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von Kiew, verhaftet worden, weil sie 4000 Exemplare eines revolutionären Flugblattes vertheilt hatten. In Toropowo, einem in derselben Gegend gelegenen Dorfe, wurde eine geheime Druckerei aufgefunden. Schon am Tage nach der Entdeckung wurde ein gewisser Koprowsti, welcher den Silz der Druckerei verrathen hatte, in seinem Bett erdolcht aufgefunden. In dem in Staraja Nus bei Nowgorod verhafteten Lieutenant Dnbrowkin glaubt man einen der Chefs der Nihilisten ergriffen zu haben.
Der Heizen der Dennneiationen und Spionage hat unter dem Regime des Zar Nikolaus nicht so üppig geblüht, wie es heute der Fall ist. Welche Dimensionen die Verhaftungen in Petersburg angenommen, kann mau aus der Thatsache ermessen, das; im Verlaufe von drei Tagen, und zwar vom 14. bis 17. d., wirklich nicht weniger als 2000 Personen arretirt worden sind, wobei hervorgehoben werden muß, daß sich unter denselben auch viele Offiziere der Petersburger Garnison, sowie eine sehr große Anzahl von Beamten verschiedener Dikasterieu befinden. Erhebungen in Betreff der Organisation der geheimen revolutionären Propaganda haben nemlich ergeben, daß unter den Beamten und Offizieren besondere Sektionen der „geheimen Revolutionsregic- rimg" bestehen, welche die Aufgabe haben, die revolutionäre Bewegung unter den Beamten und in der Armee den Anforderungen und Intentionen des Ceutral-Vcreius gemäß zu leiten und zu fördern.
Serbien.
B-elgrad, 2ö. April. Das serbische Gebiet ist von den Anmuten gänzlich gesäubert, lieber 200 Arnauteuleichen wurden zurückgelassen. Bei einer Pulvcrexplosivu, welche die Serben vorsätzlich in Kur- schumljc veranstalteten, sind 30 Anmuten in die Luft geflogen. (N.-Z.)
Türkei.
Bor eineni Bäckerladen in Constautinopel gab's neulich Brod-Kravall, weil der Bäcker zu wenig Teig zum Brod genommen hatte. Als der Lärm am tollsten war, ritt Os mau Pascha vorbei. Was gibt'S?rief er und überzeugte sich mit der Waage in der Hand von dem guten Grund der Beschwerden. Hierher, rief er dem Bäcker zu, und nagelte ihn mit dem linken Ohr au die Ladcnthür. Der Löwe von Plenum bleibt er, aber auch ein alttürkischcr Grobian, sagte der Bäcker, als er wieder loskam.
Afrika.
Aus Caleutta wird der Times telcgraphirt: „Die beständige Dürre beginnt Unruhe zu erregen. In Bengalen ist kaum ein Tropfen Regen gefallen seit Weihnachten und fast aus jedem Distrikt der unteren Provinzen hallt der Ruf, daß der Boden zu hart ist, bearbeitet zu werden und daß die Saaten durch Mangel an Feuchtigkeit leiden. Aehnliche Klagen kommen aus den Theedistrikten von Assam und Cachär. Außerordentliche Hitze und Dürre haben die Thee-Büsche am Blättertreibcu gehindert. Wenn nicht bald reichlicher Regen fällt, so wird die Thee- Ernte sehr mager ausfallen.
Der Juden-Missivuär Ginsburg iu Mogador entwirft in Londoner Zeitungen eine wahrhaft haarsträubende Schilderung von der in diesem Theil Afrikas wüthenden Huugersnoth. Tausende von hungernden Menschen, die zu Skeletten herabgemagert, baten in der Missionsstation um Brod. Vieh, Ka- mecle, Pferde, Esel, Schafe und Geflügel find in großer Masse umgekommen. Die hungrigen Hunde greifen in großer Anzahl Männer und Frauen an. Innerhalb einer Meile von Mogador wurden 20 Personen von Hunden getödtet und verzehrt. In Mogador allein sind nicht weniger als 1300 Personen dem Hunger erlegen, und fast in jeder Straße stößt man auf Todte oder Sterbende. Im Judenviertel ist beinahe ein jedes HauS ein Hospital. — In Casablanca fährt der Typhus fort, fürchterliche Verheerungen anzurichten; die Epidemie rafft die gesündesten Leute hinweg, und die europäische Bevölkerung leidet nicht minder als die Mauren.
