Augsburg, 22. Okt. Die „Allg. Zig." meldet: Der König hat den Professor der Theologie Dr. Stein in Würzburg zum Bischof von Würzburg ernannt.
Berti», 18 Okt. In dem benachbarten Carolinenhorst hat nach der „Voss. Ltg " ein Arbeiter erst seine Braut erschlage», dann die Nacht hindurch getanzt und hierauf sich von einem Güterzuge überfahren lassen, wobei ihm der Kopf vom Rumpf getrennt wurde.
Berlin, 20. Okt. Nack einer dem hiesigen Magistrat amtlich zugegangenen Mittheilung wurde die Rückkehr des Kaisers von Wiesbaden nach Berlin aus den 4. Dez. festgesetzt.
Berlin, 21.Okt. Ein Wiederaufschwung der Geschäfte wird aus verschiedenen Gegenden Deutschlands und seitens verschied. Branchen gemeldet. So schreibt man dem „Lpz. Tgbl." und anderen Lei tungen aus Thüringen, daß die Glasmaaren-Habrikaüon auf dem Thüringer Wald, die Striimpswaareu-Judu strie, die Wollen- und Halbwollen-,vabrikaüon, sowie mehrere andere Betriebszweige in voller Beschönigung sind. Aus der Kurzwaareu-Branche wird aus Offeubach gemeldet: „Im hiesigen Geschäftsgang ist seit einiger Leit eine ersreuliche Besserung eingetreten. Für die Lederwaarcn-Branche werden fortwährend Arbeiter gesucht/' Nach der langen geschästslosen Zeit, die eine Stadt von der industriellen Thäligkeil Offen bachs doppelt schwer empfindet, ist dies doppelt erfreulich
Berlin, 21. Okt. Fürst Bismarck geht bis zur Hochzeit seiner Tochter, die am 6. November statt- findet, nach Friedrichsruh und dann nach Varziu. — Morgen findet ein Minilterralh über die Einführung der Reichs-Justizgesetze statt.
Berlin, 21. Okt. Der Bundcsrath hat dem Socialistengcsetz seine Zustimmung crtheilt.
Berlin, 22. Okt Das Sozialistengesetz ist mit dem Dalum Potsdam den 21. Okt. vom Kronprinzen unterzeichnet. Die amtliche Verkündigung steht unmittelbar bevor. (Sch. M.)
Berlin, 22. Oktober. Das soeben ausgegebene Reichsgejetzblait veröffentlicht das Sozialistengesetz.
Bezüglich der Nichtigkeit der vom „B. T." gebrachten Notiz, daß am 1. Noo. im deutschen Heere 20,000 Rekruten mehr als in anderen Jahren ein gereiht weiden, haben gleich uns auch andere Leitungen Bedenken getragen. Ein Stuttgarter Blati hat von maßgebender Seite die Mittheilung erhalten, daß bei unseren Militär. Behörden von dieser Rüstung Nichts bekannt fei. Das „M. Bl." glaubt noch daran und meint, es seien die erhöhten Einstellungen im deutschen Heere theilweise eine Folge der Beobachtungen, die von unseren Offizieren bei den großen französischen Hcrbstmauövern gemacht wurden.
Die meisten sozialdemokratischen Blätter zeigen an, daß sie in Folge der Annahme des Sozialisten gesetzes eingehen resp. unter verändertem Titel erscheinen. Die Blätter erklären, daß sie auf gesetzlichem Wege für das allgemeine Wahlrecht eintreten wollen, und man ihnen nicht verwehren könne, ihre Gesinnungsgenossen zur besonderen Thätigkeit für die Reichs:, Landtags- und Kommunalwahlen aufzusordern.
Am Nachmittag des 16. Okt. ist auf der Grube Rosenhof bei Klausthal-Hannover ein großes Grubenunglück erfolgt Beim Ausfahren der Arbeiter ereignete sich ein Gestängebruch au der Fahrkunst und dreißig Arbeiter stürzten in die Tiefe. Acht derselben erlitten den Tod und zweiundzwanzig wurden mehr oder weniger schwer verletzt.
