hier ein Arbeiter am Hungertyphus gestorben. Derselbe war kein sechtender Handwerksbursche, welcher auf den Landstraßen umhcrzieht, sondern ein hier ansässiger verheiratheter Mann, welcher ein Weib und 2 Kinder zurückläßt. Der Mann scheint schon längere Zeit arbeitslos gewesen zu sein und furcht­bare Noch gelitten zu haben, denn er stürzte aus der neuen Promenade anS Entkräftung zu Boden und starb kurz daraus.

Leipzig. 12. Aug. Der Neichstagsabgeordnete Bebel ist für Sauberkeit der Ausführung in Drechsler- Arbeiten von der Prüfungskommission der hiesigen Kunstgewerbe-Aiisstellung prämiirt worden.

Berlin, 12. Aug. Der Leitartikel des Mor­genblattes der Nordd. Mg. Ztg., welcher gegenüber den Hetzereien der russischen Zeitungen unumwunden hervvrhcbt, das; Rußland das, was es auf dem Ber- lnrer Kongreß erlangte, Deutschland verdanke, wird sehr bemerkt.

Berlin, 13. Aug. Die königlichen Regierungen haben Neuwahlen zum Landtage so vorzubereiten, daß sie gegen Ende September vorgenommen wer­den können.

Prinz Waldemar ist zum Secondelieutenant des Offizierkorps der Marine ernannt und zum Dienste auf der CorvetteDagmar" evmmandirt worden. Es ist hierbei ausdrücklich Seitens des Königs ver­fügt worden, daß der Prinz, falls er am Bord der Marineschiffe Dienste thut, hinsichtlich des Eeremvniells nach seiner Charge und nicht als Mitglied des kön. Dauses oder als Ritter des Elephantenvrdens zu betrachten ist.

Graf Herbert Bismarck hat den Borstand des konservativen Vereins in Lauenburg erklärt, er würde eine Wahl zum Reichstage nicht annehmeu und bäte deshalb, von seiner Kandidatur gänzlich ab­zusehen.

Der preußische Justizminister Dr. Levnhardt beabsichtigt, nach dem Inkrafttreten der Reichsjustiz- gesetze seinen Abschied zu nehmen. Dr. Leonhardt, der seit dem 5. .Dezember 1867, also seit fast zwölf Jahren, an der Spitze der preußischen Justizverwal­tung steht, hat in dieser Zeit die großen organisato­rischen Arbeiten geleitet, welche jetzt die Probe der Praxis bestehe,; solle,;. Begreiflicherweise ist inan sehr gespannt, wer unter den obwaltenden Verhält­nissen sein Nachfolger sti» wird. Vorläufig scheint der Unterstaatssekretär in; Justizministerium, Dr. v. Schelling. an; meisten Aussicht zu haben.

Bei der augenblicklich herrschenden Windstille im politischen Leben werden sich die in den Redac- tioncn der Zeitungen thronenden Geister wohl mit besonderer Vorliebe und gemächlichen; Behagen über die Zwcikaiscrzusammenknnft ansbreiten. Die Lon­doner Journale, Allen vvran die Times, bringen be­reits kilometcrlange Leitarkikel und die Deutsche groß­städtische Pressen schreibten sie ab. Die Artikel sind übrigens von bester Absicht erfüllt. Das freundschaft­liche Verhältnis; der beiden deutschen Kaiser ist sicherlich von so wohlrhnendem Eindruck, daß selbst das knöcherne Herz des hartgesottensten Pessimisten sich sympathisch berührt fühlt. Deutschland hat ja seit den Erfolgen des Jahres 66 keine höhere Interessen mehr als die: in Oesterreich einen mäch­tigen und starken Brudcrstaat sich zu erhalten. Beide Reiche vereint mit ihrer Heeresmacht von 3 Mill. der bestgeschulten Soldaten Europas bieten eine Bürgschaft für den Frieden, wie sie nach menschlichem Ermessen nicht besser, nicht unantastbarer ersonnen werden kann. Mag es darüber gerne in; heiligen russ. Reiche ein wenig wetterleuchten.

