Braudsälle: Am 1. Mürz in Rvttenburg im Kirchengäßle 1 Wohnhaus: in Winnenden am 1. März das zweistöckige Wohnhaus mit angebanter Scheune des Weingärtners Zais.

Beim K. Landgericht Tübingen haben ans unse­rem Leserkreis als Geschworene für die wchwurgerichtSsi- tznngen des I. Quartals, beginnend am 1. März, zu fnngiren: Schlager, I., Gmdsrath von Bondorf, Secger, M., Bauer von Altenstaigdorf. Unsöld, Jak,, Aiüller von Gültstein und Weik, I., Gmderath von Efsringen.

Von Ellwangen berichtet man derW. L." über folgenden Ranbanfall: Ter 40 Jahre alte Taglöhner Schund von Hüttlingen, Vater von 5 Kindern, wollte zu einem Verwandten nach Berns­bach gehen. Es dämmerte bereits, als ihm in einem Walde in der Nähe von hier zwei HandwerkS- bnrschen begegneten, von welchen ihm der größere sofort zurief, indem er eine Pistole ans der Rocktasche zog: er solle fein Geld hergeben, oder er erschieße ihn. Der Angefallene bat, ihn doch ruhig ziehen zu lassen, er sei selber mittellos, dabei wollte er die auf ihn gerichtete Pistole beiseite drücken. Im gleichen Moment knallte der Schuß und ging dem Aermsten mitten durch die Hand. Der Schwerverwundetc wehrte sich trotzdem gegen den Angreifer, allein der andere Bursche legte nun auch Hand an Schmid, beide Räuber schlugen nun mit Stöcken auf ihn ein, rissen ihm, als er am Boden lag, das wenige Geld anS der Tasche und flüchteten nun eilends. Der so Miß­handelte suchte nun ans dem Walde zu kommen und traf Abends gegen 8 Uhr wieder hier ein, wo er im Krankenhause ärztliche Behandlung fand. Es ist sehr fraglich, ob der Aermste nicht die Hand verliert.

Von Wellendingen schreibt man denR. B.": Wie vorthcilhaft es in, dem Württembergi- schen Kriegerbnnd, der unter dem Protektorat Sr. Mas. des Königs steht, anzugehören, hat eine hiesige Frau erfahren. Dieselbe gerieth durch den Tod ihres Mannes, der Mitglied desKriegerbun­des gewesen, mit ihren 7 unmündigen Kindern in die bitterste Armnth. Der Einsender dieses wandte sich an das Präsidium des Bundes mit einem Gesuch um Unterstützung: die>e konnte jedoch nicht gewährt werden, da bis zur Zeit der Verein noch keine Wittwen- und Waisenkasse hat : das Präsidium er- theilte darum den Rath, sich an die einzelnen Vereine, die der Bund in sich schließt, mit der Bitte um eine Collekte zu wenden und aus diese Weise erhielt die Wittwe die ansehnliche Unterstützung von 643 M. nebst Kleidern, Schuhen :c. im Werthe von 60 UL Eine gleiche Unterstützung erhielten die Wittwen Deeser von Dietstaig bei Nusplingen und Dinkel in Schlaitdorf. Daraus dürste hervorgehen, daß der Beitritt zumKriegerbnnd" sehr im Interesse unbe­mittelter Veteranen gelegen ist. (T. Ehr.)

Die badische 2, Kammer hat das Gesetz über die wissenschasrlicheVorbildungderGeistlichen angenommen.

München, 28. Febr. Gestern Abend ging vor dem oberbayerischen Schwurgerichte die Verhandlung gegen den Doppel-Raubmörder Matthäus Wild von Bernbach in Württemberg zu Ende. Der Angeklagte ist geständig, im September v. Js. seinen Dienstherrn, Lohnkntscher Lindner in Weilheim und dessen Haus­hälterin Ursula Wind mit einer Holzaxt erschlagen und dann bestohlen zu haben: der Angeklagte wurde zur Todesstrafe und in eine Gesammtgefängnißstrafe von 3 Jahren verurtheilt, sowie der bürgerlichen Ehrenrechte verlustig erklärt. ^ (N.-Ztg.)

