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Kundgebung der Spanier stattgefunden. Gegen 700 Personen nahmen daran Teil und sämtliche Redner versicherten, lieber Krieg als ein Schiedsgericht zu wollen; man trennte sich unter den Rufen: Die lateinische Raffe lebe hoch! Nieder mit den Usurpatoren.
Spanien.
Havana, 7. Sept. Gestern fand hier eine vom spanischen Kasino berufene Versammlung statt, an welcher 5000 Personen teilnehmen. Enthusiastische Redner versprachen, daß die Kubaner der spanischen Regierung ihr Leben und Eigentum im Falle eines Krieges mit Deutschland zur Verfügung stellen würden. Ein hiesiger Kaufmann offerierte im Namen des Handelsstandes 500,000 Lstr. zum Ankauf von Kriegsschiffen, und Beschlüsse wurden gefaßt, welche die Geschäftsleute auffordern, ihre Verbindung mit deutschen Handlungshäusern abzubrechen. Hierauf begab man sich nach der Residenz des General-Kapitäns, um ihm die Beschlüsse mitzuteilen. Dieser dankte und sagte, daß, wenn der Krieg ausbrechen sollte, die Deutschen nicht nach Spanien, sondern nach Kuba kommen dürften; er sei aber bereit, die Insel gegen deutsche Angriffe zu verteidigen, und rechne auf alle Bewohner Kuba's. Das Volk zerstreute sich darauf unter Hochrufen auf Spanien, den König Alfonso und den General-Kapitän von Kuba; ein Teil zog noch vor das deutsche Konsulat, die Hochs auf Spanien und den König Alfonso wiederholend. Das Konsulat wird bewacht. Ein Komite der „Union Constitutional", eines politischen Klubs, und die Kommandeure verschiedener Freiwilligen-Korps haben dem General- Kapitän ihre Dienste angeboren.
Bulgarien.
— Ostrumelien. Die Bulgaren sind bis jetzt voll Enthusiasmus. Das Militär fraternisiert mit dem Volke, reißt von den Uniformen die ost- rumelischen Sterne herab und näht die bulgarischen Abzeichen (weißen Löwen) an. Der Klerus geht mit dem Volke. Aus Alt-Zagorien, Pazardzik, Hivno, Chorkov, Jambuli, Kazanlik, Kotel, Karlow und anderen Städten sind Depeschen eingelangt über große Begeisterung und über die Armierung der Bevölkerung. Bulgarische Druschinas (Bataillone) ziehen über den Balkan durch alle Pässe und werden von der Bevölkerung mit Jubel empfangen. — Die gesamte bewaffnete Macht im Lande wird zu den Fahnen einberufen. Das Volk rüstet sich. Die Turnerverbindungen ziehen an die Grenzen zur Verteidigung des Landes. Vor dem großen Monumente, welches auf dem Burnardzik den gefallenen russischen Soldaten errichtet worden ist. wurde eine Feier abgehalten. Mädchen und Frauen bekränzten das Monument, während Männer es mit Fahnen schmückten. Auf dem S ch ip k a-Balkan unter St. Nikolaus sind die Ostrumelier mit dem bulgarischen Militär zusammengetroffen und sich in die Arme gefallen. Die Grenzpfähle wurden niedergeriffen, die Grenze zwischen Rumelien und Bulgarien hat aufgehört, zu existieren. Sofia befindet sich ebenso wie Philippopel in Aufregung. Die Bevölkerung jubelt und greift zu den Waffen. Bei seiner Abfahrt aus Varna sagte Fürst Alexander: „Die Stunde der Vereinigung hat geschlagen. Ich werde mich noch heute nach Philippopel begeben, wohin mich das Volk ruft. Die Vereinigung ist uns teurer als Leben und Gut."
Philippopel, 22. Sept. Der Fürst von Bulgarien ist heute vormittag um 10 Uhr hier eingezogen. Derselbe begibt sich nach einem feierlichen Tedeum in der Kathedrale nach dem Konak, wo er die provisorische Regierung und den hohen Klerus empfangen wird. Dem Fürsten Alexander gehen aus allen Teilen Bulgariens und Rumeliens Glückwünsche zu, welche zugleich das dringende Ersuchen aussprechen, der Fürst möge endgiltig und entschlossen die Verwirklichung der Union verfolgen. Das Volk sei bereit, Gut und Blut dafür einzusetzen.
— Fürst Alexander von Bulgarien spricht in einem Telegramm an die Mächte die vollzogene Thatsache der Einverleibung Ostrumeliens m Bulgarien aus und erklärt, daß er geneigt sei, für das gesamte Fürstentum sich der Lehnshoheit der Pforte zu unterwerfen. '
sr. Die Siuttgcrvtev Kaifevtcrge.
Stuttgart, den 23. Sept. 1885,.