Hamburg, 8. Aug. Gestern wurde ein Rie­senwerk. der Durchstich der Norder-Elbe an der sog. Kaltenhofs vollendet. Es wird hierdurch die Elbschifffahrt ganz wesentlich abgekürzt, und hat der neue Kanal eine Arbeit von 4 Jahren erfordert, die Kosten belaufen sich nach Millionen. Der Kanal hat eine Länge von 2300 Meter und eine Breite von 230 Meter. Abgesehen von der Abkürzung wird mit dem Kanal auch noch eine Verstärkung der Strömung bezweckt, damit Sandablagerungen in der Unterelbe vermieden werden.

OesterreichUngarn.

Wien, 13. Aug. DieWienerZtg." veröffent­licht ein Handschreiben des Kaisers an die Minister Stremayr und Graf Taaffe ä. cl. München, 10. August, wodurch der Kaiser die am 11. Juli erbetene Amtsentlassung des cisleithanischen Gesammtministe- riums annimmt und den Grafen Taaffe mit der

Bildung eines neuen Ministeriums beauftragt, auch dessen Anträgen demnächst entgegensicht.

Gastein, 12. Aug. Kaiser Wilhelm ist heute Nachmittag um 2 Uhr abgereist. Vor und auf der Treppe des Badeschlosses bildeten zahlreiche Kurgäste Spalier. Die deutfcheu Kurgäste trugen Kornblumen. Als der Kaiser auf der Treppe erschien, spielte die KurkapelleHeil Dir im Siegerkranz". Die Kur­gäste brachten enthusiastische Hochs aus den Kaiser aus, welcher sich grüßend nach allen Seiten verneigte und von vielen Damen Kornblumenbouguets eutgegen- nahm. Der Kaiser sprach dein Bürgermeister Gruber seine Befriedigung über den ihm in Gasten; bereiteten Aufenthalt aus. Es sei ihm hier besondere Freude zu Theil geworden, mit dem Kaiser von Oesterreich, seinem lieben Neffen, zusammenzutreffcu. Schließlich bemerkte der Kaiser, daß ihm die Kur außerordentlich gut bekommen sei, verabschiedete sich in huldvollster Weise und bestieg hierauf unter fortdauerndem Hoch­rufen den vierspännigen Wagen. Der Kaiser spen­dete 500 Gulden für das Armenspital in Gastein.

Prag, 14. Aug. Wieder einmal Mimsterwech- sel, wobei Gras Taaffe zum Ministerpräsidenten er­nannt worden. Sämmtliche czechische Blätter betrach­teten den Cabinetswechsel als ein Zeichen der erziel­ten Verständigung, welche den Eintritt der czechische,; Abgeordneten in den Reichsrath verbürge.

Wieliezka, 12. Aug. In Folge einer erneuer­ten Wassercruption in den Salinen ist der N. Fr. Pr. zufolge heute um 5 Uhr morgens die Erdober­fläche an mehreren Punkten wie auch eine Reihe von Häusern geborsten. ES herrscht große Panik, man befürchtet die schrecklichste Katastrophe: sämmtliche Häuser des gefährdeten Stadttheiles, darunter das Postamt, sind geräumt.

Wenn es wahr, daß Graf Audrassy um seinen Abschied gebeten hat, so hat dieses Ereig­nis; auch für Deutschland eine schwerwiegende Be­deutung. Der Rücktritt des Grafen Audrassy wird von einem vollständigen Wechsel in der Regierung begleitet sein- seine Person hat sehr oft alleine die vielen deutschfeindlichen Einflüsse, welche in Oestrcich herrschen, mir mächtiger Hand niederzuhalten gewußt wer weiß, mit welch doppelter Kühnheit diese rcichsfeindliche Cainarilla an; Wiener Hof künftighin achtreren wird? Es mag ja sein, daß Graf Audrassy seinen Abschied eingereicht, um auf die chm über den Kopf wachsenden Gegenströinler einen Druck auszu­üben möglich aber auch ist es, daß diese Drohung ihren Eindruck verliert und ihn selbst zu Falle bringt. Wir aber in Deutschland haben den wahrscheinlichen Sieg der Hof- und Militärpartei am Wiener Hofe mit wachsamen Augen zu verfolgen - Graf Audrassy hat sich während seiner langen und ruhnresreichen Laufbahn als' ein wahrer Freund Deutschlands be­wiesen, wer aber kann wissen, weß Geistes Kind sein Nachfolger sein wird?

