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Kirchheim u. T., 28. Sep. Wie der Teckb. vernimmt, werden in den nächsten Tagen von den hier im Quartier gewesenen Dragonern drei Unteroffiziere nach Kamerun als Instruktoren abgehen. Dieselben erhalten bei freier Fahrt und Verpflegung 1000 -fL bar, nach 2 Jahren weitere 2000

Friedrichshafen, 28. Sept. Seit diesen Vormittag schneit es in großen Flocken und wir haben die eigentlichste Winterlandschaft. Reisende, die von St. Gallen, Appenzell heute mittag anlangen, erzählen, daß der Schnee bis zu einem halben Meter daselbst liege. Auch in Ravensburg schneite es den ganzen Tag ununterbrochen und die ganze Gegend ist in eine Winterlandschaft verwandelt. Zwischen dem letzten Schneefall vom 15. Mai und dem heutigen liegt eine Sommerszeit von leider nur 135 Tagen! Ein eigentümliches Septemberbild gewähren die mit Schnee behangenen Reben und Obstbäume, an denen die blauen Trauben und die rotbackigen Aepfel unter der Schneehülle Hervorschauen. Letzten Donnerstag hatten wir 20 Grad Wärme und heute 2 Grad, ein Temperaturwechsel, wie er schroffer nicht gedacht werden kann.

Von der bayerischen Grenze, 27. Sept. Der Jagdpächter und Oekonom Schneider von Dollnstein schoß dieser Tage einen Uhu, dessen Flugweite 1,55 Meter betrug. Ein ebenso seltenes Exemplar in Vegetabilien meldet man von Ornbau. Stadtmüller Ströhlein von da baute aus einem Acker Welschrüben, wovon eine das Gewicht von 19 Pfund erreichte.

Karlsruhe, 28. Septbr. Gestern vormittag 11 Uhr fand in der Schloßkirche feierlicher Gottesdienst statt. Die Herrschaften versammelten sich zum gemeinschaftlichen Kirchgänge im Appartement der Großherzogin, das Gefolge im Marmorsaale; in feierlichem Zuge unter Vortritt der Hofchargen begaben sich die Neuvermählten, gefolgt von den übrigen fürstlichen Personen, in die unteren Räume der Kirche, wo sie auf den gegenüber dem Altar bereit gestellten Sitzen Platz nahmen. Die Predigt wurde von dem Prälaten Doll gehalten. Nach dem Gottesdienst fand in der oberen Galerie des Schlosses ckejouaer äinswirs der Fürstlichkeiten und Hofstaaten statt. Nachmittags 3 Uhr nahmen das Erbgroßherzogliche Paar, begleitet von den übrigen Höchsten Herrschaften, die Huldigung der Abordnungen des Landes, deren Mehrzahl in Volkstracht erschienen war, in der landwirtschaftlichen Halle auf dem Fest­platz entgegen. Abends 8 Uhr war Festvorstellung im Hoftheater. Als das Erbgroßherzogliche Paar in der Hofloge erschien, wurde dasselbe mit drei­maligem Hochrufen der Versammelten unter festlicher Begrüßung durch das Orchester mit Trompeten- und Paukenschall empfangen. Heute nacht ist der Erbprinz von Leiningen, heute früh der Erbprinz von Nassau und darauf der Deutsche Kronprinz von hier abgereist.