Mil dem heutigen Tage haben die Festlichkeiten ihr Ende erreicht und Stuttgart wird wieder in seiner äußeren Physiognomie das altgewohnte Bild zeigen. Nach Beendigung der heutigen Feldmanöver kehrten die Höchsten und Hohen Herrschaften sofort wieder nach Stuttgart zurück und zwar mit Ausnahme des Kaisers, welcher von Zuffenhausen aus die Bahn benützte, in Equipagen. Prinz Wilhelm von Preußen ist um 1 Uhr mittags abgereist und begibt sich nach Laxenburg bei Wien zu dem Kronprinzen Rudolf von Oesterreich. Nach 3 Uhr reiste auch der Kronprinz ab, nebst zahlreichem Gefolge. Die Reise ging von hier aus über Frankfurt nach Berlin. Da die Abfahrt des Kronprinzen nicht bekannt geworden war, so hatte sich nur wenig Publikum am Bahnhofe versammelt, das aber desto lebhafter in stürmische Hochrufe ausbrach. Mit dem Kronprinzen fuhren zu gleicher Zeit einige der fremdherrlrchen Offiziere ab. Bald sammelte sich mdeS eine nach Tausenden zählende Menschenmenge, um den scheidenden Kaiser noch einmal zu sehen. Kopf an Kopf stand eS vom Schloß bis herauf zum Bahnhofe. Kurz vor 4'/- Uhr erschienen der Kaiser und der König auf dem Bahnhofe von donnerndem Zubelrufe begrüßt. Auf dem Perron des Bahnhofs hatten sich bereits eingefunden Herzogin Wera, Prinz Wilhelm von Württemberg, Prinz Weimar nebst Gemahlin u. s. w., der ständische Ausschuß, die Generalität, das gesamte Ministerium , fremdherrliche Offiziere u. s. w. Ehe der Kaiser den Hofzug bestieg, verabschiedete er sich in herzlichster Weise von den anwesenden Mitgliedern der königlichen Familie, sowie von dem Könige, welch letzterer den Kaiser zweimal küßte, worauf der Kaiser jeder der anwesenden ihm vorgestellten Personen die Hand drückte und sodann leichten Schrittes den Salonwagen bestieg. Als sich der Train in Bewegung setzte, erhoben sich abermals donnernde Hurrah- und Hochrufe als letzte Abschiedsgrüße, wobei der Kaiser am Fenster seines Wagens stehend freundlich herausgrüßte. Noch wenige Sekunden und der Zug hatte die Halle verlaßen, womit die so herrlich verlaufenen Kaisertage in Stuttgart ihr Ende fanden. Laut bereits hier eingetroffenen Depeschen ist der Kaiser wohlbehalten in Baden-Baden eingetroffen.
Es waren schöne herrliche Festtage, die wir erlebt haben und Schwaben hat damit gezeigt, wie hoch sie den nationalen Gedanken hält, den Gedanken eines einigen, starken und mächtigen Deutschlands.
Gcrges-Weuigkeiten.
Stuttgart, 24. Septbr. Ihre Majestäten der König und die Königin haben sich nebst Gefolge heute vormittags 9 Uhr mittelst Extrazugs wieder nach Friedrichshafen begeben.
Tübingen, 21. Sept. Am 8. d. Mts. kündigte eine Frau v. Schröter aus Petersburg als Schwester eines in der Anstalt Mariaberg bei Bronnen, O.A. Reutlingen, verstorbenen und dort begrabenen Otto Pal- lisen, eines Sohnes des dänischen Konsuls in Petersburg, bei dem Anstaltsdirektor Rall ihren Besuch an. Sie erschien denn auch wirklich am 10., feierte in gewählter Gesellschaft am 11. das Jahresfest des Institutes mit, verblieb einige Tage als Gast bei der Direktorsfamilie und ließ sich am 14. im Zweispänner nach Honau fahren. Dem vornehmen Gaste wurde natürlich nichts berechnet. Vom 18./19. übernachtete die Dame im Kronprinzen in Reutlingen und machte dann auch einen Besuch in Mägerkingen, wo sie als das 22 Jahre alte Dienstmädchen Christine Hipp von da erkannt wurde, welches sich bei einer Herrschaft in der Schweiz noble Allüren angeeignet hat. Die Schwindlerin befindet sich nunmehr in Reutlingen in Haft.
Waldsee, 20. Sept. Der Anz. von Oberschw. berichtet: Allgemeines Aufsehen erregt die Verhaftung eines erst vor kurzer Zeit aus Aegypten zurückgekehrten Bürgersohnes. Wie wir vernehmen, erfolgte die Verhaftung auf den Antrag der Staatsanwaltschaft beim Reichsgericht wegen Teilnahme an hochverräterischen Umtrieben. Der Verhaftete wurde schon bei der Heimreise mit zwei Kollegen aus Riedlingen in Zürich mehrere Tage von der Polizei verwahrt, weil er sich als Anarchist verdächtig gemacht hatte, dann aber wieder entlassen.
WevrnifcHLes.
