dringend erscheinen. Den Wünschen nach möglich­ster Gleichstellung der Vorschriften über die Land­tagswahlen mit denjenigen über die Reichstagswahlen wird durch eine Vorlage Meiner Regierung Rech­nung getragen werden. Ihrer Prüfung werden ferner Gesetzentwürfe unterstellt werden über die Bezirks­und Gemeindeverwaltung, wobei an dem Grund­satz der Selbstverwaltung festgehalten und die staat­liche Aufsicht unter Beachtung der Verschiedenheit der Gemeinden neu geordnet wird, sodann über Acndcrnngen des Bürgcrrechtsgesetzes und über Aufbringung der zur Bestreitung der Gemeinde- und Körperschasrsbedürfnisse erforderlichen Mittel. Entwürfe von Gesetzen über Zwangsenteignung, sowie über Fluß- und Uferbautcn find in Be­handlung. Zur Durchführung der auf dem Wege der kirchlichen Gesetzgebung angebahnten vollständigen Organisation der evangelischen Kirchcnge- meinden wird eine Vorlage an Sie gebracht wer­den. Eine weitere Vorlage wird dazu bestimmt sein, die betreffenden Fragen für die katholische Kirche des Landes zu regeln. Iw Vertrauen auf den pflicht- getreuen patriotischen Sinn der Stände gebe Ich Mich gerne der Hoffnung bin, das; die Arbeit auch dieses beginnenden Landtags mit GvtteS Hilfe zum Wohle deS Landes gereichen werde. I ch erkläre den Landtag für eröffnet.

SNNrgar t, l>, Fedv, t. Schling der K n mine r d e r Abgeordneten. Alterevrüsch-.n Mob! eröffncte die Sitzung. Anwesend sind d Abgeordnete. Tie Kammer schreitet zur Wahl eines Pröswenten. Gewählt wild mit 84 Stimmen der Abgeordnete v. Holder. Dieser danlt mit i'nrzen Worten für das ihn, wiederholt bewiesene Vertrauen nnd nimm! die Wahl an. Znm Vizepräsidenten wird gewählt Regierungspräsident v. Schmandncr mit 7b Ltinunen. Rackste Schling Freitag 10 Uhr: Tagesordnung: Kvinmiwonswahle».

Stuttgart, 5. Febr. Blau unterhält sich lebhaft von einem Falt, der gegenwärtig hier bei Gericht anhängig ist. Ein reicher JSraelitc, dessen Vermögen auf ca. 150000 cM geschätzt wird, ist wegen unterlassener Kapimtverftenerung in Untersu­chung gezogen, und cs müssen alle diejenigen, mit denen er Geld-, bezw. Wuchergeschäfte machte, vor Amt erscheinen, um als Zeugen und Ankläger gegen diesen Biedermann aufzutrelen. (W. L.)

Stuttgart, 5. Febr. Lokomotivführer Kreß von Rottweil verunglückte gestern Nachmittag auf dem Bahnhofe in Böblingen beim Rangierdienst; er siel von der Maschine herab und erlitt dadurch be­deutende Verletzungen am Kopf und am Arm, eine Hand war vollständig gebrochen. (W. L.)

Gestorben: den 4. Febr. zu Cannstatt Oberst a. D. v. Seubert, 55 I. a. (Besonders verdient gemacht hat sich Seubert durch seine muthige uud umsichtige Ausführung der militärischen Expedition im badischen Schwarzwald bei Beginn des franzö­sischen Krieges im Jahre 1870, ans welcher er mit so geringen Streitkräften eine vollständige Täuschung der Franzosen im Elsaß erzielte und jeden etwaigen Versuch zur Uebcrschreitung des Oberrheins znm Voraus vereitelte.

Die Eröffnung der Bahnstrecke Gaildorf Murrhardt ist für 1-April in Aussicht genommen.

