verhaftet und an das K. Amtsgericht eingeliefert. Es erregte dies um so größeres Aufsehen, als Zaiß das Zeugniß eines stillen, unbescholtenen Mannes besitzt und sich allgemeiner Achtung erfreute.
Gmund. Großes Aufsehen erregt die Nachricht von einem in dem hiesigen Silberwaarengeschäft der Gebrüder Deyhle verübten Waarendiebstahl von namhaftem Wertste man spricht von 20,000 M. Eine dnrch die Kg. Staatsanwaltschaft beantragte Hanssnchung soll die gravirendsten Indizien gegen einen seit mehr denn 15 Jahren dem Geschäfte ungehörigen. alles Vertrauen genießenden und sehr gut situirten Beamten ergeben haben. Es soll sich dabei um eine seit Jahren fortgesetzte Veruntreuung handeln. — Nach der ,.W. L." wohnte der Betreffende hier bei seinem verhciratheten Bruder, der für eigene Rechnung in gleicher Branche arbeitet. Bei der Hanssnchung wurden in dessen Wohnung mehrere Kisten Gold- und Schmuckgegenstäude gefunden, die zum Versandt bereit gestellt waren. Der Beschuldigte, der sich iin Aufträge seines Prinzipals vorübergehend in Pforzheim befand, wurde dort durch einen hiesigen Polizeibcamten verhaftet und hierher verbracht. Der ältere Bruder ist flüchtig. 2 Verhaftungen von Arbeitern wurden ebenfalls vorgenommen.
Ebingen. In einer Handwerksburschenher- berge dahier saßen dieser Tage, wie man dem „R. V." erzählt, drei „arme Reuende", zwei von ihnen machten sich über den dritten, bczw. dessen abgerissenen Anzug lustig. der aber meinte, er werde bald andere Kleider haben. Die Zechbrüder begaben sich ins Bett, um bald daraus durch Feuerlärm aus dem süßen Schlummer geweckt zu werden. Aus der Schlafkammer des Gehänselten drangen dichte Rauchwolken, erselbstlag nnbckümmertnackt im Bette, neben sich seine noch glimmendenKleidungsstücke. Demherbeigeeil- ten Wirth gelang es rasch, das Feuer zu ersticken, ohne daß weiter verbrannt wäre, als der Anzug unseres Bruders Straubinger, der ruhig bis zum Morgen weiter schlief und dann richtig neue Kleider erhielt, in welchen er indessen seine „Wanderschaft" nicht fortsetzen durfte: vielmehr wurde er in das Gefängnis; zu Balingen abgeschoben, wo da? Gericht gegen den über 60 Jahre alten Gutedel wohl Untersuchung wegen Brandstiftung eiulciten wird.
Brandfälle: Au: 4. März in Giesenweiler, Gem. Bergatreute, (Waldsee' eip großes Bauernhaus snmmt Scheuer; am 3. März in Hilpertshofen, Gem. Waltershofen, (Läntkirch) ein Wohnhaus sammt Scheuer.
Jsny, 4. März. Gesterü Nacht erfolgte im hiesigen städtischen Spital durch den Ofen ein Einbruch: die Hauptkasse wurde eröffnet und aus derselben ca. 900 Papiergeld und die Coupons von ca. 60000 chl. Obligationen entwendet. Glücklicherweise waren die Obligationen an einem anderen Ort aufbewahrt. Der Dieb muß mit den Verhältnissen des Spitals sehr vertraut gewesen sein, da er die Zeit der Missionsstuude, welcher die Hospitaliten beiwohnen, allem nach zu dem Einbruch gewählt hat; auch andere Zeichen sprechen dafür, daß der Dieb (die Diebel eine genaue Kenntnis; der Lokalitäten u. der anderen Verhältnisse in dem Kassenzimmer gehabt hat. Bis jetzt ist noch kein bestimmter Verdacht vorhanden. (Sch. M.)
