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60 . Jahrgang.

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Erscheint Dienstag, Donnerstag L Kamstag.

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Donnerstag, äen 2A. September 1885

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Wcrchvichten.

De irisches Reich.

den größten Teil des' Ende Oktober oder

Berlin, 19. Sept. Der Kaiser gedenkt Herbstes in Baden zu verleben und schwerlich vor November nach Berlin zurückzukehren.

Hannover, 20. Sept. In der heutigen Landesversamm­lung der nationalliberalen Partei besprach Bennigsen die Stellung und Aufgabe der Nationalliberalen. Er befürwortete das Zusammen­gehen aller gemäßigten Elemente, sprach sich gegen das Ueberwuchern des Fraktionsgeistes aus, feierte den Reichskanzler bezüglich der sozialpolitischen Plane und hob das Pflicht- und Kraftgefühl des Königstums hervor. Das Vertrauen auf die Zukunft sei daher vollberechtigt. Schließlich wurde ein­stimmig eine Resolution angenommen, welche für Ergänzung der Sozialpolitik des Reiches durch gemeinnützige Einrichtungen für Preußen, für gerechtere Steuerverteilung, Entlastung der Gemeinden und Durchführung der Selbst­verwaltung sich ausspricht; gegenüber den Machtansprüchen der römischen Hie­rarchie erwarte man von der Initiative der Regierung und von ihrer fort­gesetzt versöhnlichen Politik geeigneten Zeitpunkt die Beseitigung solcher mai­gesetzlichen Bestimmungen, deren Aufrichterhaltung das Staatsinteresse nicht gebiete.

Revolution in Ost-Rumelien, das ist das Neueste aus der Türkei. Wenn man schon bis zum letzten Augenblick von keinerlei be­drohlichen Anzeichen vernommen hat, scheint doch alles recht hübsch sauber vorbereitet gewesen zu sein. Christi Pascha, der Gouverneur, und sein Mi­nisterium sind gestürzt, der Pascha sogar von den Aufständischen gefangen. Das neueingesetzte Ministerium hat sich alsbald um Hilfe an den Fürsten von Bulgarien gewendet und dieser hat auch nichts Eiligeres zu thun gehabt, als die Mobilisierungs-Ordre für seine Armee zu unterschreiben, die Volks­versammlung, die Sobranje, für den 22sten nach Sofia zu berufen und in höchst eigener Person von Varna nach Philippopel abzureisen. Was wird man nun in Konstantinopel, was in Wien, Petersburg, Berlin und London dazu sagen?

O e sterreich - Uirg aru.

Wien, 19. Sept. Der Sturz der Regierung in Rumelien erfolgte plötzlich infolge eines bestimmten Vorkommnisses oder nach langer Vorbereitung, ist unbekannt. Der Fürst von Bulgarien befand sich in einer hochgradigen Erregung den politischen Kreisen Bulgariens gegenüber und scheint bei der Verordnung der Mobilisierung vor der Abreise von Varna über Tirnowa nach Philipoppel nahezu in einer Zwangslage gewesen zu sein. Kein Vertreter einer fremden Macht begleitete den Fürsten nach Philipoppel. Hier läugnet man jeden Zusammenhang mit Kremsier.

Bulgarien.

Die Proklamation des Fürsten von Bulgarien lautet:Wir Alexander >., Fürst von Nord- und Süd-Bulgarien, durch den Willen des allmächtigen Gottes und des Volkes, geben unserem Volke bekannt, daß die Bevölkerung Ostrumeliens am 18. Sept., nachdem sie ihre Regierung gestürzt und eine provis. Negierung eingesetzt, uns einstimmig zum Fürsten dieser Provinz ausrief. Dem Wunsche des Volkes, beide Bulgarien- Länder in eines zu vereinigen und derart sein Ideal zu erfüllen, nachkommend, anerkennen wir die Union als vollzogene Thatsache und nehmen den Titel eines Fürsten beider Bulgarien, Nord- und Südbulgariens, an. Wir übernehmen die Regierung der Provinz und erklären, daß wir Leben, Freiheit und Eigentum aller friedlichen Bürger ohne Unterschied des Glaubens und der Nationalität schützen werden." Das Manifest erklärt weiter, alle Maßregeln seien ergriffen, die Ruhe des Landes sicherzustellen und alle diejenigen strenge zu verfolgen, welche gegen dieselben handeln sollten und fährt dann fort:Ich hoffe, daß mein geliebtes Volk beider Balkan- Länder, welches das große Ereignis enthusiastisch begrüßt, der Befestigung des heiligen Aktes der Vereinigung beider Bulgaren seine Unterstützung zu

leihen bereit sein wird, alle Opfer bringen und Anstrengungen machen wird für die Verteidigung der Union und für die Unabhängigkeit des teuren Vater­landes. Gott stehe uns in diesem schwierigen Unternehmen bei! Gegeben in der alten Hauptstadt Groß-Tirnowo am 20. Sept. 1885. Alexander."

