Am 27. v. M. früy benutzte ein Fräulein S. in Berlin, wie die BerlinerBürger,;tg." berichtet, einen Pferdebuhnwageu. Als sie in ihrer Wohnung angelangt war und sich ihres Paletots entledigen wollte', sand sie in der rechten Tasche desselben ein ihr nicht gehörendes Portemonnaie, das mit einer bedeutenden Summe in Gold und Banknoten gefüllt war und ausserdem meürerc Pisitenkarken ans den NamenFrau v. P." lautend, enthielt. Da aus den Karten auch die Wvbnnng bemerkt war, so suchte Fräulein S. die Eiqeutyümeriu des Portemonnaies ans und erkannte in derselben sofort eine Dame, welche im Pferdebahnwagen neben ihr gesessen hatte. Frau v. P. war später eingestiegen und hatte ihr Billet während der Fabrt befahlt: eS ist also nur anznnehmen, das; sie die (Geldtasche ans Berfehen nicht in ihre Tasche, sondern in den Paletot ihrer Nachbarin gesteckt hatte. Die batte bis zur Ankunft des Fräuleins S. ihren Berlnit noch gar nicht be­merkt und war nun der Finderin um so dankbarer, als diese augenscheinlich nur durch einen Zufall der schmählichen Oicfahr entgangen war, für eine Diebin gehalten zu werden.

Stranbnrg i. E., 2. Febr. Zn Hagenau hat vorgestern seit einem Vierteljahr die achte Feuers- brnnst die Einwohner in Schrecken gesetzt: auch dies­mal fiel den Flammen ein industrielles Etablissement, Bloch'S Spinnerei und Weberei zum Opfer: der Schaden soll über 80 000. betragen.

Europa ist nun '.nieder glücklich ein der soge­nannten Fragen lvsgcworden. Der Prager Friede des Jabrcs 1800 setzte bekanntlich in Artikel 5 fest, das; das Schicksal Nordschleswigs von einer allgemeinen Volksabstimmung abhängen solle. Ans verschiedenen Gründen, namentlich aber mit Rücksicht ans die anno 1800 offen gelassene Bestimmung des BegriffsNordschleswig" und die dadurch bedingte Schwierigkeit der Abgrenzung des Abstimmungsbezirks ist jedoch eine solche Abslimmung bis heute unter­blieben, weshalb auch diese Frage bei allen sonstigen europäischen Verwickelungen stets eine Rolle zu spielen pflegte. Diesem unerquicklichen Zustande ist nun ein Ende gemacht. Deutschland und Ocsterreich-Iluqciru haben sich nämlich nach längeren Unterhandlungen über die Aufhebung fraglichen Artikels 5 geeinigt. Es ist dies ohne Zweifel eine Art Antwort auf die jüngsten welfischen Demonstrationen in Kopenhagen. Nordschleswig ist und bleibt nun für alle Zeiten deutsch, und Dänemark hat das Nachsehen is. Wien.) OesterreichUngarn.

Wien, 2. Febr. Der offiziösen Mvntagsrevue zufolge wurde in den jüngsten Tagen zwischen Oest- reich-Ungarn und Deutschland ein Vertrag abgeschlos­sen, worin ersteres aus die Geltendmachung der Klausel des Art. 7> des Prager Friedens, wonach die Retro­zession Nordschleswigs von einem Plebiszit abhängig gemacht wird, verzichtet.

Italien.

Eine vergesscne halbe Million. Mailand ist verstimmt und murrt. In Folge von Nachfor­schungen, die aus Grund von Nachrichten französischer Blätter angcsteilt wurden, hat sich in den Kassen des Mailänder Munizipiums eine seit zwanzig Jahren vergessene halbe Million Franken vorgcfunden. Diese Summe stammte von einer Subskription und sollte zu zwei Dritteln für die im Kriege 1859 verwunde­ten Franzosen, zu einem Drittel für die Italiener verwendet werden. Diese Verwendung unterblieb und deßhalb ist Mailand verstimmt nnd sucht diesen Ge- dächtnißfehler möglichst zu reparircu.

Italien und Spanien werden ihre Gesandt­schaften zu Madrid und Rom demnächst zum Range von Botschaftern erheben.