Brandfälle: Am 3. Febr. in Hall ein Haus in der Langenstraße nahe an der Kirche; in Calm­bach (Wildbad) am 4. Febr. das größte Haus, wodurch 6 Familien obdachlos geworden sind, 1 Pferd, 3 Kühe, sowie Schweine sind mitverbrannt; am 4. Febr. in Obersontheim die zurPost" ge­hörige Scheuer; am 2. Febr. in Lehningen 6 Gebäude, worunter das Rath- und Schnlhaus; am 2. Febr. in Mössingen (Steinlach) ein Wohnhaus.

Weingarten, 2. Febr. Geboren im März 1780 und gestorben den 2. Febr. 1880: das ist ein langes Leben. Ein solches erreichte, wie man dem N. T." von hier berichtet, die Mutter des im November 1878 verstorbenen Dr. Fischer, die Wittwe eines Schullehrers. Erst seit wenigen Jahren hatten sich bei ihr die Gebrechen des Alters geltend gemacht und sie wurde zuletzt kindisch.

Oberlenningen. 3. Febr. Als eine Selten­heit wird demTeckb." von hier berichtet, daß eine hiesige Frau seit drei Jahren je ein Kind und zwar immer am gleichen Tage geboren, und daß diese Kinder auch stets an ein und demselben Tage', und zwar am Geburtstage des Vaters, getauft wurden.

Ulm, 2. Febr. Die Schwurgerichtsverhand- lungen gegen Jakob Bosch von Asselfingen und die weiteren Beschuldigten endigten heute Abend 7 Uhr mit der Freisprechung sümmtlicher Angeklagten. Von der Argen, 1. Febr. Man schreibt dem

Jpf": Verwichene Woche ereignete sich ein großes Unglück in der Argenmühle. Der Müller und sein Mahlknecht wollten ein Rad vom Eis befreien, als dasselbe plötzlich in Bewegung kam nnd den Müller ergriff. Der brave Mcchlknecht zog seinen Herrn heraus, wurde aber nun selbst vom Rade erfaßt und erdrückt.

Ans der nun vollständig zugefrorcnen Bucht Lindau-Bregenz fand am Montag ein Eisscst mit Maskerade und Feuerwerk statt. Mehrere Tausend bewegten sich auf dieser großen Eisfläche nnd man druckte sogar ans dem blanken Rücken des Scc's eine Jubiläums-Bodensee-Zeitnng".

München, 2. Febr. Seitens der k. Polizei­behörde wurde der mit altem Erfolge aber in neuer Form begonnene Geschäftsbetrieb der Adele Spitz- cd er sistirt. Die von derselben seit Mai v. I. gezahlten Provisivnen uud Zinsen betragen mehrere Tausend Mark. Untersuchung ist im Gange.

Augsburg. In einem hiesigen Handlungs­hause hatte sich ein Lehrling Unredlichkeiten zu Schulden kommen lassen, und als ihn der Prinzipal zur Rede stellte, öffnete der junge Mann seinen Pult, nahm einen dort befindlichen »läufigen Revolver und schoß sich in die Schläfe, so daß er augenblick­lich todt war.

Leipzig, 30. Jan. In der Nähe des Ortes Lindenan hat Oberförster Banmgarren ans Grüna neuerdings Beisuche mit dem von ihm erbauten lenk­baren Flügellustschifs veranstaltet. Am Mvurag reichte die Leistungsfähigkeit der Gasanstalt nicht aus, um den aus Gummituch gefertigten langen Ballon, der 26 Meter Länge und in der Mitte einen Durch­messer von 6 Meter hat und 550 Kubikmeter Gas faßt, zu füllen. Am Dienstag wurde die Fül­lung glücklich beendet und unter Betheiligung eines höheren Offiziers der Flugversuch wirklich ausgesührt. Derselbe soll einen überraschend guten Erfolg gehabt uud vollständig sichere Bewegungen in der Lust, sowohl in senkrechter als wagrechter Richtung vor­wärts nnd rückwärts ergeben haben. Man hofft, mit einem noch besseren Ballon und solider gearbeiteten Mechanismus für die Flügelbcwcgungen die besten Erfolge zu erzielen.