Handel L Verkehr.
* Nagold. Bei dem am 24. April hier abgehaltenen Bich markt wurden zu Markt gebracht: Kühe 172 Stück, verkauft 31 St., Erlös hieraus 7003 Kalbeln 125 Sn, verkauft 27 St., Erlös hieraus 7311 Schmalvich 109 St.,
verkauft 26 St., Erlös hieraus 3299 Ochsen 74 St., verkauft 26 St., Erlös hieraus 10833 72 4. Schweine wur
den zu Markt gebracht: Läufer 187 Stück, verkauft 151 St., Erlös 424 Milchschweiue 211 St., verkauft 151 St., Erlös 2955 „kL 5 4.
sWürttembergische Eiseubahubautcu.I Gutem
Vernehmen nach hat die vvlkswirthschastliche Kommission der Kammer der Abgeordneten in ihrer jüngsten Sihung mit Majorität beschlossen, den Bau der kleine» Verbindungsbahn Ludwig s b u r g - B e i h i n g e n im Plenum zu befürworten, dagegen denjenigen der Linie Freu de nsta dt-Schiltach, wofür Seitens der Regierung ca. 11h» Millionen Mark gefordert werden, in der laufenden Finanzperiode 1879/81 noch nicht zur Ausführung bringen zu lassen.
Mittlere Fruchtpreise per Centner vom 18. bis 21. April.
Kernen.
Roggen.
Gerste.
4
Haber.
Giengen ....
. 10. 60.
7. 65.
5. 95.
Ebingen ....
. 10. 27.
6. 52.
6. 30.
Geislingen . . .
. 10. 12.
—.
-. -.
Hall.
. 9. 69.
-.
-.
. -.
Heidenheiin . . .
. 10. 65.
8.
50.
7. 83.
6. 46.
Nagold ....
8.
14.
8. —.
6. 79.
Kirchheiin . . .
. 10. 51.
7. 70.
7. 1.
Lentkirch . . . .
. 10. 40.
9.
-.
8. 59.
6. 47.
Riedlingen . . .
9. 56.
7.
7. 23.
6. 47.
Tuttlingen . . .
. 9. 59.
9. 9.
6. 79. (St.-A.)
Leipzig, 25. April. (Ledermesse.) Sohlleder war in den beliebten feinsten Qualitäten rasch und zu wenig gedrückten Preisen geräumt: untergeordnete Sorten mußten entsprechend billig abgegeben werden. Dasselbe galt von braunem Kalbleder. Fahlledcr waren sehr begehrt und wurden zu letztmonatlichen unveränderlichen Preisen schlank gekauft. Ebenso Zeugleder, Blankleder in Braun und Schwarz. Sehr begehrt und zu guten Preisen, theilweise etwas theurer wurden Schaffelle in alaungar und sogar am ersten Meßtag geräumt. Die Zusuhren in Wildhäuten waren diesmal knapp und cs wurde wegen Mangel an passenden Sorten wenig verkauft. Kipsc waren reichlich vorhanden, jedoch ließ der Absatz darin viel zu wünschen übrig, indem die Fabrikanten für die fertige Waare theilweise sehr ungenügende Preise erzielten.
Friedlos.
Novelle von Adolf Berg.
Dem Verfasser „Väter und Kinder."
(Fortsetzung.)