Frankreich.

Paris, 4. Febr. Präsident Grövy empfing gestern im Elysöc die Botschafter Fürst Hohenlohe, Marquis v. Molius und Lord Lyons, die ihren er­sten offiziellen Besuch machten.

Paris, 4. Febr. DemJournal des Döbats" zufolge wäre das Ministerium also zusammengesetzt: Waddington Präsident und Auswärtiges, de Mar­köre Inneres, Löou Say Finanzen, Lcroyer Justiz, Ferry Unterricht, Bardoux Kultus, Lepöre Land- wirthschaft und Handel, Freycinet Arbeiten, Greslcy Krieg, Pothncm Alarme. Zum Civilgouverneur von Algier würde der Senator Krantz ernannt.

Der päpstliche Nuntius erhielt Weisung, sofort mit Grövy in Verkehr zu treten und zu er­klären, die Haltung des Vatikans habe durch den

Präsideutenwechsel keinerlei Veränderung erfahren. Grövy ist entschlossen, sich in Sachen der Amne­stie und Anklage gegen die Mai-Minister vollständig neutral zu verhalten und die Kammern allein hierüber entscheiden zn lassen: er will dagegen nicht blvs 4, sondern 10 Evrpsbefehlshaber wechseln: es ist sogar die Rede von der vollständigen Abschaffung der Com- mandos der Armeecorps. Auf England hat die würdevolle Ruhe, mit welcher der Wechsel der Prä­sidentschaft vollzogen wurde, einen tiefen, man kann wohl sagen, allgemein befriedigenden Eindruck aus­geübt.

England.

In Birkenhead legten gestern nach einem Tags zuvor gefassten Beschlüsse, eine Lohnminderung nicht annehmeu zu wollen, etwa 1000 Maschinenar­beiter die Arbeit nieder, und eine noch größere An­zahl in Liverpool that dasselbe.

In Britisch Indien wurden in 1877 durch wilde Thicre und giftige Schlangen 19095 Personen getödtet, gegen 19279 in 1870. In derselben Weise kamen im gedachten Jahre 59197 Stück Vieh um, gegen 54890 in 1870.

Rußland.

St. Petersburg, 1. Febr. Der Kaiser hat folgende von dem Ministerkvmite beschlossene Maß­regeln genehmigt: Niedcrbrennen der Station Wetlianka, nöthigeufalls noch anderer Dörfer oder einzelner Gebäude. Die Einwohner werden in an­dern Ortschaften des Ouarantänebereichs untergebracht und erhalten Entschädigung. Der Civiladministrativn wird behufs Ausübung des Ouarantünedieustes die erforderliche Truppenzahl sofort zur Verfügung gestellt. Ein besonderer Bevollmächtigter wird in das Astra- chan'sche und die angrenzenden Gouvcrnemente ent­sendet und demselben eine ärztliche Kommission zur Untersuchung der Epidemie und zur Desinfektion an- gesteckter Lokalitäten bcigegeben.

fBlutige Opfcr.j Ein schreckliches Verbre­chen ist unlängst in New jaust entdeckt worden. In diesem Ort ist nämlich eine neue Sekte entstanden, welche, wie es in solchen Fällen üblich ist, ihren Christus" und ihreGottesmutter" hat. U. A. huldigt diese Sekte der barbarischen Lehre, das; bei der Vertheilung des Abendmahls statt des Weines wirkliches Blut und zwar das Blut von unschuldi­gen Kindern ihren Anhängern zu reichen ist. Zu diesem Zwecke wurden Kinder gestohlen. Wie viele Kinder diesem schrecklichen Aberglauben zum Opfer gefallen sind, ist schwer zu bestimmen. Der Sekte selbst kam man auf folgende Weise auf die Spur. Ein Aeltester dieser Sekte, welcher sichJesus Chri­stus" nannte, erbot sich eine kranke Frau zu heilen.' Zu diesem Zwecke befahl er der Frau, mit ihrem Brustkinde ihm auf einen Hügel zu folgen und hieß sie dort, sich zum nahen vorbeifließeuden Bach zu begeben, während er auf dem Hügel mit dem Kinde warten lbürdc. Die Frau gehorchte; als sie aber zurückkehrte, fand sie weder den Heilkünstlcr noch das Kind auf dem Hügel mehr vor. Alle Nachforschun­gen blieben erfolglos. Sie wandte sich daher au die Polizei. Dieser gelang es, die Wohnung desChri­stus" ausfindig zn machen. Man fand daselbst unter dem Ofen eine Grotte, in welcher das Opfern der Kinder vorgcnommen wurde. Die beimChristus" wohnendeGottesmutter" hatte sich der Verhaftung durch die Flucht entzogen. Diese Sekte hat trotz ihrer furchtbaren Lehrern in Newjansk Anhänger er­worben.

