Liebknecht hat eine 3monatliche Gefängniß- strafe im Leipziger Bezirksgericht angetreten.

Wichtiger als alle Tarlarenposten aus dem Orient ist die trotz aller bisherigen Dementis immer wieder, und zwar mit großer Bestimmtheit austauchende Nach richt, daß sich die Annäherng der Westmächte vollzieht und daß Graf Beust für den Hinzmritt Oesterreichs agilirt. Wir stünden also hiermit vor der Frage einer Tripelallianz. Zwar sind die Re uüniscenzen des Knmkrieges durch den ereiguißoollen Zeitraum eines Vierteljahrhmiderts in den Hintergrund gedrängt worden; aber in manchen diplomatischen Köpfen arbeitet der Gedanke, dieselben zur Wiederauf­erstehung zu bringen. In London gibt man den Glauben an das Gelingen des Planes nicht aus, und von Wien aus wird damit gedroht, und zwar nicht blos nach Rußland, sondern auch nach deutscher Seile hin. Bis jetzt hat man an beiden belheiligten Stellen in London, Paris und Wien von Zeit zu Zeit immer wieder auftauchenden Projekte ziemlich kühl ausgenommen.

Die PariserKspubliqne äeinovratiqne et soeialv" sucht in einem langen Artikel zu beweisen, daß daS Attentat Moncasi von der spanischen Polizei ange» stiftet und in Szene gesetzt worden sei, um der Re­gierung Alphons XII. über die Schwierigkeilen der eben eröffnelen Session der Kortes hinwegzuhelfen. Moncasi sei eigens mit einer ganz ungefährlichen Ta schenpistole bewaffnet worden; man habe ihm einge­schärft, sich bei seiner Vernehmung für ein Mitglied der Internationalen auszugeben, damit die ganze con- servative Presse Europas sich für den Fall interesfire u. s. w. Da der gläubige Leser iudcß zuletzt fragen könnte:Wird sich Moncasi jetzt auch zum Spaß hin­richten lassen?" so ist das sozialdemokratische Blatt um eine Antwort keineswegs verlegen. Es schließt näm­lich:Wenn Moncasi etwa gehenkt werden sollte, wie Hödel in Berlin geköpft worden ist, so kann er sich noch auf ein langes Leben gefaßt machen. Zn Deutsch­land glaubt nämlich kein Mensch an die Hinrichtung Hödel's und ebensowenig an die Geschichte von dem, wir wissen nicht, welchem städtischen Museum entlehnten, mittelalterlichen Schwerte, welches zu seiner angeblichen Enthauptung gedient haben soll."

Elbing, 31. Okl. Hier ist ein russischer Kupp­ler gleich bei seiner Ankunst auf dem Bahnhose ver­haftet worden. Er war aus Grund eines zufällig zur Kenntniß der Behörde gelangten Brieses, den er an seine Vermittlerin geschrieben, abgesaßr worden. Das nichswürdige Treiben dieser Personen charakterisier sich durch eine Stelle aus diesem Briefe, welche die Altpr. Ztg. mitcheilt und in der es heißt, die ihm zu sendende Waare müsse jung, hübsch, vor allen Dingen aber gesund sein. Bei der letzten Sendung habe er wegen Krankheit 45 verloren.

Posen, 4. Nov. In der vergangenen Nacht ist, wie die Berliner Post berichtet, die hiesige Cigarren­fabrik von S. Krause abgebrannt. Hunderte Arbeiter und Arbeiterinnen sind durch das Brandunglück drod- los geworden.

OesterreichUngarn.

