Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oderamts-Bezirk Nagold.

. l " :«».

Erscheint wvchcittlich 3mnl und kostct halbjährlich l hier (ohne Träcicrlohn) 1 UO in dem Bezirk^ 2 außerhalb dos Bezirks 2 .L 40 ^i.

Donnerstag den April.

JiiscrlivusHebühr für die Ispaltige Zeile aus ge- wohnlicher schrill bei einmaliger Einrückung 9 !. bei mehrmaliger je 6

1879.

Hände eröffnet den neuen Besitzern ein reiches Feld

Einladung zum Abonnement

aus den

Gesellschafter,"

Preis vierteljährlich fammt Postiiefernngsgebühr in dem Bezirk 1 -Ich außerhalb des Bezirks 1 -M 20 Z.

Diejenigen unserer verehrt. Abonnenten, welche blos vierteljährlich abonnirt hatten, bitten wir, ihre Bestellung sür das mit dem 1. April beginnende 2. Quartal des Abon­nements sogleich zu erneuern, indem die Nach­lieferung der erschienenen Nummern nicht immer vollständig geschehen kann. Der Bei­tritt neuer Abonnenten ist uns natürlich je­derzeit willkommen.

Dir Redaktion K Expedition.

Amtliches.

N a g o l d.

An die Gemeindepfleger.

lieber die in Gemäßheit der Beifügung vom 14. Mai 1877 (Reggsbl. S. 113) von den Gemein­depflegen pro 1878/79 bezahlten Marsch-Gebühren sind die vorgeschriebcnen Nachweisungen binnen 8 Tagen an die Oberamtspflcge einznsenden.

Den 31. März 1879.

K. Oberamt. Güntner.

Nagold.

An die Gemeindedehörden.

Abschluß der Meß-Urkunden betreffend.

Unter Beziehung auf die oberamtliche Bekannt­machung vom 8. v. Mts., Amtsblatt Nro. 29, wird den Gemeindebehörden hiemit eröffnet, daß in Folge der Verlegung des Etatstermins vom 1. Juli auf den 1. April nach einem Erlaß k. Steuer-Collegiums vom 26. v. Mts. die Meß-Urkundenhefte statt wie bisher nach dem Stand vom 30. Juni nach dem Stand vom 31. März abzuschließen sind und der Ab­schluß auf diesen Termin erstmals hinsichtlich der das Stückjahr 1. Juli 1878 bis 31. März 1879 umfas­senden Meßurkundenhefte stattzufinden hat.

Die Ortsvorsteher werden angewiesen, wegen alsbaldiger Beibringung der noch rückständigen Meß- Urkunden und Handrisse die erforderliche Beifügung zu treffen.

Den 1. April 1879.

K. Oberamt. Güntner.

Die 2te Schlüstclle in Winterlingen wurde dem Schul­lehrer Scheel in Frcudenstadt übertragen.

c-A Tages-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

^ 2 InEgenhause n steht das Wohnhaus des

Todtengräbers an einem Bergabhange ziemlich isolirt auf einer mit fruchtbarem Dilnviallehm überlagerten Felsmasse des bunten Sandsteins, aus welcher fein­körnige, silberschimmernde Werksteine genommen wer­den können. Zwei Steinhauer aus Nagold, Weimer und Wohlleber, haben vor wenigen Wochen das betreffende Wohnhaus mit anstoßendem Gras- und Baumgarten von dem seitherigen Eigenthümer käuf­lich erworben und den Steinbruch bereits in Angriff genommen. Dieser rothe Sandstein ist in der Bear­beitung sehr weich, verhärtet aber an der Luft un- gemein, verwittert nie und ist daher, soweit die Felsen seither zugänglich waren, ein vielbegehrtes Material zur Anfertigung von Grabmonumenten gewesen. Der Erwerb und Ucbergang dieser Fläche in technische

vieljähriger Arbeit und werden die Verfertiger von Grabdenkmälern auf diesen prächtigen"Sandstein wie aus die mitbesitzcnde Bestell- und Versandtfirma: H. Ehr. Lchnstcr, Werkmeister in Nagold, hiemit auf­merksam gemacht.

