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! Erschciin wöchentlich 3mal und kostet lie>!bjnhr!ich i hiev lohne TrücMcchn) I 8« ^i, in dem Bezirk ! ^ .«t, nuh'erhnlb des Bezirks 2 40 -4.

Samstag den 31. Januar.

! Jniertionsflebühr für die Ispalli.ze Zeile ans ge­wöhnlicher Schritt bei einmaliger Einrückmig 3 ! bei mehrntaliger je l!

1880.

bis 20. Februar an das Sekretariat der Cencraisielle

Amtliches.

Bekanntmachung der K. Anssichtskominission für die Staatskranken - Anstalten, betreffend die Aufnahme armer Verkrümmter in die orthopädischen Anstalten anf Staatskosten.

In die orthopädischen Anstalten Paulinen- hilfe in Stuttgart, Kinderheilnnstalt des Nack. Dr. Werner in Ludwigsburg und heilgymnastische Anstalt des Noä. Dr. Roth in Stuttgart werden an Verkrümmungen der Glieder, des Halses und der Wirbelsäule leidende nnvermögliche oder minderbemit­telte Personen, welche nicht mit einer anderweitigen körperlichen oder Geisteskrankheit behaftet sind, unter theilwciser Bestreitung der Kosten durch die Staats­kasse ausgenommen. In besonders dringenden Fällen wird die Kostenbestreitung auch ganz anf den Staat übernommen. Hiebei wird bemerkt, daß die in der Dr. Roth'schen Anstalt Anfgenommenen in der Regel nur insolange in derselben bleiben, bis die etwa vor- ,zunehmende Operation oder die Geraderichtunng des verkrümmten Glieds ansgeführt und ein das letz­tere in der richtigen Lage erhaltender Verband an­gelegt ist, woraus, wenn der übrige Zustand des Verkrümmten es erlaubt, dessen temporäre Entlassung nach Hanse erfolgt und derselbe nur von Zeit zu l Zeit, nach 6 bis 10 Wochen, zur Erneuerung des Verbands wieder auf einige Tage und so oft ein­berufen wird, bis die Heilung als vollendet erkannt ist. In den übrigen Anstalten dauert der Aufenthalt ununterbrochen so lange, als es die Kur nothwendig erscheinen läßt. Die Aufnahme in die bczeichneten Anstalten ist durch eine, bei dem betreffenden gemein­schaftlichen Oberamt einzureichende Bittschrift nachzu­suchen und sind derselben Zeugnisse des Oberamts- physikats und des Gemeinderaths nach Maßgabe der Ministerial-Verfügung vom 23. Mai 1834 (Reg.-Bl. S. 391) beizulegen. Bon der in dieser Verfügung unter Ziff. 1 lit. a vorgesehenen Bestimmung, daß der Aufzunehmende das sechste Lebensjahr zurückge­legt haben müsse, wird da Umgang genommen wer­den, wo die frühere Aufnahme nach ärztlichem Er­messen keinen Bedenken unterliegt und m der betreffenden Anstalt Einrichtungen für die Pflege solcher jüngerer Personen bestehen.

Stuttgart, den 20. Januar 1880.

_ Jäger.

" Nagold.

An die Gemeindebehörde«.

Heranbildung brauchbarer Gemeindebaumwärter betr.

Daß der Obstbau ein wichtiger Zweig der land- wirthschaftlichen Produktion ist, dessen Förderung eine hohe vvlkswirthschaftliche Bedeutung hat, bedarf kei­ner weiteren Erörterung.

Unter Hinweisung auf die Bekanntmachung der Centralstelle für die Landwirthschaft in Nr. 4 und 5 des landwirthschaftlichen Wochenblatts, sowie in Nr. 12 des Gesellschafters werden nun die Gemeindebe­hörden dringend ersucht, die Bemühungen der Cent­ralstelle sowie des landwirthschaftlichen Vereins um immer allgemeinere Verbreitung richtiger Kenntnisse in der Erziehung und Behandlung der Obstbäume, sowie um Heranbildung brauchbarer Gcmcindebaum- wärter zu unterstützen und zu diesem Zwecke insbe­sondere geeignete Persönlichkeiten zur Betheiligung an dem Obstbau-Lehrknrs zu veranlassen und nöthi- genfalls denselben Behufs Heranbildung als tüchtige Baumwärter entsprechende Unterhaltungskostenbeiträge aus der Gemeindekasse zu verwilligen.

