Der
Amtsblatt für den Aßerawis-Zäezirk Nagold.
^ ^ , ! Erscheint wöchentlich 3mal und kostet halbjährlich
icr (ohne Trägerloh») 1 60 siir den Bezirk ^
2 außerhalb des Bezirks 2 40 -I.
Dienstag den 3. September.
j Jnserationsgebühr für die lspaltige Zeile aus-ge- i ivöhnlichcr Schrift bei einnialiger Einrückung 9 ! bei mehrmaliger je 6 <4.
1878 .
Aboimeiimits-Eiiiladiiiig.
eine Nation yt. Gerade nnnt cne nory ocr ja)werei nitf itns Men lastet, sollten wir uns um so lieber einmal an
Bestellungen auf den „Gesellschafter" für den Monat September nimmt jedes Postamt und die Postboten entgegen.
Amtliches.
Emgeiretener Hindernisse halber kann die theologische Disputation erst Freitags den 13. September stattfinden. — An der Tags zuvor anberanntten Bezirkssynode wird gebeten, die schon auf die vo>jährige Synode ausgegebenen Thesen mitrubringen.
Nagold. 31. August 1878.
K. Dekanatamt. Kemmler.
Zum Sedanstagc.
V.V.6. Wiederum ist der 2. September herbeigekvmmcn, jener Tag von Sedan, welcher uns durch die Demnthignng des stolzen Franzosenkaisers unter den Königlichen Führer der deutschen Heere drastischer als irgend ein anderer den gewaltigen Umschwung der Dinge versinnbildlicht, der sich seit dein Jahre 1870 in unserem Baterlandc vollzogen hat. Schon ist dieser Tag, aus welchem die Ausrichtung des neuen Denschen Reiches hervorging, im Laufe weniger Jahre für das deutsche Volk von selbst ein Natioualfesttag geworden, an dem cS die wunderbare Wendung seiner Geschicke feiert. Auch in diesem Jahre wird cs, soweit die deutsche Zunge klingt und deutsche Herzen schlagen, an einer würdigen Festfeier nicht fehlen.
Wir können uns indes;.nicht verhehlen, das; der Zug zu einer festlichen Feier des Tages diesmal weniger lebhaft ist als früher. Von den Reichsfeinden zu schweigen, scheint selbst in manchen reichsfreundlichcu Kreisen keine rechte Lust zum Feiern vorhanden zu sein.
Grund zur Verstimmung ist freilich vorhanden. Die soeben vollzogenen Reichstagswählen mit ihrem erbitterten Par- tcikampf haben die innere Zerklüftung unserer Nation vor Alter Augen bloß gelegt. Die erklärten Feinde des Reiches haben sich dabei weit zahlreicher gezeigt, als irgend Jemand erwartete. Die Anhänger der Socialdcmokratie treten trotz des Verdam- mungsurtheils, welches aus Anlaß der Attentate auf das Oberhaupt des Reichs über sie ergangen, offen mit ihren auf den Umsturz der bestehenden socialen Ordnung gerichteten Absichten hervor. Die Ultramvutanen lassen sich durch die Friedensnu- tcrhandlnngen, die ihr Oberpriestcr mit dem deutschen Reichskanzler Pflegt, nicht abhalten, ihrer Antipathie gegen die neue Gestaltung der Dinge im Reich rückhalttzloS Ausdruck zu geben. Selbst die angeblichen Bertheidiger von Thron und Altar auf protestantischer Seite machen in unseliger Verblendung mit den geschworenen Feinden von Kaiser und Reich vielfach gemeinsame Sache. Dazu kommt die Uneinigkeit im Lager der liberalen Parteien. Allen Ständen macht sich ferner noch immer der wirthschaftliche Druck mehr oder minder peinlich fühlbar. Auf Aller Herzen, die sich in der Liebe zu Kaiser und Reich geeint wissen, lastet endlich ein Theil der Schmach, welche der Mordversuch entarteter Söhne des eigenen Volkes gegen den verchrnilgswürdlgcn, greisen Kreisen über das gesummte Volk gebracht hatte. Was Wunder, daß eine freudige Feststimmnng seht nicht so voll und ganz zum Durchbruch gelangen will, als es sonst der Fall war?