München, 5. März. Minister v. Pfretzsch- ner, welcher seit längerer Zeit leidend ist, hat sein Entlassungsgesuch eingereicht, welches der König mittelst allerhöchsten Handschreibens genehmigt hat. Der König übertrug den Vorsitz im Ministerium dem Kultusminister Dr. v. Lutz und ernannte den Legationsrath Baron v. Crailsheim zum Minister des königlichen Hauses und des Aeußern. (St.-A.)
Nürnberg, 3. März. Gestern wurde in Nürnberg wieder einmal auf literarische Erzeugnisse Jagd gemacht, doch gehörte das Wild diesmal nicht der gewöhnlichen Gattung, das in letzter Zeit gejagt wurde, an. Das Objekt bildete eine Broschüre, welche von der hiesigen Brauerzeitung „Die Hopfenlaube" herausgegeben war, innerhalb dreier Monate sechs Auflagen erlebt hatte und nun von einem Nürnberger Geschäftsmanne für würdig befunden worden war, nachgedruckt zu werden. Die Staatsanwaltschaft, von diesem widerrechtlichen Nachdruck in Kenutniß gesetzt, konnte noch über 5000 Exemplare konfisziren.
Regensburg, 4. März. Heute früh ist der Marktflecken Donaustauf am Fuße der Walhalle fast ganz ein Raub der Flammen geworden.
Eine praktische Art, die Güte seiner Waaren zu
zeigen, lial der Hutmacher Rüdinger in Chemnitz. In seinem Schaufenster stehen zwei Hüte, deren einer mit Wasser gefüllt ist, in welchem Goldfische herumschwimmcn, während ein anderer voll Oei ist, auf welchem ein Nachtlicht brennt. Das hcifit auf deutsch: meine Hüte sind öl- und wasserdicht. —
In Rostow a. D. ist kürzlich eiu Mann lebendig begraben worden. Als die Todtengräber an demselben Tage nebenan ein neues Grab machten, hörten sie ein sonderbares Stöhnen, das bei genauerem Anfinerken auS dem frisch ausgeworfenen Grabhügel zu kommen schien. Man begann denselben wieder aufzuwühlen und den Sarg zu öffnen. Der Scheintodte, welcher vorher auf dem Rücken gelegen hatte, lag jetzt auf dem Gesicht, war aber nun end- giltig todt, und die Hilfe war, wenn auch nur um kurze Zeit, so doch immerhin zu spät gekommen.
In Orbis kam ein Kauf zu Stande, der des seltsamen Bezahlungsobjektes halber erwähnt zu werden verdient. Ein dortiger Bewohner verkaufte an einen andern eine Wiese für — tausend Eier. Bedingung bei dem Handel ist, daß keines der sonderbaren Geldstücke beim Vorzählen zerbricht.
In Pyritz und Umgegend brannte eine Scheune nach der andern ab und endlich wurde der Exekutor Dickow als Brandstifter ertappt und nach Stargard tranSPortirt. Ich will alles gestehen, sagte er, ich war der Fenertcufel, bin's aber durch die Kauflente L. und P. geworden: diese haben eine Ziegelei und wenig Absatz für ihre Steine, da haben sie mich als Brandstifter angestiftet. — Die Kauflente sind verhaftet. —
Köln. Seiner Zeit wurde die Feder, mit welcher Bismarck den Frankfurter Frieden unterzeichnet hat, von einem Sammler für eine nicht unbedeutende Geldsumme angekauft. Vor einigen Tagen wurde ein anderes Stück, an welches sich ebenfalls der Name des Reichskanzlers und eine weltgeschichtliche Erinnerung knüpft, von einem hiesigen Bürger erworben. Es ist dies der Stuhl, auf dem Bismarck gesessen, als er mit Napoleon die Unterhandlungen zur Capitulativn von Sedan begann. Der Stuhl, ein unscheinbares, abgenutztes Stück Möbel, zeigt in der Lehne die Namen verschiedener deutscher Krieger, welche damals in dem Hause, wo die Versammlungen gepflogen wurden, anwesend waren. Eine demselben beigegebene Urkunde der königlich preußischen Commandantnr in Sedan verbürgt dessen Echtheit.
