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Amtsblatt für den Kberamts-ZLezirk Hagolt».
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Erscheint wöchentlich 3mal nnd kostet halbjährlich hier (ohne Trägcrlohn) 1 60 «>, für den Bezirk
2 außerhalb des Bezirks 2 40 ^j.
Dienstag den 27. August.
i Jnscrationsgebühr sür die Ispaltiae Zeile aus gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 -l, bei mehrmaliger je 6 -t.
1878.
Eisenbahnzüge der Station Nagold vom 15. Mai an.
Nack Calw: 6,5», 10,4», 3,»s, 5,-», 9,rr.
Nack Horb: 5,s 8,»o, 11,»»/ 3,»», 7.«.
Abmmeinents-CinlMng.
Bestellungen auf den „Gesellschafter" für den Monat September nimmt jedes Postamt und die Postboten entgegen.
Amtliches.
Nagold.
An die Ortsvorsteher.
Die Wilhelmsspende betreffend.
Nach einer Zuschrift des geschäftsführenden Aus» schusses für die Wilhelmsspende fehlen aus einer großen Zahl von Ortschaften noch die Sammellisten für die Wilhelmsfpende.
In Folge Ansuchens des genannten Ausschusses werden die Herren OrtSvorsteher veranlaßt, da der Abschluß der Sammlung bis zum 1. künftigen Monats ersolgen soll, etwa noch rückständige Sammellisten sofort an den genannten Ausschuß in Berlin abzusendcn und die gezeichneten Beiträge an die kgl. Württemb. Hofbank in Stuttgart oder an jenen Ausschuß direct abzuliefern.
Den 25. August 1878.
K. Oberamt. Güntner.
Nagold.
An die Standesämter.
Die noch rückständigen Anzeigen über den Bedarf an Standes- und Familienregister, Formularien für das Jahr 1879 (Amtsblatt Nro. 98) sind umgehend zu erstatten.
Den 26. August 1878.
K. Oberamt. Güntner.
Schutzzoll und Freihandel.
Dos sind Schlagworte, die bei den letzten Wahlen vicl- fach Anwendung gesunden haben und die doch für die große Menge nnd ebensogut für viele Gebildete gar nicht so leicht verständlich sind. Das allerdings werden sich die Meisten sa gen können, daß Schutzzoll die Besteuerung fremder Waaren ist, die in's Land eingeführt werden sollen, zu Gunsten der inländischen Fabrikation, während der Freihandel die Einfuhr fremder Waaren ohne alle Besteuerung gestattet. Der Zoll auf Kaffee, auf rohe Baumwolle, auf Petroleum wäre z. ^ kein Schutzzoll, weil wir im Inland? diese Erzeugnisse nicht selbst prodnciren. Daraus geht hervor, daß Schutzzoll nnd Freihandel eigentlich gar keine geraden Gegensätze sind, denn ein Land könnte ohne alle Schutzzölle sein nnd hätte doch noch keinen Freihandel.
Man muß unterscheiden zwischen Eingangsstenern und Verbrauchssteuern: erstcre werden für cingeführte Waaren, z. B. Kaffee, Reis, Gewürz w. gezahlt, letztere für im Inland erzeugte Wcrthc, z. B. Salz, Branntwein, Bier :c. Diejenige Eingangsstener, welche von Waaren erhoben wird, die auch im Jnlandc fabricirt werden und erhoben wird, damit das ausländische billigere Fabrikat nicht den inländischen Mark! überschwemme nnd die Industrie lahm lege, heißt Schutzzoll. Solche Schutzzölle haben wir in Deutschland bereits, aber in weit geringerem Maße als andere Länder, wir haben einen mäßigen Zoll ans Eisen, einen ziemlich hohen ans Wein ldaher kommt's, daß wir die sonst so billigen österreichischen nnd ungarischen, Tyroler nnd französischen Weine thener bezahlen nnd so viel gepanschtes nnd gemanschtes Zeug trinkenferner einen Zoll auf alle Arten von Gewebe». Die Industriellen aber nnd vor Allem die der Eisen, der Baumwollen und Leiuenindnstrie klagen bitterlich, daß die bestehenden Schutzzölle viel zu niedrig seien, daß die inländische Industrie zu Grunde gehen müsse, wenn nicht bald Abhülfe geschafft werde.
