Der Gesellschafter.

Amts- md Intelligenz-Blatt für den Oderamts-Bezirk Nagold.

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Donnerstag den 26. Februar

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Male nicht den Teufel an die Wand!

Man ist auf allen Seiten mit einer ganz am Unrechten Orte angebrachten Sorgfalt beflissen, an jedem geringfügigen äußeren Anzeichen so lange zu deuteln und zu wenden, bis das Schreckgespenst ei­nes befürchteten Krieges riesengroß an die Wand gemalt worden ist.

So hat die öffentliche Meinung in aller Stille es fertig gebracht, sich von allen Seiten her von fürchterlichen Gefahren bedroht zu sehen. Das re- vanchcdurstigc Frankreich ist schon eine feststehende Redensart geworden, dem grollenden Rußland wird ein blutgieriger Thatendrang ohne Widerrede in die Schuhe geschoben, selbst auf die in Wien theilwcis herrschenden russcnsreundlichen Stimmungen hin wird Letzteres beargwöhnt und sogar vor dem weitab vom Schuß gelegenen Italien ist jeder echte Politiker sich nicht sicher. Wenn schließlich nicht Dänemark ein gar zu winziges Ländchen wäre, so würde auch auf dieses hin mancher giftige argwöhnische Seitenblick geworfen worden sein.

Wir Deutsche kommen ans die Art gar nicht ans dem Fürchten hinaus und wenn es so noch eine Zeitlang fortgeht, so haben wir bald den Ruf eines Volkes erworben, das ans lauter Hans Hasenfüßen nur zusammengesetzt sein kann!

Die Sachlage ist eine übertriebene und wenn die Thronrede bei Eröffnung des Reichstages nicht oft genug ihre friedlichen Versicherungen wiederholen konnte, so geschah das nur mit Bezug auf die zu hoch geschraubte ängstliche Anspannung der Gemüther.

So oft eine Großmacht ihre Wehrkraft ver­stärkt, kann das nicht ermangeln, die Aufmerksamkeit ihrer Nachbarn besonders auf sich zu ziehen u. eine beunruhigende Lage herbeizuführen. Für unsere Nachbarn kann es nun gerade auch nicht angenehm sein, an ihren Grenzen mächtige Schutz- und Trutz­bündnisse geschlossen und ein mächtiges Reich sich bis an die Zähne rüsten zu sehen, um der Wohlthaten des Friedens sicherer zu sein.

Zwar hat Fürst Bismarck schon bei Gelegen­heit des Berliner Congresses den dort versammelten Vertretern aller europäischen Großmächte in einer Privaterklärung bedeutet, daß die Berliner Regierung ihre Streitkräfte im. Verhältnisse zum Wachsthume der Bevölkerung des Reiches vergrößern wolle, al­lein diese Vorsichtsmaßregel kann den Umstand nicht ausschließen, daß für Diejenigen ein seltener Weizen blüht, welche zu allen Zeiten eine verdächtige Un­ruhe zur Schau tragen und gewohnheitsmäßig lieber im Trüben fischen, als gesunde Vernunftsgründe gelten zu lassen.

Den Schwarzsehern, denen gerade bei solchen Gelegenheiten in den Ereignissen der Geschichte ein großes Feld gegeben ist zur Ausbreitung ihrer un­heilvollen Ideen und unglücklichen Trugschlüsse, ist schwer zu helfen.

Derjenige, welcher die Thatsachen mit vorur- theilsfreiem Blick betrachtet, bedarf nicht der Ver­sicherung von anderer Seite, um an den Frieden zu glauben.

