seiner Kameraden waren vergebens, er hörte nicht, wurde tiefsinnig, hörte auszu essen und zu trinken, und plötzlich war er aus der Werkstätte verschwunden. Tags darauf fand man seine Leiche in der Seine.
Spanien.
Madrid, 26. Okt. Gestern Abend wurde auf König Alfons ein Schuß aus einem Taschen pistol abgefeuert. Der König blieb unverletzt. Der Attentäter ist verhaftet. Ernennt sich Mukasi, ist ein Böttcher, dreiundzwanzigjährig. Er hat cingestanden, der internationalen Arbeitergesellschaft anzugehören. ^ ^
Griechenland.
„Times" meldet aus Alexandrien, 24. Okt.: Die Ueberschwemmung bedeckt bereits 120 (engl.) Quadratmeilen. 20 Ortschaften sind zerstört, man zählt 600-1000 Todle.
England.
Dublin, 24. Okt. Der Kardinal Bullen, Erzbischof von Dublin, ist heute Nachmittag 4 Uhr gestorben.
Die Frage, ob England den Krieg mit Afghanistan sofort beginnt, scheint nach den wenig erfreulichen Berichten über den Zustand der englischen Truppen sich von selbst leicht zu beantworten. Es dürfte aber doch ein wenig zu naiv sein, wenn englische Blätter annehmen, der Emir Schir Ali werde den Engländern freundlichst gestatten, ihre Vorbereitungen für einen Frühjahrsfeldzug in aller Muse zu betreiben. Der Ausbruch der Feindseligkeiten ist sicher, und es fragt sich sehr, ob der Emir die gegenwärtige nicht sehr günstige Lage Englands nicht benützt und zuerst losschlägt. Zn welcher Weise der afghanische Feldzug seine Rückwirkung auf die europäische Orient frage äußern wird, ist vorläufig noch nicht abzusehen, noch weniger, ob die Engländer im Stande sein werden, zu gleicher Zeit ihre Aufmerksamkeit dem fernen Osten wie dem Bosporus zuzuwenden. Ob für diesen Fall das von verschiedenen Seiten signalisirte Wiederaufleben der westmächtlichen Allianz zu erwarten sein dürfte, wird sich sehr bald Herausstellen müssen.
In Schottland ist Heulen und Zähneklappern; denn die große Bank in Glasgow hat ein Defizit von 6 Mill. Pfd. St. und ist bankerott und Tausende von Aktionären müssen noch Geld auf ihre verlorenen Ak tien drauslegen. Die Direktoren und Leiter der Bank sind große Gauner und Schurken. Sie führten seit einer Reihe von Jahren falsche Bücher, fälschten die Rechnungen und Ausweise und die Abschlüsse vor den Generalversammlungen, sie führten werthlose Papiere als gut fort, stellten uneinbringliche Forderungen als gute Aktien auf, fälschten die Ausweise, welche sie dem Staate über ihren Geldvorrath abzuliefern haben, spe- kulirten mit dem Gelde der Aktionäre und Einleger in den ärgsten Papieren, gewährten notorisch zahlungsunfähigen Leuten Vorschüsse in Millionen u. s. w. Und diese Leute sind immer noch auf freiem Fuße. Die Aufregung ist ungeheuer.
Rußland.
Die „N. Fr. Pr." bringt die Sensations-Nachricht, Rußland erklärte in Bukarest, Rumänien dürfe die Dobrudscha erst dann besetzen, wenn vorher den Russen ein immerwährendes Durchzugs recht durch rumänisches Gebiet gewährleistet sei und wenn Rumänien ein Schutz- und Trutz-Bündniß mit Rußland abschließt. Die Bestätigung dieser Nachricht oder vielmehr die Verwirklichung derselben dürfte um so mehr auf sich warten lasten, als die „Post" aus St. Petersburg meldet, Graf Schuwalow übernehme mit dem Titel Vicekanzler die Leitung der auswärtigen Politik des russischen Reiches. Ist dies richtig, so darf endlich die Ausführung des Berliner Frie- dens als gesichert gelten.