In Oestrcich ist man gesonnen , die Zollvcr- handlungen mit Deutschland so bald wie möglich aufznnehmen. Es wird dvrtselbst große Vorsicht genommen, jeden Schein zu vermeiden, der sich auf die Absicht eines mißliebigen Vorgehens gegen Deutschland deuten ließe. Oestrcich ist bestrebt, ein­zelne 'Milderungen desZolltarifsir; wechselseitigcnZuge- ständnissen einzutauschen, jedenfalls sollen die Zollver­handlungen zu einem baldmöglichen Ende geführtwcrden.

Italic».

Rom, 13. Ang. Nachdem durch den neuen deutschen Zoll-Tarif, insbesondere die Einfuhrzölle aus Erzeugnisse des Ackerbaues, welche einen Haupt­artikel des italienischen Exports bilden, erhöht worden sind, hat die Regierung, da der italienisch - deutsche Handelsvertrag Ende des Jahres ablüuft, Unterhand­lungen mit Deutschland behufs eventueller Erlangung von Concessionen eingeleitet.

Schweiz.

Genf, 8. Aug. Der Diamantcnherzvg hat be­kanntlich der Stadt Genf 24 Millionen Frcs. hinter­lassen, mit der Bedingung, daß ihm die lachende Er­bin ein Grabdenkmal nach dem Muster jenes der Sca- liger von Verona setze. Dies Denkmal ist heute fertig und wird am 15. September feierlich enthüllt wer­den. Bei Barbedienne wurde die große Reiterstatuc, welche das Denkmal krönt, gegossen, der Pariser Bild­hauer Cain hat den Herzog in vollem Ornat eines Regenten dargestellt, und reicher Gvldschmuck zieht sich über die dunkle Bronce. Cain hat auch zwei Löwen aus rothem veronesischem Marmor für dies Denkmal gemeißelt.

Belgien.

Brüssel. 12. Aug. In Folge der Kartoffel- theuerung ist ein Bolksaufstand in Menin in West­flandern ausgebrochcn. Die Gendarmerie mußte ein­hauen: es gab zwei Todte und Verwundete. Die Bevölkerung ist bestürzt. man befürchtet eine Wie­derholung.

England.

Jetzt sängt selbst England an, schutzzöllnerischen Gedanken nachzuhängen, trotzdem es sich bisher nicht wenig darauf zu Gute that, die klassische Heimstätte des Freihandels zu sein. Lord Batenan wird dem­nächst dem Oberhause den Antrag zur Erwägung vor­legen: In Ermangelung jedweden practischen'Vor­schlags. behufs Erleichterung der kommerzielle,;, in­dustriellen und landwirthschaftlichcn Nothstandes, und in Erwägung, daß die Gcgcnseitigkeitspolitik vom Par­lament verworfen worden ist, erklärt die Kammer mit Rücksicht auf die in andern Ländern beschlossenen Tariferhöhungen den Zeitpunkt für gekommen, daß die wirthschaftliche Politik des Königreichs und die mit den anderen Nationen geschlossenen Handelsver­träge revidirt, ferner die Handelsbeziehungen Eng­lands zu seinen Colonien modificirt werden.

Rußland.