Türkei.

DerAgeuce Russe" zufolge würde die Ueber- gabe von Spuz, Zabljak und Podgorizza an die Montenegriner seitens der Pforte am 8. Februar erfolgen: alsdann würden die Montenegriner das von ihnen besetzte türkische Gebiet räumen.

Amerika.

Newyork, Ende Dez. DieN. Pr. Ztg." veröffentlicht von hier folgende Warnung: Wie man hier wissen will, tragen zahlreiche Deutsche sich mit dein Gedanken, im nächsten Frühjahr hierher überzu­siedeln, und erwartet man im nächsten Jahre eine besonders starke deutsche Einwanderung. Diesen meinen eurvpamüden Landsleuten möchte ich einen wohlgemeinten Rath und eine ernste Warnung geben. Ein großer Theil der hiesigen Presse gefällt sich neuerdings, wohl mit Absicht, in der Behauptung, das; sich die hiesigen Geschäfts- und Arbeitsverhält­nisse wesentlich bessern und wir bald zur früheren Prosperität wieder zurückgckehrt sein werden. Das

ist eitel Trug; cs ist Leichtsinn, ja gerade ein Un­recht, durch solche Vorspiegelungen Leute hierher ins Elend zu locken. Mögen auch einzelne Fabrikzweige sich wesentlicher Besserling erfreuen, im Ganzen aber leiden wir noch immer an Geschäfts- und Arbeits­losigkeit. Tausende und abermals Tausende sind nach wie vor ohne Verdienst, und die wirklich Arbeit haben, sind auf ein Minimum von Lohn herabgesetzt, das kaum Leib und Seele zusammenhält. Alan halte sich nur ein paar Stunden in einem Gcschäftsplatze der Hauptstraßen Newyorks und der Nachbarstädtc aus, und man wird über die Masse der Jammerge­stalten staunen, die Hülfe suchend vorsprechen. Und dabei sind cs nur znm kleinen Theile gewerbsmäßige, arbeitsscheue Vagabondeu, die mail sehr bald heraus- zufindcn lernt, vielmehr überwiegend solche, welche gern arbeiten möchten, wenn sie nur Beschäftigung fänden. Ebenso steht es mit den Beschäftigung Suchenden besserer Classe, mit Buchhaltern, Kauf­manns-Gehilfen n. s. w. Alle Fabrikanten, Kauf- leutc, überhaupt Geschäftstreibende schränken die Zahl ihrer Angestellten möglichst ein, daher das Angebot noch immer viel größer als der Bedarf ist. Man wird mir vielleicht cinwcnden, das; doch wenigstens Landwirthc mit etwas Capital, die sich sofort nach dem Westen wenden wollen, hier ihr gutes Fort­kommen finden müssen. Gewiß könnten sie sich gegenwärtig in Wisconsin, Illinois, Missouri, Kaufas wohlfeiler als früher eine Heimstätte kaufen, werden auch, allerdings unter schwererer Arbeit als in der Heimath sich bald eine Existenz schaffen: aber sich zum Wohlstände herauszuarbciteu, davon kann vor­läufig keine Rede sein, denn die Rohprodukte bringen an Ort und Stelle so niedrige Preise, daß diese kaum die Kosten der Produktion decken. Die Eisen­bahnen nehmen den Löwen-Antheil durch die hohen Frachtsätze bis zum Verschiffungsplatze. Mein Rath ist daher und es ist der Rath eines wohlmeinen­den und mit den hiesigen Verhältnissen vertrauten Mannes : lasse Niemand sich durch nichtige Vorspie­gelungen zum Auswandcrn, wenigstens gegenwärtig, verleiten: bleibe jeder in seinen heimischen, altgewohn­ten Verhältnissen, in denen er sich eher, wenn auch mühsam, durchbringen kann, als wenn er sich bei den gegenwärtig so ungünstigen Zuständen hierher begibt, wo ihm Alles, selbst die Sprache fremd ist. Wollen aber etwa die Socialisten wirklich, wie ihre Organe schreiben, in Masse nach Amerika auswan­dern, dann mögen sie nur kommen. Hier werden die Weltenstürmer bald von ihren Umsturz-Ideen curirt werden., (Fr. I.)