Berlin, 5. Mürz. Heute Abend fand ein parlamentarisches Essen beim Reichskanzler statt, bei welchem Fürst Bismarck recht gut aussah und bei bester Laune war. Er bat die Eintretcndcn, alsbald Platz zu nehmen, da ihm längeres Stehen unmöglich sei. „Nun, es ist ja alles sehr glatt gegangen", so begrüßte der Reichskanzler seine Gäste, „es scheint, daß es wirklich besser ist, wenn ich nicht dabei bin und meine Gegenwart reizt und aufregt." Das allgemeine Gespräch hielt sich, wie die Nat.-Zeitung berichtet, von den großen politischen Fragen fern. Nach Tisch unterhielt sich der Reichskanzler eine Zeitlang mit dem Grafen Arnim - Boitzenburg und dann mir den Abgeordneten Wiudthorst und Bcr- nards, um 7Ks Uhr entfernten sich die geladenen Gäste.
(Reichstags Die Debatte über den Untergang des „Großer Kurfürst" beschäftigte vornehmlich das Interesse des Reichstages. Hünels Antrag, den Reichskanzler zu einer genauen Berichterstattung aufzufordern, ward abgelehnt. Admiral Stosch behauptete, die Unglücksfälle in der deutschen Marine seien geringer als in anderen Marinen: deutsche Schiffe legten überall Ehre ein.
Die Quittungssteuer soll erhoben werden von allen Quittungen über 10 Mark und zwar von Quittungen bis 300 Mark 10 Pfg., über 300 Mark 20 Pfg. Der Ertrag beider Stempel-Abgaben wird veranschlagt auf 20 Millionen Mark.
(Eine neue Reichstagswahl.) Die Geschäftsordnungskommission des Reichstags hat vorgestern beschlossen, die Mandate von fünf Reichstagsabgeordneten, welche in Folge der neuen Gerichts- orgonisation Rangerhöhungen erfahren haben, darunter auch dasjenige des Hrn. v. Geß, für erledigt zu erklären. Es steht uns demnach fiir den VI. württ. Wahlkreis eine neue Reichstagswahl bevor. (T. Ehr.)
Von der Ostseeküste, 28. Febr. Es ist in den letzten Tagen von Seiten der obersten Marinebehörde entschieden worden, daß keine weiteren Versuche zur Hebung des bei Fvlkestone versunkenen Panzerschiffes der „Große Kurfürst" mehr angestellt werden sollen, da man sich von der Unmöglichkeit
überzeugt hat, ein so großes und schweres Fahrzeug, wie diese Panzerfrcgatte war, in dem unruhigen und von häufigen Stürmen bewegten Gewässer des englischen Kanals aus der Tiefe an die Oberfläche zu befördern. Da dem Unternehmer des Hebungsversuches, Lcutner, von der deutschen Admiralität die Summe von 1 Mill. Mark nur unter der Erfüllung der glücklichen Hebung des Schiffes bewilligt wurde und er keinen Vorschuß erhalten hatte, so fallen die Kosten der verunglückten Hebungsversuche, welche sich bis jetzt auf etwa 200 000 M. belaufen sollen, lediglich der zu diesem Zweck in London gebildeten Aktiengesellschaft, keineswegs aber der deutschen Flottcn- kasse zur Last. Neuere von der englischen Admiralität angestcllte Ermittelungen habe» ergeben, daß das Wrack des „Großen Kurfürst" in der letzten Zeit noch um 2 Meter tiefer in den weichen Sand des Meerbvdcns hincingesunken ist, in dieser Tiefe der Schifffahrt, selbst der tiefgehendsten Schiffe keine Ge-' fahr mehr bringt und somit auch eine Sprengung, wie solche anfänglich von Seiten Englands im Interesse der sonst gefährdeten Schifffahrt gefordert wurde, unnöthig geworden ist, daher solche auch jetzt unterbleiben wird. Der Ban des nun für immer verlorenen „Großen Kürfürst" hat 4 858 258 -46., die Ausrüstung 357 000 die Maschine und deren Inventar 1 664000 , die Bewaffnung 115 770 ^
gekostet, so daß die Gesamtesten sich auf 7 405 184 v/6. belaufen, welche nun für das Deutsche Reich für immer verloren sind. Ob ein neues Panzerschiff zum Ersatz des verlorenen „Kurfürst" gebaut wird, dürfte wenigstens für die nächsten Jahre wohl noch sehr zweifelhaft sein.
