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Amts- und Intelligenz-Blatt für den Lbcramts-Bezirk Nagsld.

! Elschoint wöchciitlich Omat und koste! tialbjüstrlich , j vier (ohne Tragerlohn) 1 6!» 4, in dem Bezirk

! 2 austerhalb des Bezirks 2 40 -4.

DieiU'täg den 29. April.

Insertionsgebiihr für die IspaltM Zeile aus qe- ^ ^ wohnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 4, v«-

bei mehrmaliger je 6 4. j

Bestellungen auf denGesellschafter"

für die Monate Mai L Juni nimmt jedes Post­amt, sowie alle Postboten entgegen. _

Amtliches.

Nagold.

Anfstcllnng von Verzeichnissen derjenigen Mannschaft des activen Heeres, deren hänsliche Verhältnisse eine Beurlaubung zur Disposition angczcigt erscheinen lassen.

Mit Bezugnahme ans den in Nro. 11 des Ministerial-Amtsblattes enthaltenen Ministcrial-Erlaß vom '22. Mai 1875 lMinistcrial Amtsblatt S. 125) in obigem Betreff werden die OrtsvvHteher ange­wiesen,

1) diesen Erlast in ortsüblicher Weise zur allge­meinen Kenntnis; zu bringen, und

2) die Verzeichnisse, zu welchen die erforderlichen Formulare hier bezogen werden können, lärrg- sten» bis 1. Juni Is. hieher vorznlegen. Den 24. Apnl 1879.

K. Obcramt. Güntner.

Die mcdrro Justizdiel,stpribung hat u. a. mit Erfolg bestanden: Gänßle, Friedrich, von Walddorf.

Tages-Nenigkeiten.

Deutsches Reich.

** Nagold, 28. April. In der velfflossenen Woche wurde eine hiesige Spitülcrin vom Tode des Ertrinkens gerettet. Sie war im Begriff, aufs Feld zu gehen. Ihr Weg führte sie hart an dem Ufer der Nagold hin. Ans einmal scheint sic einen ihrer epileptischen Anfälle, an denen sie litt, bekommen zu haben und fiel in den Fluß, den Kopf nach unten gerichtet. Ein gerade spazieren gehender und ein der Feldarbeit zucilendcr junger Mann wurden zu Hilfe gerufen und zogen sic ans Land. Letzten Freitag Nachmittag wurde unter zahlreicher Betheiligung hie­siger Gemeindegenossen der im 60. Lebensjahre ste­hende G. Benz, Bürstenmacher, zur Erde bestattet. Derselbe leistete dem hiesigen Kirchengesangverein als tüchtiger Baßsänger 26 Jahre lang gute Dienste, westhalb dieser Verein dem Dahingeschiedenen die gebührende Dankbarkeit durch ehrendes Geleite zum Grabe und Ausführung mehrerer Gesänge zu erkennen gab. Da die Zahl der männlichen Mitglieder ge­nannten Vereins sich durch Todesfälle und Krank­heiten merklich lichtete, so wäre sehr zu wünschen, daß demselben wieder neue, geeignete Kräfte zuge­führt würden.

Stuttgart, 23. April. In der verflossenen Woche versammelten sich hier die Nähseidefabri­kanten, um über ihre Stellung zum Zolltarif zu bcrathcn; sie erklärten, daß ihre Jndustne im Ver- hältniß zur Baumwoll- und Leinenfaden-Jndustne zu wenig geschützt sei, und wünschen eine Erhöhung der betreffenden Zollposition. Das Gegentheil wol­len die Corsettenfabrikanten, welche in Württem­berg zahlreiche Hände beschäftigen, besonders in den ländlichen Bezirken. Sic behaupten, daß ihnen durch die Erhöhung des Zolles auf Nähseide, Doublegarn rc. die nöthigen Rohstoffe vertheucrt werden und da die Corsettensabrikatiou vorzüglich nach dem Auslände ihre Erzeugnisse absetzt, so könne sie dann aus den fremden Märkten mit der französischen Eoncnrrenz nicht inehr in Kampf treten und müsse unterliegen: sie wollen deshalb einen Reichstags-Abgeordneten mit der Vertretung ihrer Interessen beauftragen.