Eine hundertjährige Braut. Das in Kalisch erscheinende polnische Journal ,,Kalischania" bringt folgende verbürgte Nachricht: In dem Dorfe Sompolno. im Kalischer Gouvernement in Russisch Polen, lebt eine hundert Jahre alte israelitische Wittwe, Rajela Wilczynoko. Dieselbe wohnt bei ihrer achtzigjährigen Tochter, welche Ur-Ur-Großmutter eines dreizehnjährigen Mädchens ist. Die Wittwe Wilczynoko geht trotz ihres hoben Alters allein spazieren, hat noch gute Augen, ein ausgezeichnetes Gehör und ein scharfes Auffassungsvermögen. Dieser Tage verehelichte sich dieselbe mit einem achtundachtzigjährigen Kaufmann aus Kalisch, Namens Moses Rachmiel.
Türkei. i
Ko nstantin o p e l, 26. Okt. Die Pforte hat außer dem Zirkularschreiben an ihre diplomatischen Repräsentanten auch eine Note an den russischen Botschafter Lobanoff gerichtet, welche die insurrektionelle
Bewegung in Rumelien und Makedonien behandelt. Die Pforte drückt darin ihr Befremden aus, daß die in Rumelien und Makedonien ausgebrochene Insurrektion unter den Augen der russischen Behörden in Bulgarien organisirt worden sei. Indem die türkische Note sich einerseits zur förmlichen Anklage gegen Rußland zufpitzt, verlangt sie andererseits die Mitwirkung der russischen Macht zur Unterdrückung des Aufstandes. In diplomatischen Kreisen sieht man mit Spannung den Schritten Lobanofs's gegen diese offiziellen Anschuldigungen der Pforte entgegen. — Die Pforte erhielt Nachricht, daß 8 größere mohamedanische Ortschaften in Makedonien von den Aufständischen niedergebrannt worden sind. Andere Distrikte seien arg bedroht. Der Brennpunkt des Aufstandes sei Kostendil. Die türkische Regierung hat ihre Bedenken gegen die allgemeine Bewaffnung der Mohamedaner in den in» surgirten Distrikten fallen lassen, sie ordnete die nachdrücklichsten Maßregeln zur Unterdrückung des Aufstandes an.
Amerika.
Aus Cincinnati vom 10. Okt. schreibt das dortige Volksblatt: Die Sozialisten haben sich als politische Partei im Sande verlaufen. Sie haben bei der vorgestrigen Wahl im ganzen County keine 600 St. zusammentrommeln können. Ein solcher Fall von galoppirender Schwindsucht ist wohl selten vorgekommen.
Handel Verkehr rc.
Stuttgart, 26. Okt. Mostobst 100 Säcke » 6 4L 80 4 bis 7 -L 20 4. Alles abgejctzt. — Kartofseimarkt. 200 Säcke, 3 4L 80 4 bis 1pro SO Kilo. Alles verkauft. — Filderkraut 10,000 Stück, 7—9 4L pro 100 Stück.
Stuttgart, 26. Okt. fHopfenmarkt.j Unter den in ver Auktion und im Laufe oes Mittags verkauften circa 175 Ballen konnten nur wenige Preise von 60—85 4L erzie- len, vie große Mehrzahl wurve von 35 aufwärts bis 55, einige beschädigte Posten selbst unter 20 4L per 50 Ko. abgegeben. Angesichts des in der Halle verbliebenen Vorralhs wird wohl an den nächsten Markttagen bei einigermaßen günstigem Verhältniß sich noch ein lebhastes Geschäft entwickeln.
Nürnberg, 24. Okt. (Hopfen.) Eine so große Zufuhr hatte man zum heutigen Donnerstagsmarkt nicht erwartet; sie betrug 1500 Ballen, für welche Anfangs nicht die geringste Kauflust zu bemerken war. Die meisten Abschlüße betrafen ausgewählte Mittelsorten, deren Preis« zwischen 40 bis 70 4L variirten.
Böblingen, 24. Okt. Die hiesige Zuckerfabrik gewährt ihren Aktionären, laut einem Beschlüsse der jüngst in Heilbronn stattgehabten Generalversammlung, Heuer eineDividende von über 10 Prozent.