Würzburg, 25. Febr. Am swnntag Nachts ertappte ein Mezgermeister, als er von der Kneipe heimkam, in seinem verschlossenen Hausgange einen Dieb mit einer Quantität von ca. 10 Pfd. Fleisch. In der Aufregung gab er dem Einbrecher, nachdem er ihm das gestohlene Fleisch wieder abgenommen, eine Tracht Prügel und zerrte ihn an die Gaslaterne, wo sich derselbe als ein ihm persönlich bekannter, unverheiratheter, in den Vierziger Jahren stehender Bürger entpuppte, der seit längeren Jahren einen bedeutenden Möbelhandel mit Möbelverleihanstalt be­trieb und sich in guten Vermögensverhältnissen be­findet. Es wurde gegen denselben wegen Diebstahls­verbrechens strafrechtliche Untersuchung eingeleitet und derselbe gestern verhaftet. Als ansäßiger Bürger und Hausbesitzer wurde er jedoch vom Untersuchungsrichter wieder auf freien Fuß gesetzt. Gestern Abend nun verbrannte der Freigelassene in seinem Keller eine Quantität dort ausgehäufter Gegenstände. Die auf Anzeige der NachbcRn recherchirende Polizei verhinderte die weitere Verbrennung und hielt Haussuchung, wobei sich eine Anzahl von Schlüsseln, Dietrichen,

Sperrhaken, dann eine große Menge der verschieden­artigsten Gegenstände, Schuhwaaren, Kleidungsstücke, Kerzen, Hostien, Altarleuchter, Meßgewänder u. andere Kirchengegenstände, Pretiosen, Uhren, Ringe vorfand, welche von früheren Diebstählen, deren Thäter un- entdeckt blieben, herrührten. Der Mann wurde darauf­hin wieder verhaftet.

Gladbach, 29. Febr. Ein hiesiger Geschäfts­mann meldete bei einem auSgebrochcncn Gante seine Forderung mit 571 ZL 30 Z an und trat dem Konkurse bei. Als dieser durchgesührt war, mußte der genannte Gläubiger zur Deckung der Kosten noch weitere 108 ^ 55 L zahlen. (W. L.)

jDer 100,000. Patient.j Aus Düsseldorf schreibt man derD. Ztg." unterm 25. ds. Mts.: Herr Geh. Sanitätsrath vr. Mooren feierte gestern ein höchst seltenes Fest. Es wurde nämlich, seitdem derselbe prakcizirt, gestern der 100,000. Patient ein­getragen. Dabei ist zu bemerken, daß unter diesen Patienten keiner zweimal in der Liste figurirt. Die­selben setzen sich aus Hilfesuchenden aller 5 Welttheile zusammen: gegenwärtig ist noch ein Afrikaner in Behandlung. Während seiner Praxis vollzog der Herr Geheimrath 16,746 große Operationen, dar­unter allein 3700 Staarvperationcn. Als der 100,000. Patient in das Register eingetrctcn war, ertönten Böllerschüsse, die ganze Ratingerstr. schmückte sich mit Flaggen, und die Nachbarn erschienen zur Gratulation. Von Seiten der Stadt beglückwünschte den Herrn Geheimrath der Herr Oberbürgermeister Becker und Herr Or. Bausch.

Berlin, 27. Febr. Eine freudige Ucber- raschnng wurde dieser Tage einem älteren Fräulein aus altadeliger, aber verarmter Familie zu Thcil. Die Dame hatte im Jahre 1870 dem Vatcrlande ihre Dienste als Kranken-Pflegerin geweiht. Unter ihren vielen Pfleglingen befand sich auch ein junger Offizier, der einzige Sohn begüterter Eltern, welcher in einer der Schlachten an der Loire eine gefährliche Verwundung davongetragen hatte. Nur der hinge- bendsten Pflege von Setten der Dame war es zu danken, daß der Offizier gerettet wurde. Die Eltern desselben wollten die Dame beschenken, doch diese wies jede Belohnung zurück. Vor einigen Tagen erhielt die Dame ein gerichtliches Schreiben, worin ihr die Mittheilüng gemacht wurde, daß der Vater ihres ehemaligen Pfleglings vor mehreren Monaten ge­storben sei und laut Testament, dessen Abschrift der gerichtlichen Verfügung beilag, ihr ein Legat von 15 000 cM ausgesetzt habe. i,W. L.)

Berlin, 28. Febr. Der Kaiser hat gestern Nachmittag den Fürsten Bismarck besucht und mit demselben anderthalb Stunden konferirt. Der Reichs­kanzler ist wegen seines leidenden Zustande» genö- thigt, das Bett zu hüten. sSt.-A.)

