Die Wucher-Commission lehnte die Anträge aus Beschränkung der allgemeinen Wechselfähigkeit sowie die Aufnahme von Bestimmungen über die civilrechtliche Behandlung der Wucherfälle ab.

Im Kaiserlichen Hofmarschallamt sind all die Tage hindurch Kisten und Kasten in unzähligen Mengen angekommen. Alan wird noch geraume Zeit mit dem Oeffnen derselben zu thun haben, und es ist wahrscheinlich, daß diese Geschenke, die angekom­men sind, trotzdem das Kaiserpaar sich eigentlich alle Festgaben verbeten hatte, später gemeinsam mit den überreichten Adressen zur Ausstellung gelangen wer­den. Es sind viele höchst drollige Dinge unter diesen Hochzeitsgeschenken. Bon all den Kissen und Stickereien, den künstlichen Kornblumkrünzen und den kunstvollen Blumengewinden ans natürlichen Blumen wollen wir absehen. Aber sogar Dinge zum intimsten Hausgebrauch fehlen da nicht. Mit als das drolligste Geschenk ist wohl eine Schlafmütze anzusehen, die eine Dame dem Kaiser bescheert hat, eine Hauskappe aus kornblumenblauem Sammet mit einer goldenen Troddel daran. Der Kaiserin ist von derselben Ge­schenkgeberin eine Morgenhanbe von ähnlicher Art übersendet worden.

Berlin, 17. Juni. Der Bundesrath hat das Eisenbahngütertarisgesetz mit Stimmenmehrheit angenommen. Der BerfassungSausschuß ist mit der Prüfung der Frage beauftragt, ob gewisse Be­stimmungen des Gesetzes eine Verfassungsänderung enthalten. (Schw. B.)

Potsdam, 15. Juni. Heute Nachmittag 1*/? Uhr fand in dem neuen Palais die Taufe der Tochter des Erbprinzen von Meiningen statt. Die Majestäten, das kronprinzliche Paar und die Mitglie­der des königlichen Hauses, der Herzog von Edin- burg und die großherzoglich badischen Herrschaften wohnten der Feierlichkeit bei. Die Prinzessin erhielt die Namen Feodvra Viktoria Augnsta Marianne Marie. (dt. T.)

Stettin, 15. Juni. Kurz vor Abgang des DampfersOrpheus" von hier nach Königsberg explodirte heute früh der Kessel desselben: bis jetzt sind 10 Todte ermittelt.

Italien.

Rom, 13. Juni. DerGerm." wird von hier geschrieben: Bekanntlich ist der Materialist M vleschott an hiesiger Universität als Professor angestellt. Seine Tochter hatte vor einiger Zeit mit einer Dame und deren Tochter eine Villa bei Rimini bezogen. Am 5. d. richtete Fräulein Mvleschott an die Dame und deren Tochter ans einem Spaziergänge die Frage, ob man sich wohl in dem nahen Teiche ertränken könne. Ta die Frage wegen der Seichtheit des Wassers verneint wurde, zog Fräulein Mvleschott ni* demselben Moment plötzlich einen Revolver aus der Tasche und nahm sich mit einem Schüsse das Leben. Die Selbstmörderin war erst 17 Jahre alt.

Rom, 14. Juni. Die Kammer genehmigte nach mehrtägiger Debatte mit 185 gegen 115 Stim­men die Regierungsvorlage, wodurch der Stadt Florenz eine Entschädigung von 49 Mill. Lire für die anläßlich ihrer Erhebung zur Residenz ansgewen­deten Kosten zugesprochen wird.

Schweiz.