Der Friede drängt sich zur Zeit allen Mäch­ten mit gebieterischer Nothwendigkeit auf. Europa ist allerdings gewaffnet, das war es aber schon seit 1871. Wenn zwei Nachbarstaaten, wie Deutschland und Rußland, den Gipfel der militairischen Vollkom­menheit erreicht hätten und wenn ihre Beziehungen nicht besser wären, als wie sie seit dem Berliner Congresse gewesen sind, so könnte man freilich extreme Entschließungen befürchten; zum Kampfe gehören aber zwei und wir sehen nicht ab, woher ein Streit kom­

men könnte. Vernünftiger Wehe kann man die Berliner Regierung nicht in dem Verdacht haben, mir ihren alten Freunden im Norden Händel zu suchen, und selbst wenn man diese unwahrscheinliche Hypothese zulicße. ist eS noch schwerer, anzunehmeu, daß Rußland in seiner jetzigen Lage auf eine gesuchte Herausforderung eingcheu würde. Wer dieser Re­gierung kriegerische Pläne unterlegt, vergißt, daß ihre finanzielle» und militärischen Mittel es ihr schlechter­dings verbieten, das Loos der Waffen heraus- zuforderu.

Zum Kriege gehören erstens: Geld, zweitens: sehr viel Geld und drittens: zahlreiche trefflich aus­gerüstete und gut eiugeschulte Soldaten, was hin­wiederum aber auch ein heidenmäßiges Geld kostet.

In den russischen Kassen herrscht aber eine fühlbare Knappheit nnd die russischen Truppen gar, obgleich zahlreich wie die Heuschrecken, sind in Bul­garien und Asien mit winzigen, schlecht befehligten und oft verrathenen Gegnern nur mühsam fertig geworden. Wie sollte man nach dieser Erfahrung in St. Petersburg unendlich gewagtere u. gefährli­chere Pläne hegen'? Wenn es also höchst unwahr­scheinlich ist, daß der Frieden vom Norden aus gestört werden sollte, können wir eine andere Quelle der Zwietracht nicht avschen, es sei denn, daß blinde Wuth und kopflose Gedankenlosigkeit einen solchen Krieg auzetteltcn.

Tages-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

, * Nagold, 25. Febr. Der Vortrag von

Hrn. Helfer Ströle am letzen Montag Abend im Gasthaus z. Hirsch über Konradin, den letzten Spröß- ling des schwäb. Kaiserhauses der Hohenstaufen, er­freute sich einer sehr zahlreichen Zuhörerschaft von Herren und Damen. Es kann nicht unsere Aufgabe sein, dem 1 Ls-ständigen, freien Vortrag, den eine edle Sprache mit innigem Gefühl für den unglückli­chen Kaiserjüngling beseelte, wiederzugeben, nur das möchten wir hiebei bemerken, daß geehrter Herr Redner, oder auch andere Kräfte unserer Stadt, noch öfters Gelegenheit nehmen möchte, solchen geist­reichen belehrenden Genuß uns zu verschaffen. Nicht nur das Gefühl des Dankes, auch das der sittlichen patriotischen Hebung, der Erweckung der Vater­landsliebe, die bei uns ja immer so sehr neuer Be­lebung bedürfen, werden lohnende Attribute für der­artige Vorträge sein. Vielleicht gewöhnt sich auch bei öfterer Wiederholung solcher Vorträge ein ge­wisses Publikum daran, nicht erst eine Stunde nach Beginn eines Vortrags, sondern präcise und nicht ruhestörend zu erscheinen, welche eingerisfene Unsitte auch bei den verschiedenen Vereinsversammlungen wahrgenommen wird.

/X Wildberg, 24. Febr. Nachdem am Licht- meßseiertag der Walddorfer Gesangverein uns besucht hat, machte am letzten Sonntag der Liederkranz von Nagold einen Ausflug hieher. Trotz des schlechten Wetters marschirte derselbe mit munterem Gesang die Straße herauf und bereitete uns im Gasthof zur Schwane durch seine schönen Lieder einen recht an­genehmen Nachmittag. Nachdem sich im Hirsch der Verein wieder gesammelt hatte, trat derselbe mit dem 7 Uhr-Zug wieder die Heimreise an. Daß die Sänger recht befriedigt waren und alles in der schönsten Ordnung verlief, davon zeugte der herzliche Abschied am Bahnhof. Möchte der Besuch des Nagolder Vereins das Zeichen des Wiedererwachens unseres Turngesang-Vereins sein, denn die edle Gottesgabe Gesang vereinigt die Menschen zu allem Schönen

und Guten. Wohl finden die Gesangvereine manchen Widerspruch und sind manchem ein Nergeruiß; aber doch wird der Dichter Recht haben, der sagt: Wo Gesang ist, laßt euch ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder.