Berti», 1. März. (Reichstag. Berathung der M i! i- tärvorlagc.) Der Kriegsminister rechtserttgt die Vortage. Die Regierungen durften nicht dem Zufall überlassen, von den Nachbarmächte» in militärischen Angelegenheiten überflügelt zu werden. Ein Ausgleich mit den Militnreinrichtnngen der Nach­barstaaten sei nothivendig, wenn auch nicht gerade Gründe akuter "Natur dazu drängten. In der Kommission, die das Haus wohl beschließen werde, werde sich Gelegenheit bieten, zu zeigen, daß die neuen Vorschläge so bemessen seien, daß sie persönliche und pekuniäre Lasten in möglichst geringem Maße neu ausbürden. Es sei von besonderer Erheblichkeit, für die im Kriege schnell entstehenden Lücken möglichst in FricdenS- zeiten Sorge zu tragen. Im Kriege biete sich nicht annähernd Zeit dazu. Ein Appell an den Patriotismus des Reichstags sei nicht nöthig. Die Rücksicht aus die Verantwortlichkeit für die Sicherheit des Vaterlandes rechtfertige die Vorlage, die übrigens eine sachliche strenge Prüfung ertragen könne. Graf Moltke erklärt, das Mißtrauen der "Nationen gegen einander werde besser beseitigt durch Verständigung Volt Regierung zu Regierung, als durch die babylonische Verwirrung internatio­naler Verbrüderungs-Parlamente. Alle Regierungen wollen Frieden halten und werden Frieden halten, so lange sie es können. Darum muß man die Regierung stärken und sie nicht betrachten wie eine Art feindliche Macht, welche man nicht genug einschränken kann. Vielmehr sollte man vor Allem die Regierung zu stützen und zu stärken suchen, denn eine schwache Regierung ist ein Unglück für ein Land und eine Gefahr für den Nachbar. Geschichtlich ist das deutsche ja ein neuer Staat in Europa. Alle unsere Nachbarn haben mehr oder weniger den Rücken frei und brauchen nur nach einer Seite Front zu machen. Sie haben einen bedeutenden Thcil ihrer Heeresmacht nahe an unseren Grenzen dislozirt. Unsere Regimenter sind gleichmäßig über das ganze Land vertheilt. Wir brauchen darin keine Absicht zu suchen, aber wir müssen mit diesen Ver­hältnissen rechnen. Rußland hat schon vor dem türkischen Kriege eine erhebliche Erweiterung seiner ohnehin starken Hec- resmacht begonnen und nach dem Frieden durchgeführt. Ruß­land stellt 24 Reserve-Jnfanterie-Divistonen und 24 Reserve- Artillerie-Brigaden neu auf und hat 152 Jnfanteriercgimcnter mit vierten Bataillonen versehen. Frankreich hatte früher 26 Kavallcriebrigaden, jetzt 35. Die Stärke der französischen Ar­mee in ihrer ersten Aufstellung betrug früher 386 000 Mann,