— (Der Hofkuts.cher in Gastein.) Als ein hübsches Detail zum jüngsten Aufenthalt des Kaisers Wilhelm in Gastein teilt man der Didask. mit, daß der Kutscher Franz PöfchI, ein geborener Tiroler, welcher den deutschen Kaiser gewöhnlich von Lend nach Gastein und zurück fährt, diesmal durch ein besonderes Geschenk ausgezeichnet wurde. In der Saison 1885 war es nämlich zum fünften Mal, daß der wackere Pöschl den greisen Monarchen führte, und zum Dank für seine musterhaften Leistungen ließ ihm der deutsche Kaiser nicht blos eine Gala-Livree machen, sondern sicherte dem überglücklichen Kutscher außerdem noch eine lebensliche Jahrespension von hundert Mark zu. Man genießt eben nicht umsonst die Ehre, einen so berühmten Kurgast zu kutschieren. Beiläufig möge noch erwähnt werden, daß Kaiser Wilhelm dem Kutscher für jede Fahrt 40 Trinkgeld reichen ließ.
— Nach der „N. Fr. Pr." haben die Kosten der Entrevue von Krem- sier zwischen 5 und 600,000 fl. betragen. Die Möbel für die Zeit der Kaiser-Entrevue waren aus Wien, Schönbrunn, Prag, Innsbruck und Salzburg gekommen. Auch eine Menge neuer Möbel und Utensilien ist angeschafft worden, ein bekannter Wiener Porzellanhändler hat zum Beipiel allein 150 Waschservice für das Schloß geliefert. Erzählt wird, daß der Czar die ihm bestimmten Gemächer nicht bewohnt habe. Unmittelbar nach seiner Ankunft befahl er einen Wechsel im Arrangement der Zimmer und bestimmte für seinen Aufenhalt andere Gemächer, als die, welche das Hofamt mit so viel Glanz und Pracht für ihn eingerichtet hatte. Als Kronprinz Rudolf den russischen Majestäten seinen Besuch machen wollte, hatte er noch keine Ahnung von dem Wohnungswechsel. _
Kgl. Standesamt Kalu».
Vom 18. bis 24. September 1885.
Geborene.
21. Sept. Ernst, S. d. Gottlieb Mütschele, Hafners von hier.
Getraute.
24. „ Ludwig August Gackenheimer. Bäcker von hier mit Bertha Klenk von
Gschwend, O.A. Gaildorf.
Gestorbene.
18. „ Julie geb. Dubois, Ehefrau des Hermann G u nd ert, xllil. vr. von
hier, 76 Jahre alt.
18. , Gustav Adolf Dolmetsch, Kaufmann hier, 37 Jahre alt.
20. „ Ulrich Friedrich Kirchherr, S. d. Ulrich Kirchherr, Weichenwärters hier,
_ 4 Monate alt.
Landwirtschaftlicher Aezirksverein.
Abftbäume betreffend.
Zum Herbstsatz, der sich besonders auch deshalb sehr empfiehlt, weil man im Herbste in Baumschulen noch die Auswahl unter den schönsten und kräftigsten Bäumen hat, erbiete ich mich wieder zur Besorgung von Obstbäumen erster Qualität für Jedermann und erbitte mir die Bestellungen spätestens bis zum
15. Hktoöer.
Calw, 25. Sept. 1885. Der Vereinssecretär:
E. Horlacher. _
Die meisten LrankkeHeu
entstellen dskanntlicll äurell Unregelmässigkeiten äer Vsrdanungsorgane und darum sollte Niemand unterlassen, allen Llagsnbesellwerdsn mit gswissenkatt rubersitstsn Kitteln ru begegnen, um Ausartungen vorrubeugen.
Nun werden die äclltsn „üannovsrscllsn Kagentropksn" laus der Wadrill pbar- maeeutiseller Bräparats von Xd. Spelmann i» Hannover) nur aus denjenigen Lräutern eto. bereitet, welclle gerade bei den Aagenübeln und ttnterleibsbssckwerden insbesondere bei: Appetitlosigkeit, Scllwäclle des Kagsns, Kagenkrampt, übelriechendem Xtem, Llällnngsu, saurem ^.ukstossen, Xolik, Llagenkatarrll, Sodbrennen, Bildung von Sand und Erics, übermässiger Sedlsimproduktiou, Eslbsucllt Mel und Lrbrecben, Hartleibigkeit oder Verstopfung, Vlurwer, Kilr-, lieber- und Rasmorr- Loidalleiden n. s. w. ganr besonders wodltlluend, scllwerrlindernd und keilsam wirken. Ls wird dallsr Vllsu, die au den betrübenden Veigen der andauernden Xränkliellksit leiden, ganr besonders warm emxkodlen, die äcllten »ttannoverscllen Llagentroxken" (ru Laben das 6las mit Eedraucllsanweisung ru 75 ?kg. in den 4xotlleken) regelmässig in vorgescllriebsner ^Veise ru gebraucllen, um dadurcll die gescLwundsne Lrakt und den trüberen krollen Lebensmut wieder rurück ru gewinnen.