7^ Altenstaig Stadt, 24. Februar. Das Wildbader Quintett, welches am Freitag hier ga- stirte, fand kein volles Haus. Zahlreicher war die Versammlung am Samstag zur Anhörung eines Vortrags über Neu-Seeland au der Hand inte­ressanter Karten und Bilder, welch' letztere die K. Centralstelle für Gewerbe und Handel als Hilfsmit­tel für öffentliche Vorträge in der Londoner Aus­stellung angekauft und dem h. Gewerbcverein auf dessen Ansuchen bereitwilligst überlassen hatte. Die reichen Mineralschätze Neu-Seelands, die herrlichen dortigen Schweizcrlandschaften, die üppige Fruchtbar­keit und das gesunde, romanische Klima können nns beinahe den Mund wässerig machen, nach diesem schönen Eilande mit seinen trefflichen Seehäfen und jedem Zuhörer wird unwillkürlich der Gedanke auf­gestiegen sein: wie gut wäre cs da wohnen, wenn es eine deutsche Kolonie wäre. Die Hauptver sammlung des h. Liederkranzes am Sonntag war schwach besucht. Die Einnahmen dieses schon im Jahr 1838 gegründeten Gesangvereins betrugen pro 1879 271 ^ 40 L, die Ausgaben (hauptsächlich für neue Noten) 125 FL 33 Der Kassenstand beziffert sich somit auf 146 FL Die heute in Berneck abgehaltene Ausschußsitzung des Schwarz- Wald-Bienenzüchtervereins (verstärkt durch son­stige Bienenfreunde) beschäftigte sich in 1. Linie mit Revision der neuen, vom neugewählten Vorstand des Vereins, H. Hirschwirth Klein aus gearbeiteten Sta­tuten, welche mit wenig Ausnahmen angenommen wurden. Unter den Berathungen über innere Ver­einsgegenstände heben wir hervor: Anschaffung von weiteren Fachschriften, Beiathung des Vereins durch Wanderlehrer und Kosten hiefür , Beschaffung von Geräthschaften, Waben u. s. w. durch den Verein, Ort der nächsten Versammlung. Zum Schluß er­folgte ein kurzer, aber an praktischen Winken reicher Vortrag von einem der 3 Wanderlehrer des Bezirks, H. Henne in Unterjettin gen, über die wichtige Frage der Ueberwinterung der Bienen. Der Redner zeigte sodann noch ein Won ihm selbst konstruirtes Fütte­rungskästchen vor, dessen sinnreiche Einrichtung all­seitig Beifall fand und von Schreiner Hätinger in Unterjettingen ä 40 H zu beziehen ist. Das zum Kästchen gehörige Einftillrohr kann jeder Flaschner mit geringen Kosten Herstellen. Es wehte durchweg ein rühriger, rationeller Geist durch diese Verhand­lungen und man spürte es Vorstand und Mitgliedern an, daß das Wohl des Vereins und der Imker in gute Hände gelegt war und ist.

Altenstaig, den 24. Febr. 1880. Verehrt. Redaktion desGesellschafters" in Nagold ersuche auf Grund des Paragraphen 187 und 188 des Reichsstrafgesetzes die in Nr. 24 d. Bl. enthaltene unwahre Behauptung als sei mein Extrablatt gerade 24 Stunden nach dem Drucke des Gesellschafter gedruckt worden, als Lüge zu berichtigen, da diesem Passus außer allem Zweifel eine Schädigung meines Blattes absichtlich zu Grunde liegt. Achtungsvoll

W. Rieker.

(Der Moniteur von Altenstaig, um mit unseren! Correspondenten zu reden, scheint sehr empfindlich zu fein, daß er in der Nebenbemerkung: sein Extrablatt sei gerade 24 Stunden nach dem Gesellschafter ge­druckt worden, eine Schädigung seines Blattes her­ausfühlen will. Ob gemachte Bemerkung unwahr