SV. Jahrgang.

Mo. 114.

Amts- « Inlelligenzbkatt für äen Kezirh.

Erscheint Dienst«-, Donnerstag L Samstag.

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8am«tag, äen 26. 8eptember 1885.

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ganz Württemberg 2 «tL 70 H.

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'Uotitische WcrchvicHLerr.

Deutsches Reich.

Stuttgart, den 23. Sept. Seine Majestät der Deutsche Kaiser und König von Preußen haben folgendes Handschreiben an Seine Majestät den König gerichtet:

Durchlauchtigster Großmächtigster Fürst, freundlich lieber Vetter und Bruder!

Euer Majestät freut es mich sehr aufrichtig, unter Beifügung einer Ab­schrift meiner heute an den General der Infanterie von Schachtmeyer er­lassenen Ordre davon benachrichtigen zu können, daß ich das 13. (Königlich Württembergische) Armee-Korps bei den diesjährigen Herbstübungen in einem sehr-befriedigenden, durchaus kriegstüchtigen Zustande gefunden und daß ich gern Veranlassung genommen habe, dem ganzen Armeekorps meine wärmste und vollste Anerkennung auszusprechen. Euer Majestät wollen meinen herz­lichsten Glückwunsch zu diesem günstigen Resultate entgegennehmen, welches erfreuliches Zeugnis dafür ablegt, daß die Verbände des nach - dem überein­stimmenden Willen seiner Fürsten und den Wünschen seiner Volksstämme neu -geeinigten Deutschen Reichs sich immer mehr festigen und erstarken und daß -innerhalb des Deutschen Heeres die Hauptbedingung jedes günstigen Gedeihens das ernste und unablässige fleißige Streben nach weiterer Vervollkomm­nung erkannt und erfüllt wird. Gott wolle ferner seine gnädige und 'schützende Hand über unserem teuren Vaterlande halten! Mit didsem aus der Tiefe meines Herzens kommenden Wunsche scheide ich heute aus Euer Majestät Lande und ebenso auch mit warmem und bewegtem Dank für die Aufnahme, die mir hier von Euer Majestät, von der Stadt Stuttgart, von den zur Parade so zahlreich erschienenen Kriegervereinen und von dem^ganzen Lande zu Teil geworden ist. Es hat Alles das meinem Herzen wahrhaft wohlgethan und ich würde Euer Majestät ganz besonders dankbar sein, wenn Allerhöchstdieselben auch ihrem Lande Kenntnis von meinem Danke zu geben geneigt sein möchten. Mit der Versicherung der vollkommensten Hochachtung und wahren Freundschaft verbleibe ich Euer Majestät

freundwilliger Vetter und Bruder (gez.) Wilhelm.

Stuttgart, den 23. September 1885.

An des Königs von Württemberg Majestät.

Die Abschrift an den General v. Schachtmeyer lautet:

Es gereicht Mir zur aufrichtigen und herzlichen Freude, Ihnen bei Be­endigung der diesjährigen großen Herbstübungen den Ausdruck Meiner vollen Zufriedenheit mit den Leistungen aller Truppenteile des 13. (Königlich Württem- bergischen) Armeekorps wiederholen zu können, die Ich Ihnen schon bei der Parade und an den einzelnen Manövertagen zu erkennen gegeben habe. Das Armeekorps befindet sich in jeder Beziehung in einem durchaus kriegs- tüchtigen, zu jeder Verwendung vorbereiteten Zustande und vollkommen ge­eignet, in dem Heere unseres deutschen Vaterlandes die Stelle einzunehmen, welche sich für die Söhne dieses schönen Landes mit seiner glorreichen Ver­gangenheit gebührt. Ich ersuche Sie, dem Armeekorps Kenntnis von dem Lobe zu geben, welches Ich seinen Leistungen gern und aus vollster Ueber- zeugung zu Teil werden lasse und hierbei sämtlichen Generalen, Regiments- Kommandeuren und Offizieren Meine volle Anerkennung für die sehr sicht­baren Resultate ihrer dienstlichen Thätigkeit auszusprechen. Möge Allen das Bewußtsein der erfüllten Pflicht und des erlangten Erfolges sowohl eine Belohnung für ihre Anstrengungen, wie eine stete Anregung zu weiterem Streben sein; denn in dem Sinne des Soldaten gibt es keinen Stillstand und der RufVorwärts" gilt wie im Kriege auch im Frieden. Ihnen ftlbst aber, dessen erfolgreiche Thätigkeit und einsichtsvolles Wirken Mir überall sichtbar geworden ist, spreche ich gern und aus warmem Herzen aus, daß Sie dem Vertrauen, welches Sie in diese Stelle berief, voll und ganz entsprochen und daß Sie Sich hier für den Dienst Seiner Majestät des Königs von Württemberg und des gesamten deutschen Vaterlandes ein hohes Verdienst erworben haben! Ich wünsche Meine lebhafte Anerkennung

für Sie noch besonders dadurch zum Ausdruck zu bringen, daß Ich Sie hierdurch zum Chef des Pommer'schen Füsilier-Regiments Nr. 34. ernenne.