Leider haben die Festlichkeiten unter dem Regen, der seit Samstag un­unterbrochen niederströmte, empfindlich gelitten. Die Huldigung von Ab­ordnungen des Landes, deren Mehrzahl in Volkstrachten erschienen waren, ging in der landwirtschaftlichen Halle in der Nähe des Stadtgartens vor sich. Mit klingendem Spiel rückten die Gruppen heran, jede führte ein mit Früchten, Laub, Kränzen und Bändern phantastisch aufgeführtes Schild mit sich, auf dem der Heimatsort der Deputation zu lesen war. An der Spitze gingen die Bürgermeister mit ihren silbernen Amtsketten. Oberbürgermeister Lauter führte zunächst die Abordnung der Stadt Karlsruhe, sechs weiß- gekleidete Damen, dem erbgroßherzoglichen Paare vor; eine der Damen hielt eine poetische Ansprache, andere überreichten Geschenke. Prinzeß Hilda äußerte ihre laute Freude, als nun unter Führung des Malers Tuttine die Landestrachtengruppen vorüberzogen; jede derselben sandte ein Mädchen oder einen Burschen, der in heimatlichem Idiom und kernigen Reimsprüchen das junge Fürstenpaar begrüßte. Zuerst rückten die Leute vom Hotzen­wald heran, sehnige Gestalten, deren Kleidung mit der Tracht der vorderen Schweiz verwandt ist. Die Leute bringen der Fürstin Seidenzeuge

für dine schöne Chinderstube,

für d' Maidli z'bruche un für d' Buebe,

Zu Chinderhübli, Mäntel, Schueh,

Zu jedem g'hört es Bändeli zue."

Mit Fischen aus dem Bodensee nahen sich die Reichen au er in schmucker Fischertracht, die Radolfzeller mit Früchten, die Leute von Donaueschingen in einer protestantischen und einer katholischen Gruppe. Der Bezirk Neustadt macht einen Weinachtsbaum zum Geschenk. dieVillinger mit ihren gelben Cylinderhüten bieten Blumen, Früchte und Schwarzwälder Puppen dar. Dann folgen in farbenreichen Kostümen die Mädchen von Rippoldsau-Schapbach, die von Schiltach und Wolfach, die Flößer von der Kinzig, die Renchthäler u. s. w. Die Peters- thaler Miliz erschien in ihrer schwarzblauen Uniform mit aufgekremmten roten Rockschößen, rotem Kragen, roter Weste, schwarzen Kniehosen und weißen Strümpfen. Die Mädchen von Achern, Lahr, Kehl, Offenburg und dem Hanauerland erschienen in ähnlichen Trachten, aber manchfachen Variationen. Geschmackvoll erschienen die Markgräflerinnen, während die von Waldkirch durch ihre grotesken gelben Cylinderhüte und wulstigen Röcke auffielen. Kostbare Kostüme zeigten die wohlhabenden Mädchen aus dem Taubergrund. Alle überreichten Gaben, Wein, Trauben, Honig, Fische, Früchte, Erz, Flachs, auch ein schneeweißes Lamm wurde der Prinzessin zu­geführt. Die Huldigung dauerte über 2 Stunden, währte aber bei der an­regenden Abwechslung nicht zu lange. Am Abende fanden sich die Landes­trachten in der Festhalle zum Balle vereint. An volkstümlichen Scenen war da kein Mangel, zumal die Musikkorps der ländlichen Abordnungen zu hei­matlichen Tänzen aufspielten.

Karlsruhe, 28. Sept. Am Samstag abend kamen nach der Bad. Lds.-Ztg. auf dem Perron des Bahnhofes am Mühlburgerthor mehrere Taschendiebstähle vor. Einem Schweinehändler aus der Pfalz wur­den 500 seinem Kollegen 88 ^ und einer Frau etwa 130 in dem Gedränge beim Einsteigen-in den Maxauer Zug entwendet. Leider war kein Schutzmann in der Nähe und so konnten die Herren von der edlen Lang­fingerzunft ungestört mit ihrer Beute entkommen. Auch sonst hört man von vielen anderen Taschendiebstählen, die während der hiesigen Festtage vorge­kommen sein sollen.

Ragaz, 28. Septbr. Feldmarschall Graf Moltke ist zum Kur­gebrauch hier eingetroffen und hat im Hotel Quellenhof Wohnung genommen.

Obstpreiszettel. Heilbronn, 26. Sept.: Aepfel ^ 4 bis 5, Birnen ^ 3.20 bis 4..

Bietigheim und Umgebung: Mostäpfel 4.40.