Gages-Weuigkeitsn.

* Calw. Ueber die Zeit der schönen Festtage Schwabens vom 19. bis 21. ds. hielt der württemb. Landesverein für Bienenzucht in der Stadt Gmünd seine Jahresversammlung. Die Stadt prangte im fest­lichen Gewände, und hat allem aufgeboten, den von nah und fern herbei­geströmten Imkern den Aufenthalt in der früheren Reichsstadt angenehm zw machen. Die Ausstellung in der Seminar-Turnhalle war bis jetzt die großartigste und reichhaltigste, welche in unserem Lande stattfand and hat sich ein Augen­zeuge, welcher die in letzter Zeit stattgefundenen Ausstellung der deutsch-öster­reichischen Bienen-Züchter in Liegnitz in Schlesien besucht hat und daselbst Obmann des Preisgerichts war, dahin geäußert, daß elftere Ausstellung, die letztere hinsichtlich der ausgestellten Produkte weit überrage. Der Besuch der Ausstellung war deshalb auch so bedeutend, daß der Schluß um einige Tage verlängert werden mußte. Die Dekoration im Hintergrund der Turnhalle, in der Mitte ein Landschaftsgemälde des Remsthales rechts und links die Berge in Pflanzen aufgeführt, versinnbildlichte das Land wo Milch und Honig fließt und in der That rieselte während der Ausstellung von dem einen Berge Honig, von dem andern Milch herunter. Dieser Anblick war imponierend; über die Ausstellung zu berichten, würde zu weit führen, Interessenten können in der Versammlung (siehe Inserat) das Nähere erfahren. Nur erwähnen möchte ich noch, daß unter den 72 Ausstellern auch zwei von unserem Vereine waren, von welchen Leonh. Weiß, Kaufmann in Stammheim, einen zweiten Preis eine bronzene Medaille mit Diplom für ausgestellten Honig und Wachs erhielt.

Am 18. September wurde von der evangelischen Oberschulbehörds die Ite Schulstelle in Stammheim, Bez. Calw, dem Schullehrer Stark in Großglattbach, Bez. Vahingen a./E. übertragen.

>V. 6. Stuttgart, 22. Sept. 5. Kaiser tag. Die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften mit den Generalen und den fremden Offizieren fuhren auch heute wieder ins Manöverfeld, von wo sie nach 2 Uhr wieder hieher zurückkamen. Das Diner wurde heute bei dem Kommandierenden des 13. (K. Württ.) Armeekorps General v. Schachtmeyer eingenommen. Heute abend wird das K. Hoftheater besucht, wo aber statt des angekündigten LortzingschenWildschütz" auf Allerhöchsten Befehl wie an der Theaterkaffe angeschlagen ist, drei kleine Stücke gegeben werden, nämlichUnter Brüdern", Der Dorfbarbier" undDu drögst de Pann weg" von Reuter. Von gestern ist noch folgendes nachzutragen. Da das gestrige Manöverterrain bei Hcmmingen, bei dem Frhr. v. Varnbüler'schen Gute lag, so machten sowohl der Kaiser, als der Kronprinz u. s. w. dem Frhrn. v. Varnbüler auf Schloß Hemmingen einen Besuch. Im K. Hoftheater erschien der Kaiser erst gegen 8 Uhr nach dem ersten Stück in der Seitenloge (Prosceniumsloge) mit dem Prinzen Wilhelm, der sodann bei der Herzogin Wera Platz nahm. Sie und auch I. M. die Königin machten später dem Kaiser einen Besuch. Der Kronprinz. Prinz Albrecht und Prinz Arnulph von Bayern hatten ihren Platz beim Prinzen Wilhelm von Württemberg in der Kaiserloge gegenüberbefind- lichcn Prosceniumsloge genommen. Der Kaiser sowohl als die Höchsten Herr­schaften amüsierten sich sehr bei Aufführung der Gesangspoffe10 Mädchen und kein Mann". Nach dem Theater war Soiree beim Prinzen Hermann zu Sachsen-Weimar, wo der Kaiser bis gegen 11 Uhr, die übrigen Höchsten Herrschaften bis gegen 12 Uhr blieben.

VV. 6. Cannstatt und sein junger thatkräftiger Oberbürger­meister bereiten sich auf das Ende dieser Woche, am Samstag, beginnende Volksfest vor, das auch am Sonntag und Montag nächster Woche fort­dauert und damit im Kursaal eine Obst- und Traubenausstellung von großem Umfang des Obstbauvereins verbunden wird. Am Samstag und Sonntag