vorgebrachte Behauptung in Berlin bestritten, und noch angeführt, daß Rußland an Preußen freiwillig das Anerbieten gestellt habe (1864) einen Theil sei­nes polnischen Besitzstandes abzutreten. Wahrschein­lich sollte Preußen dafür seine Unterstützung im Krim­kriege zu Gunsten Rußlands gegenleisten. Fürst Gortschakoff scheint offenbar die Niederlage nicht ver­schmerzen zu können, die er in der öffentlichen Mei­nung erlitt, als er bei seinem Liebeswerben um das französische Bündnis; in lingi-ami ertappt wurde. Es ist nur gut, daß der jüngste Schachzug so schlecht eingefädelt war, daß die Unwahrheit desselben sofort zu Tage trat.

Landet L Werkehr.

(Preise der Lebensbedürfnisse in Stuttgart auf dem Wochciimarkt vom 3. Jan.) 1 Kilo süße Butter 2,

1 Kilo saure Butter 1.80, 1 Kilo Rindschmalz 7K 2,40,

1 Kilo Schweineschmalz ^ 1.20, 10 frische Eier 70 4, 10 Kalkeier 00 -4, 50 Kilo neue Kartoffeln 4.30, flg Kilo Mast­ochsenfleisch 70 4, *1, Kilo Schweinefleisch 60 4 , fl» Kilo Kalb­fleisch 50 4. flz Kilo Rindfleisch 56 4, flz Kilo Hammelfleisch 60 4 , 1 Kilo Weißbrot, 30 4 , 1 Kilo Schwarzbrot, 28 4 , 1 Kilo Hansbrod 22 4, 1 Paar Wecken wiegen 100 Gramm. 50 Kilo Heu 3.50-3,80, 50 Kilo Stroh 2,50-2,80,

1 R.-M. Buchenholz .«13, I R.-M. Birkenholz .« 11, 1 R.-M. Tannenholz .« 9,50. F-leischp reise in der Markt­halle: Rindfleisch 46 4 , Schweinefleisch 50 4, Kalbfleisch 48 4 , Hammelfleisch 45 4 je Pr. fl, Kilo.

Eßlingen, 1. Jan. Nachdem die hiesige Maschinen­fabrik in der letzten Zeit verschiedene Bestellungen (von Würt­temberg 150 Güterwagen, von Italien und der Schweiz 10 Loksmvtiven und 20 Personenwagen) erhalten batte, ging in den letzten Tagen des verflossenen Jahres eine Bestellung von Rußland ans 14 Lokomotiven ein, wodurch cs möglich wird, den größten Theil der über 500 beurlaubten Arbeiter zu be­schäftigen. Ans diese Weise wird der Stadt wenigstens ein Theil der ihr obliegenden Unterstützung abgenommen, beziehungs­weise vermindert.

Der gebesserte Werörecher.

(Aus dem Englischen.)

1 .

Es war am Abend des ll. Lept. 1847; die blutige Schlacht von Molina det Rey war vor weni­gen Tagen von der siegreichen amerikanischen Armee geschlagen und Saute Anna, der Heerführer der me­xikanischen Trnppen, hatte seine ganze ihm gebliebene Stärke in Chapultepec, dem letzten Schutz des Lan­des, zusammengezogen und mit der ihm eigenthümlichen Hartnäckigkeit alle angebotenen Unterhandlungen zu- rückgewieseu, um hier einen letzten verzweifelten Kampf zu bestehen.

Das amerikanische Heer hatte sein Lager um Chapultepec aufgeschlageu uuo sah trotz der blutigen Schlacht, welche es vor noch nicht fünf Tagen den Mexikanern geliefert, begierig einem Sturm auf das stark befestigte Chapultepec entgegen, um über seine gestürmten Mauern siegreich in die Hauptstadt Mexsi ko's eiuziehen zu können. Die großen Strapazen, die vielen Entbehrungen und die fortwährenden Gefechte hatten die tapfern Truppen, welche unter General Scott's Kommando versammelt waren, nicht entmu- thigt; ihr siegreiches Fortschreiten und die Hoffnung, dem Feinde bald den letzten Schlag zu versetzen, hielt sie in der freudigen Stimmung, welche einem siegrei­chen Heere immer neuen Muth und größere Stärke verleiht. Doch herrschte unter den amerikanischen Truppen am Abend des 11. Septbr. die ernste, fast schwüle Stimmung, welche am Vorabend eines großen gefährlichen Unternehmens auf dem Lager selbst des tapfersten Heeres ruht.