Ludwigsburg: Aepfel 4.50 bis 5., Birnen 3.

bis ^ 3.20. Da im Unterland bereits jetzt schon kein Obst mehr auf den Bäumen ist, dürfte der Preis von jetzt ab nur noch steigen. An Plätzen, die keinen regelmäßigen Obstmarkt haben, werden wohl noch höhere Preise als vorstehende bezahlt werden müssen.

Oehringen, 28. Sept. Aepfel 4.20 bis -.-L 4.40, gute Most­birnen 3.20 bis 3.40.

Reutlingen, 27. Sept.: 8. für Aepfel per Sack. Bei der

geringen Zufuhr von nur 3000 Säcken wurden sofort 11. per Sack angeboten und verkauft.

Stuttgart, 29. Sept. (Kartoffel-, Obst-und Kraut - markt.) Leonhardsplatz: 300 Säcke Kartoffeln zu 2 20 H bis 2

50 L per Zentner. Wilhelmsplatz: 600 Säcke Mostobst zu 3 50 L

bis 4 ^ 50 H, Luiken 5 per Zentner. Marktplatz 4000 Stück Filder- kraut zu 1215 per 100 Stück.

Amtliche Kekalmllllllchimgen.

Revier Simmersfeld.

Mrenn^okz-VerUau^

KMM

den Staats­

waldungen Enzwald, Abt. 18, 25, 28, 29, 30, 37, 41 und 49, vom Jahr­gang 1884:

34 Rm. buchene Prügel, 5 Rm. birkene Prügel und Anbruch, 1429 Rm. tannene Scheiter, Prügel und Anbruch, 9 Lose Reisach.

Würzbach.

IM« Mark

find gegen gesetzliche Sicherheit bei der Gemeindepflege zum ausleihen sogleich parat.

Aus Auftrag:

Den 26. September 1885. Gemeindepfleger Burkhardt.

Dennjächt.

Am Mon­tag, den 5. Oktober, mit­tags 121 Uhr, wird die

Minlet^a^weille

hier mit dem hiesigen Güterkomplex bad. Markung Neuhausen, wieder ver­pachtet, wozu Liebhaber einlavet das Schultheißenamt.

Calw.

Zmangsverkauf.

Im Vollstreckungswege wird am

Montag, den 5. Oktober, mittags 1 Uhr,

im Haus des Christian Botzenhardt, Rotgerbers, gegen sogleich bare Be­zahlung öffentlich versteigert:

1 Cylinderuhr samt silberner Kette, 1 goldener Ring, 1 Sopha, 1 Pfeilerkommödle, 4 gepolsterte Sessel, 1 Auszugtisch, 1 Oval­tisch, 1 Nachttischle, 1 Ameri­kaner, 1 Eckkästle, 1 Kleider­

ständer, 1 Stockständer, 1 Hocker­stuhl, 1 Pfeifenbrett, 1 Spiegel, 3 größere Portraits, 1 Stück Bett, 4 Paar Fenstervorhänge,

I Nähmaschinengestell, 1 großes gegerbtes Hundefell, 12 Stück Säcke, 1 Büchse. Hinterlader, samt Zugehör, 2 Waschzüber, 3 Rm. gespaltenes Buchenholz,

II Stück Sohlhäute, 1 Schiefer- zurichttafel.

Die Gegenstände sind in gutem Zustande und findet der Verkauf un­widerruflich statt.

Gerichtsvollzieher

Joh. Wochele.

Prirmt-Aryeigerr.

Weines

Schafwoll-

Z»g-Ttrickgarn.

Eine Partie Reifelgarn, prima, pr. Pfund zu 2 75 H, eine Partie

melierte Strickgarne, pr. Pfd. 3 bis 4 feinste'Qualität, verkauft

v. Herion

VLKVllleU IL

in 1- und 2-Pfund-Schachteln, sowie in Kübeln ä 12>/- Pfund, ferner bestes

Lederfett

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Carl Sakmann,

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Gültlingen.

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