In Oesterreich-Ungarn dauert die Minister­krisis noch fort. Das provisorische ungarische Cabinet scheint freilich unter Tisza's Leitung einer gesicherten Zukunft entgcgenzugehen; dagegen hat der mit Neu­bildung des österreichischen Cabinets betraute Baron Depretis sein Mandat schon in die Hände des Kaisers zurückgegeben, weil er die Unmöglichkeit, ein parlamen­tarisches Ministerium zu bilden, einsah. Durch die Annahme einer Adresse, welche die Politik des Grafen Andrafsy aufs Entschiedenste verurtheilt, hat das öfter. Abgeordnetenhaus mit der bisherigen Regierung voll­ständig gebrochen. Letztere hat sich zwar nachträglich in Wien ebenso wie in Pesih herbeigelassen, der For­derung der Parlamente betreffs Vorlegung des Berliner Vertrags nachzukommen. Da sie indeß den Parlamenten daS Recht, über Annahme oder Nichtannahme des Vertrages, sowie überhaupt über die Richtung der auswärtigen Politik zu entscheiden, bestreitel, so ist mit Vorlegung des Vertrags wenig gewonnen. Wie Tisza in Pesih selbst offen erklärte, handelt es sich gegenwärtig um die wichtige Frage, ob das bisherige System des Dualismus noch fernerhin beibehalten werden oder dem Centralismus Platz machen soll.

Italien.

Rom, 4. Nov. Gestern ist hier die achte,pro- testantische Kirche eingeweiht worden.

Rom, 6. Nov. DemDiritto" zufolge richtete der französische Minister des Aeußern, Waddington, ein Cirkular an die Großmächte, worin ausgeführt ist, daß nach dem Scheitern der direkten Verhandlungen zwischen Griechenland und der Türkei nunmehr der

Moment gekommen sei, im Sinne des Berliner Ver­trags eine Vermittlung der Mächte eintreten zu lassen und zwar mittelst einer identischen Note, welche die Pforte auffordern würde, die Grenzberich- ligung im Prinzipe zuzugeben und Delegirte zur Fest­stellung der neuen Grenze zu ernennen. Wie der Diritto" weiter meldet, hätten Italien, Deutsch­land und Rußland diesen Vorschlag bereits an­genommen. (N T.)

Schweiz.

Zürich, 5. Nov. Das Gasthaus aus dem Uet- liberg, seither durch seine unvergleichlich schöne Lage unter dem NamenRestauralion Uiokulm" weltbekannt, ist gestern Abend ein Opser der Flammen geworden. Lei dem Mangel an Wasser und der sehr leichten Bauart war an ein Löschen nicht zu denken.

In Genf ist am 5. Novber. James Fazy, 81 Jahre alt, gestorben. (Fazy war in den vierziger und sünfziger Jahren eine der einflußreichsten Persönlich­keiten im Genfer Großen Rath.)

Frankreich

In Frankreich war das Ergebniß der am 29. Okl. von den Äemeinderäihen vollzogenen Wahlen der Seuatorenwähler, welches so entschieden zu Gunsten der Republikaner ausgefallen ist, daß deren Partei im Senat eine Mehrheit von mindesten 30 Stimmen zählen wird, das Eretgntß der Woche. Im klebrigen wurde dort die ösfenlliche Aufmerksamkeit von den Ziffern der ministeriellen Nachweisungen über die das Land über­schwemmenden ca. 200,000 Mönche und Nonnen, von denen ein großer Theil staatlicherseüs nicht anerkannt und von Jesuiten geleitet ist, in Anspruch genommen.

Am 4. 'November stieg Gambetla mit Spuller und einigen andern Freunden im Ballon aus, es war das erste Mal, daß Gambelta, seil dem 7. Okt. 1870, wo er mit Spuller Paris aus einem Ballon verließ, sich einem Luslschrff wieder anoettraute.

Eine Erbschaft i« Fiaker. In diesen Ta­gen ist in Paris der gewiß seltene Fall vorgekommen, daß ein Droschkenkutscher beim Reinigen seiner Droschke unter den Kissen nicht nur ein Portemonnaie mit einem baaren Inhalt von über 60 Francs, sondern auch alle Urkunden fand, die zur Erhebung einer Erbschaft von 1h, Millionen Francs ausgestellt und von einem sehr zerstreuten Fahrgaste vergessen waren.

England.