Es ist in der Timt außerordentlich schwierig, selbst sür den Fachmann, wie viel mehr für den Laien, zu entscheiden, welches das Richtige sei, und man kann hier nicht mehr nach der Theorie, man muß mit den Thntsachen rechnen. Für die
Völker wäre es eine recht annehmliche Sache, wenn alle Zölle
nnshörten und der vollständigste, ungebundenste Freihandel allenthalben herrschte. Allein die Wirklichkeit ist eine ganz andere, die Staaten brauchen Geld nnd der Zoll ist eine der leichtesten Besteucrnngsformen: unsre Nachbarstaaten erheben sümmtlich hohe Eingnngszölle nnd wenn Deutschland nicht auch seinerseits solche Schranken nnsrichtete, so würde es zwar billige Waaren vom AnSlande beziehen nnd dafür sein Geld ansgebcn, aber nicht seine eigenen Waaren ans Ausland absetzen, folg lieh mehr ansgeben als einnehmen, nnd das muß zur Verar mnug führen.
Wollte man aus der anderen Seite die Schutzzölle zu hoch stellen, daß nur ganz wenige oder gar keine ausländische Waaren der betreffenden Art eingesührt würden, so hätte nicht allein der Staat eine merkliche Einbuße a» Zöllen, sondern die inländische Industrie würde auch ihre Preise erhöhen nnd wir bezahlten den Unterschied, nicht in die Staatskasse, sondern in die Tasche weniger Einzelner, nnd das wäre auch kein Ge winn sür's Volk.
Man kann also nicht Freihandel einfübren wollen, so lange unsre Nachbarstaaten Schutzzölle haben, man kann aber auch nickt wünschen, daß die Schutzzölle außerordentlich erhöht werden zum Vortheil Weniger und znm Nachtheil der großen Menge. Die richtige Mitte thnt's, möge die der neue Reichstag finden. (Dfz.)
Gestorben: den 21. August zu Herrcnberg: Flaschner Marquardt, 40 Jahre alt.
Tübingen. Zum Hausmeister an dem neuen akad. Kranlenhause wurde ernannt: Gölz, Feldwebel der 11. Comp, des hies. FüsilierbataillonS. Im Ganzen hatten sich zu diesem Posten mehr als achtzig, allen Ständen angehörende Personen gemeldet.
Tages-Nerrigkeiten.
Deutsches Reich.
** Nagold, 25. Aug. Letzten Freilag machte ein Bauer von Oberjettingcn, der in den mittleren Jahren stand, seinem Leben durch Erhänge» in seinem neuerbauteu Hause ein Ende. Zerrüttete häusliche und Bermögensoerhällmsse, ohne religiösen Hall, scheinen den Unglücklichen, der mehrere Kinder und eine anderwärts für sich lebende Frau hinterläßt, zu dem ver- zweiflnngsvollen Schritt veranlaßt zu haben.
»Nagold, 26. Aug. Gegenüber anderen größeren und kleineren Städten, die aus den OrlSkassen zur heurigen Sedansseier leider keinen Beitrag mehr bewilligt erhalten, können wir zu unserer Freude und zur Ehre unserer Väter der Stadt miltheilen, daß letztere, um das Kinderfest mit dieser Feier verbinden zu können, nicht nur für dasselbe, sondern auch zur würdigen Ausführung der Feier des hochwichtigen Erinnerungstages selbst einen namhaften Beitrag aus der Stadlkasse bewilligt haben.
2 25. August. Es ist eine nicht seltene Erscheinung, daß in unfern Tannenwäldern mitten unter den Stränchern der schwarzblancn Heidelbeere eine Abart mit weißer, jener an Größe und Geschmack gleichen Beere angetrofsen wird. In einigen Distrikten des Wclzheimer- nnd Mainhardter Waldes findet sich die weiße Heidelbeere noch viel häufiger auf größerem Raume. Nach einer Mittheilung in „Neuberts deutsch. Mag. sür Garten- und Blumenkunde" dürfte der Unterschied der verschiedenen Farbenbiidung daher rühren, daß die blauschwarze Frucht den mineralischen Bestand- theilen des Bodens (Eisen od. Mangan) ihre Farbe verdanke, während der Boden der berührten Abart dieser Bedingung ermangele, also nicht auf sandigem, mineralischem Wald-, sondern auf sandigem, qnarzhal- tigem Heideboden wachse. Demgemäß müßten sich die angezogenen Unterschiede der Bodenverhältnisse im diesseitigen Schmarzwaldgebiet oft ans kleinem Raume begegnen. Es scheint mir jedoch eine noch offene Frage zu sein, worauf die verschiedene Färbung der neben einander wachsenden Heidelbeeren sich gründe. Botaniker und Geognosten mögen ihre Ansichten und Er
fahrungen zur Belehrung des Einsenders und anderer Naturliebhaber veröffentlichen.