Stuttgart, 25. April. Der König richtete ein eigenhändiges Schreiben an den Kaiser Franz Joseph anläßlich dessen silberner Hochzeitsfcier.

Göppingen, 22. April. Famulus Seebold von hier war gestern in Eßlingen, um die Schulgel­der einzuzichcn. Als er Abends 6 Uhr heimkehrlc, fiel er über ein geländerloscs Brückchen in den Mühl­bach und ertrank. Die Ungezogene Summe von ca. 300 fand sich unversehrt bei ihm vor.

Frendenthal, 22. April. Gestern wurde von dem hier fiativnirten Landjäger ein 60 Jahre alter Handwerksbursche, welcher in einem Hanse ein Hemd mitlanfen ließ und sich im Besitz einer goldenen Da- mcnnhr befand, verhaftet, lieber Nacht fand er Quartier im Orrsarrest, Morgens 8 Uhr sollte er an's Obernmtsgcricht abgeliefert werden: beim Durch­suchen des Hutes fand sich die Damcnuhr vor: er schützte Kolik vor, die Abreise verzögerte sich etwas. Nach einer halben Stunde, als der Landjäger nach­sah, hatte er sich, wie derN.- und E.-B." meldet, am Fenster des Arrestlvkals erhängt: eS wurde vom Landjäger das Halstuch abgeschnitten und vom Orts- wundarzt energische Wiederbelebungsversuche vvrge- nommen, so daß derselbe nach 2 Stunden wieder zum Leben kam.

Tross!ngcn, 23. April. In den letzten Tagen, als wir noch Eis und Schnee harten, ver­ließ, wie der Henb. B. erzählt, ein hiesiges, in Thu­ningen in: Dienste stehendes, lediges Frauenzimmer Abends 7 Uhr ihr dortige? Tienschans, um der be­vorstehenden Geburt ihres zehnten Kindes hier eut- gcgeuznsehen. Jedoch zwischen hier und Weigheim geboten gewisse Umstünde Halt zu machen und schon um 10 Uhr begrüßte ein kräftiger Knabe mit seltsa­mem Feld- und Nachtruf das Licht der Welt. Trifft auch die Mutter mancher Vorwurf so vergast die Einsame doch nicht ihrer Mutterpslicht, sondern, als sic sich von der größten Entrüstung etwas erholt hatte, kleidete sie sich aus und an, wickelte ihr Klei­nes in den warmen Unterrock und verbrachte es wohlbehalten Morgens 5 Uhr zu Bekannten hieher.

München, 23. April. Der Fabrikdirektor I. St. dahier, welcher nach dem Tode seines Vaters ein Baarvermögen von ca. 600000 fl. ausgeliefcrt erhielt, hat sich aus Mangel an jeglichen Subsistenz­mitteln erschossen. Unglückliche Spekulationen, sowie das Fallissement der Waggonfabrik in Haidhausen hatten denselben bis an den Bettelstab gebracht.

München, 25. April. Der hiesige Magistrat erklärte sich heute mit allen gegen eine Stimme gegen die Wiedereinführung einer Lcbensmittcltaxe, beschloß dagegen, eine Kommission niederzusctzen, welche mit Prüfung der Gewerbeordnung ans Grund amtlicher Erfahrungen unter Beiziehung Sachverständiger be­ltraut werden und Vorschläge in dieser Richtung ma­chen soll.

München. Die Nachricht der Unstä eattoliea, daß Herr v. Döllinger sich mit dem päpstlichen Stuhle versöhnt (raooneiliaw) habe, stößt hier selbst in klenkalen Kreisen ans entschiedenen Widerspruch: derBair. Kur." bemerkt dazu:die Nachricht wäre gewiß sehr erfreulich, wenn sie wahr wäre. Hier aber weiß man auch in solchen Kreisen, die als gut unterrichtet gelten können, von einer solchen Wendung leider nichts."

AnS Nassau, 20. April. Der altkatholischc Pfarrer von Wiesbaden, Anton Munding, hat nach derEobl. Volksztg." von der bischöflichen Behörde zu Rottenburg <Mnnding ist Württembcrger) ein Excommnnications Schreiben erhalten.