Das Gewitter war vorüber, und der Sturm heulte noch höhnisch durch die Wälder der Gewalt desselben beugten sich die mächtigen Bäume. Da plötzlich flammte es in der Richtung des Dorfes, dort, wo der höchste Punkt der Umgegend war auf, ein weithin leuchtendes Feuer schoß empor der Sturm trieb es höher und höher, bis der mächtige Brand rings die Umgegend erhellte. Und nicht lange dauerte es, da blitzte in dem Nächstliegenden Dorfe nach Süden hin, eine zweite Flammengarbe auf, in kurzer Zeit strahlte der ganze Spessart überallhin von den Bränden wieder. Die Försterin wußte, was die Signale zu bedeuten hatten, der allgemeine Aufstand gegen die versprengten Truppen der Franzosen nahm mit dieser Stunde seinen Anfang, die wasfenkundigen Männer in den Wäldern und in den Dörfern griffen zur Wehr, uin den Guerillaskrieg zu beginnen. Der Wind trug Jauchzen und lautes Schreien von dem Hofe der Großbauern herüber, wo das Singnalfener angezündet war, aber darauf achtete sie nicht, denn plötzlich fiel ein Büchsenschuß in der Tiefe der Wälder, und an die Ohren des erschreckten Weibes schlug lautes Hunve- gebell. Bang trat sie näher an das Fenster heran, doch es war still und ruhig, und sie flüsterte sich den Trost zn: „Es wird nur ein Wild gewesen sein." Dann preßte sie .ihre heiße Stirn gegen die kalten Scheiben, ihr aufgeregtes Herz mochte selbst nicht an die Worte glauben.
Lange Zeit hatte sie so gestanden und ihr Auge blickte trüb in die Sturmnacht hinaus, in das Dunkel der Wälder, während aus der Tiefe der Stube die regelmäßigen Athemzüge der schlafenden Fremden zu ihr heranfdrangen. Da fühlte sie sich von zwei weichen Armen umschlungen und an ihre Brust lehnte der Knabe seinen lockigen Kopf, den sie zitternd küßte.
„Ist der Vater noch nicht zurück?" fragte er mit leiser Stimme und ehe sie anworten konnte, siel als höhnische Antwort, nicht mehr weit vom Försterhause ein zweiter Schuß, dem klägliches Hundegewinsel folgte; eine lange Minute verstrich, dann wieder ein Schuß und zugleich drang es gellend von den Lippen des geängstigten Weibes: „Mein Mann, sie tödten meinen Mann!"
Ruhig schlief die Fremde weiter, ein leichter Schatten flog über ihr Gesicht und im Traum murmelte sie leise vor sich hin.
„Emil, kehrst Du zurück?" indeß die Försterin stürmisch ihren Knaben an sich riß und dann mit entschlossenen schritten aus dem Hause trat.
Ein wilder Kampf tobte in ihrem Innern, dem Sturme gleich, der sie umbranste und in ihrem Haare wühlte. Noch immer schallte vom Hofe des Groß- schulzeu Toben und Gesang herüber, die Klänge einer entfernten Musik umspielten ihr Ohr, da sah sie mit wankenden Schritten den Förster Herannaben, der
Freudenschrei erstickte in ihrer Kehle. Ohne sie zn bemerken, schwankte er vorüber, und murmelte finster Etwas vor sich hin, indessen seine geballte Hand am Büchsenrohre zuckte. Erst, als er in der Thür verschwunden war, vermochte das Weib ihm mit bangem Herzen zu folgen.
Der Knabe stand am Fenster, während der Vater auf einen Stuhl niedergesunken war und wie abwesend mit düsteren Augen auf den Boden niederblickte. Das lange, schwarze Haar hing wirr um das bleiche Antlitz, ein finsterer Geist schien über ihn gekommen zu sein, er hatte auf Niemanden geachtet, und überhörte jetzt auch den Eintritt seines Weibes. Seine Blicke irrten wie suchend umher und hafteten auf den Blättern einer Bibel, die aufgeschlagen auf dem Tische lag, da die Försterin vor seiner Ankunft darin Trost gesucht hatte.