Stuttgart, den 23. September 1885.

(gez.) Wilhelm.

An den General der Infanterie von Schachtmeyer, Kommandierenden General des 13. Königlich Württembergischeu Armeekorps.

Berlin, 22. Sept. Zum ostrumelischen Staatsstreich wird der Nat.-Ztg. von gutunterrichteter Seite aus Wien geschrieben: Die neuesten aus Philippopel vorliegenden Nachrichten sind nur geeignet, die Er­bitterung zu erhöhen, welche das Verhalten des Fürsten Alexander von Bul­garien in diplomatischen Kreisen hervorgerufen, sei es nun, daß er die be­denkliche Rolle freiwillig gespielt, sei es, daß er zu derselben sich zwingen ließ. Wir sagen dies nicht bloß mit Bezug auf das dem Vertragsrechte geradezu ins Gesicht schlagende Manifest, das er erlassen und das, als die Revolution zum Ausbruch gekommen, bereits in allen ostrumelischen Städten zur Ver­breitung bereit lag, sondern auch- mit Bezug auf die Vorbereitungen zu'dem Staatsstreiche, die so sorgsam waren, daß sogar Vorsorge getroffen war, die Thatsache erst bis die neue Ordnung vollständig hergestellt war, nach'außen bekannt werden zu lassen. Wenn nun von mancher Seite Versuche gemacht werden, die Frage aufzuwerfen, ob Fürst Alexander nicht bei seiner Anwesen­heit in Pilsen oder bei dem Besuche in Franzensbad Erkundigungen darüber eingezogen habe, wie sich die Mächte der plötzlichen Vereinigung Ostrumeliens mit Bulgarien gegenüber verhalten würden, und ob er vielleicht Andeutungen erhalten haben könne, die ihm Mut zu seinem Vorgehen eingeflößt haben, so kann ich auf Grund von Versicherungen unterrichteter Personen auf das Be­stimmteste mitteilen, daß, wenn Fürst Alexander Möglichkeiten im Sinne der unionistischen Umgestaltung Ostrumeliens und Bulgariens zur Sprache ge­bracht haben sollte, er nicht im Zweifel darüber gelassen worden wäre, daß die Kaisermächte jede den vertragsmäßigen Bestimmungen zuwiderlausende Aenderung auf der Balkanhalbinsel auf das Entschiedenste zurückweisen. Ob, was unter den obwaltenden Verhältnissen vielleicht noch das günstigste wäre, der neugeschaffene Zustand in Ostrumelien Bestand haben werde, bleibt abzu­warten. Denn abgesehen davon, daß es fraglich ist, ob die Pforte auch dies­mal mit papierenem Protest sich begnügen werde, wo sie erwarten darf, daß ihr vertragsmäßiges Recht, einzugreifen, von den Mächten nicht in Zweifel gezogen werden werde, kommt es ja noch in Betracht, daß auch den anderen Balkanfürsten, von welchen König Karl von Rumänien und König Milan von Serbien sofort aus die erste Kunde von dem in Ostrumelien Vorgefallenen nach Bukarest und Belgrad sind, die Störung des Gleichgewichtes auf der Balkanhalbinsel nicht gleichgiltig sein kann. Ueber die Stellungnahme der Vertragsmächte zu den Vorgängen läßt sich, abgesehen davon, daß die 3 Kaisermächte dieselben sofort als gegen den Berliner Frieden gerichtet und darum als vom völkerrechtlichen Standpunkt aus verdammenswert auffassen, deshalb noch nichts Bestimmtes sagen, weil ein Gedankenaustausch zwischen den Mächten eben erst im Zuge ist und es wohl weniger Tage bedürfen wird, bevor man sich ein Bild des Ergebnis desselben wird machen können.

Bezüglich der Karolinenfrage wird der Voss. Z. auf indirektem Wege telegraphiert: Madrider Nachrichten sprechen von einem ernsten Un­wohlsein des Königs. Die Untersuchung gegen 17 Teilnehmer an der Be­schimpfung der deutschen Fahne ist fast beendet. Die Gerichtsverhandlung wird demnächst stattfinden. Die Anklage lautet auf Verunglimpfung einer befreundeten Macht, wodurch Spanien in Kriegsgefahr gebracht worden sei. Auf dieses Verbrechen steht schwerer Kerker mit Zwangsarbeit. In Kuba soll große kriegerische Begeisterung herrschen, namhafte Kaufleute hät'en der (panischen Regierung dritthalb Millionen Fr. angeboten und den Abbruch aller Handelsbeziehungen zu Deutschland beschlossen. Zwei Redakteure von Cadiz und Santander wurden wegen aufreizender Artikel verhaftet und 6 Madrider Zeitungen beschlagnahmt, darunter selbst die nichtpolitifche Illustration. Französische, belgische und englische Firmen überhäufen chie Regierung mit Kreuzer- und Kanonenverkaufsanträgen. Dems. Bl. geht folgendes Tel. zu: In Bordeaux hat vorgestern eine neue deutschfeindliche