Oesterreich—Ungarn.
Der neue russische Botschafter Herr von Onbril, läßt cs sich mit großem Eifer angelegen sein, die Politik Rußlands zu betonen, das entschlossen sei, an dem Berliner Vertrage festzuhalteu.
Biel Aufsehen macht ein kreisgerichtlicheS Ur- theil, dnrch welches zwei österreichische Hauptlente in Scrajewo, Krajnovic und Hiter und der Oberarzt Dr. Singer des Diebstahls schuldig erkannt und zu je 2 Jahr, 5 Monat und 2 Monat Kerker und Ausstoßung aus dem Militär verurrheilt worden. Ihr Verbrechen besteht darin, daß sie auf der Flucht' befindlichen türkischen Frauen kostbare Teppiche, Schmncksacheu und Goldstickereien abgeuvmmen und für sich behalten haben.
Frankreich.
Paris, 5. März. Die „Lauterue" thcilt mit, der Chef der Sicherheitspolizei, Macc, habe dem verhafteten Hartmann erklärt, man werde genöthigt sein, ihn sofort freizulassen, wenn er sich als Attentäter bekenne, da Frankreich kein Recht habe, ihn wegen politischen Verbrechens in Haft zu behalten; beharre er aber bei seinem Stillschweigen, so bleibe er als des gemeinen Verbrechens verdächtig inhaftirt, bis Aufschlüffe aus Rußland kämen. Daraufhin habe der Verhaftete einen Brief mit der Namensunterschrift Hartmann an die Botschaft gerichtet, in welchem er sich als Attentäter auf das Leben des Czarcn bekannte und Einstellung der Verfolgung verlangte, da er politischer Flüchtling sei. (T. Ehrst
Freycinet wird dem Fürsten Hohenlohe zu Ehren ein großes diplomatisches Diner geben» woran der interimistische Nachfolger, Herr v. Radowitz, Theil nehmen wird. Da Prinz Reuß den Pariser Posten abgelehnt hat, so wird Graf Hatzfeld voraussichtlich Botschafter in Paris werden, sobald Hohenlohe definitiv in die neue Stellung in Berlin eintreten wird.
Der „Temps" läßt sich folgendes ans Berlin, 3. März, telegraphiren: „Man versichert, daß Fürst Bismarck, dessen Gesundheit täglich ernstere Besorgnisse einflößt, bei dem Kaiser darauf besteht, von der unmittelbaren Leitung der Geschäfte entlastet zu werden. Er würde in eiu Provisorium einwilligen, welches noch 3 oder 4 Monate in der bekannten Form dauern wird, und welches gewissermaßen eine Versuchs- und Vorbereitungsperiode darstellen soll; aber nach Ablauf dieser Periode wird der Kanzler auf die Ausübung seiner Funktionen verzichten und nur noch den Titel derselben beibehaltcn. Graf Stolberg würde seine Stelle im preußischen Kabinet einnehmen, und Fürst Hohenlohe würde Stellvertreter des Kanzlers in den Reichsangelegenheiten und im auswärtigen Ministerium. Graf Hatzfeld bliebe in Konstantinopfel, Radowitz in Paris. Nach anderer, aber unwahrscheinlicher Version würde sich Stolberg in's Privatleben zurückziehen, Hatzfeld würde