„Und es begab sich, da sie auf dem Felde waren, erhob sich Kain wider seinen Bruder Abel und schlug ihn todt," las er tonlos, und still vor sich hinlachend, fuhr er fort: „Also auch ein Brudermord."
„Erwin, was ist Dir, was sprichst Du?" unterbrach die Försterin den Gatten aufgeregt und schreckensbang, indeß dieser aufspraug, und das Haar aus der Stirn strich.
„Oh nichts," entgegnete er kurz und abgebrochen, „das Wundfieber, Wilderer haben mich überfallen, den Hund haben sie erschossen, mich mit einem Messer verwundet. Doch es ist nur eine leichte Wunde, die viel Blut nimmt, sonst aber ungefährlich ist," fuhr er kalt und schnell fort, indem er sie abwehrte, als sie besorgt auf ihn zuging. Er entblößte den Arm, der vom Blut, das aus einer ungefährlichen Stichwunde floß, geröthet war; einen leichten Verband hatte er schon angelegt und rauh und ungestüm wies er seine Frau zurück, als sie ihu erneuern wollte.' Damit wandte er schnell und kurz sich ab, zum Schlafengehen, wie er sagte, und brummte ein kurzes „gut' Nacht," während er die Försterin und den Knaben in bangen Zweifeln znrückließ.
„Wie der lodte Abel sich in den Wellen wohl vergnügen wird," murmelte er höhnisch vor sich hin, als er auf dem Zimmer angekommen war, „es war ein kaltes Bad, in welches der Bruder getaucht, oh, ich möchte nicht in den Höllengrund hinunterstürzen, während der Sturm über die Thorheiten der Menschen gellend lacht," schauerte er zusammen und trat an bas niedere Fenster, um in die Nacht hinauszublicken.
„Ob sie wohl bei ihm war," fuhr er dann nachdenklich und leiser fort, „sie hat mich zum Verbrecher gemacht, sie könnte mich auch einem reinen Leben wiedergeben. Doch fort mit diesen Bildern, diesen Gespenstern früherer Tage, heut' Nacht habe ich ganz und vollständig gebrochen mit dem alt-n Leben es war allerdings ein grauses Ende."
(Fortsetzung folgt.)
Eingesandt.
Die Zeit zum Flachs- und Hanfanbau ist nun herangerückt und gewiß denkt jede besorgte Hausfrau an ein Stückchen Land, das ihr der die Felder bestellende Mann abtreten, zurichten und mit Flachs oder Hanf besäen sollte, um das nvthige Material für die Leinengarne und Gewebe zu bekommen, ohne welche eine Oekonomie-Haushaltung größeren oder kleineren Maßstabes nicht mit Vortheil bestehen kann. Immerhin ist solch' selbsterzcugtes und in den sehr billig gewordenen Lohnspinn- und Webereien verarbeitetes Material zu kräftigster'Leinwand, Zwilch, Drilch :c. sehr geeignet und ersetzt die schwachen künstlichen Baumwollzeuge um's vielfache und in dauerhafter Weise, es bleibt das Geld im Lande und hebt den Nothstand des Volkes, während das für Baumwolle ausgegebene Geld nach vielen Millionen in andere Welttheile und insbesondere nach Amerika wandert. —
Wer es daher vom landwirthschaftlichen Standpunkte aus mit sich selbst, feiner Haushaltung und mit der nationalen Wohlfahrt wohl meint, der baue Flachs und Hanf, lasse dieselben zum Theil verspinnen und verweben, zum Theil verkaufen und fülle mit der in früheren Zeiten rege gewesenen löblichen Gewohnheit, die Kästen der Frauen, Söhne und Töchter, sowie auch die für die Dienstboten mit verschiedenen kräftigen Leinwandstücken aus selbstgepflanz- ten Gespinnststoffen.
Also frisch daran! guten ächten Samen kaufend und so sich selbst helfend, wird Gottes Segen mithelfen. Ein Landwirt!).