Hansel­mann hier bestellt ist.

Den 8. November 1885.

Namens des Gemeinderats als Vollstreckungsbehörde:

H.-B. Amtsnotar Dipper.

Revier Hirsau.

8treurei8-VeeHau§.

Donners­tag, den 12. November, vor­mittags 9 Uhr, kommen im Rößle in Ot- tenbronnvom Staatswald Schönbühl 30 Haufen Nadelreisig,

nachmittags 3 Uhr, im Lamm in Oberkollbach vom Staatswald Kohlberg beim Kohl- steigle 17 Flächenlose Nadelreisig mit Stängchen, zum Verkauf.

Revier Liebenzell.

Verkauf von armufbereitetem

Doh nrr- Heilig.

Am Sams­tag, den 14. Nov., morgens 9 Uhr, wird vom StaatSwald Augenbiegel, Markung Mött- lingen, der Anfall des Reinigungs­materials, bestehend in geschätzten 14 Rm. Nadelholzprügeln und 900 Wellen, desgleichen Reisig, in Flächenlosen im Aufstreich verkauft. Zusammenkunft im Augenbiegel.

Steinöeifuhr-- und Jerkleinernngsaccor).

Ueber Beifuhr und Kleinschlagen von 1600 Roßlasten Kalk- und Sand­steinen für sämtliche Hüten des Re­viers findet

Samstag, den 14. November, vormittags 10 Uhr, in der Sonne in Hirsau eine Accordsverhandlung statt.

K. Revieramt.

Privat-Aryeigen.

Erbsen, Ansen, Bohnen,

in gutkochender Qualität, sowie

Kettgkanzwichse

empfiehlt billigst

Rapp, Seiler.