Gesuche um Zulassung zu dem Unterrichts- Cnrsns über Obstbaumzucht in Hohenheim und an der kgl. Weinbauschule in Weinsberg sind längstens

für die Landwirthschaft in Stuttgart cinzuseaden.

Schließlich wird wiedcrboft aus den im Amts­blatt Nr. 139 von 1879 bekannt gemachten Beschluß des Ausschusses deS landwirthschaftlichen Vereins vom 23. November v. I. aufmerksam gemacht, wonach ans der Vereinskasse größere Prämien bcyuss Heran­bildung junger Männer als Obstbamuwartc, Prämien für Anlegung und ordnungsmäßige Unterhaltung von Obstbanmschiilcil sowie von Bäümgütcru verwilligt werden.

Den 28. Januar 1880.

Vorstand des landw. Bezirks-Vereins:

Obcramkmcmn. Güntne r.

Die Gegenwart- II.

Alles raisonirte noch vor einigen Jahren mit einer stannenswerthen Wuth über die Acticn-Gesell- schaften.

Aber es darf doch auch nicht außer Acht ge­lassen werden, daß die Bildung von Actien-GeselU schäften uns Gebiete erschlossen, die für uns bis dahin nnbetrctbar waren und die Actien-Gesellschaften über­haupt im Großen und Ganzen deshalb zu verurthcilcn, weil manche derselben Unheil augerichtet, ist völlig verkehrt. Es wäre ungefähr dasselbe, wenn man die Erbauung von Eisenbahnen in England um deswillen verurtheiken wollte, weil dieselbe, nachdem George Stevenson mit seiner LocomotiveRocket" zwischen Manchester und Liverpool die bekannten Resultate erzielt, im Parlament nur mit einer Stimme Majo­rität beschloffen ward. Allerdings that der österrei­chische Minister Knebelsberg noch im Jahre 1839 den Ausspruch:wir bauen keine Eisenbahnen", und Niemand glaubte, daß dieselben reussiren würden, weil man hinsichtlich derselben zunächst nur den Personen­verkehr ins Auge gefaßt hatte. Mit den Leistungen der Bahnen ist aber auch das Bedürfniß gestiegen und die Verwendung derselben im Güterverkehr hat gar bald für das Lohnende ihres Betriebes den Be­weis geliefert.

Ein wunder Punkt der neuen Zeit ist ferner, daß ein großer Theil der ehrlichen, fest begründeten Anschauungsweise unserer Altvordern verloren ging, trotzdem können wir uns aber mit Recht fragen, ob wir, was die Börse und ihre Thätigkeit anbelangt, es wirklich mit jenem Giftbaume zu thun haben, von dem Minister Maybach behauptet, das; ihm seine Wurzeln beschnitten werden müßten.

Wenn die Bevölkerung eines Landes wächst, so häufen sich auch die Verbrechen, und es wäre verkehrt, eine Institution für ihre Auswüchse verant­wortlich machen zu wollen. Ueberdies leben wir in der Jetztzeit auch nicht mehr in so kleinen abgeschlos­senen Kreisen wie vordem, wir leben im Gegentheil jetzt gemeinsam mit der ganzen Welt.

Die Presse theilt uns mit. was in aller Herren Länder geschieht und wenn wir durch ihre Vermitt­lung von einer großen Zahl allenthalben begangener Unthaten erfahren, so ist deshalb jene Zahl an und für sich keine größere als früher geworden. Außer­dem muß auch in Berücksichtigung gezogen werden, daß die Lust des Publikums, Berichte über derartige Thaten zu lesen, eine ausgedehntere geworden ist und daß der Zug der Zeit sich an derartige Sachen zu erfreuen nach dem Satze von Angebot und Nachfrage geregelt wird. Wir denken ferner hinsichtlich der Tagesereignisse nicht mehr so sentimental wie unsere Vorfahren und die Abgeschlossenheit im Verkehr hat ebenso aufgehört wie die Abgeschlossenheit der einzel­nen Stände.