2 Gesangvereinssache. Die ländlichen Gesangvereine gehen in neuester Zeit mit den Krie- gervereinen Hand in Hand und haben sie sich theil- weise ans den letzteren herausgcbildct. Sie versprechen mehr und mehr eine eigentlich volksthümliche Sache zu werden, bei der es sich um die wirkliche Einfüh­rung eines wesentlichen und wichtigen Bildungsmittels in Kreisen handelt, auf welche bisher in Musiksachen ein veredelnder Einfluß in nur ungenügender Weise geübt zu werden vermochte. Man muß sehen, mit welcher Freude ehemalige Soldaten und andere Freunde des Gesanges zur späten Abendstunde nach vollbrachter Tagesarbeit den Singübungen sich noch unterziehen, wie sie den Schatz volksthümlicher wieder anfangs rein nach dem Gehör, später nach Nokkn, nicht mit dem Ohre allein, sondern auch mit dem Auge, zu ihrem bleibenden Eigenthum zu machen suchen. So streben z. B. ans dem rechtsseitigen Plateau der oberen Nagold die Gesangesfrcunde der Gemeinden Bösingen, Egenhausen, Spiclbcrg und Walddvrs in freudigem Ernste darnach, möglichst Gutes in ihren Vorträgen zu leisten und hatten wir am letzten Sonn­tag Nachmittag den Genuß einer Gesangsprodnktion durch die Gesangvereine Bösingen, Spielberg und Egenhausen in der Wirthschast zur Krone in letzterem Orte. Verschiedene Männerchöre aus der Heim'schen Sammlung von Volksgesüngen wurden von den Vereinen einzeln und gemeinschaftlich präeis und schön vorgetragcn und gaben die in den Wirthschaftsräumen sehr zahlreich anwesenden Zuhörer ihren Beifall zum öftern öffentlichen Ausdruck. Vielleicht ist der Tag nicht fern, wo wir ähnliche Saugesinstitute auch in anderen Landgemeinden erblühen und so diesen Theil der edlen Musika zu einem Gemeingute unseres Va­terlandes werden sehen.

Stuttgart, 30. März. Die Stunde der Bier- conservatoren, früher ein vielgepriesenes Instrument, scheint geschlagen zu haben, denn die Biertrinker ziehen es jetzt entschieden vor, ihrenStoff" frisch aus dem Faß verzapft zu beziehen; auch hat sich schon eine größere Anzahl von Wirthen dem Wunsche der Gäste anbequcmt, und wird der Rest wohl bald nolons volons folgen.

Tübingen, 31. März. Der hiesige katholische Stadt- und Garnisonspfarrer Konviktsdirektvr Tr. Reiser wurde von dem Domkapitel in Rottenburg zum Domkapitular gewühlt.

Ebingen, 29. März. Gestern Abend geriet!) in dem benachbarten Onstmettingen ein Itzjährigcr Bursche mit einem 17jährigcn in Streit. Im Ver­lauf desselben stach der jüngere dem älteren das Messer in den Unterleib, so daß die Gedärme hervor­drangen. Der Thäter wurde verhaftet und heute dem Oberamtsgericht überliefert. (dl. T.)

In Obcrhausen begab sich ein daselbst an­sässiger Arbeiter mit seiner Braut und den nöthigcn Zeugen zum Standesamt. Braut uud Zeugen waren nicht wenig erstaunt, als der Standesbeamte den Ehebund nicht gesetzlich besiegelte, sondern die Ver­haftung des Bräutigams herbeiführtc, weil dieser an einem andern Ort bereits Frau und Kinder hat. Statt znm Hochzeitsschmaus wurde er geschlossen und im Cylinderhut ins Gefängniß geführt.