Pudewitz (Prov. Posen), 14. Okt. Wie stark unsere Bevölkerung in der Finsterniß des Aber- und Wunderglaubens noch versunken liegt, ist wieder einmal bei Gelegenheit der in jüngster Zeit hier stattgefundenen Feuersbrünstc auf traurigste Weise zu Tage getreten. Während des einen Brandes eilte ein Nachtwächter mit einem hölzernen Marienbilde herbei, um das entfesselte Element zu bannen, sprang in die Flammen und stellte das Bild hinein. Bei dieser unsinnigen Handlung zog er sich erhebliche Brandwunden zu, in Folge deren er einige Zeit zu Belt liegen mußte und noch verbunden umhergeht. Bei einem zweiten Fall versuchte ein hiesiger Stellenbesitzer sein Glück mit Dietrichswalder Wunderwasser, dessen Zauberkraft leider nicht verhindern konnte, daß einige Gebäude der gierigen Flamme zum Opfer fielen.
Elbing, 20. Okt. Hier will sich auf industriellem Gebiet noch immer keine Besserung bemerkbar machen; es wird eher schlechter, als besser. Das größte Fabrik-Etablissement der Stadt, dem Commer- zienrath Schichau gehörig, hat in der vorigen Woche wieder eine größere Anzahl Arbeiter entlassen, weil für selbe nicht hinreichende Beschäftigung vorhanden ist.
Tilsit, 14. Okt. Das „Wochenblatt" schreibt:
Das Sozialistengesetz wirft seine Schatten schon voraus, -sämtliche hier bestehende Vereine, u. a der Gartenverein, ver polytechnische Verein, der Handwerkerveretn, der Vorschußocrein rc. sind von der Stadtpolizeiver- waltung aufgeforderl worden, binnen längstens 10 Tagen zwei Exemplare ihrer Statuten und einen kurzen Bericht über ihre Thätigkeu und ihre Bestrebungen einzureichen.
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 19. Oki. Den ungarischen Blättern wird aus Konstantinopel gemeldet: Der Sultan verweigerte dem russischen Botschafter die angesuchte Audienz. Savfet erklärte, der Padischah könne mit dem Vertreter Rußlands so lange nicht verkehre», als die Russen nicht in die durch den Berliner Vertrag bestimmten Positionen zurückgegaugen wären. Türkische Truppen besetzten Berkos und erhielten Befehl, gegen Tschorlu vorzurücken.
Pest, 20. Okt. In der heute zur Eröffnung des Reichstags vom König gehaltenen Thronrede wird u. A. erklärt: Aus dem Congresse zu Berlin hat Oesterreich-Ungarn bezüglich der Occupalion und Verwaltung Bosniens und der Herzegowina ein europäisches Man dar angenommen. Wir müssen unser Bedauern aus drücken, daß die Lösung auf friedlichem Wege nicht bewirkt werden konnte. Dank der die größte Anerkennung verdienenden Haltung unserer tapferen Armee kann der erste Theil der Aufgabe als beendet betrachtet werden. Es gereicht dem König zur Beruhigung, dem Reichstage, bis der Minister des Auswärtigen den Delegationen eingehende Aufklärungen wird geben können, die Mittheiluug zu machen, daß das gute Einvernehmen, in welchem wir mit sämmtlichen Mächten stehen, die Hoffnung gestattet, daß der rückständige Theil der Aufgabe mit größter Schonung der Opferwilligkeit der Völker wird effectuirt werden können. Schließlich gibt die Thronrede der Hoffnung und dem Vertrauen Ausdruck, daß der Patriotismus, die Weisheit und Mäßigung des Parlaments auch währenv dieser Reichs tagsperiode Wege und Mittel finden werde, welche dem Wohle und Aufblühen Ungarns dienen.
Nach dem „Prg, Tgbtt." hat in Gitschin ein Fleischhauer einen israelitischen Gläubiger, der ihn seiner Schuld wegen mahnte, mit einem Schinken erschlagen und sich dann selber angezeigt.
Italien.