jetzt 650 000. Frankreich hat also seine Armee verdoppelt, wäbrend wir stehen geblieben sind bei Einem Prozent einer antiquirten Volkszählung. Frankreich hat allerdings einschließ­lich der Gensdarmeric, die aber mit zur Armee gehört, einen Präsenzstand von 497 000, wahrend Deutschland bei einer um mehrere Millionen stärkeren Bevölkerung nur 401000 Mann unter den Waffen hält. Die Friedensstärke Rußlands beträgt das Doppelte der unserigen, 800 000 Mann. Die Dauer der Dienstpflicht beträgt in Frankreich 20 Jahre, in Rußland 14, bei uns nur 12. Dabei innthet man uns zu, so großmüthig zu sein, zuerst zu entwaffnen. Hat der deutsche Michel jemals anders daS Schwert gezogen, als um sich seiner Haut zu weh­ren? Wir können uns nicht dagegen verschließen, wenn die Regierung eine mäßige Vermehrung der Friedensstärke vor­schlagt, damit wir nicht ganz hinter unseren Nachbarn zurück - bleiben. Man hat als Anskunftsmittcl ans die zweijährige Dienstzeit hingewiescn, von der man sich national-ökonomische Vorthcile verspricht. Soll die jetzige Kopfstärke sestgehalten werden, so fällt jede Ersparnis; ans, ja cs entstehen sogar Mehrausgaben für Bekleidung, Bewaffnung und Ausrüstung der stärkeren Reserven. Der national-ökonomische Vvrlheil verschwindet ebcniallS, denn cs ist gleichgültig, vb drei arbeits­fähige Männer zwei Jahre, oder zwei arbeitsfähige Männer dreßJahre unter den Waffen gehalten und der Arbeit entzogen werden. Will man einen Jahrgang streichen und die Batail- lvnsstärke ans Zweidrittel rednzireu, dann erzielt inan aller­dings eine Ersparnis;, aber die Armee, welche quantitativ die­selbe bleibt, leidet qualitativ sehr stark. Was unsere Armee hinter den Armeen der Nachbarn znriickbleibt, kann nur durch Tüchtigkeit ausgeglichen werden. In 20 Wochen wird die Er- sntzreserve nicht zu Soldaten ausgebildet, sie kann in feste Kcidres eingereiht werden, aber niemals den Kern derselben bilden. Die Ausbildung und Befestigung der moralischen Ei­genschaften deS Soldaten kann in io kurzer Frist nicht erreicht werden. Unsere Nachbarn im Westen baden sich nicht zur Herabsetzung der Dienstzeit entschließen können und halten 3 Jahre für ungenügend. Jedenfalls könnte man auch keinen ungünstigeren Zeitpunkt für eine solche Herabsetzung answählen. Ich kann es nur aufrichtig beklagen, das; die eiserne Nolh- wendigkeit dazu zwingt, der deutschen Nation neue Opfer ccnf- zntegen. Nur durch Opfer und harte Arbeit sind wir wieder eine Nation geworden. Während deS Verfalles der Kaiser­herrschast mar Deutschland das Kompensationsobjekt für die Streitigkeiten der auswärtigen Mächte. Die Trümmer am "Neckar und am Rhein sind die Denkmäler unserer einstigen Schwäche. Wer möchte vergessen, daß ans Befehl eines Frem­den Deutsche gegen Deutsche gezogen? Wir müssende» Frieden halten und schützen, auch nach Außen, soweit unsere Kraft reicht. Wir werden dabei vielleicht nicht allein stehen. Darin liegt keine Drohung, sondern eine Bürgschaft für friedliche Zu­stände in unserem Welttheile, vorausgesetzt, das; wir stark und gerüstet sind, denn mit schwachen Kräften, mit Armeen aus Kündigung läßt sich dies Ziel nicht erreichen. Buhler, ans seinen Abrüstnugsaittrag znrückkommend, empfiehlt unter gro­ßer Aufmerksamkeit die Einsetzung internationaler Schiedsge­richte. Treck schke entgegnet, daß die Zeit der Entwaffnung erst kommen könne, wenn die fremdcn "Nationen an unsere Kraft glauben, wie sie früher ans unsere Ohnmacht gerechnet. Bismarck's Friedfertigkeit sei notorisch. Der Staatsmann, weicher es verstand, den Zusammenbruch der Türkei ohne eu­ropäischen Krieg vollziehen zu lassen, verdiente das Vertrauen, daß er nicht ohne die zwingendsten Gründe dem Lande neue Miltärlasten anserlegen werde.

Die offizielle Feier des Geburtstages des Kaisers ist, wie aus verschiedenen Verordnungen bereits bekannt ist, der Eharmochc wegen auf Sonn­abend, den 20. März verlegt. Es geschieht dies zum dritten Male; bereits im Jahre 1865 und ebenso im Jahre 1872 wurde der stillen Woche wegen die Ge­burtstagsfeier um einige Tage zurück verlegt.

Die Reichsregiernng wird noch in dieser Ses­sion eine Novelle zur Gewerbeordnung vvrlegen, die über den Gewerbebetrieb im llmhcrziehen Bestimmungen treffen wird.

Der dem Bnndcsrath zngegangene Wnchcrge- setzentwurs enthält 7 Paragraphen, darunter 4 in das Strafgesetzbuch hinter tz. 302 einzuführende neue Artikel. Danach wird Wucher, d. h. Ueberschreiten des üblichen Zinsfußes in auffälligem Maße, mit Gefängnis; bis zu 6 Monaten oder Geldstrafe von 1500 UL, unter erschwerenden Umständen bis zu 1 Jahr Gefängnis; bestraft. Gewerbsmäßiger Wucher wird mit Gefängniß und Geldstrafe bestraft. Ver­trüge, die gegen dieses Gesetz verstoßen, sind nngiltig.

Die Militärvorlage soll, wenn irgend möglich, bis zum 20. März, d. h. bis zu den Osterferien, endgültig erledigt werden. Am 22. März ist bekannt­lich der 83. Geburtstag des Kaisers.

Die gesetzliche Einführrng von Alterversorgungs­und Jnvalidenkassen für Fabrikarbeiter wird in dieser Session noch nicht an den Reichstag gelangen. Der Reichskanzler hat die Regierungen Ungeladen, sich über diese Fragen zu äußern. Antworten liegen bis jetzt erst seitens der kleineren Regierungen vor, zu denen auch die badische gehört. Die von der badi­schen Regierung berufenen Sachverständigen haben sich mit einer einzigen Ausnahme für Zwangskassen ausgesprochen.

Dem deutschen Reiche macht das millionen­weise angehänfte Silbermetall viel Sorge. Dasselbe darf aber nicht geprägt werden, weil das Münzgesetz