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Amtsblatt für den Aßemmts-Zäezirk Wagold.
S Erscheint wöchentlich Smal und kostet halbjährlich i ^ ! J'^rationsnebühr für die Upaltige Zeile aus ge-1 ^
^ ^ ^ ' . . ^ Donnerstag den 29. August. ^ wohnlicher Schrift 8 - 4 . ! loso.
1 ! hier (ohne Trägcrlohn) 1 ftL 60 -ü, für den Bezirk
^ ^ ^ ^il, außerhalb des Bezirks 2 «L 40 -4.
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Nagold
Verlängerung der Flostsperre.
Die unterm 19. d. M., Amtsblatt 'Nr. 98, verfügte Floßspcrrc auf der im Nagolder Oberamlsbezirk gelegenen Strecke des Nagold-Flusses wurde bis Samstag den 7. nächsten Monats verlängert, was mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntnis; gebracht wird, das; Zuwiderhandlungen mit Ungehorsamsstrafen bis zu 20 Thaler oder 8 Tage Haft belegt werden.
Den 28. August 1878.
K. Oberaml. Güntner.
Gestorben: den 23. Aug. im Bad Ems: Friedrich Keppter, feu. von Calmbach, 64 Jahre alt.
Von den 73 Schülern, welche sich bei der diesjährigen Konkursprüjung für die Ausnahme in das evangelische Seminar zu Schönthal eingefunden haben, sind 30 als Seminaristen ausgenommen Mrden, darunter: Böltz, Emil, Sohn des Oberamtmanns in Oehringen (früher in Nagold), Hölzle, Mar, Sohn des ch Oberamtsarztes in Nagold, Kißling, Heinrich, Sohn des Oberamtsrichters in Nagold, Zeller, Karl, Sohn des Pfarrers in Ebhausen.
Tages-Neuigkeiten.
" Deutsches Reich.
^ 1/" A lt en st ai g Stadt, 27. August. Unsere
Kinderwelt wird gegenwärtig stark von der Halsbräune, welche schon vorigen Winter manche Opfer forderte, heimgesucht. Vergangene Woche starben aus einem Hause 2 Brüder, blühende Knaben von 7 und 8 Jahren; sie wurden in Ein Grab gebettet. Und diese Woche sind abermals 2 Kinderleben (ebenfalls im Alter von 5 Jahren) der heimtückischen Krankheit erlegen. Was Wunder, wenn diese Sterbfälle, welchen sich noch viele Erkrankungen derzeit anreihen, Schrecken und Sorge in unsre Elternherzen und in die ganze Gemeinde bringen. In unfern Nachbarorten scheint die Krankheit weniger epidemisch aufzulreten, wenigstens ist dem Einsender dieses (mit Ausnahme des Enzthals) nichts hierüber bekannt.
S tu ttg ar t, 26. Aug. Am Samstag Abend um 6 Uhr ist der mehrfach erwähnte von Hrn. Louis Schweitzer arrangirte Extrazug von Stuttgart zur Weltausstellung nach Paris hier abgegangen. Mit demselben fuhren 200 Personen nicht allein aus Württemberg, sondern auch aus Pforzheim und Karlsruhe; der Extrazug war aus 9 württ. Wagen 2. Klasse zusammengesetzt. (Neue Ztg.)
Stuttgart, 26. Aug. Die obere Leitung der statistischen Erhebungen über die Tuchsabrikation und den Tabak- Handel ist für Württemberg dem statistisch topographischen Bureau übertragen. Für die weiteren Ermittelungen im Umsange Zes Königreichs Württemberg ist sodann mit dem Sitze in Stuttgart eine Bezirkscommijsion eingesetzt worden, in welche nach vorheriger Vernehmung der Centralstellen für die Landwirthschaft und für Gewerbe und Handel auf den Vorschlag des Finanzministeriums durch die Reichs-Enqnete- Kommission berufen wurden: als Vorsitzender der Direktor des statistisch-topographischen Bureau Dr. v. Nlecke und als Mitglieder: Oekonomierath Ramm in Stuttgart, Fabrikant Gust Reininger in Stuttgart, Kaufmann G. Hauck in Heilbronn. Diese Kommission ist angewiesen, das Material zu Beantwortung der ihr von der Tabak-Enquetecommission vorgelegten Fragen über den Tabakbau, den Handel mit Rohtabak, über die Tabakfabrikation und den Handel mit Tabaksabrikation im Bereich des Königreichs je nach Umständen durch Rückfragen bei den Gemeindevorständen, bei den landwirthschaftlichen, gewerblichen oder kommerziellen Vereinen, bei den Handels- und Gewerbekammern, bei den Steuer- und politischen Behörden, oder auch durch Vernehmung einzelner Pflanzer, Fabrikanten und Händler, durch Einholung von Gutachten u. s, m. sich zu verschaffen.