Zürich, 13. Juni. Heute Morgen 3 Uhr wurde in einem hiesigen Hotel ein entsetzliches Ver­brechen verübt. Ein Illjähriger Waadtländer. Sa­muel Bussy von Mornaz, Weinreisender, logirte seit einigen Tagen hier. Gestern Abend lud er einen hier wohnenden Studirenden, der ihn als Freund

betrachtete, zu einem Besuche ein. Morgens 3 Uhr siel im betreffenden Zimmer ein Schuß. Der her­beigeeilte Portier fand den Samuel Buffy im Gang außerhalb des Zimmers mit einem Revolver in der Hand, im Zimmer dagegen dessen Kameraden durch Messerschnitte in den Hals getödtet und daS Bett, in dem das Opfer noch lag, in Flammen. Buffy will in seinem Bette plötzlich von 2 Attentätern im Schlafe überfallen, gewürgt und um 5000 Fr. be­raubt worden sein. Die Eindringlinge haben sich durch ein Fenster geflüchtet. Zugleich habe er sein Bett in Flammen und seinen Freund todt gefunden. Indessen ist Buffy unzweifelhaft Thäter und seine Angaben erlogen. Nach einigen Jndicien dürfte Ei­fersucht das Motiv der Thal sein. Die beiden jun­gen Männer lernten sich vor einigen Jahren in ei­nem Institut am See kennen. Der Ermordete heißt Karl Greiloz von Ollens, geboren 1860; sein Va­ter ist Gerichtspräsident in Aigle. Man fand 8 Quetschwunden am Hinterhaupt und 9 Schnittwun­den am Hals.

Frankreich.

Paris, 13. Juni. Die Rhvnegegenden wur­den von einem furchtbaren Hagelwetter heimgesucht; der angerichtete Schaden wird, im ersten Schrecken wohl übertrieben, auf 10 Millionen veranschlagt.

Versailles, 16. Juni. jTeputirtenkammer.j Discussion des vom Minister Ferry vorgelegten Ge­setzentwurfs, betreffend den höheren Unterricht. Cas­sagnac beschuldigt Ferry, daß er systematische Ver- täumdungen anwende und Aktenstücke fälsche. Gam- betta fordert den Redner auf, seine Sprache zu müßigen. Cassagnac hält den Vorwurf der Fälschung aufrecht. Die Linke protestirt und verlangt die Ver­hängung der Censnr über Cassagnac. Präsident Gambetta beantragt die Censur mit zeitweiliger Aus­schließung. (Beifall auf der Linken.) Da große Auf­regung und arger Lärm im Hause ausbricht, so be­deckt sich der Präsident. Cassagnac verbleibt auf der Tribüne. Die Sitzung wird factisch aufgehoben und der Präsident verläßt den Saal. (Dieser Cassagnac, ein bonapartistischer Anhänger, gefällt sich stets in derartigen Ausfällen und batte schon lange verdient, an die Luft gesetzt zu werdend

England.

London, 12. Juni. Gerüchtweise verlautet, daß der verstorbene Baron Lionel v. Rothschild ein Personalvermögen von 13 Mill. Lstrl. (1 Lstrl. 2(st/s hinterlassen habe, d. i. 7 Mill. mehr als die Hinterlassenschaft seines Bruders Meyer, aber 7 Mill. weniger als das Vermögen des vor wenigen Jahren in Paris verstorbenen Barons James de Rothschild betrug.

Rußland.

Petersburg, 15. Juni. DerRegiernngs- bote" meldet: die Untersuchung gegen den Staats­verbrecher Solowjeff ergab, daß derselbe in Verkehr mit einem Friedensrichter des Samara'schen Gerichts­kreises stand, was auch durch Haussuchung bei letz­terem bestätigt ward, wobei verbotene Bücher und cvmpromittirende Cvrrespvndenzen gefunden wurden.

Einen schlechten Scherz hat sich in Selna (Gouvernement Smolensk! der Provisor der dortigen Apotheke unlängst erlaubt. Bei demselben befanden sich eines Abends mehrere Gäste, welche sich, nach­dem sie mit Speise und Trank gehörig bewirthet waren, entfernen wollten. Der Provisor beredete dieselben zum Bleiben, aber ohne Erfolg. Als er nun sah, daß seine Aufforderung nichts nützte, schüt­

tete er jedem Gast unbemerkt ein Pulver in das Glas. Die Folge dovon war, daß alle Gäste auf ihren Plätzen einschliefen, einer aber, um nie mehr zu erwachen._

Handel L Urrkehr.