Dortmund, 3. Febr. Kaum hat sich die Erde über den Opfern der Katastrophe auf der sZeche Meißen bei Minden geschlossen, so trifft auch schon wieder die Kunde von einem neuen schrecklichen Gru­benunglück hier ein. Aus der ZecheMont-Cenis" bei Herne sind nämlich heute morgen wieder sieben Bergleute in Folge der Explosion schlagender Wetter verunglückt.

Berlin, 2. Febr. Im Hause des Fürsten Bismarck herrscht lebhafte Besorgnis; um de» erheb­lich erkrankten Enkelsvhn des Fürsten. Der junge Graf Rantzau erhielt gestern Nachmittag in der Wohnung seiner Eltern die Nothtaufe. Es heißt jedoch, das die Lebensgefahr augenblicklich beseitigt sei. (St.-A.)

Berlin, 3. Febr. Gerüchtweise verlautet, die geplante Wehrsteuer werde jedem Dienstfreien, auch wenn körperliche Gebrechen vorliegen, für den Zeit­raum der 12jährigen Dienstzeit eine Jahressteucr vvn seinem Einkommen auferlegen; der Gesammtertrag würde das Mehrerforderniß des Militäretats decken.

Berlin, 4. Febr. Die Abendblätter melden die Beförderung des Cvntreadmirals Bätsch znm Viceadmiral. DerNordd. Allg. Ztg." zufolge ist dem General v. Kirchbach, welcher den erbetenen Abschied erhielt, der Grafentitel verliehen worden.

Berlin. Zum Kapitel von der enormen Höhe der Gerichtskosten enthält das Kl. Journal Notiz von zwei Wohl der Veröffentlichung werthen Füllen. Ein hiesiger Zigarrenfabrikant R. wollte einen Wech­sel über 800 einklagen. Auf seine Klageschrift erhält er nunmehr vor einigen Tagen vom hiesigen Landgericht I- die Aufforderung, die Summe von 300 ^6. gerichtlich für die Kosten zu depvniren. Ein in der Hirtenstraße 18 wohnender Lederhändler S. hatte für 766 ^ Häute nach der Provinz Sachsen verkauft. Da er das Geld dafür nicht er­halten konnte, verklagte er den Käufer. Während die Klage noch schwebte, zahlte Letzterer den Betrag und S. zieht nunmehr die Klage zurück. Wie groß ist aber sein Erstaunen, als er von dem Rechtsan­walt eine Kostenrechnung von 47 ^ 50 ^ erhält.

Wie man hört, hat Graf Paul Hatzfeldt sich jetzt bereit erklärt, den Posten des verstarb. Staats­ministers v. Bülow als Staatssekretär für auswär­

tige Angelegenheiten zu übernehmen, nachdem durch Hilfe seiner Mutter die finanziellen Schwierigkeiten geregelt sind, die cs ihm bisher wünschenswerther erscheinen ließen, als Botschafter fern von der Heimat seinem Vaterlande zu dienen. Graf Hatzfeld zählte zu den diplomatischen Bertrauenspersonen, welche während des deutsch-französischen Krieges den Stab des Reichskanzlers bildeten. Er gehört wie Hr. v. Keudcll, der gegenwärtige deutsche Botschafter in Nom, zu den wohl erprobten Arbeitern des Fürsten Bismarck, von denen derselbe gewiß sein darf, daß sie bestrebt sind, den Intentionen ihres Meisters getreulich nachzukvmmen. Graf Hatzfeld steht zur Zeit im kräftigsten Mamicsalter, er ist 48 Jahre alt, und war, bevor er den Botschafterposten in Kon- siantinvpcl übernahm, Gesandter in Madrid.