Die neueste Nummer des „Regierungsblattes sür das Königreich Württemberg" enthält zwei Königliche Ver- ordnungem, aus die wir die Aufmerksamkeit unserer Leser besonders hinlenken möchten. Die eine derselben betrifft die Hegezeit des Wildes für die einzelnen Arten von Haar- und Federwild. Die zweite Verordnung betrifft den Schutz
der Vögel. Danach ist zu jeder Zeit des Jahres verboten, Vögel der nachbezeichneien Arten zu sangen oder zu tödten, oder denselben zum Zwecke des Fangeus oder Tödtens nach; »stellen: den unbedingten Schutz genießen: alle Laubvögei und Grasmücken, dis Erdsänger iNachtigallen, Roth- nnv Blaukehlchen und Sprosser), die Rohrsänger, die Schmätzer, die Schwalben, die Fliegenfänger, die Meisen, die Bachstelzen, die Pieper, alle Lerchen, alle Drosseln, >Singvroffetn, Amseln, Ziemer, Krammsisvözet:c.), beide Goldhähnchen, beide Rolhictnvänzchen, die Brünetten, der Zaunkönig, die Baumkleiber (Spechtmeisen), alle Spechte (pici), der Kukuk, der Wiedcbops, die Mandeikrähen (Blauracken), die Nachtschwatben (Ziegenmelken), die Mauersegler, die Wasseramseln (Wasserschmätzer-, die Goldamseln (Pirole), die Kiebitze, die Lachmöven und alle Eulen, mit Ausnahme der Uhu. Dagegen^ dürfen als schädliche Vögel das ganze Jahr über (von den zur Ausübung der Jagd Berechtigten) gefangen und erlegt werden: von den Ranb'oögeln der Uhu, die Weihen, die Habichte (Hüonerüa- bicht unv Sperber), beide Milane, die Adler und Geier, die Falken, mil Ausnahme der Thurmfalken: sodann weiter: die Elster, der große Würger, der Kolkrabe und der Fischreiher.
Die orientalischen Wirren der letzten Jahre haben der Rolt weiter Pulverfabrik eine wesentliche Abzngsqnelle eröffnet, außer den im Verlaufe dieser Zeit verschieden abgegangenen Exlrazügen mir Pulver gehen heule und morgen je ein solcher mil zusammen 88 Wagen ab, welche sür Rußland bestimmt sind.
In scedors, O.A. Oberndorf, schlug am 24. Aug., Vormittags 144/, Uhr, der Blitz in ein Wohnhaus samml Scheuer, weiche tofort ganz abbrannte».
Bon der Schüssen, 24. August. Gestern Freitag Mittag hatten wir Gelegenheit. in Ravensburg folgendes Unikum zu sehen. Im Schiachthause daselbst hatte ein dortiger Mezger gerade eine trächtige Kuh geschlachtet, beim Oeffnen derselben fand sich ein sonst normal gebildetes Kalb, aber ohne Kops vor. Der Hals spitzte sich »ach vornen ganz zu unv das Tvier scheint durch me beiden großen Ohren die uölhtge Nahrung zu sich genommen zu haben, was wir auch von Sachoersiäudlgen bestätigt erhielten: man beabsichtigt, die Haut auszustopfen, waS wohl nicht der Mühe uuwerlh wäre. (Neue Zig.)
Zreiburg, 24. Aug. Der «Bad. Landesztg." wird berichtet: Heute Abend 6 Uhr hatten vis Mannschaften der Spritzen Nr. 2 und 4 unserer Feuerwehr eine Uebung am städtischen Kornhause. Nachdem sie mehrmals Feuerwehrmänner im Rettungskorbe harten von der Höhe beradziehen lassen, wurden auch 2 Knaben von 9—40 Jahren in dem Korde huiausgezogen. Als der Korb bereits bis zum 4. Stockwerke des Gebäudes — dasselbe ist von bedeutender Höhe — gekommen war, brach ver Riemen und die Kinder -Kürzten von der Höhe herab. Wie man hört, soll der eine Knabe todt, der andere schwer verletzt sein. Die Aufregung über den unglücklichen Vorfall ist hier eins große.
München, 21. August. Der praktoche Arzt, Dr. Hacker (Sociai-Demokral) wird mit Ablauf der Saison seinen Posten als Direktor der Kaltwasserheilanstalt auf- geden, da nach Ansicht des Badebesitzers dis politische Gesinnung desselben sich mil vesien Stelle als dirigirenber Arzt nicht vertrage.
München, 29. Aug. Mit Genehmigung des Königs findet im nächsten Jahre eine internationale Kunstausstellung in München statt, die sich alle 4 Jahre wiederholen soll; der König hat bas Protektorat derselben übernommen. (Neue Zig)
München, 26. Aug. Vom hiesigen Militärbezirks- gerichte wurde der Hornist des 2. Jnf.-Reg. zu 10 Jahren Gesängniß verurtheUt, weit er sich einem Unteroffiziere mit Gewalt widersetzte unv dabei ausricf: „Wo sind denn die Sozialdemokraten, sie sollen leben, hilft mir denn Keiner von ihnen?"
Bismarck über den neuen Reichstag. Das „D. M.-Bi." erzählt: Ais Fürst Bismarck rn Kissingen die ersten zuverlässigen Rachrichten über das Gesammtergebniß der Reichstagswahlen erhielt, sagte er — wie glaubhaft versichert wird: „Ein netter Reichstag! Ich bin nur neugierig, wie Siolberg mit ihm fertig wird!" krobntnm ost.