Stuttgart, 16 . Juni. (Landesproduktenbörse.) Unser,: heutige Börse verkehrte in ruhiger Haltung, ohne daß übrigens die Preise eine» nachhaltigen Rückgang ersahren ha­ben. Wir notiren per 100 Kilogramm: Walzen, baier. 21 bis 22 stä 50 4, Ungar. 20 st< 15 st bis 22 ^ 25 st, russ. 22 stä 50 st. Kernen 23 bis 23 stk. 50 st. Dinkel 14 bis 15 Mehlpreise pro 100 Kilogramm sammt Sack: Nr. 1 33 .stl 50 st bis 35 Nr. 2 30 stä 50 st bis 31 stä 50 st, Nr. 3 2627 Nr. 4 2324 stä

Mannheim, 15. Juni. Die Tendenz,im Getreide­markt war während abgelausener Woche ruhig, die Hebung der Zölle steht nicht in naher Aussicht, daher Eigner mit Preis- concessionen Käufern willig entgegenkamen: wir notiren: Wei­zen je nach Qualität «L 2023, Roggen 13.5014.50 -15 bis 16, Gerste 16 17.50, Hafer 14.25 -15.75, Kohlrcps 29.50 - 30.

Ellwangen, 16. Juni. sW o llmarkt.s Die Zufuh­ren steigern sich fortwährend gegen alles Erwarten. Käufer erwünscht. (Schw. M.)

Tuttlingen. 17. Juni. Wollmarkt 1. Tag. Woll- vorrath sehr bedeutend, Ware rein gewaschen und meist gut trocken. Bis gegen 4 Uhr wurde der Einkauf zu 145 stk. ab­geschlossen. Die Käufer, zumal Fremde, deren ziemlich viele am Platz sind, verhalten sich noch immer zuwartend. Zufuhr dauert fort. (Schw. M.)

Kirchheim u. T., Juni. Für den am 21. d. Mts. hier beginnenden LandeSw ollmarkt sind bis jetzt ea. 8000 Ztr. auf Lager, und zwar meistens Schäferwolle, die Heuer sehr schön ist. Da die Zufuhren andauernd stark sind, so wird der heurige Markt in Beziehung aus Quantität dem fcrndigen nicht nachstehcn und der Verkehr voraussichtlich ein lebhafter werden.

BreSlau, 10. Jini. (Wollbericht der Handelskammer.) DaS Geschäft entwickelte sich bereits am 5. au? den Lagern der hiesigen Wollhändlcr, jedoch nicht in derjenigen animirten Hal­tung, welche das vorjährige WollmarktSgeschäft charaktcrisirt hatte. Der gestern begonnene offene Markt zeigte ebenfalls nicht das rege Leben, und der durchschnittliche Aufschlag von 46 Thlrn. pro Etr. wurde bei Mittelwollen nur zögernd be­zahlt, während wirklich feine Wollen diese Avance verhälniß- mäßig leicht, und mitunter auch einen Aufschlag von 6 -9 Thlr. erreichten. Die Zahl der Käufer war geringer als im vorigen Jahre. Es fehlten namentlich rheinische Käufer, auch waren Rußland und England wesentlich unthätiger. Von erster und zweiter Hand wurden 41800 Ctr. zu Markte gestellt (1877 40 680 Ctr.), davon schlesische Wollen 23 480 Ctr., Pvsener 12830 Ctr., polnische 360 Ctr. und alter Bestand 5000 Ctr. ES wurden, soweit cS unter allgemeinen Bezeichnungen sestzu- stellcn ist, folgende Preise gezahlt (Alles pro 50 Kgr.): für schlesische hochfeine und Elcktoral-Wollen 270315 (einzelne vorzügliche Stämme höher), für fehles, feine Wollen 228270 stä, für schief, mittelfeine Wollen 198225 stä, für schles. mittlere 174 -195 stä, für schles. Rustikal- und geringere Wollen 156 bis 165 stä, für Posener feine und feinste Wollen 198222A, für Posener mittlere und mittelfeine Wollen 168192 «4k. Das am hiesigen Platze verbleibende Quantum Wolle dürfte sich einschließlich der alten Bestände auf ca. 15 000 Ctr. belaufen. Bon schlesischen Wollen blieb eine Anzahl, namentlich feinerer Schäfereien, der verspäteten Schur wegen zurück und kommt erst im Laufe des Monats an hiesigen Platz.