Morgen sollte gestürmt werden; der Befehl da­zu war den Stabsoffizieren ertheilt und, wenn auch den Truppen geheim gehalten, war es ihnen doch kein Geheimnis; mehr, denn alle die Vorbereitungen, die geübten Truppen eine bestimmte Vorbedeutung zu einem bedeutenden Unternehmen sind, waren an diesem Abend nicht ausgeblieben. Die reichlicher vertheilten Rationen, sowie der besonders ertheilte Befehl, die Waffen in Stand zu setzen und die einzelnen Abthei­lungen streng innerhalb der Grenzen ihrer Stationen zu halten, gaben dem Soldaten sowohl wie dem Of­fizier die Gewißheit, daß etwas Besonderes in Aus­sicht sei, und was konnte dies anderes sein, als ein Sturm auf Chapultepec.

Stille lagerte über dem Lager, es war die L-tille, die aus dem Ernst entspringt, welcher den Tapfern beschleicht, wenn er muthig dem Tode entgegen gehen will. Um die Feuer der Bioouacs der vorgeschobenen Wachtposten lagen die tapfern Männer im leisen Ge­spräch über Zukunft und Vergangenheit; die Zukunft sollte Manchem in wenig Stunden das Ziel seiner Erdenlaufbahn stecken, die Vergangenheit war ihm des­

halb eine um so liebere Unterhaltung: die Vergangen­heit mit all' ihren Leiden und Freuden, mit all' ihren lieben Erinnerungen, denn selbst überstandenes Leiden bringt dem Muthigen eine freundliche Erinnerung.

Die amerikanische Armee, welche sich so großen Ruhm im mexikanischen Feldzug erwarb, war bunt zusammengesetzt aus Söhnen fast aller Nationen. Amerikaner, Deutsche und Irländer bildeten die Haupt- bestandtheile des Heeres; doch fast jede Nation der alten und neuen Welt war darin vertreten.

Eine Compagnie des fünften Regiments hielt ihr Bivouac in einem kleinen Gehölz, etwa eine halbe Meile von den äußersten Vorwerken Chapultepec's entfernt. Sie hatte die Wache für das Regiment, welches in und uni das Wäldchen lagerte. Die ein­zelnen Wachtposten lagerten nm ihre Feuer iu Unter­haltung, die mir durch die regelmäßige Ablösung oder durch Patrouillen gestört wurde. Nur wenige der Männer sah man schlafen, fast alle wachten; die Ge­danken an den folgenden Tag waren zu aufregend, als daß sie ihnen Ruhe zum Schlaf ließen.

An einem dieser Wachtfeuer saßen, etwas ent­fernt von ihren Kameraden, zwei Männer in einem ernsten Gespräch vertieft; man sah es an den Abzei­chen ihrer Uniformen, daß sie zu den Graduirten ge­hörten. Der eine trug den langschößigen Rock eines Offiziers, der andere die Streifen eines Sergeanten. Trotz des Rangunterschiedes schienen die beiden Män­ner nicht nur gute Kameraden, sondern auch intime Freunde zu sein. Sergeant Charles hatte den Rücken an den dicken Stamm eines gewaltigen Eichbaums gelehnt; Lieutenant Müller lag halb in dessen Schooß und stützte sein Haupt gegen die starke Brust dessel­ben. Es herrschte überhaupt nicht jener grelle Unter­schied zwischen Offizier und Gemeinen in der ameri­kanischen Armee während des Krieges, welcher die europäischen Armeen der meisten Länder characterisirt; die amerikanische Armee hat keinen Adel und die Of­fiziere derselben waren derzeit nicht durch Einfluß und Geld, sondern durch Talent und Bravour zu ihren Posten gelangt.