Wie derFränk. Kurier" hört, beabsichtigt der Abg. Advokat Dr. Völk, in den Staatsdienst über-

zntreten. Von anderer Leite wird mitgctheilr, daß derselbe vom Justizminisler Dr. Fänstle ats Rath des künftigen Reichsgerichts in Leipzig vorgcschla- gen sei.

In den meisten der thüringischen Sraatcn be­schäftigen sich jetzt die Gcwerbevereine mit der Frage über Errichtung freier Innungen; große Begei­sterung ist jedoch dafür nicht wahrzunehmcn; man wird aber auch hicr die Mode mitmachen.

Berlin, 29. März. Dem Bundcsrathc ging ein Gesetzentwurf wegen Erhöhung der Brausteuer zu, wonach künftig von den zur Bierbcreitung verwen­deten Stoffen und zwar vom Zentner Getreide und Reis 4, vom Zentner grüner Stärke, Stärke, Stärke­mehl, Kartoffelmehl und Stärkegnmmi 6, vom Zrr. Zucker und Zuckerauflvsnng 6, von allen übrigen Malzsurrogaten 8 erhoben werden soll.

Berlin, 31. Mürz. DerStaats-Anzeiger" pubiizirt die Ernennung des Ministers Friedenthal znm Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten und des Ministers Maybach znm Minister der öffentlichen Arbeiten.

Wie in Abgeordnetenkreisen verlautet, wäre in Preußen sür die Amtsracht der Richter die rothe Farbe gewählt worden.

Fürsten sind sterblich, die weiße Frau m im Munde des Volkes unsterblich. Sie soll sich auch vor dem Tode des Prinzen Waldemar im könig­lichen Schlosse in Berlin gezeigt haben. Berliner Blätter berichten darüber:Einer der Posten in einem der Gänge des Schlosses soll in der Nacht vom Dienstag ans Mittwoch plötzlich seinen Posten ver­lassen und sich erschreckt auf der Wache gestellt haben, unter dem Vorgebcn, er habe eine weiße Gestalt auf sich zuschreiten sehen. Angeblich wäre der Soldat sofort in Arrest genommen worden, weil er seinen Posten verlassen habe, und es seien Verhöre mit ihm angestellt, die nichts weiter ergeben hätten, als daß er eben von der Furcht übermannt seinen Platz verlassen habe. Selbstverständlich verbreitete das Gerücht an sich einen gewissen Schrecken man kennt die Sage von derweißen Frau", von der Gräfin Agnes von Orlamünde, die, sobald ein Todes­fall bevorstündc im Hause Hvhenzollern, sich zeigte iu den Gängen des königlichen Schlosses, das Schlüs­selbund an der Seite und die beiden Kinder, die sie nach der Sage ermordet haben soll, um ihren Ge­liebten Heimchen zu können, im Arme. Die düstere Sage haftet an dem Schlosse seit 250 Jahren.

sAus Schreck stumm geworden.) Dem Dienstmädchen einer Berliner Familie war das einzige vierjährige Söhnchen zur Beaufsichtigung übergeben. Der bildhübsche, blondgelockte Knabe erfreute seine Umgebung besonders durch seine kindliche, naive Plauderei und wurde in Folge dessen von Verwandten und Bekannten allseitig gehätschelt. Die natürliche Folge hievon war, daß das kleine Bürschchen sich nicht immer in den Willen der Erwachsenen fügte. Besonders mußte das erst neu angetrctenc Mädchen gar oft diese Erfahrung machen. Als sie den Kleinen eines Tages spazieren führen sollte, sträubte sich der­selbe, die Treppe hinabzugehcn, und warf sich auf einem Treppenabsatz weinend zur Erde.Warte, der schwarze Mann wird kommen und dich holen!" rief das Mädchen drohend ans, um den Unartigen zum Weitergehen zu bewegen. In demselben Augen­blick kam zufällig auch ein Schornsteinfeger in seiner russischen Tracht um die Ecke des Treppenabsatzes, und stand plötzlich wie aus der Erde gewachsen vor dem weinenden Kinde. Der Schreck über das plötz­liche Erscheinen des schwarzen Mannes war ein so