Bei der Aufgabe telegraphischer Depeschen unterstreichen die Absender nach Gewöhnung im brieflichen Verkehr vielfach einzelne Worte, z. B. den Bestimmungsort. Jede Un­terstreichung wird nach der Telegraphenordnung für ein besonderes Wort gezählt. ES heruht dieses Unterstreichen meistens auf Unkentttniß der bestehenden Bestimmungen und möchten »vir empfehlen, jede solche Auszeichnung in Telegrammen zu ver­meiden, >vo cS nicht durch die besondere Wichtigkeit eines Wortes oder eines Satzes geboten erscheint.

Allerlei.

In einem Coupe eines Psingst-ExtrazugS, welcher Hun­derte von Berlinern nach Dresden führte, entstand ein Streit darüber: ob Berlin schöner sei oder Dresden? Ein mobiler Berliner, etwas großbrodig, wie ja manche Bewohner der Lpreestadt sind, entschied die Streitsrage dahin:Natürlich ist Berti» schöner, cs hat ja Dresden und die sächsische Schweiz in seiner Umjcbnng." Ein sidcler Sachse, der von Berlin mit- snhr, um seine Verwandten in Dresden zu besuchen, antwortete schlagfertig:Das muß Sie wohl wahr sei». Denn, sehnse, härnsc, mir kriegen Sie jetzt in Dreisen den Berliner Wind aus erster Hand."

Nagold.

Liegenschastsverkauf

Aus der Gantmasse des Gustav Berner, Glasers hier, kommt die vorhandene Liegenschaft am Samstag den 5. Juli d. Js., Vormittags 10 Uhr, aus dem hiesigen Rathhause im ersten öffentlichen Ausstreich zum Verkauf, und zwar:

Gebäude:

v sytel an:

a) 1 ar 40 m. Einem 2stockigten

Hause mit 3 Wohnungen in der hintern Gasse;

b) 31 in Hofraum.

Amtliche und Privat-Bekanntmachungen.

Allein:

6 in Hofrauin, der sechste gegen die Straße,

B.-V.-A. 1640 cM.

*4tel an:

38 m. Einer 2stockigen Scheuer an das Haus angebaut.

Allein:

8 in Hofraum,

B.-V.-A. 80 M, Waisengerichtlicher Anschlag 2000 Jh. Hiezu werden Liebhaber eingeladen. Den 9. Juni 1879.

K. Gerichtsnotariat. Buzengeiger.

Zwerenberg.

ScheiterholzVerkauf

-ft Am Montag den ^ 23. d. M.,

von Vormittags 9 Uhr an, j werden aus den -hiesigen Gemein- dewaldungen Miß und Schillberg ver­kauft :

82 Rm. Nadelholz-Scheiter,

81 .. -Prügel,

sowie 3 Stück Wagnerbucheu mit zusammen 0,47 Fm. haltend.

Zusammenkunst im Ort beim Rath­haus. Gemeinderath.

Nagold.

S-reuer-Lieserung.

Bei der Erbauung der Präparande«- Anstalt sind zur Ausfüllung der Balken« fache etwa 750 Säcke Spreuer erfor­derlich.

Gemeinderäthlichen Auftrags gemäß soll die Lieferung, welche bis Mitte Juli ds. auszuführeu ist, im Submissions­weg vergeben werden.

Offerte, mit der AufschriftSpreuer- tieferung", wollen längstens bis Montag den 23. ds.. Vormittags II Uhr, bei der Stadtpflege eingereicht werde«.

Stadtpflege. Weber.