Und doch sollte es nicht so sein: cs sollte gerade um des Druckes willen, unter dem wir Alle leiden, anders sein. Gerade weil die innere Parteizerklnftnng der Nation gegenwärtig trauriger ist als je zuvor, sollten wir uns der hohen Güter nationaler Einheit und Freiheit, die wir thatsächlich besitzen, um so aufrichtiger freuen. Gerade weil die Social- dcmokraten kein Hehl daraus machen, daß sie die bestehende Ordnung der Dinge Umstürzen wollen, sollten wir an dem starken Ban, zu dem die große Zeit von 1870,71 den Grund gelegt, um so zäher fcsthaltcn. Gerade weil die Römlinge sich ihrer Absicht nicht schämen, trotzdem daß sie sich Deutsche nennen, Deutschland unter das Sklavcnjoch Roms zurückznführen, sollten wir uns um so ernster durch den Tag von Sedan daran erinnern lassen, daß alle Fremdherrschaft, nicht bloß die äußere, ivnderu noch weit mehr die innere, Schmach und Schande für
einem nationalen Festtag an einander schließen, um ans- ge meinsamer Freude neue Lust zur Arbeit zu schöpfen. Gerade weil endlich Jeder von uns sich an dem Verbrechen, daS Deutsche an unserem Heldcnkaiser begangen, mitschuldig fühlt, sollten wir dem erhabenen Opfer deutscher Pflichttreue an dem Tage, der zugleich sein Ehrentag ist, um so lauter entgegeujnbelu, um ihm unsere Dankbarkeit und Anhänglichkeit zu bezeugen und ihn dadurch für die erlittenen Schmerzen zu entschädigen.
Eilte solche möglichst allgemeine Festfeier würde zugleich die beste Waffe im Kampfe wider die Reichsfeinde sein: je deutlicher die Reichsfreundc am Tedantage ihre Einigkeit und Kraft zeigten, um so weniger würden jene es fernerhin wagen, die nationalen Güter anzngreisen und herabznwürdigen.
Wir stehen augenblicklich wieder einmal au einem Wendepunkte unserer vaterländischen Geschichte. In dem neuen Reichstage muß es sich zeigen, ob die Volksvertreter zur Nn terdrückung der reichsfeindlichen Mächte mit der Reichsregieriing Hand in Hand gehen, ob also die Einigkeit, mit welcher bisher Regierung und Volk an dem Ausbau des Reiches zusammen gearbeitet, noch tätiger fvrtdauern soll oder nicht. Wäre es nicht ei» großes nationales Unglück, wenn der Mann, der bis her das Steuer des Reichs mit starker und kluger Hand geführt, durch die Unmöglichkeit, für die Ausführung seiner ferneren Pläne zur Stärkung des Reiches Unterstützung bei seinen bisherigen Mitarbeitern zu finden, gezwungen würde, Beistand bei denen zu suchen, welche Deutschland wieder unter Roms Joch beugen möchten?
Wohlan denn! Stärken wir uns an dem bevorstehenden Sedaittage zum .Kampfe wide- dv Feindx des Reiches durch erneute freudige Würdigung der hohen nationalen Güter, die wir in unserem Deutschen Reiche besitzen! Werden wir uns zumal von Renem bewußt, daß zu wahrer deutscher Freiheit die Befreiung von äußerer Fremdherrschaft vorzugsweise gehört. Schaarcn wir uns vor Altem im Geiste von Neuem um denjenigen, welcher des Deutschen Reiches würdigster Vertreter und Oberhaupt ist, unser» theuren greisen Heldenkniser, mit dem Gelöbnis;:
Ewig treu de m Ka is er u nd Reich!_
Tages-Neuigkeiten.
Deutsches Reich.
Effringen, 29. Aug. Gestern wurde in Anwesenheit des Landeskonseroators Prof. Paulus in der Kirche „zu Unsrer lieben Frauen", welche den gothischen Styl in seltener Reinheit der Durchführung und mustergiltigen Maßverhältnissen zeigt, an den Ge- wölbseiten sämmlicher drei Schiffe ein Theil der wohl- erhaltcuen Malereien, mit welchen dieselbe bis vor 50 Jahren geschmückt war und welche den älteren Ge- meindcgiiedern noch in Erinnerung geblieben sind, durch Entfernung des damals aufgetragenen Kalkanstrichs wieder aufgedeckt. Auch fanden sich unter der Stuhlung im Chor noch einige weitere wohlerhaltene Grabsteine mit Wappen und Inschriften; letztere weisen auf die Familie Grückler in Bulach, deren Angehörige über 400 Jahre lang im Besitz der Pfarrei waren. Es wäre sehr zu wünschen, daß dieses Gotteshaus, an dem sich der Sage nach die genannte Familie arm gebanl haben soll, bei der von dem damaligen Pfarrer ins Werk gesetzten Restauration, welche wegen mangelnder Mittel leider nur sehr allmälig ausaesührt werden kann, schließlich seine volle ursprüngliche Schönheit wiedererlangen möchte. (S. M.)
Calw, 27. Aug. Der Besitzer des benachbarten Gutes Georgenau, Herr Generalkonsul v. Georgii- Georgenau, wurde seit einiger Zeit mit Drohbriefen verfolgt, wenn er nicht 200 an einem bestimmten Tage und Orte niederlege, so werde ihm das Hans angezündet. Ein Landjäger, davon in Kenntniß gesetzt, paßte dem «chlaumayer ab, als er das Geld holen wollle, und machte ihn gleich dingfest. Die eingeleiiete Untersuchung wird das Nähere ergeben.