Postsache. Wie aus der neuesten Bekanntmachung hervorgeht, steht in nächster Zeit aus dem Gebiete des internationalen Postpäckereiverkehrs ein weiterer erheblicher Fortschritt bevor. So soll vom 1. November ab in dem Verkehr zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn für Packete bis zum Gewicht von 5 kg ohne Unterschied der Entfernung, der Einheitssatz von 50 4 Anwendung finden. Es kostet also künftig beispielsweise ein srankirtes Packet bis 5 Kg von Berlin nach Wien, von Königsberg i. Pr. nach Triest, oder von Stuttgart nach Pesth gleichmäßig 50 4. Vom gleichen Termine ab wird die Einheitstaxe von 80 4, welche seit einiger Zeit bereits im Verkehr zwischen Deutschland und der Schweiz, sowie auch im Verkehr mit Dänemark sür Packeis bis 5 Kg, besteht, auf den Verkehr zwischen Deutschland und Belgien ausgedehnt werden. Die Taxe sür ein srankirtes Packet bis 5 kg, aus Berlin nach Brüssel, Bern oder Kopenhagen beträgt also sür die Folge übereinstimmend 80 4. Wie die K. Ztg. hört, ist Aussicht vorhanden, daß diese Ein. heitstaxe binnen Kurzem auch auf den Verkehr zwischen Belgien und Dänemark ausgedehnt werden wird.
Weinprrise.
Tübingen, 26. Okt. Es wurden in den letzten Tagen Verkäufe von hiesigem Gewächs zu 4L 110, 105, 100 u. 90 abgeschlossen.
Wangen, OA. Cannstatt, 25. Okt. Heutige Preise 26—30 4L per Hektl. Vorr. 4000 Hekt. Verkauf langsam.
Untertürkheim, 25. Okt. Käuse zu 40 4L bis 46 .<L 67 4 per 1 Hektl. Gewicht 70—85 Grad. Käufer erwünscht.
Uhlbach, 24. Okt. Käufe zu 462,-53 4L per Hekt. Ausstich 56 u. 562/a pr. Hekt. Vorr. noch ca. 1000 Heil.
Neuffen, 25. Okt. Sowohl die Quantität, als auch die Qualität haben die Erwartungen übertroffen. Vorrath 3600 Hl. Mit 30—35 4L wird pro Hektoliter anzukommen sein. Käufer find erwünscht.
Korb mit Steinreinach, 25. Okt. Preise 110 bis 130 4L pr. 3 Hekt. Vorrath noch ca. 1000 Hektoliter.
Geradstetten, 24. Okt. Käufe zu 4L 26.66 bis 4L 30 per Hektl. Vorrath noch groß und Käufer erwünscht.
Cleebronn, 25. Oktober. Der Preis steht jetzt aus 23 4L 33 4 pro Hektl. Vorrath noch 1000 Hektol. Käufer erwünscht.
Niederstetten, 25. Okt. Käufe zu 80—84 4l per 3 Hl. abgeschlossen. In dem Orte Haagen soll der ganze Ertrag von einer größeren Weinhandlung zu 48 fl. (82 4L 29 4) per 3 HI. aufgekaust worden sein. — In Markelsheim vie Preise im Weichen. Käufer erwünscht.
Allerlei.
— Russische Sprichwörter. Der Wolf lud die Ziege zum Mittagsmahl e, allein sie lehnte ab.
— Der Fuchs schläft, zählt jedoch Hühner im Traume.
— Der Wolf wechselt alljährlich das Haar, bleibt
immer aber ein Wolf. — Liebe, Feuer und Husten sind nicht zu verbergen. — Befreunde dich mit einem Bären, doch behalte die Axt dabei in der Hand. — Alles ist Demjenigen bitter, der Galle im Munde hat.
— Brod und Salz machen selbst die Räuber demülhig.
— Ein voller Magen ist gegen alle Lehren taub. —
— Wer zwei Hasen jagt, wird keinen fangen. — Gott ist nie in Hast, er ist seines Zieles sicher. — Man kann dem Teufel die Thüre vor der Nase zumachen, allein er kommt zum Fenster herein. — Lobe die Ernte nicht, ehe du sie in die Scheune gebracht hast. — Es ist nicht nothwendig, Thoren zu säen, sie wachsen von selbst. — Mit Gott geh' über das Meer, ohne ihn auch nicht über die Schwelle. — Die Wahrheit ertrinkt nicht im Wasser und verbrennt nicht im Feuer. — Ein Thor kann einen Stein in einen Teich werfen, und es kann 7 kluger Leute bedürfen, um ihn wieder daraus hervorzuholen. — Einer Mutter Hand bricht keine Knochen. — Lügen gehen auf vermorschten Beinen einher. — Wer lügt, der stiehlt auch. — Wenn du ausgehst, bete einmal, wenn du zur See gehst, bete zweimal, und gehst du zum Trau-Altar, dreimal. — Ein gutes Gewissen ist Gottes Auge.