Ist der Krieg in Sicht?" so könnte man mit mehr Recht als in; Frühjahr 1875 fragen, wenn die Meldung des ministeriellenStandard" in Lon­don sich bestätigt, daß Rußland mit der Erhöhung seiner Truppen auf den Kricgsstand umgehe. Da die Quelle eine englische ist, dürfte sie nicht ganz rein sein. Man wird jedoch bald sehen, was an der Sache ist. Wir haben ja eine Botschaft mit Militärattache in St. Petersburg und Konsuln im ganzen Czarenreiche, die wohl die Augen offen be­halten werden. L-ollten die Russen wirklich im Ge­heimen rüsten wollen, so dürfte die deutsche Hecres- flnth über sic hcrcinbrechen, bevor sie aus ihren znsammeugcrafften Bataillonen einen Schutzdamm für ihr Land bilden können. Die Nachricht bedarf, wie erwähnt, noch sehr der Bestätigung, aber sie verleiht der Reise des Kronprinzen nach Italien noch einen anderen als einen kirchenpolitischen Hin­tergrund. ES dürfte sich darum handeln, die Süd­grenze deS mit nnS verbündeten Oestrcich gegen einen Angriff derJtalia irredcnta" zu sichern. Daß bei äusseren Verwickelungen ein Waffenstill­stand mit Rom erwünscht wäre, ist nicht zu leug­nen, und so wäre eS nicht unmöglich, daß, wie be­hauptet wird, die bevorstehende Ankunft des Kron­prinzen in Rom gleichzeitig im Quirinal und im Vatikan angezeigt wurde.

Allem Anscheine nach treibt die Oeffcntlichkeit wieder einem neu entstehenden Actienschwindel entge­gen. Es ist darum der Plan aufgeworfen worden, ein Acticiigesctz zu geben, welch' letzteres den erwa­chenden Unternehmungsgeist vvr allzu verwegenen Schritten bewahren soll.

Hamburjg, 2. Febr. Es wird hier augen­blicklich ein neues Leuchtgas,Albo-Carbon-Beleuch­tung", gezeigt, die verdiente Aufmerksamkeit erregt. Das Gas leuchtet fünffach stärker als das gewöhn­liche Gas und ist 50 Prozent billiger. DasAlbo- Carbon" hat hier sofort bei vielen Firmen Eingang gefunden, weil es sich eben durch seine Billigkeit und strahlende Helle auszeichnet.

Frankreich.

Paris, 4. Febr. Bei Argenteuil, in der Nähe vvn Paris, hat in Folge Zusammenstoßes ein Eisenbahmmfall stattgefundcn, durch welchen 7 Menschen getödtct und 20 verwundet wurden. England.

London. Ein Versuch, durch welchen die Leuchtkraft des elektrischen Lichtes festgestellt,werden sollte, ist von gutem Erfolge begleitet gewesen. Das elektrische Licht wurde in einer Glaskugel in bedeu­tende Tiefe hinab gelassen und in einer Entfernung vvn etwa 100 in von der Batterie angesteckt. Das Wasser wurde in weitem Umkreise auf lange Zeit stark erhellt. Man wird jetzt zu ermitteln versuchen, wie weit sich dieses unterseeische Licht als Schutzwehr gegen Torpedos anwenden läßt. (W. L.)

Rußland.

St. Petersburg, 4. Febr. Die Kaiserin ist heute Nachmittag 4 Uhr bei heiterem, mildem Wet­ter wohlbehalten cingetroffen. Der Kaiser und die kaiserliche Familie empfingen die Kaiserin am Bahn­hofe und geleiteten sie nach dem Winterpalais. Die Kaiserin fuhr im geschloffenen zweispännigen Wagen und wurde auf dem Wege durch die mit Flaggen geschmückte Stadt von der dichtgedrängten Menge, welche Spalier bildete, mit begeisterten Zurufen be­grüß^_,_

Kandel L Verkehr,

Mit Rücksicht auf den am IS., 20. und 21. April d. I. in Frankfurt stattfindenden Pferdemarkt wird der Stutt­garter Pfcrdemarkt nicht am 19. und 20., sondern am 26. und 27, April 1880 abgehalten werden.