Aschasfcnburg, 23. April. Tie Leiche eines Mädchens, welches sich vorgestern vergiftet, wurde nach keiner Heimat verbracht. In einem hinterlas- senen Schreiben gab die Arme als Motive des Selbst

mords an: Sic hatte vor einigen Monaten eine typhöse Krankheit zu übcrstehcn, in deren Verlause sie von ihrer einzigen Schwester mit liebevoller Sorg­falt gepflegt wurde. Das Schicksal wollte es, daß die Schwester von der nämlichen Krankheit angesleckt wurde und starb, während sie genas. Darüber schwermüthig geworden, beschuldigte sie sich, die Ur­sache des Todes ihrer Schwester zu sein und suchte und fand so, in einem Momente geistiger Umnachtung, die Vereinigung mit der Vorausgegangenen.

Gotha, 23. April. Gestern Nachmittag fand wiederum aus Friedhof V eine Leichen»erb ren- nnng statt, welche 2 Stunden in Anspruch nahm. Der Bestattete war der Rentier Herr Damke aus Hannover. Nach Vollendung des Prozesses nahmen die Angehörigen die Asche in Empfang, um sie in die Heimath zu befördern. Nach einer heutigen Be­kanntmachung des Stadtraths sind, im Einverständ­nisse mit Hcrzogl. Staatsministerium, bis aus Wei­teres die Kosten für sedcn einzelnen Fall der Lei­chenbestattung ans 14 M. für Bedienung des Appara­tes und 1 n ' für Abnutzung desselben festgesetzt worden.

Köln, 23. April. In unserer Stadt eirculirt z. Zt. eine Petition um Aufhebung des Impfzwanges. Dieselbe lautet:Wir Unterzeich­neten deutschen Frauen und Mütter Achten, As die natürlichen Anwälte der kleinen Kinder, an den hohen Reichstag die folgende Bitte: 1. es möge der­selbe die von dem Reichs-Gcsundheitsamte in Aus­sich gestellte sog. Reform des Impfzwangs-Wesens, nämlich die Einführung des Zwangsimpfens direkt von Kuh und Kalb, an Stelle des bisherigen Jmpsens von Arm zu Arm, unter allen Umstünden von den wahrhaftig ganz pockcnunschuldigen Säuglingen ab- wendcn; 2. es möge demselben gefallen, das Reichs- Jmpsgesen vom 8. April 1874 aufzuheben, und er möge 3. an Stelle des Impfzwanges ein strenges Verbot jeglichen Jmpsens zum Gesetz machen."

Berlin, 22. April. Ein entsetzlicher Mord­versuch, von einem Vater an der Tochter unter­nommen, alarmirte nach demB. T." am Samstag die Bevölkerung vor dem Frankfurter Thore. Der bei der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn als Wäch­ter beschäftigte Löprick, welcher in dem benachbarten Friedrichsberg wohnt, lebt in zweiter Ehe, aus wel­cher zwei Kinder im Alter von 4, beziehungsweise 2 Jahren vorhanden sind, während er noch eine 11 Jahre alte Tochter, Namens Anna, aus erster Ehe besitzt, die ihm schon vielfachen Kummer bereitet hat. Vor Kurzem war das Mädchen aus der elterlichen Behausung verschwunden und in voriger Woche ging dem Vater aus Müncheberg die Nachricht zu, daß es sich vagabondirend umhergetrieben, dort aufgc- griffen und verhaftet worden sei. Am Donnerstag holte Löprick das Kind aus Müncheberg und brachte es wieder nach Hause, wodurch ihm 9 Unkosten entstanden. Am Freitag, also einen Tag nach der Rückkunft der Anna, kehrte Frau Löprick aus einer hiesigen Krankeu-Anstalt, in der sie längere Zeit in Behandlung und Pflege war, nach Hause zurück. Als am Samstag Nachmittag Löprick wie seine Frau angibt, in etwas angetrunkenem Zustande ans dem Dienst nach Hause kam, gab er der ihm in den Weg tretenden Anna ohne besondere augenblick­liche Veranlassung eine Ohrfeige. Als seine Ehefrau ihn fragte, ob das die Bestrafung für das Weglau­sen sei, erwiderte ihr der Mann:Ja, es kommt aber noch besser." Unmittelbar darauf gab er der Tochter de» Auftrag, ein Beil vom Boden herabzu­holen. Während das Mädchen diesen Auftrag aus-