Seit einigen Jahren wird das Dorf Hochdorf, OA. Horb, als Luftkurort von Familien aus der Residenz mit gutem Erfolge benützt. Auch Heuer hat sich wieder eine größere Anzahl von Sommerfrischlern daselbst eingefunden.
S n lzbach am Kocher. (Corresp.) Heute wurden zwei geachtete Männer aus unserer Milte zur letzten Ruhe bestallet, wo jedesmal unser geschätzter Liederkranz und viele Freunde aus Nah und Fern den Verstorbenen die letzte Ehre erwiesen. Cs ist dies der ledige 46 Jahre alte Johann Horlacher; derselbe führte von hier nach Hall Langholz, wobei er beim Sperren des Wagens unler das Hintere Rad kam, welches ihm den Kopf so zerdrückte, daß er augenblicklich todt auf dem Platze blieb. Der zweite Fall betraf den hiesigen Bürger Martin Engel, welcher am 20. ds.. Morgens bei seinem Sohne todtaufgefunden wurde, nachdem er noch Abends zuvor in der Wirlhschail auf Schloß Schmi- delfeld heiler und vergnügt gewesen.
Tübingen, 20. Äug. Vom Krcisgenchtshofe wurden heute die Sludirenden v. Bonin, Mitglied des CorpS „Pom> merania" in Greisswaide, und Fritz Scknapaui, Mitglied des Corps „Suevia" hier wegen Vergehen des Zweikampfes (Schläger-Mensurj zu je 3 Monaten Festungshaft vcrurlheilt.
Ulm, 21. Aug. Man schreibt der .Neck-Ztg." Gegenwärtig läßt sich hier ein junger Russe, Namens Krobetkosf, sehen, der ohne Arme und Beine zur Welt gekommen ist. An der Stelle des rechten Armes befindet sich ein kurzer Stumps, den er mit Hilfe des Kopfes so geschickt zu gebrauchen weiß, daß er selbst zu essen und zu trinken nnd sogar zu schreiben vermag. Unten am Rumpfe scheinen sich an Stelle der Füße 2 Stümpfe zu befinden, die ihm ermöglichen,' von einem Stuhle auf den andern zu springen und auf dem Boden sich hüpfend fonzubewegen. Er sicht intelligent aus und hat eine Lebensgefährtin gefunden, die ihm bald Va- lerfrenden gewähren wird. Er hat sich im Laufe weniger Jahre die deutsche Sprache in dem Maße an- geeignet, daß er sich ziemlich geläufig in derselben auSzudrncken versteht.
Leonberg, 21. Aug. (Landwirthschaft- liches.) Herr Staatsministcr Freiherr von Varnbüler in Hemmingen ließ kürzlich 15 Stück trächtige Kühe und 1 Farren in Holstein aufkaufen, um den Versuch zu machen, neben Gewinnung eines größeren nnd vorzüglichen Milchqnantums die Züchtung schöner Thicre zu bewerkstelligen. Letzten Samstag begaben sich einige Mitglieder des landwirthschaftlichen Vereins nach Hem- mingcn und besichtigten das vor einigen Tagen angc- kommene Vieh; heglen diese Herren schon zum Voraus die Hoffnung, schöne Thiere zu treffen, so wurden die Erwartungen vollkommen übertroffen, die Kühe liefen auf der Weide, roth gesteckte und rothe Thiere von schönem Wüchse, kleinem freundlichem Kopfe, dünnem Halse, zartem Knochenbau, durchschnittlich 65 Cm. breiter und entsprechend langer Gruppe, ebenem Rücken und mit demselben gleichstehendem dünnem Schwänze, seiner Haut, lebend Gewicht bis zu l l Zentner, wirklich schöne Thiere, über deren Nutzen der Kenner keinen Augenblick im Zweifel sein kann, da sämtliche Zeichen der Milchergiebigkeit vorhanden.
Seit Einführung der Civilehe kam jetzt der dritte Fall in Nürnberg vor, daß ein Bräutigam christlicher Confession ein Mädchen israelitischer Religion heira- thete, ohne daß ein Neligionswechsel stattfand.
Die Wilhelms spende hat in Bayern in 6600 Gemeinden einen Gesammibeirag von 124,000 geliefert. — Das „Fränk. Volksblatt" schreibt aus Würzburg: „Bor einiger Zeit wandte sich ein Soldat des 9. Infanterie-Regiments an den gerade mit dem Dienst beauftragten Unterarzt und bat um Aufnahme in's Lazareih, da er krank sei. Der Unterarzt wies ihn ab, weil er Simulant und berauscht sei. Mehrere Tage darauf veranlagte der Chef-Arzt die