5 ^ ^ Handel ü Uerkehr.

2 E g e n h a u s e n, 3. Febr. Dem heute abgehaltencu Bieh- markt wurde trotz Wimmer Wege uud schlechte» Wetters viel Vieh, namentlich Ochsen und Schweine, zugefiihrt. Haben auch die anwesenden Hebräer nicht so lebhaft wie sonst in den Handel gegriffen, so war der Absatz an schönem Melkvieh doch nicht unbedeutend nnd das zn Markt gebrachte Fleckvieh fand gut- zahlende Abnehmer. Es wurden bezahlt: für Ochsen von 40 Karolin aufwärts; für Kühe 617 Karolin, für Länferschweine bis zn 60 . nnd für Milchschweine 1115E das Paar. Rassige Kaibeln galten bis 300 ./L und darüber. Die Wirths- häuser blieben bis znm Abend mit Marktlcuten angefüllt. Ist auch der Krämermarkt hier fast ganz verschwunden, so erhalten doch die jährlichen 3 Viehmärkte ihre volle Bedeutung.

Mössingen, 29. Jan. Der heutige erste Viehm ackk t für unsere Gegend war stark befahren, der Handel aber sehr flau. Eigner von Zug- nnd Melk-Vieh, welche sich mit de» Einkaufspreisen des vorigen Sommers und Herbstes begnügten, konnten theilwcise absetzen. Fettvieh fand selten Liebhaber und zu Preisen, welche die Mästung weitaus nicht deckten.

Mittlere Fruchtpresse per Ceutner vom 24. bis 28. Januar.

Kernen.

Rosgen.

Gerste.

Haber.

4

-4

Giengen . . .

. 9. 50.

7.

70.

7.

40.

5. 25.

Geisiinaeir . .

Hall ....

. 9. 84.

-.

-.

-.-.

Hcidenheim . .

. 9. 90.

8.

40,

7.

21.

5. 34.

Nagold . . . Kirchheim . .

. 9. 30.

8.

4.

7.

89.

5. 96.

. 10. 17.

-.

-.

7.

74.

5. 96.

Leutkirch . . .

. 9. 97.

8.

25.

-.

6. 29.

Riedlingcn . .

. 9..

6.

70.

6.

31.

5. 17.

Tuttlingen . .

. 8. 98.

-.

-.

-.

-.

5. 95.

Waldsce . . .

. 9. 44.

7.

50.

8.

7.

5. 75. (St.-A.)

Stuttgart, 3. Febr. fLandesprodukteubörsc.j Der Getreidehandel hat im Großen und Ganzen immer noch keine wesentliche Aenderung erfahren, dagegen zeigte sich an unseren inländischen Schrannen etivas bessere Kauflust. -- An heutiger Börse war noch wenig von einer Besserung im Ge­schäft bemerkbar, sondern die Käufer bleiben immer noch zu­rückhaltend. Wir notiren Pr. 100 Kilogr.: Waizen, daher. 19 75 bis 20 -4 25 Ungar. 20 »L 25 4 bis 21

Kernen 17 75 ^ bis 20 50 -k, Dinkel 11 60 4 bis

12 ^ 40 Roggen, russischer 14 50 -4, Haber 12

80 <4 bis 13 Mehlpreise Pr. 100 Kilogramm samt Sack: Nr. 1 32 50 4 bis 33 .L 50 N Nr. 2 29 50 4 bis