Gloucester, 30. Okt. Das hiesige Schwur­gericht verurtheilte heute den 21jährigen spanischen Matrosen Jofcs Garcia wegen dfachen Mordes zum Tode durch den Strang. Garcia hatte am 16. Juli in Llangibby, einem Dorfe in Monmouthshire, eine aus 5 Personen bestehende Familie kaltblütig mit einem Messer umgebracht, deren wenige Habseligkeiten geraubt und das von der Familie bewohnte Häuschen in Brand gesteckt.

Amerika.

New-Orleans, 3 Nov. Der hiesige Ge­sundheitsrath macht bekannt, daß die gelbe Fieber- Epidemie nunmehr zu Ende sei.

Afrika.

Die Zustände in Dahomey scheinen nicht sehr erfreuliche zu sein. So wird aus Whydah unterm 26. Sept. gemeldet: Es scheint, daß der König von Dahomey mehrere Europäer und auch den portugiesischen Konsul und die denselben begleitenden 7 Soldaten ge­fangen nehmen und sie nach ihrer Hauptstadt bringen ließ, wo sie gezwungen wurden, zu seiner Belustigung bei ihm vorbei zu defiliren und allerlei militärische Uebungen auszusühren. Einige der verhafteten Euro­päer sind später wieder entkommen. Der König griff ein benachbartes Dorf an und brachte eine große An­zahl von Köpfen und viele Gefangene heim. Er hat auch wieder seine Menschenopfer in großem Maßstabe begonnen. Innerhalb eines Monats wurden in Abo- mey 500 Menschen hingeschlachtet. Der voriges Jahr mit der britischen Regierung geschlossene Vertrag wird täglich offen verletzt und engliche Kaufleute sind für einen Monat in Whydah eingekerkert worden.

Allerlei.

(Schnellglanzwichse ohne Bürste.) Zu den umständlichen Manipulationen zählte bisher das Glänzendmachen und die Erhaltung des Glanzes der auf Leder aufgetragenen Wichse; namentlich in großen Hotels und kindergesegneten Familien erfordert dies mühsame Geschäft manchen Schweißtropfen und viel Zeit. Ferner griffen die meisten bisher angewandten Wichsen in Folge der in ihnen enthaltenen Säuren Las Leder an und wirkten nachtheilig auf seine Dauer­haftigkeit. Alle diese Nachtheile werden durch eine neue Erfindung beseitigt, die Hr. Alex. Beer, Fabrikant

chemischer und technischer Producte in Wiesbaden, ge­macht hat. Nach längerem Experimentiren ist es demselben gelungen, eine, wie renommirte Chemiker altestiren, völlig säurefreie Wichse herzustellen, die, mittelst eines Schwammes nur dünn auf das Lederzeug aufgetragen, sofort trocknet, ihren tiefschwarzen Glanz behält, auch wenn nachher Wasser über das Lederzeug gegossen wird, und den weiteren Vorzug hat, nicht abzufärben. Competente Techniker der Lederbranche rühmen überdies an dieser Composttion, daß sie das Leder weich und geschmeidig erhält und dasselbe gegen Eindringen von Regen- und Schneewaffer schützt. Wie man uns mit- Iheilt, haben bereits erste Firmen den Detail-Verkauf übernommen. (Fr. I.)