Früher blickre der Droguist mir verachtendem Lächeln auf den Matericllwaareuhändlcr herab, weil ans den Dvsen und Büchsen in seinem Verkanfslokale der Name des Inhalts in lateinischer Sprache an­gegeben war, und der Seidenwaarenhändler wollte als Aristokrat beileibe nichts mit dein Strumpfwirker zu thun haben.

Früher war die Waarenkcmmnß des Indivi­duums im Kanfmannsstandc die Hauptsache und jener Markthelfcr ward hochgeschätzt, der die verschiedenen Sorten von Chinarinde, von denen Laie sich nichts träumen ließ, aus den ersten Blick zu unterscheiden vermochte.

Jetzt reist man aber heute in Scidenwaarcn und morgen in Apothekerartikcln, die Zeit hat eben ihre niveÜirende Kraft ansgeübt.

Gelitten unter dieser Kraft mag vielleicht der jüngere kaufmännische Nachwuchs haben, der vor Zeiten im Hause deTPrinzipals anfwuchs, sich Abends durch die Gespräche seiner Vorgesetzten belehren ließ und unter der Obacht des Auges der sättigen Haus­frau seine schlechten Gewohnheiten oblegen lernte. Jetzt aber geht der junge Mann nach gethaner Arbeit und zwar nicht zu seinem Vortheil in die Kneipen und gewöhnt sich dort Eigenlhümlichkeitcn an, die ihm kaum zur Empfehlung gereichen dürsten. Die Ehrlichkeit ist aber trotzdem im Kanssmannsstande nicht verloren gegangen, wenngleich die auf Schädi­gung deS Nächsten abzietendc Reelamesucht ungeahnte Dimensionen angenommen hat. In früheren Zeiten lernte der Handwerkslehrling sämmtliche Handgriffe seines Gewerbes, jetzt aber schiebt der fünfzehnjährige jugcndlliche Arbeiter schon in der gleichen Weise das Holz unter die Hobelmaschine, wie er noch als Mann in reiferen Jahren es thun wird und die Ausdehnung der Verwendung der Maschinen im Gewerbetriebe hat dazu geführt, daß der Arbeitgeber seinen Arbeiter, weil dieser häufig nichts Anderes zu thun hat, als die selbstthätige Maschine zu bedienen, gleichfalls als Maschine betrachtet.

Der Arbeitgeber trügt deshalb auch zum gro­ßen Theile die Schuld an der stattgehabten Ausbrei­tung der Sozialdemokratie, denn viele der Forderungen dieser letzteren sind durchaus berechtigter Art und nur die Nichtgewährung derselben hat zu den jetzigen Zu­ständen geführt.

Die französische Revolution des Jahres 1789 hat zur Schaffung des dritten Standes geführt, jetzt schon sehen wir uns aber bereits einem vierten Stande gegenüber und im Kampfe um die Existenz, welche letztere nicht wie vielfach irrthümlich angenom­men wird, jedem Wesen seitens der Natur durch sein Vorhandensein garantirt wird, dürften wir uns bald aus das Auftauchen der Forderungen eines fünften und sechsten Standes gefaßt machen. Die ganze Richtung der Jetztzeit steuert auf die unverhüllteste Nüchternheit zu.

Tages-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

7-t Alten staig Stadt, 29. Jan. Das ge­stern zur Heizbarmachung der Kirche im Traubensaale abgehaltene Konzert bereitete seinen Zuhörern einen hohen musikalischen Genuß. In Hrn. Hofmusiker Klein ans Stuttgart lernten wir einen Künstler kennen, der in der That ein Meister aus seiner Viola ist. Wir wissen nicht, sollen wir mehr die Eleganz des Striches oder die wundervolle Reinheit und Zartheit der Töne, wie Letztere als Perle in der Elegie v. E. zum Ansdruck kam, mehr die vollendete Technik oder das musikalisch durchgebildete Gefühl i des Künstlers nebst seiner klassischen Ruhe wie sein