— Praktisch. Die Tochter einer Kaufmanns- wittwe halte zu Folge ihrer Verbindung mit einem vermögenslosen Architekten eine reiche Ausstattung erhalten. Schon im ersten Monat ihrer Ehe bemerkte die junge Frau, daß ihr Gemahl ein „bissel leicht" sei. Sie erfuhr auch bald, daß ihr theurer Julius eine frühere „Flamme" vom Theater heimlich besuchte. Um sich Geld zu verschaffen, verkaufte er ein Stück der theuren Wirthschaft nach dem andern. Die Frau weinte nicht, zankte nicht, siel auch nicht in Ohnmacht. An einem Abend bat sie ihren Mann, der die größte Zärtlichkeit gegen sie heuchelte, mit ihr das Variste-Thea- ter zu besuchen, worauf er bereitwilligst einging. Um 10 Uhr begaben sie sich auf den Rückweg. Da war hie Frau plötzlich vom Arm ihres Mannes verschwunden. Er rief und suchte, umsonst: er mußte allein nach Hause gehen. Aber wie ward ihm, als er in die Wohnung trat! Leer gebrannt war die Stätte. Die Frau hatte ihren Mann zum Theatergehen nur beredet, damit ein Möbeltransporten Zeit hatte, den Rest der Wirthschaft zu der Mutter der Frau zu bringen. An einer der Thüren war ein Zettel befestigt: „Adjeu, lieber Julius! Grüße Deine alle Flamme von mir."
— Sächsisches Deutsch. Nachstehende Aufschrift einer Warnungstafel dürfte wohl kaum ihres Gleichen haben: „Dieser Weg ist kein Weg, wer es aber dennoch tut, erhält 15 M. Strafe oder 14 Tage Gefängniß. Der Denuuciant erhält die Hälfte der Strafe als Belohnung. Die Ortsgemeinde." Diese Tafel steht an dem von Dorf Wehlen (sächsische Schweiz) nach Lohmen führenden Kommunikationsweg.
Der „Lahrer Hinkende Bote" (Verlag von I. H. Geiger in Lahr) für das kommende Jahr ist soeben erschienen und erfreut uns wieder mit einer Reihe urwüchsiger Erzählungen und Scherze, wie sie ihm allein eigen sind. Dieselben sind sämtlich mit wahrer Meisterhast aus dem Leben gegriffen und die entsprechenden Illustrationen aus's Trefflichste gelungen, so insbesondere die zu der reizenden Erzählung „wie der Schlurbetoni eine Anstellung überkommt" (eine Unterstützungswohnsitz-Geschichte) gehörige bildliche Darstellung der Schlitzöhrigen, „die in der Stube von Langrüttithal sitzen und sich ihrer Schlauheit freuen." „Es ischt halt einmal so" ist auch ein köstlicher Scherz und gar der „Mausdoktor" stimmt zur lautesten Fröhlichkeit. „Der Kanzleirath" im Kreise seiner sparsamen und auf's Sparen angewiesenen Familie zeigt uns mit seinen Rechenexempeln, wie man im Verein mit einer ehrbaren und verständigen Hausfrau auch bei mäßigem Gehalt die zahlreichen Seinigen anständig zu ernähren vermag, — „es ist", wie der Hinkende mit Recht sagt, „ein Bild mit Schatten und Licht, wie jedes rechtschaffene Bild haben muß, aber wenn die Schatten auch tief sind, so entstrahlt das Licht einer freundlichen Sonne und es ist im Ganzen doch ein schönes und — ein glückliches Bild." Auch die Weltbegebenheiten sind wie immer gut und kernig dargestellt.
GoldkurS der K. Staatskaffen-Derwaltung
vom 23. Oktober 1878.
20-Frankenstücke.16 4L 18 4
Frankfurter Gold-Cours vom 26. Oktober 1878.
Holländische fl. 10-stücke.16 „ 65 „
Ducaten. 9 „ 57 —62 „
20-Frankeirfiücke. 16 4L 19— 4
Englische souvereigns.20 „ 42—47 „
Russische Imperiales.16 „ 70—75 „
Dollars in Gold. 4 „ 17—20 „