Nom, 18. Okr. Die seit den Tagen des Berliner Kongresses in der Luft gelegene partielle Minister kiise ist nun zum Ausbruch gekommen. Die der gemäßigten Partei angehörenden Kabinetsmitglieder General Bruzzo (Krieg), Di Brocchetti (Marine) und Gras Corti (Aeußeres) haben nur die Rede von Pavia abgewartet, um dem Ministerpräsidenten ihre Entlassung einzureichen. Der Anlaß dazu ist für die beiden erstgenannten Herren die Handhabung des Vereins- und Versammlungsrechtes in ihrer Ansicht nach allzufreisinniger Weise.
Frankreich.
Paris, 19. Okt. Der „Moniteur" will wissen, daß die österreichische Regierung betreffs der Ernennung des Grasen Beust wieder schwankend geworden und daß auch die frauzösische Regierung zögere, den Grasen Beust als Botschafter zu acceptiren. Wir glauben dies kaum, denn einmal gibt es augenblicklich für Beust keine andere Verwendung als Paris und anderseits steht jetzt fest, daß diese Ernennung in der That erfolgt ist, nachdem sich der Wiener Hof versichert hatte, daß man in Berlin diese Ernennung nicht als feind selige Handlung auffasse.
Paris, 21. Okt. Heute fand die Verkeilung der Anerkennungen an die Aussteller statt. Der Feierlichkeit prästbirte der Marschall Präsident, in dessen nächster Umgebung sich die Prinzen von Wales, Dänemark und Schweden, der König Franz Assisi, der Gras v. Flandern, der Herzog v. Aosta sowie die Präsidenten beider Kammern und die Minister befanden. In einer Rede sprach der Marschall Präsident den Fürstlichkeiten und den Vertretern sämtlicher auswärtiger Staaten seinen Dank aus, daß sie durch ihre Gegenwart zum Glanze von Paris beitrügen. Sein Dank gebühre auch den Negierungen und Völkern dafür, daß sie durch ihren Eifer, sich an der Ausstellung zu betheiligen, ihr Vertrauen bekundeten; ferner den Organisatoren der Ausstellung. Es sei zu constatiren, daß ungeachtet der schmerzlichen Prüfungen, welche Frankreich durchmachte, und der ausgedehnten Handelskrisis die Ausstellung von 1878 doch ihre Vorgängerin erreiche, wenn nicht gar übertreffe. Der Marschall danke Gott, der dem Lande zu seinem Tröste friedlichen Ruhm gab. „So konnte Frankreich zeigen, wie viel sieben Jahre der Sammlung und Arbeit vermochten,
um schreckliche Unfälle wieder gut zu machen. Die Solidität seines Kredites, die Reichhaltigkeit seiner Hilfsquellen und die ruhige Haltung der Bevölkerung legen Zeügniß ab für die Organisation des Landes, welche Fruchtbarkeit und Dauer verspricht." Der Marschall Präsident schloß seine Rede mit folgenden Worten: „Wir sind voraussichtiger und arbeitsamer geworden. Die Erinnerung an unser Unglück wird unter uns auch den Geist der Eintracht, die vollkommene Achtung der Institutionen und Gesetze, die glühende und uneigennützige Liebe zum Vaterland erhalten und entwickeln." — Ser Feier wohnte daS ganze diplomatische Corps bei. Der Zudrang des Publikums war enorm.
Von Lille wird einem Pariser Blatt folgender rührender Vorfall gemeldet: „Vor einigen Tagen war eine arme Wittwe aus der Gegend von Cysoing, Namens Elise Ducros, genöthigt, nach Nimur in Belgien zu reisen, um dort eine kleine Erbschaft zu erheben. Sie ließ ihr Kind, daS etwas unwohl war, in Pflege braver Nachbarsleute zurück Während ihrer Abwesenheit verschlimmerte sich der Zustand ihres Kindes, und als die Mutter heimkehrte, reizten ihr die Nachbarn mit Thränen und ohne ein Wort zu sagen, die Wiege von brennenden Kerzen umgeben und darin den leblosen Körper ihres Söhnchens. Mit einem Schrei sank die Arme auf ihre Knie und schluchzte lauge. Endlich, nach stundenlangem Weinen und von der Reise ermüdet, schien die unglückliche Mutter neben der Wiege ihres Kindes eingeschlummmert zu sein. Die Nachbarn zogen sich zurück, ohne sie zu stören. Aber die Mutter des Kindes, sobald sie sich allein sah, erhob sich, um nochmals das geliebte Kind zu betrachten. Sie streift die Vorhänge des Bettchens weg und ist, freudig erschreckend, ungewiß, ob sie wache oder träume: Das Knäbchen hat die Augen geöffnet, lächelt ihr zu und bietet ihr eine der Blumen dar, womit man die Wiege bestreut hatte. — Bald, zu ihrem unbeschreiblichen Jubel wurde die Mutter gewahr, daß es kein Traum war: das Kind war aus einem Starrkrampf wieder erwacht.