Du hast recht Müller, antwortete Charles nach einer Pause auf eine Bemerkung des Lieutenants. Du hast recht, nach solchen Erfahrungen mag Deine Lust zum Leben wohl nicht groß sein können. Aus dem Vaterland vertrieben, keine Hoffnung zur Rück­kehr, Vater, Mutter, Weib und Kind todt, dem Elend erlegen, welches ein Tyrann über eine Familie brachte, dessen Sohn cs wagte, frei zu sein. Du hast recht, Müller, Dein Leben bietet wenig Aussicht und jede freundliche Erinnerung an einzelne glückliche Momente in Deiner Vergangenheit muß Dir durch die Gedan­ken an den traurigen Verlust derer, die Dich liebten, verbittert werden. Mit mir ist es anders, ich hoffe zu leben, recht lange zu leben.

Du hängst mit solcher Lust am Leben und schlos­sest Dich freiwillig an ein Unternehmen an, welches so Vielen das Leben nahm und noch nehmen wird, ja Du setzst Dich muthig den größten Gefahren aus und wagst tollkühn Dein Leben. Wahrhaftig, ich verstehe Dich nicht mit Deiner Lebenslust.

Ich habe gut zu machen, Müller, viel gut zu machen, und muß streben, mir ein Ansehn und eine Stellung im Leben zu erwerben, die mich in den Stand setzt, das vergessen zu machen, wozu mich schlechte Erziehung, Leichtsinn und Uebermuth verleitete.

Ich kann über Dein vergangenes Leben nicht urtheilen, da Du es mir wie jedem Kameraden ver­borgen hast; doch kann ich nach Deinem Auftreten unter uns nicht glauben, daß Du je zu einem Ver­brechen fähig gewesen. Du bist ein guter und tapfe­rer Soldat, ein aufopfernder braver Kamerad, was konnte Dir so schwer auf dem Herzen liegen?

Als Du Dich gleich nach der Einnahme von Vera Cruz in die Liste unserer Compagnie als Ge­meiner einzeichnen ließest und nur den Namen Charles (denn Du mußt noch einen andern haben) angabst, und so verschlossen über Deine Heimath, Deinen Stand und Deine Vergangenheit warst, bliebst Du Deinen neuen Gefährten ein Räthsel; doch stiegst Du bald in ihrer Achtung und Liebe, und keiner von ihnen benei­dete Dich wegen Deines auffallend schnellen Avance­ments. Trotz dieser Anerkennung, trotz Deines Glü­ckes und Deiner Lust am Leben, die Du nie zeigst, doch so oft anssprichst, scheint Dich ein Geheimnis; zu drücken, dessen Last durch einen treuen Freund, deren Du mehrere hast, bedeutend erleichtert werden würde.

Charles schwieg, und Müller fuhr nach einigen starken Zügen aus seiner schönen Feldpfeise fort:

Ich denke, Charles, ich kann Ansprüche darauf machen, Dein Freund zu heißen; Du Haft mir das Leben gerettet und obgleich mir am Lebe» wenig liegt, bin ich Dir 1>och herzlich dankbar. Du kennst alle meine Geheimnisse, mein ganzes Leben liegt vor Dir mit all' seinen Leiden und Kämpfen; es hat mich er­leichtert, sie Dir mitzutheilen, und ich denke, Du hast, nachdem Du mich so in allen meinen Handlungen kennen gelernt, keine Ursache, mir weniger zu vertrauen oder mich weniger zu achten. Weshalb bist Du gegen Deinen Freund so verschlossen, Charles, fuhr Müller fort, sich aufrichtend und seinem Freunde in's Auge sehend. Doch was fehlt Dir, Du bist blaß geworden, ist Dir nicht wohl, oder ist Dir meine Bitte unlieb? Da will ich lieber nicht weiter in Dich drin­gen, mir Dein Geheimniß mitzutheilen. Ich fragte auch nicht ans Neugier, sondern ausschließlich zu Dei­nem eigenen Besten; doch wer weiß, ob ich morgen noch lebe und Du würdest in mir nicht lange einen theilnehmden Tröster finden.