Der un ächteBittere". Ein Restau­rateur am Rhein bestellte kürzlich bei einem Kräuter- biiter-Fabrikanten einige Dutzend Flaschen köstlichen Bitteren. Die Flaschen, in einem Korbe verpackt, kommen auch richtig mit der Bahn an, allein als nach kurzer Zeit der Empfänger erscheint, um den Korb auf der Station in Empfang zu nehmen, bemerkte derselbe, daß an dem Korbe eine Flüssigkeit herabrinnt, die be­reits am Boden eine Pfütze gebildet. Dem Fabrikanten dies anzeigend und die Sendung als beschädigt ange­kommen zur Disposition stellend, war bei unserm Bie­dermann eins. Bereits am andern Tage war der nicht weit davon wohnende Bittersabrikant zur Stelle, um sich von dem Thatbestand in Gegenwart des Empfän­gers zu überzeugen. Er fand alles, wie ihm mitge- theilt, und die nur noch wenig aus dem Korbe heraus- quellende Flüssigkeit mit der Zunge prüfend, erklärte er, daß dies wirklich seinBitterer" sei. Ueber dem Verhandeln, ob die Sendung doch anzunehmen oder zu verweigern sei, war man endlich zum Auspacken des Korbes geschritten und hier fand sich, daß der ganze Inhalt vollständig unversehrt war, und daß, o! bittere Enttäuschung diejenige Flüssigkeit, welche unser Bitterfabrikant gekostet und als seinenBittern" er­kannt zu haben weinte, von einem uns nur allzu wohl- bekannten Vierfüßler, welcher in Ermangelung eines barmherzigen Ecksteins diesem Korbe seine Noch geklagt hatte, entstammte.

(Unfehlbares Mittel.) Eine Berlinerin,

die von Hühneraugen entsetzlich gequält wird, findet in einer Zeitung das Inserat:Unter Garantie wer­den Hühneraugen süc's ganze Leben beseitigt, gegen Einsendung von 1 50 in Briefmarken sad X.

X. postlagernd Genf", und wendet sich sofort in einem mit 1 50 beschwerten Briefe an den Wunder­

mann in Gens. Fünf Tage später erhält sie folgende Antwort:Genf, den 10. Oktober 1878.

Geehrte Frau!

Sind Ihre Hühneraugen groß,

So daß vor Schmerz Sie schwitzen,

So sägen Sie die Zehen los,

An denen solche sitzen.

Ich empfehle Ihnen hiezu meine Knochensägen im Preis von 10 bis 30 Dr. Eisenbart."

Unerwünschte Aufrichtigkeit. Am Billetschalter eines Bahnhofes fragte der Beamte ein kleines Mädchen, welches von der Mutter an der Hand geführt wurde, nach seinem Alter.Zu Hause bin ich neun Jahre," antwortete die Kleine,aber aus der Eisenbahn nur fünf."

(Passende Wahl.) In Geisa feierte der junge Ortsprediger seine Hochzeit. Man beschloß, ihm zur Ver­herrlichung des Festes ein Ständchen zu dringen, was um so leichter geschehen konnte, als ein Gesangverein im Orte existirte. Aus den besten Stimmen wurde ein Quartett zu- sammengestellt und nun ein Lied ausgewählt» das am exak­testen ging. Die Dämmerung ist gekommen und vor dem Fenster des überraschten jungen Ehepaars ertönt das schöne Lied:

O Röslein roth, o Röslein schön,

O, hätt' ich nimmer dich geseh'n rc."

Ein Leben wie das eines Grafen.Wie geht's Ihnen denn, Frau Bas?"Ach Gott, mir geht es schon gut, aber mein Sohn macht mir so viel Kummer, der Schlingel will nicht arbeiten. Sehen Sie, der könnte ein Leben sühren, wie ein Graf, wenn er alle Tag ein Klafter Holz machen thät'!"

Sie sind 30 Jahr alt?" fragte ein Aktuar eine Dame, die er zu Protokoll vernahm.Nein zwanzig" antwortete diese.Aber ich bin doch mit ihnen in einem Jahre geboren?"Ei nun", sagte die Schöne schnippisch, Sie werden wohl rascher gelebt haben, als ich."

(Der lebhafteste Traum.)Was suchst Du denn?" ruft eine Frau ihrem Manne zu, der mitten in der Nacht aussteht und im Zimmer umhertappt.Wo hast Du denn die Kümmeiflasche hingestellt?" fragte der Mann verlegen.Was fällt Dir denn ein? jetzt mitten in der Nacht wirst Du doch keinen Schnaps trinken?"Doch, doch, mein Kind, es hat mir jetzt geträumt, ich hätte so fettes Schweinefleisch gegessen und da weißt Du, muß ich allemal einen Kümmel daraus setzen."

Auflösung des Räthsels in Nr. 132:

Der Prozeß."