Berlin, 24. Aug. Das „Berliner Tagblatt" rechnet in seinem heutigen „Die Regierung und die Parteien" überschriebenen Leitartikel aus, daß wenn die Regierung ihren während der Wahlen eingenommenen Standpunkt festhalten wolle, wonach auch die National- liberalen von ihr als .Feinde" betrachtet werden — daß dann volle drei Viertel des deutschen Volks, also 30 Millionen, als Gegner zu betrachten wären. Bei der bekannten Geneigtheit der Nationalliberalen, die
Negierung zu unterstützen, dürste übrigens die Sache in Wirklichkeit nicht gar so gefährlich sein. Immerhin ist cs lehrreich zu sehen, zu welchen Konsiguenzen der politische Fanatismus führt, der jeden Andersdenkenden sofort als „Feind" brandmarkt. (Neue Z.)
Berlin, 25. Ang. Wie aus polizeilicher Quelle verlau!.!, wird Nobiling demnächst in ein Irrenhaus überführt werden. Sein jetziges Benehmen läßt die anfängliche Vermuihung, daß er eine Verletzung des Gehirns erfahren habe, wieder an Wahrscheinlichkeit gewinnen. Er gibt auf die gestellten Fragen keine Antwo-.t und verhält sich überhaupt seiner Umgebung gegenüber vollkommen apathisch. Seine Uebersührung ins Irrenhaus soll vorläufig zum Zweck einer Beobachtung darüber stattfi-iden, ob er Blödsinn simulire. Wissenschaftliche Vertreter finden diese Ansicht aller« dings nicht.
Berlin, 26 Aug. Mil großer Spannung werden die Beschlüsse der Pienar - Versammlung des Buudesraihs betreffend das Socialisten-Gesetz erwartet. Der Justiz-Ausschuß empfiehlt Zustimmung, aber wichtige Aendernngen. (Fr. I.)
Ais der eigentliche Verfasser des S ozi alisten- Gesetze nt wurfs wird der „Weserzritung" zufolge der Minister des Innern. Gras Eulenburg, bctrach- iet, uns diesem dürfte wohl auch im Vereine mit dem Präsidenten des Neichsjnstizamtes hauptsächlich die Vertretung der Vorlage im Reichstage zufallen. Das persönliche Eingreifen des Fürsten Bismarck in diese Debatte, dem man mit Scherheit entgegensieht, dürste sich nach dem genannten Blatt nur auf die in Betracht kommenden allgemein politischen Gesichtspunkte beschränken. Mil Spannung sieht man auch den ersten Auftreten des Grafen Siolberg entgegen. Es gilt jetzt als wahrscheinlich, daß Graf Siolberg die Eröffnung der Neichstagssession vollziehen werde, da der Reichskanzler voraussichtlich erst gegen Mille September in Berlin eintreffen wird. Graf Siolberg wird nunmehr die Leitung der politischen Geschäfte in die Hand nehmen und voraussichtlich fürs Nächste Berlin nicht verlassen.
Die Präsidentenwahl im Reichstage wird keineswegs so glatt verlaufen, wie dies bisher der Fall war; jedenfalls wird man sich auf interessante Vorgänge gefaßt machen können, da in der Thal das Centrum als stärkste Partei im Reichstag auf einen Platz im Präsidium besteht. In Negiernngskreisen hall man daran sest, daß die Reichstags-Session den Zeitraum von drei Wochen nicht übersteigen werde.
Der zweite Sohn deS Reichskanzlers, Graf Wilhelm v. Bismarck, wird in dem Wahlkreise Langensalza- Mühlhausen bei der Nachwahl an Stelle des Ministers Friedenthal kandidiren. Der Graf ist von Gastein abgereist, um sich den Wählern vorzustellen. Die Liberalen haben ihm den Rechtsanwalt Wölffel entgegengestellt, nach andern Blättern den Professor Reuleaux. Der von den Konservativen ausgestellte Oberpräsident v. Münchhausen ist zu Gunsten des Grafen Bismarck zurückgetreten.
Das Gesuch des Professor Virchow um Ueber- lassung des Hödet'schen Schädels ist, wie die „Post" ersähet, vom Kammergericht abschlägig beschicken worden. Desgleichen ein ähnliches Gesuch des Herrn Castan vom Panoptikum.
Elberfeld, 26. Aug. Die „Elberfelder Ztg." meldet: Heute Vormittag 9 Uhr lebhaftes Erdbeben mit Wellenbewegung von Norden nach Süden. Dasselbe wurde auch in Köln, Dortmund, Osnabrück wahrgenommen.
Barmen, 26. Aug. Wie die „Barmer Ztg." meldet, fand heute Morgen nach 9 Uhr Hierselbst ein ziemlich heftiger Erdstoß statt. Tische und Pulte in den oberen Etagen wackelten; in den Schaufenstern ausgestellte Gegenstände fielen um; die Giebel der Häuser wiegten sich hin und her und die Häuser hoben und senkten sich.