England.
London, 18. Okt. Ueber die Krisis in der Baumwoll-Jndustrie von Lancashire berichtet die Times, daß die Fabrikanten und Arbeiter in Nord- und Ost-Lauacshire dem kommenden Winter mit den düstersten Vorahnungen entgegensehen. Der Handel in Baumwollstoffen gestaltet sich immer schlimmer, und die Arbeitgeber sind von Schwierigkeiten umgeben, von denen sie sich vor einigen Jahren nichts träumen ließen. Die Lage des Marktes läßt sich durch den Ausdruck „stagnant" nur unzulänglich schildern. In Preston haben zwei weitere Baumwollspinnereien, eine von 30,000 Spindeln, die andere von 32,500 Spindeln und 476 Webestühlen, den Betrieb eingestellt. Als ein sehr ominöser Umstand wird es betrachtet, daß Horrocks, Miller u. Co., die größte und renommirteste Firma im Norden Englands, Maßnahmen für die Beschränkung der Produktion in zweien ihrer Spinnereien getroffen hat. In der Audley-Mill, Blackburn, trat vom 17. ds. ab ein Reduktion der Arbeitszeit auf 35 Stunden per Woche ein. — In der Alma Mill zu Oldham brach in der Nacht vom Mittwoch in Folge einer Friktion in der Maschinerie ein Feuer aus, welches die Fabrik, die 36,000 Spindeln enthielt und ca. 250 Arbeiter beschäftigte, binnen einer halben Stunde in Asche legte. Der Schaden im ungefähren Betrage von L. 30,000 ist durch Versicherung gedeckt.
London, 22. Okt. Ein Telegramm der .Daily News" aus Simla vom 21. Okt meldet: Der Afghanenkrieg ist nunmehr unvermeidlich, die Antwort des Emirs an den Bizekönig besagt: Macht was Ihr wollt, das Ende steht in Gottes Hand. Die Antwort des Emirs ist an die Regierung nach London telegra- phirt worden. Die Antwort der Regierung über das nunmehr einzuschlagende Verfahren wird bis Mittwoch erwartet.
Handel Sf Berkehr re.
Stuttgart, 21. Okt. (Landesproduktenbörse.) Im Getreidehandet ist nirgends eine namhaste Aenderung eingetreten und auch unsere heutige Börse verharrte in seitheriger ruhiger Haltung. Der Verkehr in Hopfen will sich ebenfalls noch nicht lebhafter gestalten: doch hofft man, daß zu der am 25. v. M. hier stattsindenden Hopfenauktion, wozu schon über 300 Ballen und zum größten Theil gute Qualitäten angemeldet sind, auch Käufer von auswärts eintreffen werden. Wir notiren per 100 Kilogr.: Weizen, ruff. 20 50 et. dto. bayer. 20 bis 21 75 et. dto. ungar.
21 50 et bis 21 75 et. Kernen 21 50 et. Gerste,
württb. 21 -6. dto. ungar. IS 60 et bis 20 Haber 12 dis 13 «« 40 et. Mehlpreise pro 100 Kilogr. inkl. Sack Mehl Nr. 1: 34—35 ^ dto. Nr. 2 : 31—32 dto.
Nr. 3 : 26 ^ 50 et bis 27 50 et. dto. Nr. 4: 23—24