Bondorf, 28, Arig. Heute Vormttiag wurde
ein hiesiger Bürger, als er seinen Stall betrat, von einem seiner Pferde, welches er erst vor wenigen Tagen gekauft hatte, derart au den Kopf (Schläfe) geschlagen, daß er todt von der Stelle weggctragen werden mußte. D>.r Verstorbene wird, da er ein braver Mann war, allgemein bedauert,
Stuttgart. Das Organ der württembcrgischen Sozialdemokratie, die „Südd. Volks-Zeitung", hat schon vor 2 Monaten anzekündigt, sie werde vom l. Oktober ab statt bisher zweimal wöchentlich dreimal erscheinen. Nunmehr hat aber der Nnssichtsrath der Genos- senschafts-Buchdruckerei, welche das genannte Blatt druckt, eine außerordentliche Generalversammlung aus- arschcieüen mit der Tagesordnung: die Genossenschafter sollen den Aussichtsrath ermächtigen, die Buchdruckerei bei günstiger Gelegenheit zu verkaufen. Unsere Sozialdemokraten sind offenbar der Ansicht, daß das bekannte Sozialdemokratengesetz vom Reichstag im Wesentlichen genehmigt werde, wodurch die „Südd. Volks-Zeitung" und deren Druckerei zu existiren aushören müßten. Auch die Expedition der soz. „Berliner Freien Presse" macht bekannt, daß sie die in ihrem Besitz befindlichen Bücher, Brochürcn rc. von Marx, Lassale und anderen bis zum 15. September um 25°/o billiger verkaufe als seither; nach dem 15. September kosten dieselben wieder den früheren Preis (vorausgesetzt natürlich, daß der unneikaufte Rest nicht vorher konfiscirt wird).
Gaisburg, 30. Aug, Soeben Abends 5 Uhr ist hier ein Verbrechen der gemeinsten Art verübt worden. Ein hiesiger, circa 70 Jahre alter Mann hat seiner dritten, circa 50 Jahr«- alten Ehefrau mit einem Messer (sogenannte Hape) im Beisein einer anderen Frau den Hals abzuschneiden versucht und ihr auch eine lebensgefährliche Verletzung beigebracht. Kaltblütig wartete der Unmensch seine schnell erfolgte Verhaftung durch den Schultheißen am Ort der That ab, mit der gleichgiltigsten Miene dieselbe gestehend. Im Ortsarrest fragte er noch: „Ist se no net he, desmol hau'n i se kriegt, jetzt wird's ihr vergeh'"; das Motiv scheint Z Verdacht der Untreue zu sein. Der Thäter ist seit längerer Zeit ein dem Schnapstrinken ergebener Mensch und Hai schon früher Körperverletzungen ähnlicher Art verübt. Derselbe wurde an das K. Oberamtsgericht Stuttgart abgeliefert, was ihn nicht um seinen guten Humor brachte. (N. T.)
Tübingen. Vor einigen Tagen begab sich das Gerichtspersonal ins sog. Unteramt nach Häs lach, wo eine alte Frauensperson von ihren nächsten Angehörigen, denen das Warten auf die Erbschaft zu lange dauerte, vergiftet worden sein soll.
Knittlingen, 26. Aug. Ein Handel, der wohl seinesgleichen sticht, kam dieser Tage in einem hiesigen Wirthshause zu Stande. Der Bauer N. wollte an Wirth R. seine Kuh verkaufen, konnte aber über den Kaufpreis nicht einig werden. Endlich vereinigten sie sich dahin, N. dürfte den Kaufpreis selbst festsetzen, er erhalte nämlich für jedes Viertel Bier, das er innerhalb einer Stunde zu trinken im Stande sei, als Kausschilling 5 Der Gast brachte es auf 28 Viertel und erhielt als Kaufschilling 140
Aalen, 27. Aug. Vorgestern verunglückte an einem Bahnübergang zwischen hier und Essingen ein 3jähriges Mädchen, das trotz der Warnung des Bahnwärters unter dem Schlagbaum durchschlüpfte und sich an die Schienen heranmachte. Der Zug kam, erwischte das Mädchen am Kopfe und der eingelretene Schädelbruch hatte den sofortigen Tod zur Folge.
Welzheim, 29. Ang. Stadiacciser K., der in einem Wald angefallen und einer Summe von über 600 beraubt worden sein wollte, ist heute früh wegen Verdachts der Unterschlagung verhaftet worden.
Wegen Unr e in li ch k ei t im Geschäftsbetrieb hat das Stadtgericht zu Bayreuth 8 Bäcker zur Strafe gezogen und ihre Namen veröffentlicht.
Vor ein paar Tagen starb in Pass au eine be-