(Fortsetzung folgt.)

Allerlei.

Winterkälte und Revolution in Paris. Wiederholt hat man zu Paris in diesen Wochen verschiedener kalter Winter aus dem Ende des vor. Jahrhunderts gedacht, und dabei wohl auch der Be­deutung sich erinnert, welche diese Kältegrade für die politischen Verhältnisse, für Aufgang und Niedergang der Revolution gehabt haben. Denn wie die sen­gende Glut des Sommers manchen verbrecherischen Plan in den Köpfen ausbrütet und die Leidenschaften zu wilder Hitze entflammt, so kann auch der Winter, wenn er die Natur in seine eisigen Bande schlägt, eben damit im Menschen die Wuth der Verzweiflung entfesseln. Der Winter 1788/89 war der kälteste, den man in Paris seit 1709 erlebt hatte. - Die Seine fror zwischen Paris und Havre zu, und das Ther­mometer siel auf 18°/4° unter Null. War die vor­ausgehende Ernte schlecht ausgefallen, so schädigte dieser Winter auch die kommende.Eine starke Theu- rung stellte jedem Konspiranten verzweifelte und schlagfertige Massen zur Verfügung," sagt unser Ge­schichtsschreiber der Revolutionszeit, und Taine nennt in seiner Art zwei Ursachen, welche die Empörung zunächst hervorgerufen haben: die von Monat zu Monat wachsende Hungersnoth, und die durch die Bewegung der Geister erweckte Hoffnung; der Som­mer brachte den Ausbruch und Sieg der Revolution, die aber in den Jahren schrankenloser Herrschaft statt ihre hochtönenden Versprechungen einzulösen, in ih­ren wüsten Orgien und verkehrten Maßregeln nur eine Zeit furchtbaren Drucks und Elends heraus­führte. In dem ungewöhnlich harten Winter 1794 auf 1795, wo die Kälte längere Zeit auf 18° (11° über dem durchschnittlichen Maximum) stieg, erreichte der Nothstand eine grausige Höhe. Schon seit 2 Jahren hatte Paris mit Lebensmittel und Brenn­material von einem Tag zum andern gelebt. Nun wurden die Bäckerladen in den kalten Nächten schon von 2 Uhr an durch ganze Menschenmassen belagert, um wenige Unzen von dem ecklen Brod zu erhalten, dessen Genuß Unwohlsein verursachte. Das Pfund Fleisch stieg in zwei Monaten von 24 Sous ans 3 Livres, die halbe Klafter von 25 auf 400500 Livres. Gendarmen und Nationalgarden plünderten im Verein mit dem Pöbel die spärlich einlaufenden Holz- und Kohlenschiffe, die Armen zersägten ihre Holzbettstellen, die öffentlichen Brunnen waren zu­gefroren. Das souveräne Volk sah sich darauf an­gewiesen, zu hungern und zu frieren, Und daneben in schneidendem Kontrast bei den Reichen eine wilde Hast des Genusses, in den Salons und auf den Bällen ein Taumel gieriger Ausschweifung, um dem Augenblick abzugewinnen, was man konnte. Bald war das Maß voll, das Ende dieser Zustände hat nicht ausbleiben können.

Der BerlinerUlk" richtet an das neue Jahr 1880 fol­gende Wünsche:

O nen emporgestiegenes Schall-Jahr,

Sei für Europa kein Gewalt-Jahr.

Sei für den Frieden ein Erhalt-Jahr,

Für die Parteien kein Zcrfpalt-Jahr.

Für Stöcker's Hetze sei ein Halt-Jahr,

Für Treitschke's Sätze ein Veralt-Jahr.

Ein spanisches Sprichwort. Wer Reichthnm verliert, verliert viel; wer einen Freund verlieet, verliert mehr; aber wer den Mnth verliert, der verliert Alles. Also nur i mmer den Kopf nicht verloren!

Auflösung des Räthsels in Nro. 2:

Briefträger."