Die russischen Zeitungsschreiber müssen die blut gierigsten und kriegslustigsten Menschen auf Gottes weiter Erde sein. DieNeue Zeit" schlägt vor, Oestrcich den Krieg zu erklären, aus Achtung vor dem bosnisch-herzegowinischcn Volke, in dessen Gebirge zuerst der Funke der slavischen Bewegung aufgelodert sei." Dagegen gibt die 9k. Petersbnrgische Wjedomvsti den Rath, die ganze Türkei mitsammt dem Donaustaate vorläufig noch in Ruhe zu lassen, dafür aber über das unleidige Preu­ßen herzufallen, dessen Kanzler Fürst Bismarck an der ganzen Privatvcrwirrung Schuld sei und über­dies der russ. Politik Untreue bewiesen habe. Aber von einer wahrhaft unbändigen Kriegswuth ist die Moskowskijc Wjedomvsti", welche cs für höchst nothwendig erachtet, mit Allen zu gleicher Zeit Krieg zu führen. Mit Oestrcich, weil es beabsichtige, von Neuen; ein paar Landgebiete der Türkei zu annckti- ren, mit England, weil es hinterlistig, mit Frankreich, weil es gar eine Republik, mit den Bewohnern von Achel-Tekin, weil dieselbe den Rassen eine Heerde Pferde weggeführt, mit den Chinesen, weil sic frech geworden, mit den Deutschen. weil sie den Fürsten Bismarck als Reichskanzler hätten. Schließlich will dieser kühne Held in seiner mordsmäßigen Verbissen­heit noch mit sich selber Krieg führen, indem er allen inneren Feinden, den Nihilisten den Krieg erklärt, von denen cS bei ihm auf jeder Straße, in jedem Kmuse, in jedem Geschäfte, Laden, Comptoire und allen Schulen wimmelt.

Türkei.

Konstantinopel, 12. Aug. Nach Meldungen aus Salonichi sind daselbst wegen Soldrückstand 2 000 türkische Soldaten fah nenflüchtig.

Kandel L Wertrehr.

^ Egenhausen, 13. Ang. Zeit letzten Sonntag er­freut sich der Landwirth der herrlichsien Ernlewittcrnng. Selbst­verständlich wird gegenwärtig jedes reise Feld abgeschnitten und ciugcheimst, ehe das Wetter wieder einen Strich durch die Berech­nung macht. Die Einheimsung des Getreides bei so gutem Wet­ter hat einen wesentlichen Vorzug und nehmen auch alle noch aus- stehenden Gewächse an Qualität und Quantität namhaft zu. Ein Urtheil über das Ergebuiß der Getreideernte wird Vorbe­halten. Am heutige» Er nie markt wurde sehr viel Vieh ausgetrieben, an Händlern, namentlich an Ebräcrn, gebrach es nicht. Trotzdem kam ein reger Verkehr nicht zu Stande. Ochsen und Kühe erlitten einen mäßigen Rückgang, indem um 3036 Karolin ein Paar kräftige Zugochsen, Kühe um 100 bis 260 .L zu erstehen waren. Häufig kam der Satz zur Gel­tung: So viele Gulden fcrnd, so viele Mark Heuer. Jährlinge waren mehr begehrt und wurden mit 60120 bezahlt. Der Schwcinhaudcl allein hat sich auf seiner Höhe erhalten und war in wenigen Stunden der Platz geräumt. Milchschweine 20 ./L und mehr, Läufer 30 62 Auch in Pferden fand einiger Umsatz statt. Die gute Witterung rief schon um den Mittag Alles nach Hause, Nachmittags 3 Uhr herrschte wieder gewöhnliche Landstillc im Orte, doch trug die Glühhitze zu einem verstärkten Verbrauch in den Wirthschastcn wesentlich bei.

tzeilbronn, 13.Aug. Auf den gestrigen Schafmarkt wurden 14 297 Stücke geführt und hievon 5 547 St. verkauft. Der höchste Preis für ein Paar Hämmcl beträgt 65 Die Preise waren gedrückt.

Franksur t, 13. Ang. Der heutige Heu- und Stroh­markt war gut befahren. Heu kostete pro Ctr. je nach Quali­tät 1.602.50, altes Heu 3.50, Stroh 1.602.40. - Butter

im Detail 1. Qualität 1.1520, 2. Qualität 1.10. Eier das Hu nder t deutsche 4.50. _ _

Goldkurs der K. Staatskalleu-Vermsltung

vom 15. August 1879.

20-Frankenstücke.16 18 4.